• Guten Morgen Britt,

    ich versuche das für mich so zu regeln, dass ich mich auf viele Dinge erst gar nicht einlasse. Nicht weil ich keine Meinung dazu hätte, sondern weil ich keinen Sinn darin sehe. Und nicht darauf einlassen bedeutet dann für mich, dass diese Dinge zwar wahr nehme (z. B. irgendwelche Diskussionen hier im Forum um mal beim Forum zu bleiben), ich auch kurz darüber nachdenke (das passiert wahrscheinlich automatisch) was ich davon halte, es dann aber für nicht relevant einstufe.

    Nicht relevant bedeutet dann, dass ich mich damit nicht beschäftigen möchte, nichts dazu schreiben möchte, etc. Warum das so ist, kann unterschiedliche Gründe haben. Der häufigste ist wahrscheinlich der, dass ich mir denke, dass es andere Betroffene nicht weiter bringen würde, wenn ich da jetzt auch noch meine Meinung zu schreibe. Oft "gleiten" diese Diskussionen dann so ab, dass ich gar nicht mehr weiß, worum es ursprünglich eigentlich gegangen ist, vielleicht auch, weil es mich im Grunde dann auch gar nicht mehr interessiert.

    Ich versuche mich dann immer daran zu erinnern, warum ich eigentlich hier aktiv bin. Und ich bin hier aktiv, um anderen Betroffenen, Hilfesuchendenen, von mir, meiner Geschichte und meinen Erfahrungen zu erzählen. Damit diese dann etwas damit anfangen können (im Idealfall).

    Die Meinungen anderer lasse ich sehr gerne auch einfach als deren Meinung stehen. Ich spüre nicht den Drang, unbedingt etwas richtig stellen zu wollen oder zu müssen. Es sein denn, ich wurde direkt angesprochen, was aber selten vorkommt, weil ich die Dinge ja meist stehen lasse.

    Das war bei mir nicht immer so. Früher hätte ich mich mit Freude in Diskussionen und auch Außeinandersetzungen gestürzt. Das hat sich bei mir verändert, ich will nur noch das tun, was mir selbst gut tut. Zumindest in den Bereichen, wo ich es selbst in der Hand habe. Es gibt ja genügend Bereiche im täglichen Leben (Berufsleben z. B.) wo das nicht der Fall ist, wo man es nicht in der Hand hat.

    Es gibt ein Lied von STS ("Großvater"), da geht es an einer Stelle um einen Mann, der wohl eine Frau hatte, die ihm ständig die "Ohren vollgejammert" hat und ihm immer gesagt hat, was er zu tun hat und zu lassen hat. Darauf angesprochen antwortet dieser Mann (sinngemäß): "Ich hab sie lieb, ich muss nicht immer alles hören was sie sagt". Und so halte ich es auch, ich muss auch nicht immer alles hören, schon gar nicht immer alles auf mich beziehen, ich kann es auch einfach vorbei ziehen lassen.

    LG
    gerchla

  • Lächel... Genau, ihr müsst uns (Mädels) gar nicht verstehen. Liebhaben reicht ;)

    Klasse, Gerchla, also die gesamte Strategie. Da übe ich noch. Sein lassen.

    Netten Gruß,

    ichso - die sich gerade fragt, wer oder was STS ist...

  • @ichso

    STS ist eine österreichische Band. Bekanntester Hit war "Fürstenfeld", soweit mir bekannt. Wenn es Dich interessiert, dann googel einfach mal danach. Und die hatten eben auch ein Lied das "Großvater" hieß. Dieses Lied finde ich sehr ergreifend, wenn ich ehrlich bin. Und die singen mir aus der Seele. Bei Interesse: ist bestimmt frei auf YouTube verfügbar, wenn Du nach STS und Großvater suchst.

    LG
    gerhard

  • Danke lieber Gerchla,
    du bist mir ein großes Vorbild, was Kommunikation auf Augenhöhe angeht.

