• Moin Proky,
    du kannst einfach googlen: z. Bsp. Kiss Selbsthilfe Niedersachsen
    Dann kannst du nachlesen, welche Standorte, Selbsthilfegruppen und Themen es gibt oder welche sich in der Planung oder in der Gründungsphase befinden. Und du kannst auch Termine für Vortragsserien und aktuelle Themen in der KISS in Erfahrung bringen.
    Rina, leider kam ich mit meiner Anmeldung zu spät.
    Wegen Corona ist nur eine sehr kleine Gruppe erlaubt. Andere waren schneller. Online-Meetings sind auch möglich, aber ich wollte gerne gegenseitiges Erleben und Wahrnehmen, gemeinsames Lachen und Weinen und intensive Begegnungen und Gespräche von Angesicht zu Angesicht.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Moin,
    ich kann mich noch sehr gut an das Gefühl erinnern, als mir im Schwimmbad im tiefen Becken die Luft wegblieb. Ich zweifelte, dass ich es noch bis zum Beckenrand schaffen würde.
    Das Wasser gluckerte mir schon über dem Kopf. Ich schluckte und schluckte immer wieder, ruderte rauf und runter, kam wieder hoch, ging wieder unter. Panische Angst schnürte mich ein.
    Ich bin heute noch dankbar, dass es Menschen gab, die für mich da waren, die nicht wegschauten. Es war eine unglaublich schöne Erfahrung, etwas Helfendes, etwas Festes zu spüren. Alleine wäre ich untergegangen.
    Die ersten Schritte danach am Beckenrand vergesse ich nie mehr. Sie waren wackelig, ja sehr wackelig. Ich stolperte und ich wackelte. Aber es war jemand da, der mich bei diesen wackeligen Schritten unterstützte...
    Es waren für mich die schönsten wackeligen Schritte der Welt.
    Als der Schrecken vorüber war, gingen meine wackeligen Schritte ins Hüpfen über, aber es war doch noch wackelig….
    Ähnliches Empfinden habe ich in „Krisensituationen“(wie z.Bsp. Rückfälle, schlimme Diagnosen, Todesnachrichten) immer mal wieder gehabt.
    Es gibt keine Garantien, dass zu der einen Krise nicht auch noch eine zweite oder dritte hinzukommt.
    Für mich ist es ein Lebenstipp und ein Privileg, sich so etwas von der Seele zu schreiben, zu erzählen, zu reden, sich auszutauschen, zu teilen, zu verarbeiten. Nicht alleine zu sein.

    Mut, Zuversicht und Hoffnung machen. Das hält zusammen.

    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Britt

    Ich kann mich da gut hineinversetzen.
    Und ja, das Gefühl nicht alleine zu sein stellt sich ein, wenn man über solche oder andere Situationen spricht.
    Am einfachsten fällt es, wenn die Wunden noch jung, noch nicht vernarbt sind.
    So wie es auch ein ureigener Instinkt ist, bei Gefahr zusammenzurücken.
    Die anderen zu spüren, sich sicherer zu fühlen.
    Hat mir sehr gefallen, was du geschrieben hast.

    LG
    Erkenntnis

    Was du liebst, lass frei.<br />Kehrt es zurück, gehört es dir - für immer.<br /><br />Konfuzius

  • Befreiung:
    Nie wieder….
    spiele ich artig zugeteilte Rollen, lasse ich mir vorkauen, was ich spreche, fühle oder tue.
    Nie wieder…
    werde ich jemanden untertan sein, mich beeinflussbar machen, lass nicht mehr andere bestimmen, wer ich bin.
    Nie wieder…
    nagele ich mein Lachen und mein Denken an die Gewichtung anderer Menschen fest, lasse meine Fähigkeiten nie mehr durch Fremde lenken,
    denn dann vergesse ich, dass ich es selber kann.
    Ich bin keine hilflose und ängstliche Persönlichkeit, die den „muskelstarken“ Schutz (m)eines Mannes braucht.
    Ich bin der Sturm, der endlich wagt zu beben, ich bin das Feuer, das aufsteigt, zischt und lodert.
    Nie wieder…
    denke ich mit fremden Gehirnen und pfeife auf alle, denen das nicht gefällt.
    Ich will..
    ungehindert wachsen wie ein Baum hinauf bis ins Licht, hinunter zu der Wurzel und all dies annehmen in mein Ich.
    Ich will…
    mich weiter entfalten, mich weiten, wachsen, ich will werden !

