• Guten Tag

    Ich bin langsam aber sicher ratlos. Seit über 10 Jahren trinke ich zu viel. Eine Zeit lang täglich, nun zum Glück "nur" noch 2-3 mal wöchentlich.
    Es gab auch schon Trinkpausen, aber nie länger als einen Monat. Dann war wieder irgend ein Fest, Anlass oder eine Einladung bei der einfach getrunken werden "muss". Denn sonst kommen die unangenehmen Fragen...
    Ich lese viel im Internet über das Thema und habe mir auch Bücher gekauft und war in der Suchtberatung. Am Tag nach einem Absturz bin ich 100 % sicher, dass ich aufhöre und nie mehr trinke. Einen Tag später sieht es mit dem Willen wieder anders aus. Ich finde immer! einen Grund warum ich ein Glas trinken darf und es bleibt nie! bei einem Glas. Könnte mich danach ohrfeigen. Ein Problem ist natürlich auch, dass mein Mann sehr gerne ab und zu ein Glas Wein trinkt. Daher steht bei uns fast immer eine offene Flasche herum :(
    Mit meinem Leben bin ich im Moment sonst sehr zufrieden. Ich habe alles was das Herz begehrt. Angefangen mit der Trinkerei habe ich aber damals in einer sehr schwierigen privaten und beruflichen Situation. Das habe ich aber alle hinbekommen. Nur das trinken weglassen schaffe ich nicht!

    Herzliche Grüsse
    Vanillasky

  • Hallo Vanillasky,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin Ende 40, Alkoholiker und lebe nun schon mehrere Jahre ohne Alkohol.

    Vorher trank ich viele Jahre abhängig. Es begann auf niedrigem Niveau, ich trank viele Jahre lang wenig aber regelmäßig. Dann steigerte sich die Menge langsam und ich trank auf höherem, gesundheitsschädlichem Niveau wiederum mehrere Jahre lang. Die letzten zwei Jahre meiner Trinkerkarriere trank ich dann sehr große Mengen, konnte keine Pausen mehr einlegen und veränderte mich sowohl körperlich als auch psychisch rapide - nicht zum Positiven, wie Du Dir sicher denken wirst.

    In den ersten, ich sage mal 10 Jahren, konnte ich auch noch recht problemlos Trinkpausen machen. Nicht, dass mir diese Spaß gemacht hätten, aber sie waren möglich und es waren auch Pausen von mehreren Monaten dabei. Später nahm die Dauer der Trinkpausen und die Häufigkeit stark ab. Am Ende, wie schon gesagt, ging diesbezüglich nichts mehr. Selbst bei Krankheit musste ich trinken. Eine Reduktion von täglichen Trinken auf "nur" noch z. B. jeden zweiten Tag habe ich natürlich auch probiert. Also eine Art kontrolliertes Trinken sozusagen. Ging auch immer wieder mal eine Zeit lang ganz gut. Aber halt nur eine Zeit und es war doch immer eine Qual, weil ich ja eigentlich trinken wollte wie es mir in den Sinn kam.

    Letztlich kannst Du das aber alles vergessen. Es ist doch nur ein Geeiere, ein vor sich hin leben und versuchen, irgendwie sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Um dann zeitweise, z. B. in einer Trinkpause, euphorisch zu sein, dass es doch klappt und dann wieder am Boden, wenn man sein übliches Trinkverhalten wieder hat. So kann man sehr viele Jahre seines Lebens verschwenden und immer dominiert der Alkohol die eigene Denk- und Verhaltensweise.

    Ich kann Dir hier aus der Ferne keine Diagnose stellen. Ob Du nun bereits süchtig bist (wie siehst Du Dich eigentlich selbst?) oder noch "nur" Missbrauch betreibst. Von dem was Du schreibst, deutet zumindest schon einiges auf eine Sucht hin, z. B. dass Du das zweite Glas nicht stehen lassen kannst (=Kontrollverlust) oder dass Du immer einen Grund findest um wieder zu trinken.

    Ich kann Dich nur dazu ermutigen, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Völlig egal wie weit Du schon mit Deiner Sucht bist. Du verlierst nichts, wenn Du keinen Alkohol mehr trinkst, Du gewinnst aber im Gegenzug unglaublich viel. Das geht natürlich nicht so einfach, das wirst Du selbst wissen. Deshalb kann ich Dir nur raten, dass Du mit einem Arzt darüber sprichst, vielleicht auch mal eine Suchtberatung aufsuchst und dort Deine Situation schilderst. Gemeinsam könnt Ihr dann überlegen, welche Schritte für Dich möglich wären.

    Sicherlich müsstest Du auch mit Deinem Mann sprechen. Ein alkoholfreies Umfeld bei Dir zuhause wäre mehr als hilfreich. Wie sieht er Dich überhaupt? Weiß er von Deinem Problem und wenn ja, wie beurteilt er die Situation?

    Ich denke Du bist in der Situation, dass Du wirklich Nägel mit Köpfen machen musst. Wie Du selbst schreibst kannst Du nach einem Glas nicht aufhören. D. h. über kontrolliertes Trinken oder über ab und zu mal ein Gläschen aus gegebenen Anlass brauchst Du gar nicht nachzudenken. Es wird nur ein Komplettverzicht funktionieren, und der Weg dorthin ist auch erst mal nicht so einfach. Aber er ist machbar, wie Du hier nachlesen kannst und er lohnt sich sowas von.

    Ach und was die vielen Feste und Einladungen betrifft, und die unangenehmen Fragen usw: Vergiss es. Sofern Du kein komplettes Säuferumfeld hast braucht es nur ein paar klare Ansagen. Dann kannst Du auch auf Feste gehen ohne dass Dir Alkohol angeboten wird bzw. Du wirst schnell lernen, einfach abzulehnen. Solltest es sich um Deinen Freundeskreis handeln, wird er schnell realisieren, dass Du keinen Alkohol mehr trinkst und irgendwann von sich auch nichts mehr anbieten. Es ist dann ganz normal, dass Du keinen Alkohol trinkst wie es normal wäre, wenn Du z. B. als Vegetarierin bekannt wärst. Da würde Dir dann auch niemand ne' Schweinswurst anbieten.

