Tips für einen ambulanten Entzug

  • Halli hallo Leute... wikende091

    Ich bin neu hier im Forum und wollte fragen, ob jemand Tips oder Erfahrungen für einen ambulanten Entzug hat.

    Ich bin männlich, 32 Jahre alt und seid ca. 5 Jahren Alkoholiker.

    Angefangen hat alles mit der Trennung meiner damaligen Freundin. Ich habe damals angefangen zu trinken, da ich extreme Ein-, bzw. Durchschlafprobleme hatte (grübelnt im Bett liegen).
    1 Jahr lang habe ich (fast täglich) exzessiv getrunken. Aber "nur" Abends. Ich hatte und habe tagsüber noch nie Sucht- / Saufdruck verspürt.

    Um mich abzulenken, hatte ich nach der Trennung wieder mit spielen (am PC) angefangen.
    Dies ist auch heute noch mein "Ritual".

    Mittlerweile (seid ca. 2 Jahren) trinke ich unter der Woche kontrolliert. Das heißt, maximal 3 Bier am Abend. Nur am Wochenende, oder im Urlaub bekomme ich es einfach nicht auf die Reihe, diese Grenze einzuhalten. Mein Unterbewusstsein sagt mir dann immer: "Mein Gott, du hast Wochenende, da kannst du auch paar mehr trinken".
    Und so kommt es dann meistens auch.

    Ich hatte in den 5 Jahren immer wieder probiert wenigstens mal ein paar Tage auszusetzten (was mir auch gelang). Doch habe ich dann a) keine Lust zu spielen und b) (und das ist mein Hauptproblem) werde ich ohne Alkohol nicht mehr müde.

    Versuche ich trocken zu bleiben, weiß ich nichts mit mir anzufangen (Abends, nach der Arbeit). Egal ob ich früh um sieben aufgestanden bin, ohne Alkohol könnte ich ohne Probleme "durch machen". Wird es dann langsam hell und ich weiß, dass ich nur noch 2 Stunden schlafen kann, ist es komplett vorbei. Dann komme ich nicht mehr zur Ruhe und bleibe wach. Natürlich versuche ich dann nach der Arbeit wach zu bleiben, damit ich Abends müde bin, dies klappt dann aber nie. Bin ich geduscht und sitze, schlaf ich schon fast "automatisch" ein. Habe ich dann Nachmittags geschlafen, bin ich Abends wieder fit. Ein Teufelskreis.

    Deswegen würde mich brennend interessieren, wie Ihr das gemacht / geschafft habt, um zu Hause trocken zu bleiben. Habt Ihr eure Rituale (wie bei mir das zocken) durchbrochen, oder habt Ihr das gemacht, was Ihr sonst auch gemacht habt, nur ohne Alkohol?

    Ich würde gerne unter der Woche trocken bleiben und am Wochenende / Urlaub kontrolliert trinken wollen (wenn überhaupt). Ist ein kontolliertes trinken dann tabu, wäre ich natürlich viel lieber komplett trocken, als das Trinkverhalten weiter zu führen, wie ich es jetzt mache.

    Mir würde diesbezüglich auch schon ein Link reichen, Hauptsache ich kann mich ein wenig belesen.

    Ich freue mich über jeden Tip / Hilfe! :)

    Vielen Dank im voraus! wikende091

  • Hallo, Silent_Sno, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Zunächst einmal :sorry: aber ich habe Deinen Post hierher :verschoben: , da es ja eher eine Vorstellung ist und nicht - wie die Überschrift suggeriert - ein Tipp für die Selbsthilfe/Therapie.

    Kurz zu mir: Ich bin ebenfalls männlich, 55, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen nunmehr seit einigen Jahren trocken.

    Ich habe es damals auch mit "kontrolliertem Trinken" (KT) probiert: nur zu bzw. nach bestimmten Zeiten und/oder nur betsimmte Maximalmengen. Eine Weile ging das auch gut. Aber dann wurde es mir zu anstrengend:

    "Mein Gott, du hast ..., da kannst du auch paar mehr trinken".

    Und dann habe ich mich eben mal selbst beschissen, indem ich mir sagte "Hey, dann trinke ich eben morgen 2 Bier weniger." Was ich natürlich NICHT getan habe - Gründe dafür gab es genug.

    Kurz und gut: ICH kann Dir jedenfalls keine Tipps für einen ambulanten Entzug geben, weil ich persönlich das a) nie gemacht habe (war immer stationär) und b) auch für zu gefährlich halte. Gefährlich eben auf Grund der Gefahren bei einem "kalten Entzug". Aber auch bei einem ambulanten Entzug zu Hause, wo man vielleicht einmal am Tag zum Arzt geht - wie will man als Laie zu Hause einen Krampfanfall herannahen spüren und bekämpfen? Garnicht!
    Ich plädiere für stationären Entzug unter ärztlicher Aufsicht.

    Warst Du schon mal bei einer Suchtberatung (anonym und kostenlos) und hast Dich beraten lassen?

    Ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Kraft und einen guten Austausch hier!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Huhu Greenfox...,

    vielen Dank für Deine Antwort! :)

    Zitat

    Zunächst einmal :sorry: aber ich habe Deinen Post hierher :verschoben: , da es ja eher eine Vorstellung ist und nicht - wie die Überschrift suggeriert - ein Tipp für die Selbsthilfe/Therapie.

    Entschuldige bitte dafür!

    Zitat

    Und dann habe ich mich eben mal selbst beschissen, indem ich mir sagte "Hey, dann trinke ich eben morgen 2 Bier weniger.

    Ja, dass kenne ich auch zu gut.

    Zitat

    Gründe dafür gab es genug.

