ich bin Zera

  • Hallo,

    möchte mich kurz vorstellen.
    Vor nun fast über neun Jahren habe ich aufgehört, Alkohol zu trinken. Das war eine meiner wichtigsten Entscheidungen im Leben, und dadurch hat sich viel bei mir verändert. Ich selber habe viel verändert. Heute habe ich kein Bedürfnis mehr nach Alkohol, aber ich habe ein Bedürfnis danach, mich mit anderen ab und zu über dieses Thema auszutauschen. Von anderen zu lernen, und anderen vielleicht demnächst auch bei ihrer Selbsthilfe zu helfen. Ein Widerspruch vielleicht?
    Ich weiß nicht. Ich möchte es herausfinden.

    LG Zera

  • Hallo!

    Ich lebe seit mehr als 3 1/2 Jahren abstinent. Wegen des regelmäßigen Austauschs und um meine Abstinenz zu sichern, bin ich hier.

    Was Du aber nach 9 Jahren noch in puncto Abstinenz lernen willst, erschließt sich mir auf den ersten Blick nicht. ;)

    Ansonsten sehe ich keinen Widerspruch zwischen Lernen und Beraten. Das macht doch die Selbsthilfe erst aus.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich bin m, 55, Alkoholiker und nun auch schon über 10 Jahre trocken.

    @ Rekonvaleszent: Und natürlich kann man auch nach Jahren der Trockenheit noch Einiges über die Abstinenz erfahren/lernen - nämlich u.a., dass es nicht nur den EINEN Weg gibt. Wenn ich mir meine Posts und Meinungen anschaue, als ich vor ein paar Jahren hier im Forum einstieg ... Ich habe hier Einiges gelernt und auch meine Meinung zu einigen Dingen revidiert - nicht zu allen ;)

    In diesem Sinne: Nochmals Herzlich Willkommen, Zera!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Zera,

    ich bin selber erst so kurz hier (siehe mein Vorstellungsthread), dass es sich seltsam anfühlt, „Herzlich willkommen“ zu sagen. Aber ich freue mich, dass du hier bist, und wünsche uns einen guten Austausch.

    Und jetzt erstmal einen guten Start in die Woche.

    Viele Grüße
    Camina

  • Hallo Zera,

    schön das Du hier bist! Herzlich Willkommen.

    Als ich hier ankam war ich auch schon einige Zeit trocken und verspürte das Bedürfnis mich mit meiner Sucht weiter auseinander zu setzen. Ich hatte das in den ersten Monaten und auch Jahren meiner Trockenheit zwar ausführlich getan, also auch mit externer Hilfe, mit regelmäßigen Hilfsangeboten und Gesprächen mit unterschiedlichsten Menschen, jedoch waren diese "offiziellen Termine" dann ja mal vorbei. Ich war trocken, es ging mir prima und ich hatte keinen akuten Bedarf mehr.

    Eine Selbsthilfegruppe, die ich mehrere Monate lang besuchte, hatte ich verlassen. Weil ich mich dort nicht mehr so wohl fühlte bzw. es nicht das war, was ich mir auf Dauer vorstellen konnte. Diese Gruppe war für mich Gold wert, weil sie mich von Tag 1 an ohne Alkohol begleitet hatte, jedoch für meine weitere Entwicklung nachdem ich einigermaßen stabil war, war sie nicht das richtige.

    Irgendwann kam ich dann hier an, eben mit dem Wunsch ab und zu mal was über meine Sucht zu lesen, auch noch weiter darüber zu lernen. Besonders interessant fand ich (und finde ich immernoch) Geschichten von Menschen, die nach ewig langer Zeit ohne Alkohol rückfällig wurden. Solche Menschen sind hier glücklicherweise nicht oft, jedoch immer wieder mal. Und wenn ich dann lese, dass jemand nach 20 Jahren ohne Alkohol wieder mit dem Trinken begann, dann versuche ich daraus zu lernen. Reflektiere mein eigenes Leben, gleiche es ab mit dem was der Betroffene geschrieben hat, denke nach, ziehe Rückschlüsse usw.
    Über die Zeit die ich hier verbrachte hatte ich immer häufiger den Wunsch, auch mal zu schreiben, wie es bei mir gelaufen ist, wie ich es geschafft habe usw. Ich merkte, dass sich viele Alkoholikergeschichten gleichten, dass viele Ähnliches wie ich erlebt hatten oder gerade erleben und dass es trotzdem doch eine ganz individuelle Angelegenheit ist und kein Weg dem anderen gleicht. Und da merkte ich plötzlich, dass meine Erlebnisse und Erfahrungen für andere interessant sein könnten. Ich verspürte das Bedürfnis ihnen zu sagen: "Hey, ja ich weiß was Du meinst, hatte ich auch. Ich hab das damals so und so gemacht, vielleicht klappt das bei Dir auch".

    Ja und so ergab es sich dann das ich hier immer mehr schrieb. Und jeder der hier schreibt hat seine Erfahrungen ist bestimmten Bereichen gemacht. Und jeder hat Erfahrungen, die anderen nützlich sein könnten.