    Wenn Du natürlich ein richtiges Trinkerumfeld hast, wo also das Trinken an sich im Vordergrund steht, dann musst Du die Reißleine ziehen. Wenn man in einem solchen Umfeld bleibt wird man kaum trocken werden können.

    Aber alles andere funktioniert ganz gut. Sicher ist es ratsam, am Anfang mal die ein oder andere Veranstaltung zu meiden, bis man etwas gefestigt ist und entsprechende Strategien entwickelt hat. Aber dann kann man auch als Alkoholiker sehr gut am ganz normalen gesellschaftlichen Leben teilhaben, ohne ängstlich und verbittert in der Ecke sitzen zu mmüssen weil überall der böse Alkohol lauert. Wie gesagt, es dauert etwas und man braucht eine Strategie, die man sicher auch mit Hilfe anderer entwickeln kann. Und dann geht das Leben ganz normal weiter, nur das es viel schöner und wunderbarer ist - ohne die Fremdsteuerung durch Alkohol.

    Ich wünsche Dir alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum!

    LG
    gerchla

  • Hallo!

    Willkommen hier im Forum.

    M.E. hast Du bereits die ersten richtigen Schritte unternommen. Die guten Vorsätze nach einem Exzess kommen mir nur zu bekannt vor.

    Du trinkst momentan 2-3 x wöchentlich. Wie viel denn?

    Was schlägt die Suchtberatung vor?

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Vielen Dank für eure Antworten!

    Gerchla
    Ich stimme dir zu. Das mit dem kontrollierten Trinken ist eine Alibiübung. Das ist schon unzählige Male schief gegangen. Eigentlich würde ich mich ja als eine intelligente Frau bezeichnen. Aber da bin ich echt begriffsstutzig...
    Da bei mir beim ersten Glas der "Schalter" kippt und ich nicht mehr aufhören kann, würde ich mich als süchtig bezeichnen :-\.
    Mit meinem Mann hatte ich schon viele Gespräche über das Thema. Er ist der Meinung, dass ich ein Problem mit Alkohol habe und er hasst es wenn ich zu viel trinke. Aber er sagt auch immer, dass er ein Problem damit hätte wenn er mit mir kein Glas guten Wein mehr trinken könnte... Für mich wäre es eine grosse Hilfe wenn wir keinen Alkohol im Haus hätten. Mir käme es nie in den Sinn extra ins Auto zu steigen und Alkohol zu kaufen...glaube ich.
    Werde nochmal das Gespräch mit ihm suchen.
    Mein Freundeskreis besteht definitiv nicht aus Säufern. Aber sie trinken alle gern und regelmässig Alkohol. Irgendwie schäme ich mich dafür, dass ich meinen Konsum nicht unter Kontrolle habe. Und da ich mir schon als Vegetarierin manchmal als Aussenseiterin vorkomme, wie wird das denn sein wenn ich auch keinen Alkohol mehr trinke :rotwerd:?
    Bei der Suchtberatung war ich mehrere Male. Die Gespräche haben mir aber nicht viel gebracht. Das heisst, alles was sie erzählt hat wusste ich eigentlich schon. Der nächste Schritt wäre aus ihrer Sicht, es mit einem Medikament zu versuchen. Das will ich aber auf gar keinen Fall. Für mich käme eine Selbsthilfegruppe in Frage. Da habe ich im Moment aber extrem Schwellenangst.

    Rekonvaleszent
    Wenn ich trinke komme ich auf ca. 3/4 bis eine Flasche Wein oder Prosecco! Schnaps mag ich zum Glück nicht und trinke ihn auch nie.Das Schlimme ist, ich weiss und bin mir während dem trinken bewusst, wie schlecht ich wieder schlafen werde und wie deprimiert und frustriert ich am nächsten Tag sein werde und mache es trotzdem.

    Ich habe noch eine Frage an diejenigen die in Selbsthilfegruppen gehen. Besucht ihr diese in einem Nachbarort oder sogar noch weiter weg? Oder geht ihr einfach in die, die am nächsten ist? Habe Angst, dass mich da jemand kennt.

    Liebe Grüsse
    Vanillasky

  • Hallo Vanillasky und alle Anderen natürlich auch

    Das mit dem Trinken ist ein sehr großes Problem, ich erlebe es leider auch selber
    ich war vor einem Jahr auf 3 monatigen Entzug, und habe leider wieder kleinweise damit angefangen, anfangs nur ein Bier oder ein weiser Spritzer, doch es wird immer mehr sukzessive
    Auch ich habe mir gedacht,es ist eh nur wenig, doch die Steigerung kommt von ganz alleine. Ich war beim Psychiater,aber was frägt der ??
    Wie geht es ihnen, trinken sie,es ist nicht gut,das weis ich selber auch. Die Tabletten die er mir verschreiben möchte ,da habe ich den Beipackzettel durchgelesen und davon wir man schon krank, was die alles bewirken können.
    Mein Vorsatz ist keinen Alkohol zu kaufen,wenn nichts zu Hause ist kann ich ja nichts trinken.

    Da ich in kein Gasthaus gehe fällt es mir leichter.denke ich.

    Harte Getränke wie Whisky, Schnaps oder dergleichen trinke ich sowieso nicht auch bevor ich auf Entzug gegangen bin, habe ich dies Sachen nicht konsumiert.
    Die einzigen Tabletten die ich jetzt wieder nehme sind die Dependex , sie sollten das Verlangen die sucht unterbinden. Wahrscheinlich muss sich erst wieder ein Spiegel aufbauen damit eine gute Wirkung erzielt werden kann.
    Mein Verhalten ist so ,nicht das ich schon am frühen Morgen Bier oder Wein brauche,bei mir kommt das Verlangen erst so gegen Mittag bzw am Nachmittag und da sind 4 oder mehrere Biere auch schon zuviel.