    Manche „Gespräche“ finde ich sinnvoll, manche nicht, manchmal ärgert mich was, manchmal freut mich was. Aber so ist es eben – das ist eben das, was ICH in einer Gemeinschaft aushalten muss.
    Dieses Aushalten – anderer Entscheidungen, anderer Lebensweisen, anderer Einschätzungen und Sichtweisen – das ist der springende Punkt.
    Polemik und das Sezieren von Beiträgen bringen mich nicht weiter.

    Lieben Gruß
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Britt,

    Vielleicht wäre auch hier „Akzeptieren „ einfacher als „Aushalten „? Aushalten hat sowas anstrengendes an sich...annehmen und weiter gehen, passieren lassen könnte mit mehr Leichtigkeit geschehen. Das nur als kleiner Gedankeneinschub weil ich mir das oft sage! Vielleicht kannst Du es auch mal für dich so versuchen?

    Lg
    Rina

  • Hallo liebe Rina,

    ja du hast Recht, aushalten ist schlecht gewählt. Hat irgendetwas von "mit der Faust in der Tasche".
    Annehmen und weiter gehen oder wie Gerchla sagt: vorbei ziehen lassen. Das passt.

    Danke.

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Britt,

    möchte auch noch meinen Senf dazu geben.

    Ich beziehe mich nur mal auf eine Konfliktsituation.

    So wie Gerchla das schreibt, lese ich immer wieder mit großem Interesse und ich bin auch überzeugt davon, dass es zu ihm passt. Ich akzeptiere das voll und ganz, aber - es ist eben der Stil von Gerchla. Es ist Seins, er hat sich das wohl gut überlegt und steht auch dahinter. Ich glaubs ihm auf jeden Fall, denn es ist konsistent mit dem, wie er schreibt, seinem Stil der Kommunikation.

    Und ich bin nicht Gerchla, und deswegen würde das, wie er es macht, für mich nicht ganz passen, da bliebe etwas, wo ich Teile von mir selbst verleugnen müsste. Teile, die leben wollen und ihre Daseinsberechtigung in mir selbst für sich reklamieren. Ich führe meine Kämpfe mit mir selbst und manchmal auch mit meiner Aussenwelt, manchmal nervt es mich, manchmal befriedigt es mich, aber ich wäre einfach nicht ich, sondern eine Marionette, die sich vor allem nach Anderen richtet, wenn ich es nicht so machen würde.

    Der Unterschied zu früher ist bei mir höchstens der, dass ich mir vorher überlege, wie es mir mit der Retourkutsche geht oder ob ich da plötzlich alleine gegen eine Übermacht stehe. Oder ob jemand mit scharfer Munition auf mich schiesst..das wäre das Extrem, was es auch gibt. Und damit bin ich noch ein ziemliches Weichei in meiner Kuschelecke, denn manche Leute sterben auch für ihre Überzeugungen, wie man bei Demonstrationen in anderen Ländern sehen kann. Da werden zwar sehr unterschiedliche Ziele verfolgt und ich finde bei weitem nicht alle dieser Ziele gut, aber ich persönlich würde es auch falsch finden, sich immer ins Private zurückzuziehen und ruhig zu bleiben. Wenn ich mich als Bürger z.B. politisch betätigen möchte, muss ich damit leben, dass es da Andere, Gegner gibt, und die nicht nur nett zu mir sind. Trotzdem will ich das.

    In vielen Bereichen kann ich auch einfach machen, was ich will, völlig unabhängig davon, wie jemand anders das sieht oder was der davon hält. Es gibt ja doch einiges, was Andere gar nichts angeht und wobei ich auch niemanden brauche. Muss ich nur mit mir selbst ausmachen, wie ich das haben möchte.