    Also, schön das Du da bist! Ich freue mich von Dir zu lesen!

    LG
    gerchla

  • Hallo Zera,

    tolle Leistung – 9 Jahre abstinent und Dein Leben in Freiheit (vom Alkohol) gelebt!

    Ich kann das sehr gut nachvollziehen und finde es hervorragend, dass Du Dich trotz bestehender Abstinenzstabilität mit anderen Betroffenen austauschen möchtest.
    Da die Sucht, wie Du sicher selbst festgestellt hast, lediglich das Symptom von Defiziten im Leben eines Menschen ist, und es keinen einzigen Lebensbereich gibt, in den sie nicht eingreift, erschließen sich für manchen suchtkranken Menschen Bereiche, die sonst vermutlich verschlossen geblieben wären, weil es keinen offensichtlichen Grund gegeben hat, sie in den Fokus zu nehmen.
    Betroffene, die sich dann nicht allein mit der Abstinenz zufrieden geben möchten, sondern darüber hinaus weiter „an sich arbeiten“, sind in der Selbsthilfe immer gern willkommen!
    Nicht nur für andere Hilfesuchende sind sie eine Bereicherung, auch sie selbst profitieren in hohem Maß von ihrem Engagement.

    Ich selbst bin im Kreuzbund engagiert. Neben dem Austausch mit anderen, in ihrer Abstinent erfahrenen Kreuzbundfreunden, erlebe ich dabei immer wieder eine Bereicherung durch vertiefende Seminare und Fort- und Weiterbildungen.
    Die fachlichen Erkenntnisse, die Forschung und die Behandlung von suchtkranken Menschen bleiben auch bei dieser Erkrankung nicht stehen, und wird permanent fort- und weiterbetrieben.

    Viele Bereiche des Lebens, die ich wohl ohne meine Suchterkrankung und mein Engagement in der Suchtselbsthilfe nie oder nur am Rande kennen- und schätzen gelernt hätte, kann ich heute, mit Hilfe und Unterstützung des Kreuzbundverbandes für mich erschließen.
    Daneben gibt es für geeignete Betroffene Ausbildungen zur/m Suchthelfer*in oder zur/m Gruppenleiter*in. Damit kann das erlernte Wissen und ihre Fähigkeit dann gezielt in der Suchthilfe eingesetzt werden.

    Es ist also überhaupt kein Widerspruch, wenn Du trotz oder gerade wegen Deiner stabilen Abstinenz das Bedürfnis verspürst Dich zu engagieren.

    *Anmerkung: Der Kreuzbund ist ein Fachverband des Caritasverbandes (Suchtberatung) und ein katholischer Verband. Ich bin dem Kreuzbund seit nunmehr fast 30 Jahren verbunden, respektiere die grundsätzlich zugrundeliegende christlich-katholische Einstellung und das Grunsatzkonzept, wurde aber in den vielen Jahren noch nie religiös "belästigt". Ich selbst bin bekennender Agnostiker und gegenüber allen Konfessionen sehr kritisch eingestellt.

  • Hallo Rekonvaleszent,

    wenn es nur um die Abstinenz gehen würde, dann würde ich dir Recht geben.
    Mir geht es aber um Trockenheit. Ich unterscheide zwischen Abstinenz und Trockenheit. Trocken zu leben verselbstständigt sich zwar auf eine gewisse Art und Weise im Laufe der Zeit. Aber ich möchte auch weiter so zufrieden trocken sein, wie ich es jetzt bin. Und da kann es doch nicht schaden, bei anderen zuschauen, wie sie es so machen.

    LG Zera

  • Hallo Greenfox und Camina, danke euch.

    Hallo Gerchla, Danke für deine ausführlichen Gedanken. Sehr ähnlich sehe ich das auch. Aus diesem Grund war ich auch schon einmal in einem anderen Alkoholiker – Forum angemeldet. Aus persönlichen Gründen konnte ich dort aber nicht mehr weitermachen. Daher weiß ich aber, dass diese Art und Weise des Austausches mir gut tut, denn wiederum aus persönlichen Grunden ist für mich eine 24 Stunden online SelbsthilfeGruppe am besten.

    LG Zera

  • Hallo Dietmar, auch dir vielen Dank.

    Ja, es gibt ja viele Wege. Und so wie du habe ich es auch erlebt, dass durch ein persönliches Unglück (wie eine Abhängigkeit) und den weiteren Lebensweg (wie die Überwindung der Abhängigkeit) sich spezielle Türen öffnen, die ohne dies alles vermutlich zu wären.
    Oder anders gesagt: durch eigene Erfahrungen bereichert sich das Leben, und was ich besonders spannend fand und finde: es ist möglich, eigene Vorteile zu überwinden.

    LG Zera

  • Hallo Zera

    es liest sich, als hättest Du Dich für die Art Deines Austausches mit anderen Betroffenen schon entschieden, oder irre ich mich?

    Zitat von "Zera"

    ... ich habe ein Bedürfnis danach, mich mit anderen ab und zu über dieses Thema auszutauschen. Von anderen zu lernen, und anderen vielleicht demnächst auch bei ihrer Selbsthilfe zu helfen.