    Ein kontrolliertes Trinken geht nicht,vielleicht gibt es Menschen die das können, wenn ich einmal das erste Glas getrunken habe, kann ich nicht mehr aufhören,das Verlangen wird immer größer.

    Auf Entzug habe ich geglaubt ich werde nicht rückfällig, habe es mir auch vorgenommen,aber das erste Glas getrunken und es war vorbei, und schön langsam hat sich die Menge gesteigert leider
    Ich habe sehr wohl ein paar Tage dazwischen gehabt wo ich nichts getrunken habe,aber wie gesagt angehalten hat es nicht

    ich denke ,das ich jetzt 2-3 schwere Wochen vor mir habe ,aber ich will und muss es unbedingt schaffen,darum bin ich wieder ins Forum gegangen

    Du kannst auch in deiner Nähe zu einer Sprachberatung gehen, ich glaube wenn du weiter weg wohin gehst trifft eher jemanden denn du kennst weil ein jeder weiter weg geht,damit er nicht erkannt wird.
    Bei der Suchtberatung sind Menschen mit dem gleichen Problem wie wir und so wie ich es erlebt habe bleibt alles im Raum der Suchtberatung
    Bei mir waren es auch nur eine Flasche Wein mit Wasser gespritzt ich habe es sehr verdünnt getrunken,aber die Alkoholmenge bleibt sich gleich.

    zu Gerlach muss ich sagen du hast vollkommen recht wenn kein Alkohol zu Hause wäre wäre es glaube ich einfacher.

    Auch ich habe das Problem ,meine Frau kann 2 oder 3 Spritzter trinken und dann ist es aus dann trinkt sie Wasser ,bei mir ist es so wie mit dem Schalter wie du es beschreibst

    Ich versuche es wieder Tageweise jeden Tag trocken zu bleiben ,und wenn mir etwas angeboten wird NEIN zu sagen , das dies nicht einfach sein wird weis ich ,aber ich muss

    so jetzt habe ich genug geschrieben ,ich weis wie schwer es ist der Versuchung zu widerstehen
    in diesem Sinne liebe Grüße von mir

  • Hallo, Vanillasky!
    Auch von mir ein ganz HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich bin Mitte 50, Alkoholiker, seit einigen Jahren nun schon trocken und engagiere mich in der Selbsthilfe (wegen Deiner Frage nach den SHG).

    Zunächst einmal kann ich sagen, dass ich all das, was Du in Deinem Eingangs-Post schreibst, nur zu gut kenne (musste deshalb ein wenig schmunzeln): angefangen von dem "Nie wieder Alkohol! Wer hat das gesagt?" bis hin zu dem, dass man immer Gründe zum Trinken findet.

    Es gab auch schon Trinkpausen, aber nie länger als einen Monat. Dann war wieder irgend ein Fest, Anlass oder eine Einladung bei der einfach getrunken werden "muss". Denn sonst kommen die unangenehmen Fragen...

    Für wen sind denn die Fragen unangenehm? Für Dich, weil Du sagen müsstest/könntest/würdest/wolltest/..., dass Du keinen Alkohol (mehr) verträgst? Man muss ja nicht gleich sagen, dass man Alkoholiker ist und trotzdem stimmt die Aussage. Oder für den Fragenden, weil er "Angst" hat, alleine trinken zu müssen - quasi "erwischt" worden zu sein?
    Ist doch immer wieder komisch - wenn ein Nichtraucher eine Zigarette ablehnt, ein Vegetarier ein schönes Schnitzel, dann wird nicht nachgehakt. Aber wenn jemand Alkohol ablehnt ...

    "Aus gesundheitlichen Gründen lebe ich zur Zeit abstinent." Punkt! Aus! Basta!
    Okay - ICH bin da drastischer und sage, dass ich Alkoholiker bin, trocken - und dies (trocken) auch bleiben möchte. Da hat nie einer ein zweites Mal nachgehakt. Entweder fühlte sich der Frager ertappt ;) oder es ergaben sich gute Gespräche (bei denen es oft um "Bekannte" ging, die auch ein Alkohol-Problem haben - is klar).

    Für mich käme eine Selbsthilfegruppe in Frage. Da habe ich im Moment aber extrem Schwellenangst. ... Ich habe noch eine Frage an diejenigen die in Selbsthilfegruppen gehen. Besucht ihr diese in einem Nachbarort oder sogar noch weiter weg? Oder geht ihr einfach in die, die am nächsten ist? Habe Angst, dass mich da jemand kennt.

    Schwellenangst brauchst Du nicht haben - in so einer SHG sind nur Leute, die diese Probleme kennen. Einschließlich dem Problem "Schwellenangst".
    Da ich früher auch nicht wusste, was ist eine SHG, was passiert da überhaupt, wozu soll das gut sein, bin ich auch erst ein paar Mal an der Tür der SHG vorbeigelaufen, bis ich dann irgendwann mal doch reingegangen bin. Heute stelle ich meinen Verein in Krankenhäusern den Patienten auf Entgiftungsstationen vor. Und in den Jahren habe ich in vielen Gesprächen immer wieder mitbekommen, dass es Vielen so geht wie mir damals. Also ist bei meinen Vorstellungen 25% Bestandteil der Verein und 75% das Erzählen darüber, was ist das überhaupt, eine SHG, was läuft da ab, wozu ist das gut, welche Unterschiede gibt es ...
    Und ich erzähle auch, dass mein Verein z.Bsp. aus reinen Betroffenen-Gruppen besteht - also kein Therapeut dabei ist. Es sei denn, er hat ebenfalls ein Alkoholproblem :D

    Womit ich bei Deiner Angst wäre, eine/n Bekannte/n zu treffen: Warum, denkst Du, ist die/der denn in der Gruppe? Wegen Dir? Oder wegen sich selbst, weil sie/er selbst ein Problem hat? Das zufälliger Weise dasselbe ist wie Deins?!