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Ein lieber Forumsteilnehmer teilte mir seine Gedanken zu meinem letzten Post mit.

    Ich habe mich entschlossen, meine Sichtweise dazu hier im öffentlichen Bereich zu teilen.
    Ich stelle mir seit einiger Zeit folgende Fragen:
    Werde ich jetzt „härter“ bzw. denke ich nur noch „Britt first“? Entwickele ich mich mehr und mehr in eine Britt, die nicht mehr authentisch ist? Die sich nur noch darauf fokussiert, dass sie nicht mehr verletzt werden kann?
    Eine Britt, die Ihre Bedürfnisse (egal wie) durchsetzt und sich nicht mehr bevormunden lässt ?

    Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich mit meiner Veränderung nicht nur von meinem Mann abgrenze, sondern in der logischen Konsequenz auch von Menschen, die mich „so“ nicht mögen.
    Dann ist das eben so, damit kann ich gut leben.
    In meinem persönlichen Umfeld aber ist kein einziger Mensch, der sich aufgrund meiner Veränderung von mir distanzierte, ganz im Gegenteil, ich erfahre sehr viel mehr Wertschätzung. Ja, mein persönliches Umfeld wächst sogar mit jedem Tag. Das tut mir gut.

    Zitat

    Nie wieder…
    denke ich mit fremden Gehirnen und pfeife auf alle, denen das nicht gefällt.

    Diesen Satz habe ich überspitzt formuliert. Im Grunde genommen bezieht sich dieser Gedanke auf Menschen, denen mein Gehirn nicht passt und die mich manipulieren wollen.
    Ich weiß, dass es richtig und auch wichtig ist, sich auch mal in fremde Gehirne hinein zu denken. Denn es hilft zu verhindern, dass ich einen anderen Menschen verletze.
    Ich formuliere diesen Satz mal anders: Alles, was ich tue, tue ich nur für mich, nicht gegen jemand anderen (gesunder Egoismus). Ich kümmere mich gut um mich selbst und achte auf meine Bedürfnisse, ohne andere Menschen dabei zu verletzen.

    Leben heißt Veränderung. Wir alle verändern uns, und das ist wichtig. Meine Veränderung tut mir gut. Ich brauche keinen Alkohol mehr.
    Ich kann nur sagen, für mich hat es sich gelohnt, diesen Veränderungsprozess durch zu machen. Meine Veränderung war für mich richtig und wichtig. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich noch mehr Veränderung „vertrage“.
    Ich will mich weiter entfalten, ich will weiter wachsen, ich will werden !

    Danke für die Denkanstöße
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~


  • Ich habe mich entschlossen, meine Sichtweise dazu hier im öffentlichen Bereich zu teilen.
    Ich stelle mir seit einiger Zeit folgende Fragen:
    Werde ich jetzt „härter“ bzw. denke ich nur noch „Britt first“? Entwickele ich mich mehr und mehr in eine Britt, die nicht mehr authentisch ist? Die sich nur noch darauf fokussiert, dass sie nicht mehr verletzt werden kann?
    Eine Britt, die Ihre Bedürfnisse (egal wie) durchsetzt und sich nicht mehr bevormunden lässt ?

    hast Du das in den öffentlichen Bereich gestellt, um Dich zu zeigen (Hallo, so bin ich), oder um noch mal Rückmeldung zu bekommen (kann mir wer sagen, wer ich wirklich bin?)

    Wer ist die authentische Britt? Bist Du im Grund härter und rücksichtloser und hattest nur nicht die Traute, oder war es authentischer als Du noch angepasster warst? Kannst nur Du wissen. Wie wärst Du denn, wenn Du völllg offen wärst, sozusagen ohne Rücksicht auf Verluste, was tätest Du da gern? Du kannst machen, was Du willst, so lange Du bereit bist, die Konsequenzen dafür zu tragen, also welche Konsequenzen willst Du tragen, freiwillig oder "es geht halt nicht anders, wenn ich mich nicht selbst verleugnen will"?

    Um dem Verdacht zu entgehen, dass ich Dich manipulieren will, überleg Dir nicht, was ich hören wollen könnte. Come as you are.

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  • Moin Susanne,
    schön, dass du wieder dabei bist.