    Zitat von "Zera"

    … denn wiederum aus persönlichen Grunden ist für mich eine 24 Stunden online SelbsthilfeGruppe am besten.


    Dem entnehme ich, dass Du dran denkst, Dich zum Beispiel hier in diesem virtuellen Forum aktiv zu beteiligen, und eher nicht in der realen Selbsthilfe?

  • Hallo Dietmar, ich wohne sehr ländlich und bin nicht mobil und daher kommt mir ein online Selbsthilfeangebot sehr entgegen, im Gegensatz zu einer realen es Hagel.
    Und weiter noch zu meiner Vorstellung: w, 54, geschieden, drei Kinder, berufstätig.

    LG Zera

  • Mir geht es aber um Trockenheit. Ich unterscheide zwischen Abstinenz und Trockenheit. Trocken zu leben verselbstständigt sich zwar auf eine gewisse Art und Weise im Laufe der Zeit. Aber ich möchte auch weiter so zufrieden trocken sein, wie ich es jetzt bin. Und da kann es doch nicht schaden, bei anderen zuschauen, wie sie es so machen.

    Hallo Zera!

    Danke für deinen Hinweis. Ich persönlich mag den Begriff "trocken" nicht und verwende für mich lieber die Ausdrücke "abstinent, inaktiv oder alkoholfrei". Aber das sollte jeder mit sich selbst ausmachen, da möchte ich niemand reinreden.

    Ich bin mal neugierig, wie Du deine Abstinenz (Trockenheit) abgesichert hast. Gerade in der anstehenden Weihnachtszeit lauern für viele Anfänger so einige Gefahren.

    Ich werde dazu mal einen thread eröffnen.

    Ich wünsche einen fruchtbaren Austausch.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Zera,

    „nicht mobil“ heißt dann auch „Du hast keine Möglichkeit mit Bus und Bahn“ zur nächst möglichen Gelegenheit (Gruppe u.a.) zu kommen?

    Was heißt dieses „im Gegensatz zu einer realen es Hagel“?

    Du hast geschrieben:

    Zitat

    Von anderen zu lernen, und anderen vielleicht demnächst auch bei ihrer Selbsthilfe zu helfen.


    Mir erschließt sich jetzt immer noch nicht, wie oder mit was Du „anderen bei ihrer Selbsthilfe helfen“ möchtest? Ich kann jetzt nur daraus schließen, dass Du Dich in dieses Forum einbringen möchtest, was Du ja jederzeit tun kannst?

    Und zum Lernen: Was möchtest Du denn lernen, was Du in 9 Jahren Abstinenz noch nicht kennst?

  • Hallo!

    Danke, Rekonvaleszenz.
    Ð Dietmar: mein Dorf ist sehr klein und der Bus hält im Nachbardorf. Theoretisch gibt es sicherlich die Möglichkeit, von dort in die nächst größere Stadt zu fahren. Ab und zu mache ich das ja auch. Aber da ich 8 Stunden am Tag arbeite und danach sehr erschöpft bin, kann ich mir nicht vorstellen, zB abends mir so etwas noch an zu tun. Daher entspricht mir ein online Format mir.
    Entschuldigung, ich habe es hagelt oder so geschrieben. Problem: ich tippe nicht, sondern spreche in mein Handy rein. Und nicht immer erkenne ich es, wenn die Spracherkennung nicht korrekt war. Es sollte nicht hageln heißen sondern SHG gleich selbst Hilfe Gruppe. Sorry.
    Entschuldigung, ich habe es hagelt oder so geschrieben. Problem: ich tippe nicht, sondern spreche in mein Handy rein. Und nicht immer erkenne ich es, wenn die Spracherkennung nicht korrekt war. Sollte nicht hageln heißen sondern SHG gleich selbst Hilfe Gruppe. Sorry.
    Ja genau, ich bin an einem Austausch mit den anderen hier interessiert. Momentan bin ich ja im Vorstellungsbereich. Ich habe noch nicht herausgefunden, wo ich sonst noch schreiben kann, bin auch noch nicht wirklich zum lesen gekommen. Werde ich aber alles bestimmt noch nachholen. Dankeschön für eure Antworten.

    LG Zera

  • Hallo Zera,

    ich bin ja auch noch nicht so lange hier und bin daher auch noch dabei, mich zu orientieren. Dazu kann dir dann sicher eher einer der "alten Hasen" hier etwas schreiben.

    Ich habe übrigens auch immer noch das Gefühl, noch mehr zu lernen, auch über meine Abstinenz, auch nach einigen trockenen Jahren. Daher bin ich gar nicht erstaunt, dass das auch dein Wunsch und deine Erfahrung mit dir selber ist.

    Ich habe jetzt einen früheren Beitrag von dir nochmal gelesen. Du schriebst "Es ist möglich, eigene Vorurteile zu überwinden". Das finde ich spannend, denn das stelle ich auch fest. Auch, dass ich auch sehr viele Vorurteile über mich selbst habe. Die zu überwinden ist manchmal besonders schwer. :)

    Dir einen herzlichen Gruß,
    Camina

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