meine Vorstellung

  • Hallo,
    hab mich heute Abend mal mit dem Thema Alkoholsucht im i-net beschäftigt und es macht mir etwas Angst. Dachte, dass evtl. ein Forum bzw. die Menschen darinnen mich etwas unterstützen könnte und bin mir nicht mehr so sicher.
    ok bin Mitte 50zig, werde wegen Depressionen therapiert und sollte natürlich garnichts trinken. Aus gelegentlich zum Einschlafen ist mittlerweile ein täglich geworden. Macht mich nicht mehr müde im Gegenteil bleibe wach. Schlafe zu wenig und habe zunehmend Konzentrationsprobleme und Wortfindungsstörungen. Kommt auf der Arbeit nicht so gut. Und ist mit ein Punkt mir einzugestehen, dass ich ein Problem habe. Es gab immer mal Phasen wo ich mehr trank aber bisher nie ein Problem aufzuhören. Im Moment ist es so, dass ich nach einem Glas Wein fast immer die Flasche leere. Von einer 3/4 ist es jetzt die Literflasche. Und nein, tagsüber oder stärkeres ist es bei mir nicht aber es ist kein genußtrinken mehr. Kann immer noch eins, zwei Tage pausieren fällt aber immer schwerer. Daneben läuft immer öfter der Fernseher. Ich lese kaum noch, daddele abends noch Stunden am Laptop. Mache mich zu. Freundeskreis ist bei Null. Habe Angst mich zu outen würde es am liebsten alleine schaffen aufzuhören. Keine Ahnung ob das geht.

  • Hallo Dasiy,

    willkommen im Forum!

    Zitat

    hab mich heute Abend mal mit dem Thema Alkoholsucht im i-net beschäftigt und es macht mir etwas Angst. Dachte, dass evtl. ein Forum bzw. die Menschen darinnen mich etwas unterstützen könnte und bin mir nicht mehr so sicher.

    Bin mir jetzt nicht sicher, ob Du unsicher bist, was Deinen Alkoholkonsum anbetrifft, oder ob wir hier im Forum Dich bei Deinem Umgang damit unterstützen können?

    Bei der Behandlung Deiner Depressionen hast Du richtig erkannt, dass man Depressionen nicht zielführend behandeln kann, wenn gleichzeitig – im schlimmsten Fall – eine aktive Sucht vorhanden ist. Erst muss die Sucht zum Stillstand gebracht werden, dann kann man an die Depression therapeutisch richtig ran.

    Die Symptome, die Du bei Dir beschreibst, sind eigentlich klassisch für eine zumindest „beginnende“ Sucht.

    Zitat

    Es gab immer mal Phasen wo ich mehr trank aber bisher nie ein Problem aufzuhören. Im Moment ist es so, dass ich nach einem Glas Wein fast immer die Flasche leere. Von einer 3/4 ist es jetzt die Literflasche.

    Das nennt man fachlich: Kontrollverlust und Toleranzentwicklung.
    Du hast Dir willentlich fest vorgenommen nur ein Glas zu trinken – und wenn Du dieses Glas getrunken hast, gibst Du quasi Deine Willenskraft an den Alkohol ab und trinkst viel mehr, als Du Dir vorgenommen hast.
    Ein Kriterium für die Diagnose Sucht ist dieser Kontrollverlust. Ein Kriterium von 3, von 6, die erfüllt sein können, wenn man von Sucht spricht. (Kannst Du HIER nachlesen.)
    Gleichzeitig benötigst Du immer mehr Alkohol, um dieselbe Wirkung wie zuvor zu erreichen.

    Zitat

    Und nein, tagsüber oder stärkeres ist es bei mir nicht aber es ist kein genußtrinken mehr.

    Wenn Du das schon mal für Dich erkannt hast, dann weißt Du auch, dass Dir offensichtlich Alternativhandlungen fehlen, die dasselbe Wohlbefinden (oder sogar noch viel besseres) hervorrufen können, wie wenn Du Alkohol konsumierst.