    Das Thema "Authentizität" habe ich genau so auch in meiner Gruppe zur Diskussion gestellt .
    Es entwickelte sich eine sehr interessante Gesprächsrunde mit sehr unterschiedlichen Sichtweisen und ich dachte, dass dieses Thema auch hier hin passt.
    Einfach, "man" selbst sein, das ist für mich authentisch. Das klingt einfach, ist aber oft kompliziert. Ich wurde erzogen und konditioniert. Irgendwann habe ich dann vergessen, wer ich wirklich bin und was mich ausmacht. Nicht zuletzt, weil ich oft dachte, dass das, was mich ausmacht, verkehrt ist und ich ständig versuchte, Fehler an mir selbst zu beseitigen, die in Wahrheit gar keine waren. Flow ade. Ich bin authentisch, wenn ich mich nicht von äußeren Umständen beeinflussen lasse. Es bedeutet auch, entsprechend meines Wesens und Erbanlagen zu leben, zu arbeiten, zu kommunizieren und in Beziehung zu gehen. Und in diesem Möglichkeitsraum will ich wachsen, mich entwickeln und mich verändern.

    Vielleicht hat ja jemand Lust, seine ganz eigene Definition von Authentizität zu teilen?

    Eine gute Nacht wünscht Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Da habe ich jetzt eine Weile drauf rumgekaut ;)

    Erstmal die Definition gegoogelt. Echt gefiel mir von den Begriffen am besten. Im Gegensatz zu dir, geschätzte Britt, will ich nicht mehr wachsen, werden, verändern.

    Ich will so bleiben. Über 20 Jahre Therapiearbeit liegen hinter mir. Besser wird's nicht mehr, lächel...

    Echt bin ich, wenn ich mir gestatte, ein Problem mit angemessenem Verhalten zu haben. Ist in meinem Kopf oft gleichzusetzen mit mindestens langweilig oder gar verlogen. Aktuelles Beispiel: Um 0.25 Uhr in einem Forum zu posten deutet manchmal darauf hin, dass der/die SchreiberIn nicht nüchtern ist oder ein/e TagediebIn. Beides bei mir nicht der Fall. Ich bin eine Nachteule geworden, weil ich krankheitsbedingt nicht mehr auf Arbeit muss. Nüchtern seit: siehe links.

    Echt bin ich, wenn ich als Emanze langärmelige Kleidung trage, um die religiösen Gefühle meiner muslimischen NachbarInnen nicht zu beleidigen, wenn ich sie besuche.

    Echt bin ich, wenn ich versuche nach dem Kant'schen Imperativ zu leben. Je älter ich werde, desto besser gelingt es mir ;)

    Echt bin ich, wenn ich Blödmann sage, wenn ich meine, einen erkannt zu haben.

    Echt bin ich, wenn ich morgen mit einer fremden jungen Mutter noch schnell eine Schultüte bastel, weil das u.a. zum Service unseres Nachbarschaftszentrums gehört und ich leidenschaftlich gern bastel, aber so Rumstehscheiß hasse.

    So weit erstmal ;) Aber das ist im Gegensatz zu früher schon ziemlich in Beton gegossen in meinem Kopf. Natürlich völlig subjektiv, jede/r hat seine/ihre Wahrheit. Sind meine persönlichen Resultate aus Lebenserfahrung, Wissen, Glauben oder wasauchimmer ;)

    Netten Gruß, ichso :)

  • Belastungen:

    Zum einen heißt es wieder mal Warten…zu Diagnosezwecken musste ich mich erneut wg. Entnahme einer Gewebeprobe unters Messer legen. Der histologische Befund steht noch aus...
    Zum anderen ist mein Papa nicht mehr der Mensch, den ich mal gekannt habe. Mama und ich haben gedacht, dass er vergesslich wird…Was dann aber innerhalb kürzester Zeit mit ihm passierte,
    hat mich umgehauen: vermehrt extreme Unruhe, aggressiv, örtlich und zu Personen unorientiert, anhaltende kognitive Defizite und akuter Verwirrtheitszustand.
    Er wurde lt. richterlichem Beschluss in die „geschlossene“ Gerontopsychiatrie verbracht.
    Diagnose: Delir nach Demenz im fortgeschrittenen Stadium. Er ist eine Gefahr für sich und andere. Es tut so weh, ihn so zu sehen. Jeden Tag verlieren wir ihn mehr.
    Nun bin ich in der Rolle der „bevollmächtigten“ Tochter. Ich erledige so ziemlich sämtlichen Papierkram. Mama weint nur und redet tagtäglich von Ihrem schlechten Gewissen.
    Sie sei ein schlechter Mensch, sie denkt, dass sie versagt hat.
    Sie fühlt sich schuldig, sie schämt sich und verkriecht sich im Haus. Außerdem tut es ihr unendlich Leid, dass sie mir so viel aufbürdet, obwohl ich selber genug Sorgen habe…
    Wir reden jeden Tag miteinander. Ich versuche ihr zu erklären, dass es wichtig ist, die Krankheit zu verstehen und wie sie funktioniert, dass sie sich um sich selber sorgen muss
    und dass das Verhalten meines Papas nichts mit ihr zu tun hat-
    und das es wichtig ist, dass sie Hilfe und Unterstützung annimmt, auch wenn sie Angst davor hat (diese Gespräche erinnern mich immer an die Zeit meines Suchtausstiegs).

    Die Krankheit wird uns bald meinen Papa, den Ehemann, den Schwiegervater, den Opa, Freund und Nachbarn nehmen. Wir können nichts tun.
    Doch die Liebe zu ihm bleibt, sie hat nur eine andere Form übernommen.

    Zusammengeballte Ängste haben momentan wieder einen Peak bei mir erreicht, aber ich bin unendlich dankbar, dass ich den „ungeliebten Ausweg“ nicht mehr brauche.

    Bleibt oder werdet gesund.

    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Moin Britt,

    zu Deiner Gewebeprobe wünsche ich Dir viel Glück.

    Macht Dir der Gedanke, dass Dein Vater demnächst sterben könnte, Schwierigkeiten?
    Mir gehts so, bei Älteren habe ich das Gefühl, die haben ihr Leben gelebt, und dann ist es auch an der Zeit, zu gehen. Trifft uns ja alle, und das finde ich auch gar nicht weiter schlimm. Sterben ist normal, Teil des Lebens.
    Und vor allem, wenn man wegen Demenz oder sonstigen schweren Krankheiten eigentlich eh nichts mehr vom Leben hat, ist da ja schon eher ein Hoffnungsschimmer, dass es auch ein Ende hat. Kein ewiges Leiden. Da hat Sterben für mich sogar eher was tröstliches. Wäre ja furchtbar, wenn man in dem Zustand nicht sterben dürfte.

    Ausserdem denke ich, weder mein Vater, der es hinter sich hat, noch meine Mutter, der es noch bevorsteht, würden gerne in dem Bewusstsein sterben, dass es mir deswegen dann schlecht geht. Sondern denen wäre es doch lieber, wenn sie wüssten, dass ich mein Leben trotzdem noch geniessen kann. Kann mir nicht vorstellen, dass jemand was davon hat, wenn die Angehörigen oder Freunde dann im Selbstmitleid zerfliessen. Wer hat denn was von dem Heulen?
    Und da drauf, dass das kommt und passiert, dass sie sterben (und auch ich), habe ich mich längst eingestellt. Da kommts für mich eher drauf an, das in Würde zu beenden.

    Ich hoffe, ich bin Dir nicht zu nahe getreten.
    Gruß Susanne

  • Moin AmSee,

    Zitat

    Dass du mit dem 4-Ohren-Modell kommst, klingt übrigens ziemlich oberlehrerhaft.
    Wenn ich angesprochen wäre, würde ich mich provoziert fühlen.
    Gruß
    AmSee


    ja, das mag durchaus sein. Tatsächlich werde ich oft so von „Bürgern“ bezeichnet: als arrogant und belehrend. Eine Belehrung ist in meinem Beruf eine hoheitliche Pflicht. Leider empfinden die „Bürger“ diese Belehrungen oftmals bedrohlich, herablassend und oberlehrerhaft. Im Gegenzug werde ich dann mit einer Vielzahl von provokanten Aussprüchen (…„ von einem Flintenweib lasse ich mir überhaupt nichts sagen“…“hast du nichts besseres zu tun“…"willst du mich provozieren"...“du hast doch gar kein Recht dazu, dich zeig ich an“..du lebst doch von meinen Steuern.." usw.) konfrontiert.
    Was ich sagen will: Ich habe oftmals Schwierigkeiten, von der sachlich-rationalen (Beruf) zur emotionalen (privat) Kommunikationsebene umzuswitschen. Das 4-Ohren Modell ziehe ich dann durchaus auch mal zur Analyse von Gesprächsführung heran.