    Und ich stelle auch ganz gerne mal Meinung gegen Meinung, und warte ab, was dabei passiert. In einer zivilen Gesellschaft passiert mir dabei normalerweise nicht sehr viel. Dann gibt es es zwar wahrscheinlich Leute, die mich nicht mögen, aber ich mag dann wenigstens mich. Wogegen ich mich nicht mögen würde, wenn ich von allen gemocht werden wollte, denn damit würde ich mich schlicht verleugen und überfordern und damit gegen mich selbst arbeiten.

    Aber das bin eben ich. So wie Gerchla Gerchla ist. Und Du bist Du. Und das ist der springende Punkt.

    Ich hab mich im alkoholfreien Zustand schon länger mal damit beschäftigt, die Einflüsse meiner Erziehung und und auch eines christlich-humanistischen "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" (Goethe), also eines moralischen Imperativs, unter dem ich aufgewachsen bin, von dem zu trennen, was ich gewesen wäre ohne diese ganzen Einflüsse. Hab also zumindest den Versuch unternommen, mich selbst unter diesen ganzen Schichten von Erziehung und Kultur zu entdecken, denn ich war offensichtlich sehr stark von mir selbst entfremdet. Ich hatte deutlich das Gefühl, nicht ich selbst zu sein.

    Ich war mal ausgeprägte Pazifistin, aber gelebte Duldsamkeit und reine Friedlichkeit haben mich depressiv gemacht. Agggression ist spätestens seit Sigmund Freud eine grundlegende Eigenschaft des Menschen, wenn sie unterdrückt wird, dann richtet sie sich gegen einen selbst. Weg geht sie davon nicht. Und sich selbst umzubringen, direkt oder durch sein selbstzerstörerisches Handeln, ist auch ein Mord.

    Ausserdem höre ich gerade wieder bei meinen aktuellen Aktivitäten, dass nichts den Menschen gleichzeitig so stark stressen und im gleichen Atemzug befriedigen kann wie soziale Kontake, weil wir einfach wissen, dass wir Andere zum Überleben brauchen, über lange Zeit der Ausschluss aus der eigene Gruppe oder Familie praktisch ein Todesurteil war, jedenfalls über die längste Zeit der menschlichen Geschichte, das steckt drin, anderseits aber auch Menschen der größte Feind des Menschen sein können.

    Mit nichts kannst Du das Hirn so zum Arbeiten und die Emotionen, Ängste wie Euphorie, zum Kochen bringen, wie wenn Du Dich irgendwo unter Leuten exponierst, die Du vielleicht brauchst oder die Dir gefährlich werden könnten (hab ich schon in verschiedener Form gehört und gelesen), und nichts bringt Leute so sehr aus dem Konzept wie überschäumende Affekte, wie jede Beziehungstat bestätigt.

    Und das kann schwierig sein, sich selbst mit diesen Emotionen auszuhalten, ganz normale Fluchtreaktion, dass man da am liebsten weglaufen möchte, aber das kommt ja mit, weil es in einem ist. Vor sich selbst und seinen Emotionen kommt man nicht weg, aber man muss sich andererseits auch nicht reinsteigern und daran abarbeiten. Akzeptieren und gut ist....das ist gar nicht mal so viel anders, wie weiterziehen lassen.
    Nach meiner Erfahrung legt sich diese Aufregung, wenn ich das zulasse und einfach mal laufen lasse, ABER kein weiteres Öl ins Feuer giesse. Früher war ich oft nachtragender, musste nachkarten, war wie ein innerer Zwang, oft habe ich dabei auch noch was erreicht, machte also sogar Sinn für mich, aber auf Kosten meiner eigenen Nerven. Heute nennt man so was Wutbürger, ich komme aus einer anderen Ecke, aber das Prinzip war schon so ähnlich. Die sind ja auch nicht gut drauf, ziehen aber auch eine gewisse Befridigung draus. Ist eben schon vielschichtig, was Sinn für den Einzelnen macht und wie sich das zusammensetzt.