    Genau das ist, was mich so maßlos aufregt:

    Ich habe keinen Grund mehr. Über die Trennung bin ich schon lange hinweg und ansonsten geht es mir sehr gut. Ich habe keinerlei Probleme, weder Geldsorgen, noch sonst irgendwas. Nicht einmal das "Singel-Dasein" stört mich.
    Ich trinke einfach sinnlos. Eben nur wegen der Sucht, oder wegen der Einschlaferei.
    Wir haben es jetzt 17:06 Uhr und ich sitze hier mit einen Glas Wasser. In diesen Moment habe ich keinerlei Verlangen nach Bier. Aber das ändert sich in ein paar Stunden wieder..., wie jeden Tag. :-\

    Ich ärgere mich maßlos so schwach zu sein.
    Ich bin natürlich kein Arzt, aber ich denke, dass ein Entzug, bzw. eine (ambulante) Entgiftung für mich nicht gefährlich ist.
    Tagsüber geht es ja auch komplett ohne und ob ich unter der Woche Abends 3 Bier, oder eben nichts trinke, ist (denke ich mal) für den Körper "nicht so wichtig". Also natürlich NUR auf einen Krampfanfall bezogen.

    Zitat

    Warst Du schon mal bei einer Suchtberatung (anonym und kostenlos) und hast Dich beraten lassen?

    Nein, aber das wird wohl irgendwann der nächste (und letzte) Schritt sein, fall´s ich es nicht selbst schaffen sollte.

    Deswegen wollte ich mir einen Anreiz holen, wie ich die Sache angehen könnte. Eben mit "Tips und Tricks"...

    Zitat

    Ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Kraft und einen guten Austausch hier!

    Vielen, vielen Dank dafür! wikende091

  • Nein, aber das wird wohl irgendwann der nächste (und letzte) Schritt sein, fall´s ich es nicht selbst schaffen sollte.

    MEINE persönliche Erfahrung - die mir aber fast alle Gruppenfreunde in Gesprächen bestätigt haben - ist, dass "einfach nur den Alkohol weglassen" nichts bringt. Über kurz oder lang greift man dann doch wieder zu ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Zitat

    MEINE persönliche Erfahrung - die mir aber fast alle Gruppenfreunde in Gesprächen bestätigt haben - ist, dass "einfach nur den Alkohol weglassen" nichts bringt. Über kurz oder lang greift man dann doch wieder zu ...

    Interessanter Punkt.

    Nur -irgendwann-, sei es nach einem stationären, oder ambulanten Entzug, nach Gruppensitzungen, ect. sitzt man dann eben doch wieder (in meinem Fall) allein zu Hause.

    Da gilt es ja dann auch trocken zu bleiben.

    Und da du ja mehrere Jahre trocken bist, musst du es ja -zu Hause- auch geschafft haben. Oder sogar in Situationen, wo du früher getrunken hast.

    Bitte versteh mich nicht falsch..., dass sollte keineswegs vorlaut klingen. Nur interessiert mich genau dieser Punkt sehr!

    Ich habe mir vorhin ein Buch bestellt und schaue mal, ob es etwas bringt.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt...

    Danke dir nochmal Greenfox, für deine Ehrlichkeit! :) wikende091

  • Tja - nach dem Entzug beginnt eben erst die eigentliche Arbeit: an sich selbst.

    Wie ändere ich mein Leben, meine Lebenseinstellung? Wo liegen die Ursachen für mein Saufen, bzw wo könnten sie liegen? Was kann ich tun, damit ich nicht wieder in die entsprechenden Situationen gerate? Was tue ich, wenn ich in einer solchen Situation bin, damit ich eben NICHT zur Flasche greife?

    Und, und, und ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    Einmal editiert, zuletzt von Greenfox (9. September 2018 um 10:20)

  • Lieber Greenfox...,

    vielen Dank für deine Hilfsbereitschaft! ^^

    Ich hoffe das ich dich nicht nerve, dennoch hätte ich einige Fragen:

    Zitat

    Tja - nach dem Entzug beginnt eben erst die eigentliche Arbeit: an sich selbst.

    Wie hast du nach dem Entzug an dir gearbeitet? Was hattest du für Mittel / Wege? Was / Wer hat dich unterstützt? Wie hast du in bestimmten Situationen den Saufdruck stand gehalten?

    Sorry, ein wenig viele Fragen... :-[

    Zitat

    Wo liegen die Ursachen für mein Saufen, bzw wo könnten sie liegen?

    Dies kann ich eigendlich beantworten:

    A) Lustlosigkeit ohne Alkohol bei Aktivitäten die ich gerne mache (Abends zocken) und B) Angst davor zu haben nicht einschlafen zu können.

    Zitat

    Wie ändere ich mein Leben, meine Lebenseinstellung?

    Hat dir jemand geholfen diese Frage zu beantworten? Wenn ja, wer?

    Zitat

    Was kann ich tun, damit ich nicht wieder in die entsprechenden Situationen Geräte?

    Genau das meine ich, wenn ich frage, wie Ihr / Du euren Alltag bestreitet, ohne -in die entsprechende Situation- zu geraten...
    (

    Zitat

    Deswegen würde mich brennend interessieren, wie Ihr das gemacht / geschafft habt, um zu Hause trocken zu bleiben. Habt Ihr eure Rituale (wie bei mir das zocken) durchbrochen, oder habt Ihr das gemacht, was Ihr sonst auch gemacht habt, nur ohne Alkohol?

    )

    Zitat

    Was tue ich, wenn ich in einer solchen Situation bin, damit ich eben NICHT zur Flasche greife?

    Für mich die wichtigste Frage überhaupt!

    Was tue ich da? Was anderes machen..., mich ablenken? Mit was? Was gibt es für Möglichkeiten (Abends)?

    Greenfox, eine sehr persönliche Frage:

    Hättest du im nachhinein deine Fragen, Ängste oder Probleme auch -allein- bekämpfen können? Oder ist dies ohne Fremdeinwirkung nicht möglich?
    Am Ende des Tages beantworte ich mir diese Frage wohl selbst und frage -mich selbst-, warum ich es nicht schaffe trocken zu leben...

    Man liest eben sovieles und sagt sich jedesmal:
    Ja, das stimmt...(z.B. Gesundheit), genau, dass stimmt auch (z.B. Lebensqualität)! Doch ändert sich was? In meinem Fall leider nein. Warum ist das so?