    Danke, AmSee, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Ich schau noch mal genauer bei mir hin.

    Lieben Gruß
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Jeder laufe ein paar Meter in den Schuhen der Anderen...

    Während meiner Drogenzeit war ja verschiedenes illegal. Da war die Polizei der natürliche Gegner. Es war wohl Glück, dass ich es immer wieder geschafft habe, sich gegenseitig als Mensch wahrzunehmen. Hat mir sicher viel Ärger erspart.
    Neulich, als bei mir Katastrophe war, musste manches auch einfach funktionieren. Da musste jemand die führung übernehmen.
    Oh ja, und mich brachte das auch immer in Konflikte, wenn ich selbst "das Sagen" hatte - Führungsposition.

    Ich denke, bei dem was Du gesagt hast, konnte man anderer Meinung sein - und sich abgrenzen, so wie ich es gemacht habe. Trotzdem will ich da mal dazu sagen, dass Du es auch nicht allen recht machen musst. Es ist im Grund ja nichts passiert, ausser, dass wir eine spannende Diskussion hatten. Ich aus meiner Sicht sage, man kann da auch was positives dran finden.

    Ich persönlich finde, dass man nicht immer einer Meinung sein muss. Eine Kuschelrunde hat mich z.B. grade beim Alkohol nie weitergebracht. Das Denken wurde bei mir immer durch Gegenargumente erst richtig angeregt. Daraus ergeben sich ja erst "gute Gespräche".

    Gruß Susanne


  • Was ich sagen will: Ich habe oftmals Schwierigkeiten, von der sachlich-rationalen (Beruf) zur emotionalen (privat) Kommunikationsebene umzuswitschen. Das 4-Ohren Modell ziehe ich dann durchaus auch mal zur Analyse von Gesprächsführung heran.

    Moin Britt,
    diese deine Rückmeldung spricht mich an. Ich kann das gut nachvollziehen, dass dein Beruf bzw. die Kommunikation und das im beruflichen Alltag ab und zu auftretende Kommunikationsgefälle abfärbt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Beruf auch auf mich abgefärbt hat.

    Interessant finde ich deine Wortwahl „Bürger“ und diesen dann noch in Anführungszeichen. Wenn ich’s nicht im Zusammenhang deiner gesamten Ausführungen und im Kontext deines Berufes gelesen hätte, hätte ich meine Schwierigkeiten damit gehabt, weil dieser Begriff so und dann noch in Anführungszeichen in meiner Alltagskommunikation nicht verwendet wird, um mich und die Menschen, mit denen ich kommuniziere, zu bezeichnen. Ich musste mich noch nie so von meinen Kommunikationspartnern abzugrenzen, wie du das offenbar durch deinen Beruf gewohnt bist.
    Ich hätte mich gefragt: „Wieso verwendet die diese Bezeichnung „Bürger“ für mich und dann noch in Anführungszeichen? Ist das etwa ne vornehme Form der Abwertung?“

    Ich hab großen Respekt für alle die, die diesen Beruf ausüben, ingesamt drei Freunde von mir und einer meiner Cousins sind Polizisten.

    Zu der Kommunikation in dieser bestimmten Nachricht:
    Ich hab das so wahrgenommen:
    In deiner Formulierung verwendest du eine Du-Botschaft und unterstellst Orangina, dass sie dich falsch interpretiert hat.
    Dann nennst du das vier-Ohren-Modell lediglich.

    Für mich klingt das nach einer Aufforderung, dass dein Gegenüber Orangina jetzt ihr Verständnis deiner Nachricht reflektieren soll.

    Ich lese da ganz viel „Du“ heraus.


    Kommunikation ist, wie ich immer feststellen muss, mitunter eine überaus knifflige Sache und läuft eben nicht immer reibungslos. Ich weiß, dass ich selbst auch nicht immer ideal formuliere. Nicht aus Absicht, sondern im Eifer des Gefechts oder aus einer gewissen Laxheit heraus oder oder oder.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Übrigens gerade hatte ich mal wieder eine Kommunikationssituation mit einem Polizisten, die mir deutlich gemacht hat, dass mir ein gewisses Denken einfach nicht geläufig ist.