    Und hier ist ja zumindest teilweise nicht völlig anders, ich schreibe ja auch oft, obwohl ich davon ausgehen kann, in vielen Fällen nichts zu erreichen, trotzdem geht es mir selbst besser damit, als wenn ich nichts schreiben würde. Allerdings lasse ich heute auch leicht wieder los, und das ist ganz wichtig für mich.

    Heute ist es oft so, dass ich mich umdrehe - oder den Computer ausmache - und das Ganze schon fast vergessen habe, ausser es ist wirklich ein ernstes Problem, wo ich handeln muss. Da spielt dann auch die Fähigkeit ein Rolle, mich selbst zu beruhigen, was man normalerweise schon als kleines Kind lernt, ich persönlich aber wohl relativ wenig gelernt hatte, und deswegen nachholen musste. Das ist aber kein Grund, nun deswegen gar keine Meinung mehr zu vertreten, damit diese Beruhigung nicht mehr beeinträchtigt wird.

    Bei mir ist Meditation z.B kein absolut friedliches OOMMMM, sondern ein Mittel, um mich zu fokussieren, Meditation ist Bestandteil diverser Kampfsportarten, das ist zwar nicht meins, aber es hat auch nichts damit zu tun, immer die Andere Backe hinzuhalten und alles passiv zu ertragen. Und es gibt auch Techniken, um sich zu beruhigen, das funktioniert aber auch nicht gleich auf Knopfdruck, sondern da muss ich mich auch erst selbst aushalten, weil die ganzen Neurotransmitter, Stresshormone, Adrenalin, erst wieder abgebaut werden müssen und das dauert halt nun mal ein bisschen. Jedwelche Traumatisierung greift da ungünstig ein und kann das System dauerhaft aus dem Gleichgewicht bringen. Aber der Körper lernt diese Selbstregulation in den meisten Fällen auch, wenn man ihn lässt...übrigens ein Grund für gewaltfreie Kommunikation, weil das dabei nach Möglichkeit nicht gereizt wird, aber dazu braucht man dann auch geschützte Umgebungen, die ein internetforum nur eingeschränkt bietet. Da sind halt immer auch andere, die andere Bedürfnisse haben.

    Jedenfalls glaube ich nur unter Vorbehalten, dass es da sehr viel bringt, wenn man sich jemandem zum Vorbild nimmt und möglicherweise so werden möchte, wie derjenige (z.B Gerchla) ist. Da kannst Du Dich extrem drüber frusten, dass Du so sein möchtest, es aber eben nicht bist und auch nicht werden wirst. Da kämpfst Du auch gegen Dich selbst und möchtest einen anderen Menschen aus Dir machen, als Du in Wirklichkeit bist. Glaubst, dass Andere vermeintlich "bessere Menschen" sind als Du, oder zumindest was besser könnten, weswegen Du ihnen ja nacheiferst. Gern genommenes Thema z.B. beim Stichwort "zufriedene Trockenheit", wer mal austickt wird schnell in eine falsche Ecke gestellt. Es sind aber nicht nur Andere anders als ich, sondern ich bin auch anders als Andere und damit in gewisser Weise immer mit mir selbst und meinem Inneren alleine. Und der Andere ist nicht nur anders, es ist auch anders als wir denken und ihn erleben..hinter der Stirn. Ja, und es gibt auch in vielen Fällen tatsächlich bessere, was man dann auch nur so akzeptieren kann.

    Ich persönlich erlebe das so, dass es für mich wichtiger ist, herauszufinden, was mir auch tief unter der Oberfläche wichtig ist und das dann aber auch zu machen und nicht nur zu denken. Deswegen kann ich über Input trotzdem nachdenken, wo derjenige recht haben könnte und ob ich das auch so machen könnte und auch möchte. Aber was ich dann draus mache, sollte dann schon zu mir passen - und dann muss ich das auch nur gegenüber mir selbst rechtfertigen.

    Gruß Susanne

  • Moin,
    lieber Gerhard, jetzt bist du zum Thema geworden, ich hoffe, es ist i.O. für dich.