    Das nächste Problem ist, ob man in die nächste (nicht: Nächstbeste!) Gruppe geht oder in eine weiter entfernte.
    Es gibt Leute, die propagieren, dass man in eine weit entfernte Gruppe gehen soll - dann ist der Weg und somit die Zeit länger, die man mindestens trocken ist. Ich halte das für Unsinn: denn je weiter die Gruppe weg ist, je weiter/länger für mich der Weg und die Zeit ist, um dorthin zu kommen, um so niedriger wird meine Hemmschwelle für Ausreden, um NICHT hinzugehen: Mist-Wetter, mir geht's schon so nicht gut, dauert so lange und heute ist doch Fußball/Tennis/DSDS/Hallen-Halma ...

    Ansonsten kann ich Dir nur raten (wenn Du nicht gerade auf dem Land wohnst, wo es meilenweit keine Gruppen gibt): schau Dir mehrere Gruppen an (unabhängig davon, wie die heissen). Schau einfach, ob die Gruppe, die Leute, die ganze Art und Weise zu Dir passen, Du Dich dort wohl fühlst.

    So, genug zugetextet. Ich wünsche Dir viel Kraft und Erfolg und uns einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo zusammen

    Burzl
    Danke für deine Antwort. Es tut echt gut zu wissen, dass man nicht alleine am kämpfen ist.
    Was haben dir die Fachleute nach dem Entzug mit auf den Weg gegeben um nicht rückfällig zu werden?
    Trinkt deine Frau regelmässig zu Hause und vor dir?
    Du schreibst, dass du von Tag zu Tag versuchst trocken zu bleiben. Ich glaube das ist ein guter Plan und motivierender als wenn man zu weit in die Zukunft blickt.
    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Erfolg!

    Greenfox
    Danke auch dir für's willkommen heissen und deine Antwort.
    Es ist wirklich doof, dass man oder besser ich, lieber trinke um irgendwelchen Fragen aus dem Weg zu gehen warum und wieso das so ist. Es geht eigentlich keinen etwas an! Gut, im Moment ist es noch so, dass ich halt schon sehr stark das verlangen habe etwas zu trinken und daher auch schnell schwach werde...Vor 10 Minuten hat sich mein Mann ein kaltes Bier geholt und im Kühlschrank steht noch ein offener Weisswein. Aber ich bleibe stark. Muss zu Glück morgen arbeiten und will gut schlafen und erholt sein. Es ist ein ewiger Kampf, das nervt schon.

    Du hast völlig recht was die SHG betrifft. Es sitzen ja alle im gleichen Boot. Kein Grund sich zu schämen. Und der Austausch mit Betroffenen hilft sehr. Auch hier im Forum. Gerade wenns brenzlig wird, wie im Moment, bin ich froh, dass ich hier lesen und schreiben kann. Ich weiss genau wie gut es sich anfühlen wird und wie stolz ich bin, wenn ich dann nüchtern im Bett liege heute Abend. Es lohnt sich das erste Glas stehen zu lassen!
    Auch das ewige schlechte Gewissen und der Frust am nächsten Tag hasse ich so. Dann kann ich mich nicht verstehen, dass ich wieder schwach geworden bin. Aber das kennt hier bestimmt jeder.

    Wünsche allen einen schönen und trocknen Sonntag Abend!
    Liebe Grüsse
    Vanillasky


  • Es geht eigentlich keinen etwas an! Gut, im Moment ist es noch so, dass ich halt schon sehr stark das verlangen habe etwas zu trinken und daher auch schnell schwach werde...Vor 10 Minuten hat sich mein Mann ein kaltes Bier geholt und im Kühlschrank steht noch ein offener Weisswein. Aber ich bleibe stark.

    Hallo!

    Ich gehe mal davon aus, dass es dein Wein ist, der im Kühlschrank darauf wartet, getrunken zu werden. Daher frage ich mich, was er da verloren hat? Wer hat ihn da deponiert und schon daraus getrunken?

    Ohne einen alkoholfreien Haushalt wird es verdammt schwer mit einem abstinenten Lebensstil.

    Ggf. könnte es dir helfen, mal mit deinem Mann die Suchtberatung aufzusuchen. In unserem Bereich ist dies möglich. Die Therapeuten führen auch mit Partnern Gespräche , um sie zu sensibilisieren.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Vanillasky,

    Zitat

    Eigentlich würde ich mich ja als eine intelligente Frau bezeichnen. Aber da bin ich echt begriffsstutzig..

    Naja Du weißt sicher selbst, dass es nichts mit begriffsstutzig zu tun hat. Man nennt es Sucht.... und die ist halt leider seeeehr mächtig. Und dann will man das halt irgendwie nicht wahr haben, nicht glauben, dass man wirklich ein Problem hat, dass man es wirklich nicht kontrollieren kann. Und versucht es eben doch. Und manchmal, ja manchmal funktioniert es dann auch mal eine gewissen Zeit lang. Und dann sagt uns diese fiese miese Sucht: "Na, siehst es? Du hast kein Problem, Du kannst ja wenn Du nur willst. Alles im grünen Bereich...."

    Diese Spielchen kann die Sucht sehr lange spielen. Jahrelang kann sie das. Und je länger Du es zu lässt, desto mehr verfestigt sie sich in Dir. Und wenn sie dann mächtig genug ist, dann packt sie die harten Geschütze aus. Dann legt sie plötzlich noch zu, steigert die Trinkmenge und vergiftet Deine Psyche noch mehr, als sie es ohnehin schon getan hat. Denn dann weiß sie, dass sie Dich so im Griff hat, dass Du ihr gar kein Paroli mehr bieten kannst.