    Zitat

    Habe Angst mich zu outen würde es am liebsten alleine schaffen aufzuhören. Keine Ahnung ob das geht.

    Die Frage ist: Bei wem möchtest Du Dich „outen“? Du schreibst ja gleichzeitig, dass Dein Freundeskreis gegen Null tendiert.
    Gegenüber Fachleuten, bei denen Du Dir ggf. Hilfe holst, musst Du natürlich Klartext reden. Sonst können die nicht helfen.

    Ob Du aus dem Suchkreislauf alleine aussteigen kannst, ist aus der Ferne schlecht zu beurteilen. Ich kann da nur auf meine Erfahrungen zurückgreifen. Bei mir war’s irgendwann so, dass ich es ohne Hilfe nicht mehr geschafft hätte. Diese Hilfe anzunehmen ist so ziemlich der größte und schwerste Schritt für Betroffene. Einen kleinen Schritt dazu, nämlich unser unterschwelligstes Angebot „Forum für Suchtbetroffene“ anzunehmen, hast Du schon getan.

    Der nächste sinnige und wirklich weiterführende Schritt wäre ein Gespräch bei einer Suchtberatung, die im persönlichen Gespräch viel besser klären kann, wo du bzgl. einer eventuell schon vorhandenen Sucht stehst.
    Auf Wunsch kannst Du dort sogar völlig anonym bleiben. Allerdings würde ich Dir empfehlen absolut ehrlich betreff. Deines Alkoholkonsums und Deinen Zwängen zu sein.

    Zusammengefasst: Deine Angst ist verständlich, weil jeder Mensch Angst bekommt, wenn „etwas“ (hier der Alkohol) ihm die Fähigkeit zur Kontrolle wegnimmt – und dazu noch Dein Leben komplett bestimmt.
    Allem Anschein nach stehst Du jetzt noch relativ am Anfang einer Sucht. Je länger Du wartest, umso mehr manifestiert sich diese Sucht und wird Dein gesamtes Befinden und Deine Funktionstüchtigkeit noch weiter gravierend einschränken. Leider geht das dann oft solange, bis gar nichts mehr geht, und die Betroffenen regelrecht in eine „Notentgiftung“ gehen müssen. Logischerweise ist dann ihr körperlicher und psychischer Status so marode, dass allein schon die Genesung bis zu dem Punkt, wo man aktiv und weiterführend ihre Sucht behandeln kann, viel Zeit kostet.

    Ob Du weitere Maßnahmen, wie z. B. einen qualifizierten stationären Entzug, benötigst, kann man aus der Ferne nicht diagnostizieren. Aber ein sogenannter „kalter Entzug“, also einfach das Wegnehmen des Suchtmittels ohne gleichzeitig ärztliche und medizinische Unterstützung kann sehr große Komplikationen hervorrufen, bis hin zu Krampfanfällen.

    Deswegen wäre das „eleganteste“ und beste Vorgehen immer >Hausarzt und das Problem benennen >Einweisung in eine Klinik, die sich mit Alkoholentzug auskennt >qualifizierte, stationäre Entgiftung >bereits in der Klinik weiterführende Kontaktaufnahme mit einer Suchtberatung >ggf. auch Besuch einer Selbsthilfegruppe um mal mit Betroffenen direkt reden zu können und ihre Erfahrungen zu hören > …alles Weitere, auch, ob Du das Problem wirklich ernst nimmst und aktiv etwas dagegen unternehmen willst, wird sich dann zeigen.