    Hallo Britt,
    ... dass es da sehr viel bringt, wenn man sich jemandem zum Vorbild nimmt und möglicherweise so werden möchte, wie derjenige (z.B Gerchla) ist. Da kannst Du Dich extrem drüber frusten, dass Du so sein möchtest, es aber eben nicht bist und auch nicht werden wirst.
    Gruß Susanne


    Susanne ich denke, ich weiß was du mir sagen willst.
    Wenn ich an Vorbilder denke , so denke ich immer an „moralisch gute“ Menschen.
    Jetzt fragst du sicher, was ist denn bitte ein „moralisch schlechter“ Mensch? Wenn ich jemanden für einen schlechten Menschen halte, dann sehe ich deren Charaktereigenschaften auf keinen Fall als vorbildlich.
    Nach außen getragene Intelligenz (und da nehme ich mich selbst nicht aus) erfahre ich schon mal als selbsterhöhende Nabelschau, Überheblichkeit und Arroganz.
    Streben nach „Macht“ zu Gier, Besessenheit und Rhetorik führt m.Mng. nach dazu, andere manipulieren zu wollen.
    Bei meiner Wahl eines Vorbildes überzeugt mich dessen von mir wahrgenommene Ähnlichkeit, was Haltung, Einstellungen, Ziele, Betrachtungsweisen o.ä. betrifft. Für mich hat ein Vorbild positive Auswirkungen auf meine Selbstwirksamkeitsüberzeugung.
    Lernen am Vorbild.
    Lieben Gruß
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~


  • Streben nach „Macht“ zu Gier, Besessenheit und Rhetorik führt m.Mng. nach dazu, andere manipulieren zu wollen.

    ich hatte lange den Satz "Ich will niemanden beherrschen, ich will mich aber auch von niemandem beherrschen lassen."
    Gleichzeitig gedachte ich diesen Planeten zu verlassen, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Da war ich aber schon lange wehrhaft, wenn mich jemand niedermachen wollte.
    Ich war früher oft Angriffen ausgesetzt, da hat es eigentlich gereicht, wenn jemandem mein Äusseres nicht gepasst hat. Das war nicht nur Anpassungsdruck, sondern ich hatte oft das Gefühl, ich hab was an der Nase, was Andere reizt. Ist mir öfter passiert, dass mich völlig Fremde einfach angegriffen haben. Und dass ich mich so gegen Lehrer aufgelehnt habe, war zuallererst auch mal "nur" Reaktion.

    Ich war halt irgendwie anders und sollte angepasst werden. Zuerst habe ich das wohl auch versucht, mich anzupassen, aber da ich immer wieder angeeckt bin, das konnte ich überhaupt nicht vermeiden, so sehr ich es auch versucht habe, bin ich irgendwann in die Vorwärtsverteidigung gegangen. Wenn sowieso nix zu retten ist, wozu soll ich dann versuchen, Anderen entgegen zu kommen?

    Und ich war lange von Leuten umgeben, die sich für was Besseres hielten, also musste ich irgendwann einfach gewinnen, wenn ich nicht immer nur hinten dran bleiben wollte.

    Das fing schon zu Hause an, wenn ich geholt wurde, um mir Strafen oder "Erziehung" abzuholen.

    Du kennst ja vermutlich den Satz, es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
    So hätte ich auf Dauer nur in völliger Abgeschiedenheit leben können.

    Momentan bin ich mehr auf dem Trip, Haltung zu zeigen. Und Spuren hinterlasse ich wohl schon, in dem ich mich hier betätige. Und schon ist es vorbei mit der reinen Lehre.

    Bei mir klappt es mit der Augenhöhe erst, seit dem ich mir nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lasse.

  • Eure Motivation:

    Ich finde es interessant, dass Gerchla schreibt, dass er hier im Forum ist um Menschen zu helfen. Genau so kommt er auch rüber, find ich toll.