    Deshalb ist es gut so früh wie möglich aus dem Suchtkreislauf auszusteigen. Ein früherer Ausstieg bedeutet nicht, dass man irgendwann mal wieder moderat trinken kann. Er erhöht aber die Chancen dauerhaft trocken zu bleiben und es ist möglicherweise auch "einfacher" zu erreichen. Also lieber heute als morgen aufhören. Nicht zu vergessen ist natürlich auch der große Vorteil, dass die Gefahr dauerhafter körperlicher Schäden geringer ist. Denn Alkohol ist, wie wir wissen, reines Zellgift. Je länger wir ihn konsumieren und je höher die Dosis, desto gefährlicher ist er - jetzt mal rein köperlich gesehen. Auch die alten Volksweisheiten, dass moderate Mengen an Alkohol für dieses oder jenes Förderlich wären, also das es gesund wäre geringe Mengen an Alkohol zu trinken, sind mittlerweile widerlegt. Es wird aber trotzdem noch hartnäckig verbreitet.

    Die Aussagen Deines Mannes haben bei mir ein Stirnrunzeln verursacht. Also ich fasse zusammen: Er ist der Meinung dass Du ein Alkoholproblem hast UND er kann sich aber nicht vorstellen auf ein Glas Wein mit Dir zusammen zu verzichten. So richtig?

    Dann stelle ich mir die Frage ob Dein Mann überhaupt weiß, was es bedeutet, dass Du alkoholsüchtig bist. Hat er überhaupt eine Ahnung von dieser Krankheit? Weiß er was mit Dir passieren wird, wenn Du weiter trinkst und den Absprung nicht schaffst und ist im das dann egal? Weiß er, dass Du Dich nicht einfach "zusammen reißen" kannst? Weiß er, dass es bei Dir nie mehr funktionieren wird, "halt einfach ein bisl weniger" zu trinken? Ist er mit dem Begriff "Sucht" vertraut, und weiß er, was für eine schwere Krankheit das ist? Ich vermute mal: nein - er sieht es als nicht so dramatisch an... Da irrt er sich leider.

    Kannst Du mit ihm darüber offen sprechen? Im besten Falle handelt es sich bei ihm um Unwissendheit - dann müsstest Du bzw. noch besser er, versuchen diese Wissenlücke zu schließen. Wenn er verstanden hat was Sucht bedeutet, müsste er eigentlich sofort jeglichen Alkohol in Eurem Umfeld vernichten. Freiwillig um Dich damit zu unterstützen.

    Im schlimmsten Fall, ich betone, dass ich das nicht beurteilen kann und will, hat er selbst ein Problem und will nicht auf seine Bierchen/Weinchen etc. verzichten. Bzw. kann nicht darauf verzichten. Und dann wäre es natürlich schön, wenn Du mittrinken würdest.

    So liest sich das, wenn man von der Ferne drauf schaut! Es steht mir nicht zu hier ein Urteil zu fällen, das wirst Du aber sicher selbst tun können.

    Den Vorschlag von Rekonvalelszent, mit Deinem Mann zusammen die Suchtberatung aufzusuchen, halte ich für hervorragend. Denn dann würde er von geschulter Seite erfahren in welcher Situation Du bist. Und könnte dort auch gezielt seine Fragen stellen, da hätte er bestimmt einige. Die können ihm dort sicher gut beantwortet werden.

    Ich halte es auf jeden Fall für sehr schwierig für Dich trocken zu werden, wenn Dein Kühlschrank immer gut mit Alkohol gefüllt ist und wenn Dein Mann genüsslich sein Bier vor Dir trinkt. Wenn man mal gefestig trocken ist, dann kann man das vielleicht mal an ein paar Abenden im Jahr ohne Probleme wegstecken, aber am Anfang ist das pures Gift.

    LG
    gerchla


  • Die Aussagen Deines Mannes haben bei mir ein Stirnrunzeln verursacht. Also ich fasse zusammen: Er ist der Meinung dass Du ein Alkoholproblem hast UND er kann sich aber nicht vorstellen auf ein Glas Wein mit Dir zusammen zu verzichten. So richtig?
    ...
    Im schlimmsten Fall, ich betone, dass ich das nicht beurteilen kann und will, hat er selbst ein Problem und will nicht auf seine Bierchen/Weinchen etc. verzichten. Bzw. kann nicht darauf verzichten. Und dann wäre es natürlich schön, wenn Du mittrinken würdest.

    So liest sich das, wenn man von der Ferne drauf schaut! Es steht mir nicht zu hier ein Urteil zu fällen, das wirst Du aber sicher selbst tun können.

    Haargenau diese Gedanken/diesen Eindruck hatte ich auch - konnte es nur nicht so gut ausdrücken.

    Nur, damit Du siehst, dass Gerchla mit diesem Eindruck nicht alleine ist.

    Mein Freundeskreis besteht definitiv nicht aus Säufern. Aber sie trinken alle gern und regelmässig Alkohol. Irgendwie schäme ich mich dafür, dass ich meinen Konsum nicht unter Kontrolle habe.

    Woher weisst Du, dass SIE nicht AUCH die Kontrolle verloren haben? Als ich mich damals geoutet habe, haben auch etliche meiner Freunde gesagt "Was? DU - Alkoholiker?" Eben weil sie mich nie erlebt haben, wenn ich zu Hause war. Wenn ich auf (privaten) Feiern oder zu Besuch war, habe ich mich immer arg zurückgehalten - aber wehe, ich kam dann endlich nach Hause und konnte mein Level auffüllen ...

    Aber das soll nicht Dein Problem sein - ich wollte damit nur ausdrücken, dass DU kein Exot bist, nur weil Du nicht mit Alkohol umgehen kannst.
    Du bist damit nicht alleine - wie Du auch hier im Forum sehen kannst ;)

    Gruß
    Greenfox

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    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo und danke für eure Antworten.