  • Danke Dietmar

    Zum Thema outen, z.B bei meiner Therapeutin und oder bei meiner Psychiaterin. Da ist ganz viel Scham und ein Gefühl von versagt zu haben. Im Grunde genommen hab ich alle an der Nase herum geführt, jammere über Konzentrationsschwierigkeiten und die Ursache ist vermutlich der Alkohol. Alleine sich gestern mit dem Thema zu befassen löste Sucht aus. Bin um 22.30 noch mit dem Fahrrad los noch ne Flasche Wein holen weil die Flasche zu Hause nicht voll war. Das nenne ich schon abhängig, vielleicht noch nicht körperlich aber im Kopf 100 %. Das ich dann nur ein halbes Glas getrunken habe ist egal.

    Danke noch für deine Warnung von wegen Krämpfe. Das hab ich auch im Net gelesen. Wills trotzdem erstmal allein probieren. Flasche von letzter Nacht wurde weggekippt. Alle anderen leeren entsorgt. Will versuchen nur in kleinen Schritten zu denken. Eine Selbsthilfegruppe findet morgen hier im Ort statt. Will da hin. Ich drück mir mal selbst die Daumen.

  • Ich habe in all den Jahren meiner Trockenheit niemanden kennengelernt, dem es nicht schwerfiel, sich einzugestehen, dass er oder sie Alkoholiker seien. Für mich gilt das gleichermaßen.
    Ich habe aber auch oft festgestellt, dass neben psychiatrischen Erkrankungen der Alkoholismus eine (immer größere) spielte. Oft genug auch so, dass nie recht klar war, was zuerst da war: Psychische Problem oder Alkohol.
    Therapeuten sind meiner Meinung nach so manches gewohnt, dass deine Schilderung deiner Schwierigkeiten sie nicht sonderlich beeindrucken wird. Dass du dich schämst ist verständlich- für mich war dieses Schämen immer auch ein Zeichen meines Alkoholismus.

    Vielleicht muß man auch imemr wieder sagen, dass Alkoholismus nicht nur die betrifft, die unter Brücken schlafen, krank sind, verdreckt und einsam. Auch das immerwährende Saufen ist kein Zeichen für Alkoholismus, ich habe einige „Edeltrinker“ getroffen die es genau wegen Ihrer sozialen Stellung schwer hatten zuzugeben, dass sie Alkoholiker sind. Es hilft aber nichts: Ich denke ein Alkoholiker, der nicht zugibt einer zu sein wird niemals trocken werden.

    Nur Mut!

    Laurids

  • Gern geschehen, Daisy :)


    Zum Thema outen, z.B bei meiner Therapeutin und oder bei meiner Psychiaterin. Da ist ganz viel Scham und ein Gefühl von versagt zu haben. Im Grunde genommen hab ich alle an der Nase herum geführt, jammere über Konzentrationsschwierigkeiten und die Ursache ist vermutlich der Alkohol.

    Wahrscheinlich - so jedenfalls meine Erfahrung - wirst Du sehr überrascht darüber sein, dass zumindest die für Dich wichtigen Menschen in Deinem Umfeld schon längst mindestens etwas "ahnen".

    Zur Scham und dem Gefühl versagt zu haben kann ich immer wieder nur schreiben:
    Es ist absolut keine Schande süchtig geworden zu sein. Das kann ausnahmslos jeden, egal welchen sozialen Status jemand hat, treffen.
    Aber - vor allem in unserem heutigen aufgeklärten, informativen Zeitalter ist es angesichts der vielen, ganz hervorragenden und völlig kostenlosen Hilfsangebote eine Schande, sie nicht anzunehmen.
    Daisy, überleg mal: Rein statistisch redet man von mindestens 2 Millionen Alkoholabhängigen!

    Zitat

    Wills trotzdem erstmal allein probieren. Flasche von letzter Nacht wurde weggekippt. Alle anderen leeren entsorgt. Will versuchen nur in kleinen Schritten zu denken.