    Zitat

    Und, und, und ...

    Genau..., für mich Fragen über Fragen...

    Ich kann es nicht oft genug sagen Greenfox, aber vielen Dank dafür, dass du mir jedesmal geantwortet hast! :))

    Gruß
    Sno

  • Guten Morgen Sno!

    Auch von mir herzlich Willkommen hier und ich wünsche Dir einen guten Austausch!

    Du hast geschrieben: der Grund zum saufen ist eigentlich nicht mehr da, Du machst aber trotzdem weiter.

    Tja, so geht es mir auch. Der Hauptgrund zu saufen ist überwunden, aber mir ist die Sucht geblieben... jetzt sind nichtige Gründe schon gut genug um weiter zu trinken. Diesen Kreislauf zu durchbrechen ist nicht einfach und des dauert manchmal etwas länger bis man die positiven Seiten der Nüchternheit voll genießen kann. Es wird auch nicht alles besser, trocken, aber Probleme sind leichter händelbar.

    Das kann ich aus längeren Trinkpausen bestätigen: Nüchtern ist besser ;)

    Dein trinken beim zocken ist eng verknüpft und vielleicht wirst Du etwas anderes finden müssen als Hobby?

    Ich stehe wieder ganz am Anfang - mach nicht den gleichen Fehler wie ich und dreh noch so einige Runden. Du hast sehr viele Fragen. Bei z. B. einer ambulanten Suchttherapie wird ganz viel aufgearbeitet und besprochen (auch in Gruppen). Das scheint mir für Dich auf jeden Fall sinnvoll, mal über diesen Schritt nachzudenken.

    Alles Gute und ich wünsche Dir weiter einen guten Austausch hier.

    LG
    Caroline

  • Hallo Sno,

    aus meinem Erleben gibt es bei einer Sucht/Abhängigkeit zwei Ebenen. Die eine Ebene besteht in der grundsätzlichen Einstellung zum Suchtmittel. Nämlich: Kann mir das Suchtmittel bei was auch immer eine wirkliche Hilfe sein, oder ist das Suchtmittel letztendlich die Ursache meiner Probleme und somit das Gegenteil von Hilfe?

    Ich sehe das wie folgt: Wenn Suchtmittel eine Hilfe wären, würden z.B. rückfällige Alkoholiker nicht immer wieder in Entzugskliniken gehen, um sich von ihrer Abhängigkeit zu befreien.
    Ich selbst habe die Nutzlosigkeit von Suchtmitteln beim Ausstieg aus meiner ersten Sucht, dem Rauchen, so prägend erfahren, dass dies auch zu einer Einstellungsänderung gegenüber dem Alkohol führte.

    Trotz allem empfand ich beim Ausstieg immer wieder Suchtdruck. Und damit bin ich bei der zweiten Ebene. Mir war damals klar, dass ich nie wieder wie in der Anfangsphase unbeschwert zum Suchtmittel greifen könnte und somit nach jedem Rückfall alles daransetzen würde, erneut loszumarschieren, um mich von dem Suchtmittel zu befreien. Mir war also völlig klar, dass meine Sehnsucht nach dem Suchtmittel nicht das Geringste damit zu tun hatte, dass es mir irgendwie nützlich sein konnte. Der Konsum würde ausschließlich Entzugserscheinungen lindern, die danach nur umso stärker wieder auftreten würden.
    Klassischer Teufelskreis, der nur beendet werden kann, wenn man sich auf einen anderen Weg begibt.

    Zusammengefasst: Im Gegensatz zu vorausgegangenen halbherzigen Ausstiegsversuchen stellte ich dieses Mal meine Entscheidung zu keinem Zeitpunkt mehr in Frage. Aufkommende Sehnsucht nach dem Suchtmittel/Suchtdruck nahm ich als normale Folge des Entzugs hin, und zu guter Letzt beendete ich das durch den Entzug sich immer wieder in Bewegung setzende Gedankenkarussell, indem ich mir einen Zeitrahmen von einem Jahr setzte, wo ich Suchtdruckattacken einfach nur aushalten wollte (und auch aushielt).

    Heute bin ich frei. Und rückblickend kann ich sagen: Diese gewonnene Freiheit war jeden Suchtdruck wert.

    Viele Grüße
    Bassmann

    P.S.:

    Zitat

    A) Lustlosigkeit ohne Alkohol bei Aktivitäten die ich gerne mache (Abends zocken) und B) Angst davor zu haben nicht einschlafen zu können.


    Wenn der Ausstieg geklappt hat, wirst du dich fragen, wie du blos auf die Idee kommen konntest, dir solche Gründe pro Trinken zurechzulegen.

  • Das Du Fragen über Fragen hast ist normal.
    Dabei hilft zum Einen, hier im Forum u.a. mal die Geschichten der Leute nachzulesen. So kriegst Du einen Einblick, wie es ihnen ergangen ist (und wirst etliche Parallelen zu Deinen Erlebnissen finden) und was sie bewegt hat, etwas in ihrem Leben zu ändern, wie sie es angepackt haben und ob es ihnen gelungen ist. Hier findest Du zum Beispiel meine Geschichte bzw. den Anfang davon hier im Forum.
    Zum Anderen halte ich Selbsthilfegruppen für sehr hilfreich: Denn hier trifft man Menschen, die zum Einen wissen, wovon man redet, weil sie es selbst durchgemacht haben und die man zum anderen mit seinen Fragen löchern kann. Du erlebst es ja gerade selbst: Wird Dir eine Frage halbwegs beantwortet, ergeben sich daraus 20 neue Fragen.

