Verkehrte Welt

  • Hallo,
    ich habe mich heute morgen hier vorgestellt.

    Ich wünsche mir ein Feedback, weil ich es ungemein schwer finde, meiner eigenen Wahrnehmung zu trauen.

    Ich bin super wütend, traurig und sauer, weil mein Mann mich über sein Trinken anlügt. Das habe ich ihm ziemlich aufgebracht gesagt, ohne ihn persönlich anzugreifen. Nun macht er mir wegen meiner Redeweise und meinem Tonfall Vorwürfe. Zum Thema sagt er nichts.

    Da wütend zu werden, ist doch völlig normal, oder? Das sollte doch auch mein Partner so sehen können, oder?

    Könnt ihr bitte meinen Kopf zurechtrücken, wenn ich hier falsch liege.

    Viele Grüße,
    Alex

  • Hallo Alexandra, :)

    ich las eben Deine zwei Überschriften (Verleugnung und Wut, Verkehrte Welt) und
    dachte nur: Ja genau, das ist, was das Leugnen der Sucht mit einem Angehörigen
    macht.

    1. Das Anliegen, nicht länger mit der Sucht des Gegenübers leben zu wollen, ist ECHT.
    2. Die "Kommunikation" darüber scheitert vorgegeben am Leugnen des Süchtigen.
    3. Als Angehörige/r habe ich keine Macht, das Leugnen des Süchtigen zu durchbrechen.
    (Auch kein Suchthelfer oder Therapeut kommt dagegen an. Hilfe muss gewollt sein.)



    Nun macht er mir wegen meiner Redeweise und meinem Tonfall Vorwürfe.
    Zum Thema sagt er nichts.

    Dazu klaube ich Dir hier mal alles zusammen, was ich als Co-Abhängige (alkoholkranke
    Mutter, die nicht mehr trinkt, aber immer noch "zu" lebt) zum Thema in Therapie und
    Selbsthilfegruppen gehört und 'eingesehen' habe:

    4. ICH muss MIR glauben, dass meine Leidensgrenze erreicht ist.
    UNABHÄNGIG davon, ob der Süchtige "einsieht", dass die Sucht Schaden anrichtet.

    5. Solange der andere in seiner Sucht steckt, ist er für Beziehungsbelange "zu".
    Beziehung (also Bewusstsein & Kommunikation über Gefühle) geht nicht IN Sucht.



    Ich bin super wütend, traurig und sauer, weil mein Mann mich über sein Trinken anlügt.

    Auch dahinter steht noch der Glaube, wäre er ehrlich, könnte ich ihn erreichen / überzeugen.
    Es geht aber nicht um ehrlich oder lügend, sondern um süchtig ("zu") vs. bewusst & fühlend.

    Die Tücke der Sucht besteht darin, dass sie sich vorm Betroffenen (Süchtigen) "verbirgt".
    Denken, Fühlen und Handeln sind der Sucht und ihrem Erhalt angepasst. Der Mensch, den
    man vielleicht noch aus der nicht-süchtigen Zeit kennt (und zurück haben will), ist jetzt
    sucht-krank, mit allen Nebenwirkungen. Verdrehte Wahrnehmung und Leugnen gehören dazu.

    Die Tücke des Co-Abhängigen ist die Selbstüberschätzung der eigenen Mittel & Ressourcen:
    "Wenn ich mich nur doll genug anstrenge, ... wird er einsehen (m ü s s e n), WIE ernst es
    mir ist / wie schmerzhaft die Lage für mich ist / wie sehr er unserer Beziehung schadet, ..."


    Dazu fand ich mal ein sehr treffendes Zitat, in irgendeinem Buch von Melody Beattie:

    "Jahrelang bemühte ich mich wieder und wieder, ihm klar zu machen, wie sehr mich sein
    Verhalten verletzte. Es veränderte gar nichts. Dann, eines Tages wurde mir bewusst: Ich
    muss zu allererst MIR SELBST glauben, wie zerstörerisch diese Situation für mich IST. -
    Von da an konnte ich handeln und aktiv Sorge für mein eigenes Wohlergehen übernehmen."