    An meiner Haustür hatte ein Bettler geklingelt. Ich hab die Tür geöffnet. Er sprach kein Wort deutsch und hielt mir einen einlaminierten Zettel hin, dem zu entnehmen war, dass er aus Siebenbürgen stammt, kein Geld hat und eine Geldspende von mir haben will.
    Ich wimmelte ihn mit Gesten ab und schloss die Tür.
    Er aber blieb vor der Tür stehen und ging nicht weg.
    Mir wurde das ziemlich unheimlich und ich fürchtete auch, dass er nun ums Haus herumschleicht.

    Und weil mir das unheimlich vorkam und nicht ganz koscher, hab ich die Polizei angerufen. Ich wollte, dass die einfach mal einen Streifenwagen durch die Straße schicken und ein Auge drauf haben.

    Tja und nu kommt die Kommunikationssituation: Ich sollte den Mann beschreiben.
    Hoppla, daran hab ich ja überhaupt nicht dran gedacht, dass ich den Mann beschreiben können müsste, damit die Polizisten im Streifenwagen überhaupt wissen, auf wen sie in unserer Straße denn achten sollen.
    Und dann hab ich versucht zu beschreiben. Mir fällt sowas immer fürchterlich schwer.
    „Was für eine Farbe hatte die Hose?“ - Ich wusstest es nicht mehr, riet. - „Sie sollen nicht raten.“ - Uups, hoppla, stimmt, warum hab ich nicht daran gedacht.

    Das kurze Telefonat machte mir deutlich, dass mir ein gewisses Denken nicht geläufig ist, dass aber mein Gegenüber, die Polizei, ohne dieses Denken ihrer Arbeit gar nicht nachkommen kann.
    Wie schwammig war doch meine Vorstellung, als ich angerufen habe: In unserer Straße (die ist nicht gerade klein und befindet sich nicht gerade in einem Dorf und es gibt auch ein paar Nachbarstraßen) - eben noch im Bereich meiner Hausnummer xy - läuft ein älterer Mann von Haus zu Haus, der kein Deutsch spricht und einem einem Zettel hinhält. Achten Sie doch bitte mal auf den.

    Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, frage ich mich, wie ich das nicht im Blick haben konnte, dass die Polizei ohne eine etwas differenziertere Beschreibung den Mann, der mir selbst so unheimlich war, so gut wie gar nicht wahrnehmen kann. :rotwerd:

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Interessant finde ich deine Wortwahl „Bürger“ und diesen dann noch in Anführungszeichen, weil dieser Begriff so und dann noch in Anführungszeichen in meiner Alltagskommunikation nicht verwendet wird, Ich hätte mich gefragt: „Wieso verwendet die diese Bezeichnung „Bürger“ für mich und dann noch in Anführungszeichen? Ist das etwa ne vornehme Form der Abwertung?“
    Liebe Grüße
    AmSee


    Moin AmSee,

    sorry, um Missverständnisse zu vermeiden, hätte ich das mit dem „Bürger“ näher erläutern sollen. Ein Bürger ist für den Polizisten wie der Patient für den Arzt oder der Mandant für den Anwalt.
    (sie es mir nach, aber ich bin noch dabei, das Gendern zu lernen)
    Ein „Bürger*in“ ist nichts anderes als ein gesellschaftlicher Status (Staatsangehöriger).
    Auch Polizisten sind Bürger…nur in Uniform.

    :klugsch: Ende...

    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~


  • Ein Bürger ist für den Polizisten wie der Patient für den Arzt oder der Mandant für den Anwalt.
    [...]
    Auch Polizisten sind Bürger…nur in Uniform.

    Moin Britt,
    das hab ich mir im Kontext schon gedacht...

    Lass dir von mir aber mal folgende Frage gefallen:

    Hast du schon mal versucht, deinen Beruf zusammen mit deiner Uniform an der Garderobe zu lassen, wenn du Feierabend hast?


    Ich hab das irgendwo in einem der Bücher des Psychiaters, Kabarettisten und Autors Manfred Lütz mal gelesen, dass und wie sinnvoll und wichtig es ist, den Beruf mitsamt der Berufskleidung an der Garderobe hängen zu lassen, wenn man Feierabend hat und sich nach Hause begibt.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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