    Du verstehst sicher, dass jeder, der verantwortungsvolle Empfehlungen weitergibt, auch auf die Komplikationen eines Entzugs hinweisen muss.
    Was Du in jedem Fall tun solltest, ist Dich mit Alternativen zum Alkohol einzudecken. Also ausreichend, lieber zu viel trinken (Wasser, Fruchtsäfte, u.ä., Deinen Mineralstoffbedarf, der durch Deinen Alkoholkonsum mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich im Minus sein dürfte, auffüllen. Gegen die bereits von Dir festgestellten Konzentrationsstörungen ist Vitamin B gut, wie z. B. Milgamma Protect. (Die Kosten hast Du mit links nach 14 Tagen Abstinenz wieder reingeholt ;) )
    Im schlimmsten Fall musst Du halt ohne ärztliche Begleitung mit Schlafstörungen (vor allem Einschlafstörungen) in den ersten paar Tage rechnen. Mit Arzt könntest Du das z. B. mit Medikamenten wie Opipramol (kein Suchtfaktor) überbrücken.

    Zitat

    Eine Selbsthilfegruppe findet morgen hier im Ort statt. Will da hin.

    Das schadet auf keinen Fall. Schwellenangst brauchst Du auch keine habe: Alle die dort sitzen sind selbst betroffen. ;)

    Zitat

    Ich drück mir mal selbst die Daumen.

    Ich drück' sie Dir auch!! 44.

  • Danke Ihr beiden.

    Und nochmal Vielen Dank für den Hinweis bzgl. Vitamins B. Hab den Winter über B Und D Vitamine genommen. Vor kurzem waren die Alle und ich dachte muss ich ja nicht ständig nehmen. Bekam aber auf einmal so Schmerzen im Gesicht. Der Trigeminus. Und hab da einen super asiatischen HNO Arzt. Der sagte 3 mal am Tag Wärme und verschrieb mir ein Medikament, dass bei Vitamin B Mangel verordnet wird. Das erklärt jetzt einiges. Magnesium Mangel hab ich aber nicht. Das wurde vor nem halben Jahr getestet. Und meine Leberwerte sind auch ok. Da ich Diabetis habe bekomme ich jedes viertel Jahr Blut abgezapft und das Ergebnis per mail. Versuche mich ansonsten gesund zu ernähren.
    Hmm mein kleiner Teufel flüstert schon. Also die Flasche weg zu kippen. Oder musst du denn mitten in der Woche so plötzlich anfangen. Und du hast bald Urlaub da ist es noch schwieriger. Ich muss meinen Sturkopp einschalten. Hab mal Freitags Abend um 22 uhr in einer Kneipe die Zigarette ausgemacht und sagte, das wars. hielt zumindest fast ein Jahr. Der Rückfall ist ein anderes Thema.

  • Hallo Daisy
    zum ersten einmal ist es schon sehr gut ,das du dich mit dem Problem Alkohol auseinandersetzt
    das sich die Menge sukzessive steigert das ist normal, weil der Körper mehr verlangt, weil dein Körper mit der jetzigen Menge nicht mehr zufrieden ist.
    So wie du schreibst,das du 2- 3 Tage ohne Alkohol leben kannst , versuche es einen 4 und jeden weiteren Tag auch.
    Ich rede es mir nicht leicht ich bin selber betroffen war 3 Monate auf Entzug,war trocken und habe mir gedacht ein Glas bzw ein Bier geht schon ,mitnichten , jetzt bin ich wieder abhängig und grade dabei wieder auch dieser Sucht herauszukommen
    Das Beste wäre keinen Alkohol zu Hause zu haben.
    Ich habe das alles schon durchgemacht und jetzt wieder es ist nicht einfach

    liebe grüße von mir

  • Ach Du :)
    tut mir leid. Und ja es geht mir schon durch den Kopf ob ich je wieder was trinken darf. Das entscheide ich aber nicht heute und auch nicht morgen. Vom Rauchen her weiß ich, eine Zigarette und ich häng wieder dran. Keine Ahnung ob man das Suchtgedächtnis wieder verändern kann. Es gibt bestimmt auch ein Leben ohne Alk.

    Lieber Gruß zurück

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