    Jeder Mensch geht anders an ein Problem heran. Und mit der Zeit lernt man, dass viele Wege nach Rom führen - aber viele nur scheinbar, in Wirklichkeit aber in die Irre. Es gibt Wege, die für Viele, die Meisten gangbar sind - aber eben nicht für alle. Manche Wege sind für einige Menschen geeigneter als für andere. Aber welche für wen - das muss man leider meistens durch Ausprobieren für sich selbst ausprobieren.
    Und natürlich kann (nicht: muss!) man auf die Schnauze fallen - das ist kein Thema, das gehört zum Leben dazu. Aber man hat erst verloren, wenn man liegenbleibt!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Sno,

    ich bin auch noch ganz neu hier und Angehörige eines Alkoholikers. Vielleicht bin ich hier nicht wirklich qualifiziert zu antworten, aber das Thema Schlaflosigkeit hatten wir auch und ich habe mich damit viel beschäftigt. Mein (inzwischen) Ex-Mann hat sich das alles angehört, aber nichts davon umgesetzt (wahrscheinlich passte es ihm gut in den Kram, schon vor allen anderen wach zu sein und das als Grund für seine roten Augen und schlechte Laune vorzuschieben). Insofern kann ich nicht sagen, dass ich erfolgreiche Ratgeberin war.

    Aber ich habe mich wie gesagt viel mit sog. Schlafhygiene auseinandergesetzt und viel Hilfreiches dazu im Netz, aber auch in Büchern gefunden. So ganz spontan kann ich nur sagen, dass ja mal ganz abgesehen vom Alkohol auch das Sitzen vorm PC als ganz schädlich, weil anregend beschrieben wird. Du sagst ja, dass Du momentan ohne Alkohol auch nicht mehr zockst. Das gibt Dir ja Zeit, um Deine Schlafmuster mal unter die Lupe zu nehmen und auch neue Aktivitäten, vielleicht Sport, zu finden, mit denen Du zum einen Dein altes Hobby kompensieren kannst, aber auch Deinen Schlafrhythmus wieder ins Lot bekommst. Ich bin wie gesagt keine Expertin, aber da gibt es bestimmt Maßnahmen.

    Wünsche Dir alles Gute
    Ailin

  • Huhu Leute..., vielen Dank für eure Antworten und sorry, dass ich mich jetzt erst wieder melde! wikende091

    Zitat

    Es wird auch nicht alles besser, trocken, aber Probleme sind leichter händelbar.

    Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich bei gravierenden Problemen -nüchtern-, zu sehr hineinsteigere und aus dem Grübeln nicht mehr heraus komme. Mit Alkohol kam dann irgendwann dieses "ach, egal..., dass wird schon wieder"-Gefühl. Klar sind am nächsten Tag die Probleme immer noch vorhanden, aber wenigstens waren sie ein paar Stunden "fort". Das kennen wohl die meisten Leute, die ihre Probleme im Alkohol ertränken.

    Zitat

    Das kann ich aus längeren Trinkpausen bestätigen: Nüchtern ist besser

    Ich habe mich jedesmal nach einer trockenen Phase (auch wenn sie nur kurz war) gefragt, warum ich trinke. Man fühlt sich gesund, ist voller Energie und ist somit auch automatisch gut gelaunt. Zugegeben, nach meinen 3 Bier unter der Woche, fühle ich mich am nächsten Tag auch nicht schlecht. Schlimm wird es erst, wenn ich mehrere Tage am Stück saufe. Es gab Tage in den 5 Jahren, da musste ich dringend einkaufen (Kühlschrank war leer), konnte mich aber kaum bewegen, weil ich mich gefühlt habe wie ein 80 jähriger Mann... Und habe Abends dann trotzdem wieder gesoffen...

    Zitat

    Dein trinken beim zocken ist eng verknüpft und vielleicht wirst Du etwas anderes finden müssen als Hobby?
    Das gibt Dir ja Zeit, um Deine Schlafmuster mal unter die Lupe zu nehmen und auch neue Aktivitäten, vielleicht Sport, zu finden, mit denen Du zum einen Dein altes Hobby kompensieren kannst, aber auch Deinen Schlafrhythmus wieder ins Lot bekommst.
    Kann mir das Suchtmittel bei was auch immer eine wirkliche Hilfe sein

    Ich habe jetzt mal 3 Zitate genommen, weil sie miteinander verknüpft sind.

    Bevor ich mit meiner Ex-Freundin zusammen kam, habe ich auch schon gezockt, aber bei weitem nicht so viel heute. Und ja (jeder Sportler der das liest, wird traurig mit dem Kopf schütteln), ich habe auch aktiv Sport gemacht, bevor ich mit der Ex zusammen kam. Ein halbes Jahr Ausdauertraining und 2 Jahre Kraftsport. Davon ist heute natürlich nicht mehr viel zu sehen. Als ich angefangen habe "kontrolliert" zu trinken, bin ich auch wieder ins Fitness. Und obwohl ich wusste, dass Bier, bzw. Alkohol den Muskelaufbau stoppt, habe ich trotzdem Abends meine 3 Bier getrunken... Einfach nur sinnlos (die Aktion), anders kann man es nicht sagen. Auch während der Beziehung habe ich Sport gemacht, dennoch nicht so viel wie davor.
    Ich habe nach der Trennung dann auch das erste mal aktiv online gespielt (mit Arbeitskollegen und Freunden). Alkohol hat mir dahin gehend geholfen ruhig zu bleiben, bzw. zu spielen. Also nicht, dass die Hände gezittert hätten, sondern auch in Stresssituationen (im Spiel) ruhig zu bleiben. Und wenn wir dann gewonnen hatten, war die Euphorie durch den Alkohol gleich mehrfach so schön. Heute spiele ich nur noch ganz selten online (und wenn nur am Wochenende), da ich beim spielen mit Freunden automatisch saufe.

    Bassmann, dein Beitrag war extrem schön zu lesen und hat mir sogar Gänsehaut verschafft! :)
    Hast du es alleine geschafft, oder auch stationär?

    Zitat

    Wenn der Ausstieg geklappt hat, wirst du dich fragen, wie du blos auf die Idee kommen konntest, dir solche Gründe pro Trinken zurechzulegen.