    Dieses Zitat half mir sehr dabei, auch den Schuldgefühlen zu begegnen, die meine Abkehr
    vom ewig vergeblichen Schauplatz (Trinken und Wortlosigkeit darüber in meiner Familie)
    trotzdem in mir wach rief: Darf ich einen Standpunkt außerhalb der Familie UND das in
    klarem Benennen der Sucht (Tabu) für mich einnehmen? Darf ich meiner Wahrnehmung
    trauen und vertrauen?

    ... Antwort ziemlich zu Beginn meiner Therapie und Selbsthilfe-Treffen: Ich "darf", weil ich
    gar nichts am Sucht-Gestrick verändern kann, außer die Maschen, die ich vorher mittrug,
    niederzulegen. Damit es überhaupt als von mir mit getragen und eigentlich längst in sich
    k.o. erkennbar werden KANN. Und ich "muss" da raus, um mich nicht weiter zu schädigen!


    ... noch ein Therapie-Zitat dazu:

    Ich als Mensch kann nicht Heil-ung für den Süchtigen sein.
    (Es gibt für mich kein Ziel zu erreichen!)

    Das Mitteilen meiner Grenzen und Gefühle kann möglicherweise heil-end
    für seinen Prozess sein. Indem ich klar kommuniziere: "Ende meiner Leidensgrenze,
    ich muss (und trete) hier raus", schaffe ich wahrnehmbare Fakten über den Zustand
    der Beziehung (so nicht auszuhalten), hinterlasse freien Raum beim Gegenüber.

    In diesem Raum - ohne mich und meine ständige Aktivität - kann dann möglicherweise
    so etwas wie Bewusstwerdung einsetzen. Ich und mein Ringen füllen ihn nicht mehr.

    ... eigentlich wollte ich nur knapp schreiben, dann halfen mir meine Erinnerungen,
    zu eben Deinen Fragen, auf die Sprünge, ... Jetzt hast Du das ganze Bündel gekriegt. ;)

    Alles Liebe und Mut, weiterhin Deinen Gefühlen zu folgen, das wünsche ich Dir!

    Wolfsfrau

  • Liebe Wolfsfrau, liebe Mitleser*innen,

    vielen herzlichen Dank für das Bündel und die Maschen. Ich habe es aufgewickelt und mich reinvertieft. Es stimmt: ich wünsche mir eine Einsicht bei meinem Mann. Ich arbeite mich nicht daran ab, ihm da was klarzumachen. Ich bin enttäuscht, frustriert und wütend, wenn ich angelogen werde und ich bin in Sorge um ihn und unsere gemeinsame Zukunft (ob wir eine haben können und wenn, wie das dann aussieht).

    Ich bin finanziel unabhängig. Die Wohung, der Hund, das Auto laufen auf meinen Namen. Ich habe kein Helfersyndrom. Ich bin gerade wieder an der Uni. Ich vertiefe mich in meine Projekte. Ich gehe aus. Ich treffe Freunde und Freundinnen. Ich verreise allein oder mit Freundinnen, manchmal sogar für mehrere Wochen. Ich führe ein eigenens, freies und von meinem Mann unabhängiges Leben. Freiheit und Integrität sind mir das wichtigste.

    Wenn mein Mann trinkt, zieht er sich zurück. Er wird nicht ausfällig, weinerlich oder aggressiv. Meine Analytikerin und ich vermuten, dass er sich mit Alkohol betäubt, wenn traumatische Kindheitserinnerungen hochkommen. Sein primäres Problem ist das Trauma und nicht der Alkohol. Ich habe selbst immer wieder vergeblich versucht, das Rauchen aufzuhören. Nach ein paar Wochen in der Therapie ging das ganz von alleine. Der Alkohol trägt sicher eine ganze Menge dazu bei, dass er seine Aktivitäten eingestellt hat, doch er ist sicher nicht die Ursache, die liegt tiefer. Sein Berater bei der Caritas meinte er sei Mißbräuchler und noch nicht süchtig, was sich eben mit unserem Eindruck einer Selbstmedikation deckt.

    Ich bin gerade am überlegen, ob ich ihn vor die Wahl stelle, dass er eine möglichst stationäre Psychotherapie beginnt oder dass er auszieht. Ich selbst habe meine Therapie im Frühjahr erfolgreich abgeschlossen.

    Ich kann mit dem Konzept der Coabhängigkeit nicht viel anfangen, ja ich sehe es in einigen Fälle sogar sehr kritisch, aber das ist ein anderes Thema.