    Ich persönlich bin hier im Forum um mir zu helfen. Wenn ich dabei anderen helfen kann ist das eine schöne Nebenwirkung. Aber in erster Linie bin ich hier um den Kontakt zum Thema zu halten und immer mal wieder Denkanstöße und Inspiration zu bekommen. Um immer besser zu erkennen und zu verstehen, was da los war bei mir.

    Warum seid ihr anderen hier? Was ist eure Motivation?

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Im Übrigen ist "wertschätzende Kommunikation", Kommunikation "auf Augenhöhe" Rhetorik. Und angewandte Psychologie.

    Schon wenn ich den Satz sage, ich hoffe, Dir was vermitteln zu können, heisst das eigentlich, ich glaube, an dem Punkt mehr zu wissen wie es geht als Du. Wenn ich sage, ich möchte Dir was mitgeben, über das Du möglicherweise nachdenken könntest, impliziert das, dass ich etwas bewirken will.

    Manipulation, lateinisch etwas mit den Händen bearbeiten. Du weisst als Hundebesitzerin, dass Du Deinen
    Hund mit Lob erziehen kannst, das zu tun, was Du von ihm möchtest. Wahrscheinlich liebst Du ihn und willst, dass es ihm gut geht, aber Du willst auch keinen Ärger mit ihm haben. Vermute ich. Vieleicht hast Du sogar Spaß daran, ihn zu erziehen, und was ist das?

    Es gibt da so ein Buch "Die Wahrheit beginnt zu zweit", von einem Paartherapeuten. Wir haben das mal durchgearbeitet. Unglaublich, auf wie vielen Ebenen man sich bewusst wie unbewusst gegenseitig manipuliert. Es ist praktisch gar nicht möglich, ohne Manipulation - oder ohne Wirkung, aber das kommt aufs Gleiche raus - zu kommunizieren. Zustimmung oder Abwehr, beides sind Reaktionen, die wiederum weitere Reaktionen hervorrufen. So wenig wie es möglich ist, sich im gleichen Raum aufzuhalten und gar nicht zu kommunizieren, ein schöner Rücken kann auch entzücken.

    Es gehören aber auch immer zwei dazu, einer der manipuliert, und einer der sich manipulieren lässt.
    Wenn hier jemand Hilfe sucht, dann beinhaltet das bis zu einem gewissen Grad sogar den Wunsch, manipuliert zu werden, es ist oft die Hoffnung dabei, dass einen Andere oder das Reden - und wo ist da die Grenze - ändern könnten. Oder bei der eigenen Veränderung da hin manipulieren könnten. Evtl sogar gegen den eigenen Widerstand.

    Mir fällt manchmal auf, wie sehr sich Verkaufsgespräche, Therapeutensprech und wertschätzende Kommunikation ähneln können.


  • Warum seid ihr anderen hier? Was ist eure Motivation?

    ich hab hier anfangs nach dem Tod meines Vaters nur gelesen, weil mich was beschäftigt hat. Dann hatte jemand eine Frage, die ich mit dieser Erfahrung mit meinem Vater relativ gut beantworten konnte.

    So wars eigentlich immer. Erst war ich nur wegen mir da, und dann hat die Art und Weise, wie ich meine eigene Themen bearbeite, anderen geholfen. Ursprünglich - also bevor ich überhaupt in der Selbsthilfe das erste Mal aktiv wurde - war das gar nicht meine Motivation, anderen zu helfen, ich bekam nur sehr oft die Rückmeldung, dass es anderen hilft, wie ich mein Denken beschreibe. Und gestört hats mich nicht, also ich gönns den Leuten wenn es ihnen hilft, ich bin da nicht geizig. Und oft war ich auch überrascht über die Rückmeldungen, oft hat Leuten was ganz anderes - an meiner Schreibe - geholfen, als das, was ich gedacht hätte. Von daher "muss" ich aber auch nicht helfen, um noch mal auf das Manipulationsthema zu kommen, zu mindestens der Hälfte habe ich selbst was davon und das genügt mir im Zweifelsfall.