    Ich wünschte, ich könnte diesen Tag ENDLICH erleben! :-\

    Zitat

    Dabei hilft zum Einen, hier im Forum u.a. mal die Geschichten der Leute nachzulesen.

    Ich habe in den letzten 2 Jahre soviel gelesen, aber leider hat nichts geholfen komplett trocken zu werden. In der letzten Zeit war ich immer auf der Suche nach:

    "Mein ambulanter Entzug - so habe ich es geschafft". Oder sowas in der Art. Da ich nichts der gleichen gefunden habe, habe ich diesen Thread eröffnet.

    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, bzw. hänge ich immer noch an dem Glauben, dass man es auch alleine schaffen kann. Was mir fehlt ist eine Herangehensweise, Tips wie z.B. für Leute die gerne abnehmen möchten.

    Zitat

    Hier findest Du zum Beispiel meine Geschichte bzw. den Anfang davon hier im Forum.

    Lese ich sehr gern! :)

    Zitat

    Zum Anderen halte ich Selbsthilfegruppen für sehr hilfreich: Denn hier trifft man Menschen, die zum Einen wissen, wovon man redet, weil sie es selbst durchgemacht haben und die man zum anderen mit seinen Fragen löchern kann.

    Würde ich sehr gern mal probieren, nur kann man da so einfach hin? Oder muss man da vorher bei einer Suchtberatung gewesen sein?
    Ich wüsste gar nicht, wo es sowas bei uns gibt. Bei uns in der (Klein-)Stadt wohl eh nicht, wenn dann in der nächst größeren. Aber da kann man sich ja mal informieren.

    Zitat

    ch bin auch noch ganz neu hier und Angehörige eines Alkoholikers.

    Huhu Ailin..., ich hoffe deine Zeiten mit deinem Ex-Mann waren nicht allzu hart. :-\

    Das ist auch der Grund warum ich, solange ich noch trinke, wohl KEINE Beziehung eingehen werde! Ich werde nie aggressiv oder gewalttätig (ich wollte jetzt NICHT damit sagen, dass das dein Mann auch war) wenn ich trinke, eher das Gegenteil. Waren meine Ex und ich früher fort, haben wir beide (meistens) nicht soooo viel getrunken. Aber ich immer mehr wie sie. Waren wir dann zu Hause, wollte ich meistens kuscheln, oder Sex. Sie hat aber immer gesagt, dass sie einen Mann mit Bierfahne ungern küsst, bzw. allgemein unattraktiv findet. Es gab deswegen nie Streit, aber ich hätte mir schon gewünscht, dass sie in der Beziehung (bezogen auf die Bierfahne) ein wenig lockerer gewesen wäre.
    Und ich weiß, dass dies viele Frauen so sehen. Also ist es in der jetzigen Sitution unmöglich für mich eine Beziehung einzugehen, weil ich das keiner Frau antun will. Und ich meine tatsächlich "nur" mich mit Bierfahne mit ihr zu unterhalten.
    Hätte ich morgen eine neue Freundin, die kein / selten Alkohol trinkt, wäre sie wohl in einer Woche wieder fort. Wenn überhaupt...

    Zitat

    So ganz spontan kann ich nur sagen, dass ja mal ganz abgesehen vom Alkohol auch das Sitzen vorm PC als ganz schädlich, weil anregend beschrieben wird.

    Wenn man spielt (gerade online) steht man meistens unter Druck. Man ist meistens aufgeregt und angespannt. Das dies nicht schlaffördernd ist, ist mir die ganze Zeit schon bewusst. Ändern tu ich trotzdem nichts, da ich nicht weiß, was ich sonst machen soll. Fang ich ein Spiel an und die Story fesselt mich, will ich es auch unbedingt weiter spielen. Es ist eben, als ob man ein wahnsinnig guten Film guckt, nur dass man den "Film" selbst steuert und das er länger dauert.
    Würde jemand sagen: Du bist süchtig, bezogen auf Computersucht, würde ich das verneinen.
    Mir macht es eben mehr Spaß als Fernsehn zu schauen.

    So, jetzt muss ich erstmal Schluss machen.

    Vielen lieben Dank nochmal an alle, für eure Antworten und somit für eure Hilfe!

    Ich hoffe bis bald! wikende091

    Sno

  • Wow! Also wenn ich alle Deine Posts so lese ... Sorry, aber ich kriege immer mehr den Eindruck, dass Du einfach nur "die Pille" suchst, mit der Du ohne Dein Zutun plötzlich "geheilt bist.

    Ich habe in den letzten 2 Jahre soviel gelesen, aber leider hat nichts geholfen komplett trocken zu werden. In der letzten Zeit war ich immer auf der Suche nach:

    "Mein ambulanter Entzug - so habe ich es geschafft". Oder sowas in der Art.

    In Abwandlung des Spruches möchte ich Dir zurufen: NICHT LESEN - MACHEN!!

    Würde ich sehr gern mal probieren, nur kann man da so einfach hin? Oder muss man da vorher bei einer Suchtberatung gewesen sein?
    Ich wüsste gar nicht, wo es sowas bei uns gibt. Bei uns in der (Klein-)Stadt wohl eh nicht, wenn dann in der nächst größeren. Aber da kann man sich ja mal informieren.

    Wenn Du hier im Forum etwas herumgelesen hättest oder auch im Internet - dann hättest Du die entsprechenden Informationen schon gefunden:
    Zu SHG kann man einfach so hingehen - ohne Anmeldung (ich kenne jedenfalls keine, wo man sich vorher anmelden muss). Man muss sich nur überwinden und hinbewegen.
    Und auch zu Thema "Wo finde ich eine SHG" kann man sich informieren - wenn man denn will. Entweder bei der Suchtberatung oder auch im Internet. Schau doch mal in unsere Linksammlung: Hier findet man z.Bsp. bei a-connect auch einen Link zu den Selbsthilfekontaktstellen bundesweit.

    Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich bei gravierenden Problemen -nüchtern-, zu sehr hineinsteigere und aus dem Grübeln nicht mehr heraus komme. Mit Alkohol kam dann irgendwann dieses "ach, egal..., dass wird schon wieder"-Gefühl. Klar sind am nächsten Tag die Probleme immer noch vorhanden, aber wenigstens waren sie ein paar Stunden "fort". Das kennen wohl die meisten Leute, die ihre Probleme im Alkohol ertränken.

    Das eigentliche Problem ist doch, das Probleme schwimmen können! Also hör auf, Dich im Selbstmitleid zu ertränken und beweg Dich! Werd endlich AKTIV! Und: Wirf die Ausreden über Bord!

    Nochmal :sorry: wenn ich vielleicht etwas drastisch rüberkommen sollte, aber vielleicht helfen Dir diese deutlichen Worte mehr.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hi Greenfox,

    vielen Dank für deine ehrlichen Worte!

    Zitat

    Sorry, aber ich kriege immer mehr den Eindruck, dass Du einfach nur "die Pille" suchst, mit der Du ohne Dein Zutun plötzlich "geheilt bist.

    So wollte ich keineswegs "rüberkommen". Das es diese Pille nicht gibt, ist mir schon bewusst. Das einzige wovor ich mich (bis jetzt) immer noch drücke, ist stationär in Behandlung zu gehen. Aber ich verstehe schon, dass du mir deutlich sagen möchtest, dass es ohne wohl nicht geht. Ich hatte selbstverständlich nicht vor, dich oder andere Leute mit meiner Frage, oder Fragen zu ärgern, oder zu reizen.

    Danke für deine Verlinkungen. Werde ich mir heute Abend definitiv genauer ansehen.

    Zitat

    Also hör auf, Dich im Selbstmitleid zu ertränken und beweg Dich! Werd endlich AKTIV! Und: Wirf die Ausreden über Bord!
    NICHT LESEN - MACHEN!!

    Recht hast du! Mir hat bis jetzt auch immer der entscheidende A*schtritt gefehlt, um endlich mal etwas in Bewegung zu setzten.

    Zitat

    Nochmal :sorry: wenn ich vielleicht etwas drastisch rüberkommen sollte, aber vielleicht helfen Dir diese deutlichen Worte mehr.

    Vollkommen Ok.! Wie gesagt, ich werde deine Verlinkungen heute Abend mal genauer unter die Lupe nehmen und mich auch bei einer Suchtberatung anmelden.

    Vielen Dank nochmal an alle! :)

    MfG

    Sno

  • Hallo Sno,

    ich habe mich bisher nicht an Deinem Thread beteiligt weil ich nichts zu sagen hatte was Dir andere Forumsteilnehmer nicht schon gesagt hätten. Aber jetzt möchte ich auf eine Sache kurz eingehen:

    Zitat

    Das einzige wovor ich mich (bis jetzt) immer noch drücke, ist stationär in Behandlung zu gehen

    Wer sagt denn, dass Du stationär in Behandlung gehen musst? Da komme ich jetzt nicht so recht mit. Also ok, wenn Du mit dem Trinken auf hörst und wenn Du bereits körperlich abhängig bist, also die typischen Entzugssymptome entwickelst, dann wäre es fahrlässig, wenn Du Dich nicht in die Hände eines Arztes begeben würdest, Stichwort: Kalter Entzug und die möglichen Folgen. Aber der körperliche Entzug ist dann nach ein paar Tagen erledigt.

    Und dann beginnt die eigentliche Arbeit. Und die musst Du doch nicht zwangsläufig stationär machen. Also ich meine eine stationäre Langzeittherapie ist sicher ein sehr guter Weg um von der Sucht weg zu kommen und für nicht wenige Süchtige ist es wahrscheinlich auch der Weg mit der größten Erfolgschance. Aber, es gibt auch genügend andere Beispiele.

    Wenn Du es allerdings nicht mal richtig versuchst, dann wirst Du auch nicht heraus finden ob Du es ohne Langzeittherapie schaffen kannst. Ist doch eigentlich klar, oder?

    Nimm mal mich z. B., ich habe aufgehört, bescheurterweise kalt entzogen (ich ging erst ein paar Tage nach meinem letzten Tropfen Alkohol zum Arzt) und war aber fest gewillt, alles zu tun um künftig ohne Alkohol leben zu können. Darum bin ja auch zum Arzt, ich war bereit wirklich alles zu tun, auch Langzeittherapie, egal. Was notwendig gewesen wäre hätte ich gemacht. Bereits am ersten Abend ohne Alkohol, also gerade mal knapp 24 h ohne, ging ich z. B. in eine SHG. Einfach so, ohne anmelden oder so. Eine meiner besten Entscheidungen damals, auch wenn ich jetzt schon lange keine SHG mehr besuche. Durch mein Gespräch mit dem Arzt bekam mal einen Überblick über meine Krankheit, und natürlich auch einen Überblick darüber, ob oder was meine Sucht schon alles kaputt gemacht hat in meinem Körper. Da hatte ich sehr viel Glück, außer das ich sehr übergewichtig war und meine Leberwerte nicht berauschend waren, schien noch nix kaputt gegangen zu sein.

    Ok, dann habe ich natürlich einen Psychologen aufgesucht. Denn mir war klar, dass ich ja irgendwen brauche, mit dem ich mal tiefer und professionell über meine Sucht und dem ganzen drum herum sprechen kann. Ich kenne aber heute auch Menschen, die das nicht gemacht haben und es z. B. mit Hilfe ihrer SHG gut hinbekommen haben. Aber wenn man's nicht probiert, dann weiß man es natürlich auch nicht. Ich habe damals halt erst mal alles was mir in den Sinn kam probiert bzw. Termine vereinbart, denn es gab ja auch Wartezeiten, z. B. beim Psychologen. Ich wollte nichts auf die Lange Bank schieben und nichts unversucht lassen und auf jeden Fall die Hilfe "ausprobieren", die ich erst mal relativ einfach bekommen konnte. Natürlich war ich auch bei der Suchtberatung und ich habe auch noch anderweitig psychologische Hilfe gesucht und angenommen. Und nicht zuletzt hatte ich auch einen guten Freund, der mir mit vielen Gesprächen zur Seite stand. Und das alles habe quasi sofort von Anfang an, vom Tag X an sozusagen, in die Wege geleitet. Und umso mehr ich dann an Wissen und Erfahrung gewonnen habe, z. B. bei den täglichen Besuchen in meiner SHG, umso klarer wurde mir nach und nach, welche Hilfe mir wirklich was bringt und was mich weiter bringt. Und ich merkte auch, dass es gut lief und dass ich ohne LZT klar komme.