    Gratulation zu dem, was du für dich erreicht hast, und vielen lieben Dank nochmals und Dank an alle fürs Zuhören,

    Alex

  • Liebe Alexandra,

    auch Dir lieben Dank für Deine Rückmeldung. Ich habe aus den Informationen
    Deiner ersten Beiträge vermutlich falsche Schlüsse gezogen, das Thema "Ver-
    strickung" betreffend. Umso mehr freut es mich zu lesen, dass Du in Deinem
    eigenen Leben unabhängig bist und frei genug, Deinen Zielen treu zu bleiben.

    Liebe Grüße,

    Wolfsfrau

  • Hallo,

    ich habe gerade mit meinem Mann gesprochen.

    Er sagt, er sei super glücklich, es geht ihm prima, er hat keinerlei Problem, er trinkt beim Arbeiten (am Schreibtisch) - kein Problem - alles im Rahmen. Und er sagt, er sei bis ins den Magen hinein traurig, weil ich mich von ihm trennen möchte. Das sei so eine so schlimme Drohung, ihm sei ganz schlecht und er habe Bauchweh. Finanziell sei er sehr im Argen, aber er habe einen Ausweg gefunden...

    Ich habe gesagt, dass diese Gleichzeitigkeit von zwei gegensätzlichen Gefühlen mich irritiere, ihm aber in der Sache rechtgegeben, dass nicht er, sondern ich ein Problem mit seinem Trinken hätte. Mir sei sein Konsum zuviel und dass ich keinen anderen Weg sehe, als dass wir uns trennen. Ich habe dann noch erwähnt, dass er ja auch alternativ erstmal eine Therapie machen könnte. Woraufhin er abrupt aufgestanden und gegangen ist, weil ja der Bauch so arg wehtut und er dringend sich hinlegen muss. Dass das weniger von der Trauer, als vielmehr vom Alk kommt, habe ich mir gespart zu erwähnen.

    Fuck, wer jetzt wirklich traurig ist, bin ich. Schon ziemlich klassisch, was er da hinlegt, oder?

    Viele Grüße, danke fürs Lesen,
    Alex

  • Liebe Alex,

    ich kenne das Problem. Meine Frau hat einiges mit mir durch. Ich wollte es lange Zeit auch nicht einsehen, hab um das Thema herum diskutiert, bin stinkig geworden, und und und.... Ich für mich habe es irgendwann eingesehen, dass ich Hilfe brauche und das hat auch die Kommunikation mit meiner Frau verbessert. Zumindest bin ich geläutert und habe mein Problem erkannt, gelöst habe ich ich es noch nicht. Wenn sich Dein Mann komplett quer stellt und das Problem verleugnet, dann hilft evtl. wirklich nur Trennung. Bei mir hat die Androhung geholfen, um wach zu werden. Wenn er sich nicht ändern will, wird er es nicht tun und ziehts bis zum bitteren Ende durch. Wenn Du bis dahin nicht mitgehen willst, dann mach was Gescheites aus Deinem Leben..

    LG Matthias

  • Lieber Matthias,

    danke für deine unterstützenden Worte. Toll, dass du es geschafft hast wach zu werden. Mutig von dir, dich der Sache zu stellen. Lass dich feiern. Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächsten Schritte,

    liebe Grüße,
    Alex

  • Kleines Update:
    Um mir zu beweisen, dass er kein Problem hat, wird er mit einem Suchtberater sprechen, auch wenn das heißt, dass er ihn erstmal anlügen muss, um überhaupt einen Termin zu bekommen.
    Super, er will also einen Freifahrtschein und ist verärgert, weil ich vor Freude nicht an die Decke springe.
    Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass nicht der Suchtberater, sondern ich der Maßstab der Dinge sind. Damit bin ich freilich nicht durchgekommen. Nun ja, vielleicht kapiert er es ja, wenn ich es ihm dann im Beisein des Beraters erkläre.

    Viele Grüße,
    Alex

  • Hallo Alex

    Gerne beantworte ich Deine Fragen hier:

    Hast du deinen Mann schon mal vor die Alternative gestellt: der Alk oder ich?
    Nein, so direkt noch nicht, weil ich auch nicht von heute auf morgen etwas ändern kann an der Wohnsituation.