    Heute geht das zum Teil aber auch so weit, dass ich denke, ich sollte eigentlich schon, weil ich aus den Rückmeldungen eben weiss, das ich da was machen kann, das hat was wie wenn ich an einem Unfall vorbeifahren würde und dann nicht helfen würde. Das wäre nicht mein Stil. Oft bin ich auch sehr froh, wenn dann schon jemand anders was geschrieben hat und sozusagen schon ein Helfer vor Ort ist. Salopp gesagt, ich bin auch froh, dass Gerchla hier schreibt - und sämtliche Anderen, die das machen, und dass das meistens schon genügt, auch wenn ich anders schreibe. Ich hab sogar schon Dietmar vermisst, obwohl ich mich mal mit ihm in der Wolle hatte und sicher nicht alles gut fand. Der konnte das schon auch, nach meinem Empfinden. Da bin ich auch der Meinung, unterschiedliche Meinungen können da mehr als die Summe ihrer Teile sein, da machts die Mischung. Und anderen erfolgreich zu helfen, kann natürlich auch befriedigend sein und Sinn geben.

    Und mir ist auch der Smalltalk, mein Haus, mein Geld, meine Familie, der letzte Urlaub, oft zu flach, ich ziehe da was raus, wenn ich selbst genau formulieren muss oder mich auch wirklich substantiell mit jemandem über ein Thema auseinandersetze. Deswegen rede ich trotzdem gerne oft auch nur mal Blödsinn, spaßig oder komikermäßig. Ausserdem schreibe ich insgesamt gerne, ich hab mir selbst auch schon viel aufgeschrieben, um mir selbst etwas klar zu machen. Vor Publikum hat das den zusätzlichen Effekt, dass ich mich mehr bemühe, keinen Blödsinn zu erzählen, oder auch mal auf was aufmerksam gemacht werde, wo ich selbst betriebsblind bin. Ganz extrem, wenn ich Artikel schreibe und die dann erst von verschiedenen Stellen gegengelesen werden (Peer Review), weil keine Fehler drin sein dürfen.

    Und Sucht ist für mich auch ein Thema, was etwas Existenzielles berührt, was hält die Welt und den Menschen im Innersten zusammen, was mich insgesamt interessiert.

  • Danke Risu für deine Frage.
    Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich mich damals fühlte, als ich hier aufschlug. Damals waren es u.a Gerchla, Caroline und Dietmar (liebe Grüße an euch, falls ihr das lest), die mich virtuell in den Arm genommen haben. Genau das bauchte ich und das möchte ich auch weitergeben. Eine virtuelle Umarmung. Ich weiß, dass ich keinem helfen kann, aber wenn jemand um Meinung fragend postet, dann bin ich gerne unterstützend dabei. Gegenseitige emotionale Unterstützung und Motivation machen meiner Meinung nach eine gute SHG aus. So erfahre ich das auch in meiner SHG/Brustkrebs.
    Ich bin nach wie vor gerne hier, weil ich auch für mich immer etwas mitnehme.
    Lieben Gruß
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Ich bin hier, weil es mir schon einmal gut getan hat. Weil ich gelernt habe, achtsam zu sein. Mich in Acht zu nehmen vor nassen Gedanken, immer noch, immer wieder. Und eure Berichte, Fragen, Antworten, Kabbeleien und Witze helfen mir beim Nachdenken.

    Aber ich bin tatsächlich auch wegen Corona hier. Denn ich finde: Wenn schon virtuell, dann wenigstens ihr ;)

    Netten Gruß, ichso
    PS an Gerchla: Fürstenfeld konnte ich Teile noch mitschmettern, lach... Und bei "Großvater" (was für ein sehnsüchtiger Ruf) hatte ich bissi was im Auge. Dank dir schön :)


  • Warum seid ihr anderen hier? Was ist eure Motivation?