    Alles Eigeninitiative, alles aus dem Wunsch heraus mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Und nebenher habe ich die Trennung von meiner Familie verarbeitet und ganz normal meinen Job gemacht. Den hatte ich nämlich trotz Alkoholkarriere noch und das war auch sehr gut für mich. Also nix stationär, nix monatelang in einer Therapieeinrichtung. Aber trotzdem mit großem persönlichem Aufwand und Einsatz und natürlich auch mit hohem Zeitaufwand. Anders geht es sowieso nicht. Und wie gesagt, hätte ich gemerkt das ich nicht klar komme, wäre ich sofort auf der Matte gestanden um eine Langzeittherapie zu bekommen. Natürlich, denn die Alternative wäre ja nicht weniger als mein Untergang gewesen.

    Also Du musst halt wollen, nicht nur so ein bisschen, sondern Du musst Dein Leben wirklich verändern wollen. Und diese Veränderung dann auch selbst in die Hand nehmen. Es gibt genug Hilfsangebote, aber Du musst sie Dir suchen, sie kommen nicht bei Dir vorbei.

    Die Frage die ich mir dann stelle: Worauf wartest Du noch? Geh zum Arzt und lass Dich checken, sprich mit ihm/ihr über Dein Problem, besuche eine Suchtberatung und lass Dich dort entsprechend beraten, mach eine Strategie, such Dir eine Selbsthilfgruppe, ggf probiere mehrere aus bis Du eine passende gefunden hast (falls Du die Auswahl hast) und leite dann weitere Schritte ein. Eben die Schritte, die Du mit Arzt ober der Beratung besprochen hast. Und schon bist Du auf dem Weg in ein neues Leben. Ist kein einfacher Weg, aber wenn Du durch bist, hast Du ein neues Leben vor Dir.

    Alles Gute wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Wer sagt denn, dass Du stationär in Behandlung gehen musst? Da komme ich jetzt nicht so recht mit.

    Es ist zum Mäuse melken: schon wieder war Gerchla schneller! Genau die Frage wollte ich Dir auch stellen.

    Und genau das:


    Also Du musst halt wollen, nicht nur so ein bisschen, sondern Du musst Dein Leben wirklich verändern wollen. Und diese Veränderung dann auch selbst in die Hand nehmen. Es gibt genug Hilfsangebote, aber Du musst sie Dir suchen, sie kommen nicht bei Dir vorbei.

    Die Frage die ich mir dann stelle: Worauf wartest Du noch? Geh zum Arzt und lass Dich checken, sprich mit ihm/ihr über Dein Problem, besuche eine Suchtberatung und lass Dich dort entsprechend beraten, mach eine Strategie, such Dir eine Selbsthilfgruppe, ggf probiere mehrere aus bis Du eine passende gefunden hast (falls Du die Auswahl hast) und leite dann weitere Schritte ein. Eben die Schritte, die Du mit Arzt ober der Beratung besprochen hast. Und schon bist Du auf dem Weg in ein neues Leben. Ist kein einfacher Weg, aber wenn Du durch bist, hast Du ein neues Leben vor Dir.

    sagen.
    Ja, man wird nicht angezogen, nur weil man sich in einen Kleiderschrank setzt. Man muss schon selbst aktiv werden!

    Wie Du siehst, muss man auch nicht alles todernst nehmen - aber ernst sollte man das Ganze schon nehmen. Handle - sonst wirst Du behandelt (z.Bsp. vom Leben)! Und ob Dir DAS dann gefällt nixweiss0

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Gerchla, vielen Dank für deinen Post..., sehr interessant und vor allem informativ!

    Jetzt werden bestimmt wieder viele die Augen rollen, aber ich habe einfach nicht gewusst, oder erahnt, dass es ohne Fremdeinwirkung so schwierig wird, oder werden kann.

    Mittlerweile weiß ich, dass ich an die Sache wohl ganz falsch herangegangen bin. Ich dachte WIRKLICH, dass es Leute gibt, die es ohne Fremdeinwirkung geschafft haben, trocken zu werden.

    Das hat wohl auch was mit meinen Trinkverhalten zu tun. Unter der Woche "merke" ich das Bier ja nicht einmal. Also am nächsten Tag. Ich habe tagsüber keine Entzugserscheinungen. Nur Abends dann, aber auch nichts gravierendes, also kein zittern, oder Schweißausbrüche. Nur die Unruhe (und somit auch die Sucht) kommt dann irgendwann. Außer am Wochenende, da kommt dann die "heute kannst du saufen-Stimme".

    Bitte versteht mich nicht falsch. Greenfox wird sich auch denken: Der liest zwei Jahre etwas über´s entziehen und jetzt stellt er hier so dumme Fragen.

    Zitat

    Wenn Du es allerdings nicht mal richtig versuchst, dann wirst Du auch nicht heraus finden ob Du es ohne Langzeittherapie schaffen kannst. Ist doch eigentlich klar, oder?

    Ja, dass ist logisch. Aber ich habe es ja auch noch nicht -mit vollem Einsatz- probiert. Ich dachte tatsächlich, dass es sowas wie ein "Programm" für zu Hause gibt. Also Tip´s mit Aktivitäten, oder bei Suchtdruck Entspannungsübungen machen, ect.. Ich habe sowas natürlich schon gelesen und dachte, dass es Leute "so einfach" gemacht und auch geschafft haben. Die Gegenfrage: Warum hast du es dann nicht probiert, möchte ich damit beantworten, dass ich eben gerne mal einen oder mehrere Erfahrungsberichte gelesen hätte. Also scheint diese "Seifenblase" wohl eh hinfällig zu sein.