    Ich habe mit meinem Mann gesprochen. Er kann nicht verstehen, dass ich es nicht schaffe, einfach weniger zu trinken. Er brüstet sich dann immer damit, dass er es ja auch geschafft hat mit dem rauchen auf zu hören…Für mich war damals aber absolut klar, dass ich als Genussraucher keine Zigaretten mehr kaufe und auch sonst nicht in seiner Gegenwart rauche! Ich habe ihn dann gebeten, mich auch zu unterstützen. Seine Antwort war, ich soll doch auf meine Kosten einen Tresor kaufen und den Alkohol da einschliessen :-[. Er hat auch keine Lust mit in die Suchtberatung zu kommen.
    Sieht so aus, als wäre ich da auf mich gestellt. Einen kleinen Schritt weiter bin ich. Hatte, seit ich hier schreibe, keinen Absturz mehr. Ist doch schon mal was. Mein Ziel ist aber nach wie vor, gar nichts mehr zu trinken! Lese nun das Buch von Allen Carr und und bin auch sehr oft hier im Forum am lesen. Schön dass es euch gibt, danke!

    Die Bemerkung betreffend Freundeskreis ist schon sehr spannend. Wenn ich mir so überlege wie da Abläuft wenn wir uns treffen. Das erste was ich höre ist fast immer, „so, ich brauche erstmal einen Prosecco“. Und wenn ich so überlege, habe ich keine einzige (volljährige) Person in meinem Umfeld, die keinen Alkohol trinkt. Ist schon krass!

    Liebe Grüsse
    Vanillasky

  • ... er hasst es wenn ich zu viel trinke. Aber er sagt auch immer, dass er ein Problem damit hätte wenn er mit mir kein Glas guten Wein mehr trinken könnte... Für mich wäre es eine grosse Hilfe wenn wir keinen Alkohol im Haus hätten.

    Ich habe ihn dann gebeten, mich auch zu unterstützen. Seine Antwort war, ich soll doch auf meine Kosten einen Tresor kaufen und den Alkohol da einschliessen :-[. Er hat auch keine Lust mit in die Suchtberatung zu kommen. Sieht so aus, als wäre ich da auf mich gestellt.

    Welche Liebe Deines Mannes ist wohl größer - die zu Dir oder die zum Wein?
    Eine solche Reaktion, wie Du sie beschreibst, ist nicht nur misslich, sondern kenne ich eigentlich (fast) nur von nassen Alkoholikern - "DU hast ein Problem - ich NICHT!".

    Schade eigentlich. Um so schöner, dass Du zumindest keinen Absturz mehr hattest.
    Dann geh eben alleine zur Suchtberatung, in eine SHG - tu etwas. FÜR DICH!

    Was Deinen Freundeskreis betrifft: Man will ja niemandem "ein Kind in den Bauch reden" - aber es ist wirklich schon manchmal komisch/Merkwürdig, welche Ergebnisse/Erkenntnisse man erhält, wenn man mal den Blickwinkel verändert. Und mal eben von der Warte eines Menschen schaut, der vom Alkohol weg will ...

    Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Vanillasky,

    erst mal freue ich mich, dass Du noch hier bist. Ich dachte schon, Du würdest wieder andere Wege gehen. Erlebt man hier häufiger und man weiß natürlich nicht was die Ursache ist, aber naja, oft verlieren die Menschen dann halt den Kampf gegen den Alkohol und verschwinden wieder aus dem Forum. Du bist noch da und Du setzt Dich weiter mit Deiner Sucht außeinander. Dazu kann ich Dir erst mal nur gratulieren.

    Leider scheinen mir Deine Rahmenbedingungen nicht sehr schön zu sein.

    Welche Liebe Deines Mannes ist wohl größer - die zu Dir oder die zum Wein?
    Eine solche Reaktion, wie Du sie beschreibst, ist nicht nur misslich, sondern kenne ich eigentlich (fast) nur von nassen Alkoholikern - "DU hast ein Problem - ich NICHT!".

    Greenfox hat hier so ziemlich genau das geschrieben was ich mir gedacht habe... Das ist wirklich nicht schön, wie Dein Mann da reagiert und man darf sich schon die Frage stellen weshalb er so reagiert. Ich vermute, dass die Schlussfolgerung von Greenfox zutreffend ist. Falls sie nicht zutreffend wäre, er also selbst kein Problem hat, was bist Du ihm dann eigentlich wert?

    Ich weiß, dass Dir das jetzt erst mal gar nichts hilft. Wir reden schlau daher und Du hängst weiter in Deiner Zwickmühle. Die Alkoholsucht mit der Tabaksucht zu vergleichen ist für mich wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Nur weil jemand mit dem Rauchen aufhören konnte heißt das noch lange nicht, dass ein anderer dann auch mit dem Trinken aufhören können muss. Die Veränderungen, die eine Alkoholsucht mit sich bringt sind viel intensiver als die der Tabaksucht. Ich meine damit die psychische Veränderung, die Veränderung des Wesens, die durch eine Alkoholsucht ausgelöst werden. Wer mit dem Trinken aufhören will, muss ganz andere Hürden überwinden als jemand der starker Raucher ist.

    Ich habe neulich gelesen, dass über 50 % der Raucher irgendwann, ohne Inanspruchnahme von Hilfe, mit dem Rauchen aufhören. Und dann dauerhaft nicht mehr rauchen. Von so einer Quoto kann man bei Alkoholikern nur träumen. Noch dazu ohne fremde Hilfe. Also dieser Vergleich zeigt schon, dass es ihm wohl nicht bewusst ist wovon er spricht. Oder es ist ihm einfach egal...