    Ich bin aus 2 Gründen hier:

    Zum Einen möchte ich meine Erfahrungen mit Anderen teilen, sie weitergeben - und hoffe, dass sie zumindest Einigen helfen. Sich zu orientieren, Kraft zu finden, am Ball zu bleiben ...

    Zum Anderen hilft es mir selbst. Es hilft mir, nicht zu vergessen, dass ich ein Suchtproblem habe - auch wenn ich jetzt schon über 12 Jahre trocken bin und es schon quasi "normal" ist.
    Aber ich war schon mal anderthalb Jahre trocken, es war für mich auch wieder "normal" und ich habe es nicht nur vergessen - ich wollte es vergessen, ich wollte mich mit diesem beschissenen Thema nicht mehr beschäftigen. Ich hatte es hinter mir! (So wie ich es hier auch des Öfteren lese.) Also habe ich mich nicht mehr damit beschäftigt und auch nicht mehr darauf geachtet.
    Doch ich hatte es noch VOR mir: Der Rückfall kam -und zwar heftig. Innerhalb kürzester Zeit war ich wieder auf meinem alten Level und darüber hinaus. Und ich brauchte 4 Jahre, um mich da wieder rauszukämpfen :-\
    Da will ich nie wieder hin! Also bleibe ich am Ball, am Thema! Und wenn ich dabei dem Einen oder Anderen auch noch helfen kann - prima.

    Gruß wikende091
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Moin,
    ich habe das Ganze jetzt mal hierher verschoben:

    Es geht mir nämlich um was ganz anderes: KLARE Kommunikation.
    Für mich –und vielleicht auch für Andere ?- ein wichtiges Lernfeld in meiner Trockenarbeit. In der Gruppe (und unlängst „drüben“) haben wir anhand des 4-Ohren-Modells schon diskutiert.

    Unklare Botschaften geben nunmal viel Spielraum zu Interpretationen. Und dann liegt es am Hörenden, nachzufragen um Unklarheiten klar zu machen.

    Zitat

    Denn legt man aus, schiebt man gerne unter.

    Wer ist „man“? ICH nicht.

    Zitat

    Übersieh bei deiner Interpretation nicht den smiley.


    Auch ein Smiley vermittelt eine unklare Botschaft.
    Der Zwinker-Smiley ist (für mich) einfach das schlimmste Emoji in der geschriebenen Kommunikation. Kein Smiley regt mich so auf wie der Herrscher der Handy-vermittelten Arroganz.
    Hat so was wie Kopfhätscheln und vermittelt mir gleichzeitig: „Ich stehe über dir“. Für mich gibt es keinen Grund, einfache Botschaften mit einem Zwinkern zu versehen.

    Zitat

    Britt kann eben auch nach 4 Wochen Grübeln den Satz nicht interpretieren und/oder auslegen - trotz/wegen dem Smiley. Und wenn man etwas nicht versteht, dann fragt man eben.


    Danke, Greenfox, so ist das.

    Zitat


    [size=x-small]Aber ich weiß ja, von wem es kommt. [/size] ;)


    Rekonvaleszent, sieh es vielleicht als Gruppenarbeit. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn ich eine klare Antwort auf meine Rückfrage bekäme.
    Danke und Gruß
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Moin,
    die Kontakt-und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) gründet hier Mitte April eine neue SHG zum Thema „Toxische Beziehungen“ .
    In diesem Zusammenhang befasst sich die SHG u.a. mit den allgemein gebräuchlichen Schlagwörtern wie Narzissmus, Ghosting, oder emotionale Ausbeutung.
    Da ich alles „mitnehme“, was ich an Unterstützung auf meinem abstinenten Weg bekommen kann, werde ich mich da jetzt anmelden.

    Bleibt oder werdet gesund!
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Zitat

    eine neue SHG zum Thema „Toxische Beziehungen“

    Eine derartige SHG fehlt hier bei mir.

    Magst mir schreiben Britt, gerne natürlich per PN, in welcher Stadt sich diese befindet?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!