    Wie gehst du damit um, wenn du ihn alkoholisiert erlebst?
    Mein Mann verhält sich nicht wie ein typischer Betrunkener - jemand Aussenstehendes würde es wohl nicht mal bemerken. Trotzdem habe ich auch diskutiert und "Stress gemacht".
    Hast du Tipps?Leider grad nicht, da ich selber sehr desillusioniert bin. :-\

    Du schreibst, leider geht es bei euch immer mehr auseinander. Ist da nicht auch ein wenig Erleichterung dabei, eine freudlige Aussicht auf Neues? Ja, seit neuem spüre ich eine Art Aufbruchstimmung, aber gleichzeitig ist es für mich eine riesige Tragödie.

    Zu Deinen letzten Postings: Ohne jetzt Deinen Mann in Schutz nehmen zu wollen und genaueren Einblick über eure Verhältnisse zu haben: Aber es kann auch gut möglich sein, dass er momentan sonst eine Krise hat (beruflich läuft es auch nicht so gut..), deswegen grad mehr trinkt (ist gefährlich, muss aber nicht im Fiasko enden) und es ihm wirklich auf den Magen schlägt, dass Du Dich von ihm trennen willst. Immerhin geht er zur Suchtberatung und ist bereit, sein Verhalten auch von einer anderen Person bewerten zu lassen. Klar zählen schlussendlich die Taten, aber ich würde die Flinte noch nicht ins Korn werfen, zumal Du ihn ja doch noch sehr magst.

    Lg Mira

  • Liebe Mira,
    entschuldige bitte, dass ich nicht geantwortet habe. Ich hatte das Thema verdrängt, jetzt ist es wieder da. Mist.
    Zwischenzeitlich war es wirklich sehr schön mit meinem Mann, jetzt trinkt er wieder, liegt im Bett, tut nichts und gibt mir die Schuld an allem. Gerade geht es mir so, dass einfach nur noch will, dass er auszieht.
    Viele liebe Grüße,
    Alex

  • Hallo Alexandra,

    jetzt habe ich ein wenig gebraucht, bis ich erfasst habe, dass Du Deine ersten Posts ja schon Anfang November geschrieben hast.

    Ich weiß nicht, ob ich mich schon mal bei Dir vorgestellt habe, deshalb jetzt ganz kurz: Ich bin Ende 40, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol.

    Das was ich bei Dir hier jetzt gelesen habe finde ich recht typisch. Also ich weiß ja jetzt keine Details über Deinen Mann, wie oft er wie viel trinkt usw. aber grundsätzlich ist das ganz typisches Verhalten. Du wirst das hier bestimmt auch selbst schon mehrfach nachlesen haben können.

    Also er hat ein Problem, was ganz offensichtlich ist, er selbst allerdings erkennt es nicht (oder will es nicht erkennen) Du sprichst ihn an, er reagiert zu tiefst getroffen und ist sehr enttäuscht. Alternativ hätte auch auch agressiv oder depresiv reagieren können. Die Bandbreite ist groß. Vielleicht hast Du es über die Wochen jetzt auch erlebt, dass er ganz unterschiedlich regiert. Mal agressiv, dann wieder traurig, dann mal zur Abwechslung einsichtig, da gibt es wie gesagt eine breite Palette an Möglichkeiten die wir Trinker meist recht geschickt nutzen.

    Es kann natürlich auch mal die Variante "Du hast Recht, ab morgen trinke ich nichts mehr" dabei sein, und manchmal kann das dann sogar eintreffen und eine Zeit lang funktionieren. Allerdings kommt es über kurz oder lang dann doch zum Rückfall bzw. davon kann man hier gar nicht sprechen, es kommt dazu, dass die Trinkpause beendet wird und alles weiter geht wie zuvor. Oder leider auch oft sogar noch schlimmer als zuvor, diese Erfahrung habe ich bei mir gemacht.

    Wie müsste er also reagieren, damit Du wirklich Hoffnung haben könntest? Also, ich meine er müsste ungefähr folgendermaßen reagieren: Erst mal sieht er ein das er ein Problem hat. Dann spricht er darüber, was er tun will und tun könnte. Dann leitet er sofort (nicht nächste Woche oder nach der Geburtstagsfeier von xy) entsprechende Schritte ein. Er vereinbart z. B. einen Termin bei Arzt, oder geht in eine SHG oder besucht eine Suchtberatung. Und er geht dort dann auch tatsächlich hin und tut nicht nur so als ob das tun möchte. Würde er so reagieren und das auch umsetzten, würde wohl anschließend das eine das andere ergeben. Möglicherweise würde er eine Therapie antreten oder vielleicht käme er auch über die SHG klar und weiter in seinem festen Ziel nie mehr trinken zu wollen.