    Es steht mir nicht zu Deine Partnerschaft zu beurteilen und es geht mich auch überhaupt nichts an. Du wirst aber daraus selbst Deine Rückschlüsse ziehen. Ich kann Dir nur raten Deine Such sehr ernst zu nehmen, denn wenn Du sie nicht überwindest, wird sie Dein weiteres Leben dominieren.

    Wenn ich die Reaktion Deines Mannes lese, dann stellt sich für mich Dein Freundeskreis als das kleinere Problem dar. Denn die Beziehung und das Verständnis Deines Mannes ist sicherlich sehr viel wichtiger als das Deines Freundeskreises.

    Ich möchte da jetzt nicht tiefer einsteigen. Ich wünsche Dir auf jeden Fall Stärke und Konsequenz um Dein Vorhaben durchzusetzen. Leider gibt es hier keinen Mittelweg. Ein bisschen süchtig geht nicht und Du wirst Entscheidungen treffen müssen. Alles alles Gute von mir und bis bald.

    LG
    gerchla

  • Hallo Vanillasky,

    du schreibst, dass du gerade das Buch von Allen Carr -ich nehme an, dass es sich um Buch "Endlich ohne Alkohol" handelt- liest.
    Deshalb ein kurzer Erfahrungsbericht von mir.

    Ich bin davon überzeugt, dass die Lektüre Allen Carrs Buch "Endlich Nichtraucher" bei mir der Anstoß zu einer kompletten Einstellungsänderung war.
    Mein Wandel fing mit dem Ausstieg aus der Nikotinabhängigkeit an. Vielleicht hatte ich nur Glück; vielleicht ist mein Erfolg aber auch darin begründet, dass ich wirklich spüren konnte, dass ein Eingriff mit Drogen in die körperlichen Abläufe ein absolut schwachsinniges Unterfangen ist. Sobald Abhängigkeit entsteht -und das geht schnell- befindet man sich in einem Hamsterrad, das einen um die Droge kreisen lässt und so das Leben hochgradig vermiest.
    Bevor ich mich wirklich mit meinen Süchten auseinandersetzte, dachte ich immer, dass mir die Suchtmittel Tabak und Alkohol etwas Positives geben. Immerhin machte ich ja die Erfahrung, dass es mir verdammt schlecht ging, wenn ich sie absetzte oder in geringerer Menge zu mir nahm.

    Heute weiß ich, dass ich Entzugssymptome mit den -nicht vorhandenen- positiven Effekten des Suchtmittelkonsums verwechselte.

    Jetzt, einige Jahre nach dem Ausstieg aus der Alkoholabhängigkeit und noch mehr Jahre nach meinem Rauchstopp käme ich nie auf die Idee, dass mein Leben schöner werde könnte, wenn ich mir einen Rausch antrinke oder Rauch in meine Lungen knalle. Im Gegenteil.
    Was den Alkohol angeht, kann ich zwar -und das konnte ich sogar bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt meines Ausstiegs- geringe Mengen trinken. Was sich aber komplett änderte, ist der Grund des Trinkens. Ich wollte ab jenem Zeitpunkt -und will auch heute- keinen Rausch mehr. Und dass ich den nicht will, ist -so glaube ich- Allen Carrs Ansatz geschuldet.

    Dass dein Mann nicht mitzieht, ist schade. Aber meiner Meinung nach kannst du es trotzdem schaffen.
    Höre in dich rein und versuche neben den Entzugssymptomen auch das Positive des Suchtausstiegs zu erspüren. Und wenn du dieses Positive spürst, dann setze alles daran, es zu bewahren. Schreibe es notfalls auf, damit du es dir immer wieder vergegenwärtigen kannst.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass aus einem Abhängigen eine Person werden kann, die zwar nie ihre überwundene Abhängigkeit vergisst, die aber aus Überzeugung sagen kann: Das wars.

    Viele Grüße
    Bassmann

  • Hallo Vanillasky

    Ich habe hier schon länger nicht mehr geschrieben, aber Deine Geschichte kommt mir sehr bekannt vor, habe ich doch recht ähnliches erlebt.

    Seit über 3.5 Jahren bin ich aber aus diesem Teufelskreis raus. Wenn es Dich interessiert, ist sicher noch irgendwo im August 14 ein Vorstellungsthread von mir.

    Auch ich fing nach einer belastenden Situation mit noch mehr trinken an (Alkohol gehörte schon vorher als festen Bestandteil zu meinem Leben, aber erst dann wurde er zu einem Problem). Das ganze dauerte 5 Jahre, bis ich endlich aufhören könnte. Dazwischen habe ich es auch x-fach probiert, Ratgeberbücher gelesen, mal eine Zeit lang nicht getrunken, probiert nur an 4 Wochentagen nur diese Menge zu trinken etc etc. Mein Mann verstand das Problem ebenfalls nicht, er konnte nicht nachvollziehen wie es ist, nicht aufhören zu können. Er trank/trinkt ebenfalls gerne mal ein Bier zu Hause und wollte nicht drauf verzichten. Heute ist es so, dass er alleine trinkt, auch den Wein zum essen - und das geht auch sehr gut so.

    Sicher wäre etwas mehr Verständnis schön gewesen, aber schlussendlich musste ich selber - und auch Du - aus dieser Misere wieder rausfinden.

    Und wie kam ich da raus? Hatte allmählich das Gefühl, alles entgleitet und mein Leben war so definitiv nicht mehr schön und nur noch ein Krampf. So wollte ich nicht mehr weitermachen. Hab dann einen allerletzten Versuch gestartet mit dem Wissen, falls es schief geht, gehe ich erstens zum Hausarzt, zweitens evtl. in eine Therapie und drittens trenne ich mich von meinem Mann (wenigstens räumlich), um in einem alkoholfreien Haushalt leben zu können. Denn das oberste Ziel war, vom Alkohol loszukommen.
    Körperlich war ich zum Glück nicht abhängig.
    Jedenfalls hat es dann wirklich geklappt. Ich bin immer noch sehr sehr glücklich, dass ich es geschafft habe. Mein Umfeld hat sich daran gewöhnt, dass ich nichts mehr trinke - ohne dass ich es jedem auf die Nase binde wieso. Und ganz selten trinke ich doch mal etwas, aber nie um einen Rausch zu haben oder wegen der Wirkung. Ich schreibe das bewusst, auch wenn es Umstritten ist hier. Aber für mich persönlich ist es wichtig zu wissen, dass das möglich ist und geht. Zu Hause trinke ich nie was.