    Zitat

    Bereits am ersten Abend ohne Alkohol, also gerade mal knapp 24 h ohne, ging ich z. B. in eine SHG.

    Ich finde das absolut respektabel. Obwohl ich mich nicht schämen würde, mich mit Leuten persönlich auseinanderzusetzten, die das selbe Problem haben wie ich, würde ich es aber zumindest am Anfang versuchen selbst zu "regeln". Aber so wie es Greenfox ja auch schon geschrieben hat, scheint der Weg zu einer SHG, gerade am Anfang, enorm wichtig zu sein. Und ja, langsam bin ich motiviert eine zu besuchen! :)

    Zitat

    Ich habe damals halt erst mal alles was mir in den Sinn kam probiert bzw. Termine vereinbart, denn es gab ja auch Wartezeiten, z. B. beim Psychologen. Ich wollte nichts auf die Lange Bank schieben und nichts unversucht lassen und auf jeden Fall die Hilfe "ausprobieren", die ich erst mal relativ einfach bekommen konnte.
    Alles Eigeninitiative, alles aus dem Wunsch heraus mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

    Das ist für mich auch ein wichtiger Punkt. Und auch ein Grund warum ich bis jetzt wohl meinen Allerwertesten nicht hoch bekommen habe. Denn ich habe im Alltag (MITTLERWEILE) keine Einschränkungen mehr. Ich habe in dem Sinne, außer die Sucht an sich, keine Probleme. Unter der Woche reiß ich mich zusammen (was mir auch nicht schwer fällt) und trinke am Wochenende mehr. Doch ich kann ausschlafen (am WE), muss mich um nichts kümmern, außer meiner Wohnung. Das alles ist kein Problem, dennoch trinke ich jeden Tag, ohne "mal locker" aussetzten zu können. Also bin ich ein Alkoholiker und muss definitiv etwas unternehmen. Was ich sagen möchte ist, dass es mir NOCH viel zu gut geht, ich aber weiß, dass ich unbedingt handeln muss.

    Zitat

    Also Du musst halt wollen, nicht nur so ein bisschen, sondern Du musst Dein Leben wirklich verändern wollen.

    Genau das ist der Punkt, bzw. der Gedanke, der es für mich noch wahnsinnig schwierig macht. Ja, ich will weg vom Alk, von der verdammten Sucht. Aber es ist das -ein Leben lang trocken bleiben-, was mich tatsächlich noch abschreckt. Nie mehr auf irgendeinen Geburtstag, oder sonst irgendwo etwas trinken?! Der Gedanke ist "komisch". Aber meine Devise und mein Vorhaben lautet trotzdem: Lieber trocken sein und damit dann früher oder später auch ganz normalen leben, als sich jedes Wochenende die Kante zu geben.

    Zitat

    Die Frage die ich mir dann stelle: Worauf wartest Du noch?

    Um ehrlich zu sein habe ich gehofft, eine Antwort auf meine ursprüngliche Frage zu bekommen.

    Wie gesagt, ich bin wohl komplett falsch an die Sache heran gegangen. Deswegen danke ich auch jeden der mir geantwortet und deutlich gemacht hat, dass meine Herangehensweise Unfug war.

    Ich werde die nächsten Schritte einleiten, würde mich aber sehr darüber freuen weiterhin mit euch in Kontakt zu bleiben, fall´s ich trotzdem noch ein paar Fragen haben sollte.

    Vielen Dank für eure Geduld! :) :) :)

    Bis Bald..., Sno. wikende091

  • ... würde mich aber sehr darüber freuen weiterhin mit euch in Kontakt zu bleiben, fall´s ich trotzdem noch ein paar Fragen haben sollte.

    An uns soll's nicht liegen ;)

    Na dann: Auf in den Kampf, Torrero - und viel Erfolg!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen Sno,

    nun, was soll ich sagen. Du hörst Dich ungefähr so an:

    "Also ja, ich weiß das ich eigentlich ein Alkoholproblem habe, aber eigentlich geht es mir ja im Moment ganz gut irgendwie, weil ich habe ja unter der Woche gar kein Problem aber naja, am Wochenende halt und naja, irgendwie will ich ja da schon weg von dem Alkohol aber so dauerhaft nie mehr zu trinken, dass kann ich mir irgendwie auch gar nicht vorstellen und naja, irgendwie ist es halt noch nicht schlimm genug mit meiner Sucht aber trotzdem bin ich ja süchtig und darum muss ich ja aufhören. Blöd, dass es da jetzt kein Patentrezept gibt wo ich eigentlich gar nix machen muss und trotzdem einfach aufhören kann, das wäre sehr praktisch weil eigentlich geht es mir ja gut und ich muss halt aufhören weil ich halt glaube das ich süchtig bin. Und naja, jetzt muss ich halt mal schauen was ich vielleicht alles tun könnte um doch irgendwie aufhören zu können oder zu wollen oder was weiß ich."

    Wie Du siehst, war das bewusst eine ironische Zusammenfassung dessen, was ich aus Deinem Post heraus gelesen habe. Was ich nicht erkennen kann, ist einen Menschen der den tiefen Wunsch verspürt seine Sucht für immer hinter sich zu lassen und sich deshalb Hilfe sucht, weil er das unbedingt möchte.

    Also, ich bin jetzt mal ganz ehrlich. Ich kann Dir nichts mehr sagen. Ich habe Dir alles geschrieben was ich Dir schreiben wollte. Der Ball liegt in Deinem Feld. Dein Leben, Deine Entscheidung wie Du weiter damit umgehst.

    Ich wünsche Dir gute Entscheidungen und dass Du einen Weg für Dich finden wirst.

    LG
    gerchla

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