    Dann liebe Alexandra, hättest Du wirklich einen richtigen Grund zu hoffen, dass sich etwas ändern könnte, zum Guten hin. Auch in diesem Fall wäre es noch ein langer Weg, aber einer der mit jedem Meter, der zurück gelegt wird, immer besser funktioniert und der sich mehr als nur lohnt.

    Ansonsten wird es schwierig. Du hast es ja jetzt selbst erlebt. Es ging ganz gut, wie Du geschrieben hast, und dann kommt der Hammer. Ich vermute mal, dass er in der guten Zeit nicht weiter über seine Sucht nachgedacht hat, nichts weiter unternommen hat usw. Vielleicht hat er in dieser guten Zeit mal nichts getrunken (das können wir nämlich manchmal sogar eine Zeit lang hinbekommen) oder weniger, aber das er das auf Dauer nicht schaffen kann, das hat er wahrscheinlich nicht im Kopf gehabt. Um trocken zu werden gehört leider viel viel mehr dazu als nur nicht mehr zu trinken.

    Jetzt für Dich sicher guter Rat teuer. Aber ich denke wenn Du hier bei den Angehörigen liest, weißt Du was Du für Optionen hast. Du kannst versuchen Deine Beziehung irgendwie noch zu retten, ihn irgendwie noch zu motivieren nicht mehr zu trinken, Dietmar hat hierzu häufiger mal auf das Craft-Programm hingewiesen. Vielleicht ist das was für Euch, ich weiß es nicht. Oder Du trennst Dich oder aber Du hälst das alles aus und lebst damit. Letzteres halte ich persönlich für verschwendete Lebenszeit, ganz hart formuliert. Egal was Du tust, setzte klare Grenzen für Dich. Wie weit Du gehen wirst und ab wann Du Konsequenzen für Dich ziehen willst und dann hoffentlich aus ziehst.

    Alles alles Gute wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Hallo Ihr Lieben,

    die Probleme von Alex kenne ich leider nur zu gut aus eigener suchtabhängiger Erfahrung. Vielleicht ist es mir - im Gegensatz zu anderen - zum Glück vergönnt, derzeit ausreichend Zeit zu haben und in der Lage zu sein, mein bisheriges Handeln reflektieren zu können. Lustig ist ist das Ganze für mich nicht, ich lerne grad ein paar neue Grenzen von mir kennen.

    Ich war gestern bei meiner Suchtberatungstelle in einer sog. "offenen Männerrunde". Ich habe mir diesen Schritt gewünscht, um die Zeit bis zu meiner stationären Therapie zu überbrücken. Auf dem Weg dahin hatte ich ein Erlebnis, über das ich auch in der o.g. Gruppe gesprochen habe. Als ich in der Straßenbahn saß, kam eine Gruppe behinderter Menschen hinzu. Manche körperlich, manche körperlich und geistig behindert. Ich bin bei dem Anblick in mir zusammen gesunken. Diese Menschen haben keine Wahl, wie sie ihren Tag gestalten und sie können sich ihr Schicksal auch nicht mehr heraus suchen.

    Ich mit meiner Sucht hätte eigentlich schon eine Wahl, denn mein Problem habe ich mir selbst gemacht.

    Warum erzähl ich das alles??? Weil ich glaube, dass sich jeder immer wieder mal vor Augen führen sollte, wie gut es ihm eigentlich geht. Und welche Probleme hausgemacht sind und eigentlich behebbar sind. Das ist vielleicht manchmal leicht gesagt, ich brauch dafür auch eine Therapie, aber ich denke, ich bin heilbar. Und wenn es um den Fall geht, dass Euer Partner abhängig ist: mich hat es immer wieder zum Nachdenken gebracht, wenn ich unzufrieden war und mir meine Frau damit Kraft gegeben hat, mir zu sagen, was ich bzw. wir als Familie alles schon geschafft habe.

    Alex...da gibt es doch bestimmt auch ganz viele positive Dinge, die es wert sind, sich daran zu erinnern, oder?

    LG
    Matthias

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