    Du trinkst nun schon seit 10 Jahre zuviel. Vielleicht geht es auf diesem Level weiter bei Dir, vielleicht wird es aber auch immer schlimmer (wie bei mir) und es kann auch sein, dass Du irgendwann körperlich abhängig bist. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Es lohnt sich wirklich damit aufzuhören, das Leben ist einfach zu kurz und zu wertvoll, um sich ständig zu besaufen (was ja wie ein Zwang ist.... oder eben eine Sucht).

    Lg Mira

  • Hallo zusammen

    Schon einen Monat her, dass ich mich das letzte mal gemeldet habe. Ich danke euch für eure ausführlichen und wertvollen Antworten.

    Mir geht es im Moment sehr gut, ich habe seit einer Woche gar nichts mehr getrunken! Davor hatte leider noch zweimal einen Absturz. Beide male zu Hause und mit Besuch. Schäme mich sehr dafür. Ich habe mich zwar nicht daneben benommen, bin aber sicher, dass es aufgefallen ist, dass ich voll bin…
    Über die Linksammlung bin ich auf sehr hilfreiche Reportagen gestossen. Eigentlich weiss ich
    ja bereits alles was da so erzählt wird und doch hilft es mir sehr es nochmal zu hören. Die Geschichten von Abhängigen sind zum Teil so traurig, dass diese auch helfen abstinent zu bleiben.

    Mein Mann ist weiterhin keine Unterstützung. Als ich das letzte mal trank meinte er, „sauf dich doch tot“. Nein, diesen Gefallen tu ich dir nicht… Unglaublich finde ich auch, dass er mir ständig Alkohol anbietet. Gestern gerade wieder. „Komm schon, ein Glas macht ja nichts.“ Bei mir schon, denn es bleibt nicht bei einem Glas!
    Ich merke aber auch, dass es mich stark macht es ohne ihn zu schaffen. Manchmal habe ich echt das Gefühl, dass er sogar möchte, dass ich dieses Problem habe. Er ist mir dann überlegen. Unsere Ehe ist ein ewiges up and down. Sehr anstrengend. Ihr denkt jetzt bestimmt, warum trennt sie sich nicht? Die Antwort lautet, Kinder, Haus, Angst… Aber das ist ein anderes Thema.

    Jogge übrigens wieder regelmässig, was mir sehr gut tut.


    Ich wünsche euch ein schönes Pfingstwochenende

    Vanillasky

  • Hallo, Vanillasky!

    Schön, mal wieder von Dir zu lesen.

    Leider ist das, was Du schreibst, nicht so wirklich schön. Und damit miene ich jetzt nicht, dass Du jetzt eine Woche nichts getrunken hast.
    Sondern vielmehr das, was Du über Deinen Mann schreibst - den/einen Hinderungsgrund dafür (so wie ich es lese), dass Du nicht schon länger trocken bist.

    Ich merke aber auch, dass es mich stark macht es ohne ihn zu schaffen.

    Warum machst Du es denn dann nicht? Warum ziehst Du nicht die Konsequenz?? nixweiss0

    Wenn mich jemand permanent vergiften will, dann trenne ich mich doch von demjenigen. Und Dein Mann bietet Dir permanent Gift (sprich: Alkohol) an.

    Ich weiss: als Außenstehender hat man leicht und gut reden.


    „sauf dich doch tot“. … Unglaublich finde ich auch, dass er mir ständig Alkohol anbietet. ... dass er sogar möchte, dass ich dieses Problem habe. Er ist mir dann überlegen.

    Ihr denkt jetzt bestimmt, warum trennt sie sich nicht? Die Antwort lautet, Kinder, Haus, Angst…

    "Kinder, Haus, Angst" ... Die Alternative ist Scham, Wut, "ständiges" Besoffensein, ruinierte Gesundheit, Abstürze, Verlust von Freunden, Arbeit etc., Vernachlässigung Deiner selbst.

    Wie willst Du im Dschumm für Deine Kinder dasein? Wie willst Du Dich im Glimmer um "Haus und Hof" kümmern? Wie willst Du mit solchen ständigen Demütigungen weiterleben?

    Ich wünsche Dir trotzdem/natürlich auch ein schönes, trockenes Pfingstwochenende :sun:

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox

    Danke für deine Antwort!
    Das tönt schon krass," wenn dich jemand ständig vergiften will"! Aber es stimmt natürlich.Ich sehe meine Zukunft nicht mit diesem Mann. Es ist aber ein Prozess, sich nach über 20 Jahren von jemandem zu lösen.
    Ich habe in meinem Leben einige Baustellen, die ich eine um die andere angehe. Der Alkohol ist eine davon und die Wichtigste. Wir waren am Samstag Abend eingeladen und ich hatte den Mut nicht nein zu sagen. Habe etwas getrunken, aber nicht viel.
    Im Moment bin ich auf einem guten Weg, denke ich. Werde auch heute nichts trinken!

    Liebe Grüsse
    Vanillasky

  • Wir waren am Samstag Abend eingeladen und ich hatte den Mut nicht nein zu sagen.

    Du musst von dem "und ich hatte den Mut nicht, nein zu sagen" zum "und ich hatte den Mut, nicht nein zu sagen" kommen. DARAN musst Du auch arbeiten.

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