Verleugnung und Wut

  • Hallo,

    Ich schreibe hier, weil ich Unterstützung brauche, meiner Wut nicht nachzugeben. Schreiben, statt rumwüten.

    Mein Mann verleugnet sein Alkoholproblem. Er bemüht sich, seinen Konsum vor mir zu verbergen. Ich vermute, dass er phasenweise trinkt. Zumindest bemerke ich es nur zeitweise, dass er trinkt. Wenn ich ihn konfrontiere, redet er sich raus: er habe nicht getrunken - ich bilde mir das nur ein. Da hilft es auch nicht, wenn ich ihm die Flaschen zeige.

    Vorgestern habe ich gemerkt, dass er betrunken ist. Die Trunkenheit hielt mal mehr oder weniger stark bis gestern Nacht/heute Morgen an. Ich habe ihn gerade darauf angesprochen und er tut so, als wüßte er gar nicht von was ich rede. Vielleicht weiß er das ja wirklich nicht, weil er sein Problem vor sich selbst verleugnet.

    Meistens bekomme ich meine Wut nicht in den Griff. Ich stürme dann in sein Zimmer, wo er rumpennt und heute wahrscheinlich die längst Zeit des Tages weiter rumpennen wird, und mache ihm Vorwürfe, heule und werde laut. Das verdirbt mir dann schließlich den Tag, weil ich kaum mehr Kraft für mich selbst und die Dinge habe, die ich tun möchte. Außerdem verwendet er meine Wut gegen mich. Für ihn ist es so, dass ich völlig grundlos in sein Zimmer platze und ausflippe. Ihm geht's gut, er genießt einen Tag im Bett und ich mache so einen Stress. An meinem Verhalten sieht man doch, dass ich völlig hysterisch bin, selbst Probleme habe und mir das alles nur einbilde, dass er trinkt. Die Flaschen beweisen gar nichts, die hat er von der Straße mit hochgenommen .... oder sonstwas.

    Wir waren schon bei mehreren Beratungsstellen, haben Paartherapie versucht, mit seinem Hausarzt gesprochen - letztendlich hat das alles ihn in dieser Sicht der Dinge bestärkt: er hat kein Problem, sondern ich.

    Ich bin relativ finanzstark und komme für den Großteil unserer Kosten auf. Mein Mann ist selbstständig. Er hat immer weniger Aufträge und kann seit zwei Monaten seinen ohnehin geringen Anteil an der Miete nicht mehr zahlen. Ich kann das nicht mehr lange auffangen. Wenn er nicht den ganzen Tag alkoholisiert rumpennt, ist er liebevoll, zugewand und geradezu übertrieben hilfsbereit. Er geht regelmäßig mit dem Hund raus und in den Keller zum Kaminholz machen, wobei ich vermute, dass das auch Gelegenheiten zum Trinken für ihn sind. Ansonsten macht er nicht viel, außer lesen. Früher war er aktiv als Musiker und Sportler.

    Wenn er in seinem Zustand ist, möchte ich mich ganz dringend trennen, wenn er dann wieder daraus auftaucht, dann möchte ich ihn nicht missen.

    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende,
    Alex

  • Liebe Alex

    Ich stecke in einer ähnlichen Situation. Beruflich geht es meinem Mann zwar gut, aber er trinkt leider auch zu viel Alkohol, was mit meinem Lebensstil je länger desto weniger zusammenpasst.

    Den ultimativen Tipp habe ich leider nicht, und auch ich wurde eine Zeit lang wütend, traurig, hab ihm gesagt wie schädlich es ist usw. Aber schlussendlich ist es sein Leben. Wenn jemand viel trinken möchte, soll er das tun. Und so gesehen ist es wirklich Dein Problem, wenn Dir das nicht gefällt, da hat Dein Mann absolut recht. Solange jemand nicht von sich aus etwas ändern will, ist alles Reden vergebene Mühe.

    Es ist spätestens dann sein Problem, wenn Du nicht mehr akzeptierst, dass er auf Deine Kosten lebt (indirekt ermöglichst Du ihm jetzt ja sogar seinen Konsum!)

    Momentan verfahre ich so: ich tue das, was mir gut tut, plane für mich, viele Unternehmungen mache ich alleine oder mit anderen Leuten. An Deiner Stelle würde ich auch versuchen, den Fokus auf Dich zu richten, weg von Deinem Mann. Dann wird sich auch zeigen, wohin der Weg führt... bei uns leider grad immer weiter auseinander.

    Lg Mira

  • Liebe Mira,

    ja, ich denke, da sind wir beiden tatsächlich an einem ähnlichen Punkt. Ich sehe es im Grunde wie du. Es ist mein Problem und ich ermögliche ihm indirekt seinen Konsum.
    Hast du deinen Mann schon mal vor die Alternative gestellt: der Alk oder ich?
    Wie gehst du damit um, wenn du ihn alkoholisiert erlebst? Ich bin jedesmal wieder schockiert, wenn ich ihn durch die Wohnung wanken sehe oder extrem genervt, wenn er ewig nur rumliegt. Genau für solche Sitationen, die mich triggern, ihn anzugehen, suche ich Unterstützung, damit ich es bleiben lassen kann und mir nicht den Tag verderbe. Hast du Tipps?
    Du schreibst, leider geht es bei euch immer mehr auseinander. Ist da nicht auch ein wenig Erleichterung dabei, eine freudlige Aussicht auf Neues?

    Viele liebe Grüße,
    Alex

  • Liebe Mira, liebe Mitleser*innen,
    ich schreibe in meinem anderen Thread "Verkehrte Welt" weiter,
    liebe Grüße,
    Alex

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