Jetzt erzähl ich euch mal was.....

  • .....von mir :

    Hallo Zusammen,

    ich möchte mich an dieser Stelle dann auch mal vorstellen.
    Ich heiße Rainer, werde dieses Jahr 50 und komme aus Baden Württemberg.

    Ich treibe mich genau genommen schon Jahre, immer wieder mal, in Alkoholiker-Foren rum. immer nur passiv, also nur lesend.
    Das soll heißen das ich schon lange weis das mit meinem Alkoholkonsum etwas nicht passt.

    Im Grunde genommen hat mir das Bier schon immer geschmeckt, man geht, anfangs nur am Wochenende, aus (Disco, Club, Kneipe, Bar whatever)
    und trinkt dann eben eins nach dem anderen, bis nichts mehr rein passt. Dann geht es ins Bett und am nächsten Tag wird sich erholt und alles ist gut.
    Kein großes Drama also (man ist ja auch noch jung, da sind die Erholungsphasen noch kürzer).
    Irgendwann wird es dann auch mal unter der Woche, während der Spätschicht auch mal fast jeden tag, dann noch am Wochenende usw.

    Was ich damit sagen will: nahezu schleichend wurde mein Konsum immer mehr, 4-5 Weizen + diverse Kurze, waren kein Problem, ich war halt
    ziemlich trinkfest, wie das so schön heisst.
    Ich will dazu sagen, das ich jetzt nicht der jenige bin, der jeden Tag sein Pensum benötigt, ich habe grundsätzlich schon immer ein bis drei Tage Pause gehabt
    nach einer "Tour" . Auch war ich immer sportlich, Fitnessstudio, radfahren.
    Ich war auch nie irgendwie ausfällig, aggressiv oder sonst irgendwie assi, eigentlich im Gegenteil, für mich stand immer das locker werden mit Alkohol, das Gesellige im Vordergrund. Ich trank auch nie um irgendwas zu vergessen, verdrängen oder sonst was. Alkohol ist für mich kein Problemlöser.

    Das ganze ging dann auch relativ lange so weiter, ohne das ich mir Gedanken gemacht hätte.
    Die geistige Auseinandersetzung und das Bewusst werden, das etwas nicht mehr stimmt, und das ich tatsächlich inzwischen trinken musste,
    begann schätz ich mal so um die 40 J.
    Es machte sich doch schon ein gewisser Saufdruck bemerkbar, im Grunde genommen sogar ziemlich laut.
    Ich erwischte mich immer öfter dabei das es mich störte, dass ich schon wieder in der Kneipe vor meinem scheiß Weizen saß.

    Ich hatte auch zu dieser Zeit ein neue Freundin ( heute meine Frau und Mutter meiner zwei Super Kids ) die im Gegensatz zu mir kaum etwas trank, und auch nicht rauchte, was natürlich zu dezenten Reibereien führte. Es war auch die Zeit in der ich mir immer öfter vornahm, nichts mehr oder weniger zu trinken.
    Auch weil ich mich ja eigentlich ändern wollte, auch für die neue Beziehung.
    Nach vier Jahren des Zusammensein wurde dann geheiratet und es kam mein Sohn zur Welt. Auch da dachte ich mir, jetzt wäre doch ein toller Zeitpunkt, nichts
    mehr zu trinken und Abends Frau und Kind alleine zu lassen (ich ging immer alleine aus, da meine Frau andere Hobbies hat, als in der Kneipe zu sitzen, auch als wir noch keine Kinder hatten). Habe ich aber auch nicht geschafft und war somit immer noch 2-3 mal die Woche meinen Pegel auf stand bringen.
    nach 18 Monaten kam meine Tochter dann auf die Welt, was mich aber wieder nicht davon abhielt so weiter zu machen.

    Ja und so zog sich das hin, ich drei mal die Woche meinen Pegel auf Stand bringen, zunehmend unzufrieden damit.
    Die Frau langsam auch genervt. Selbst die Kinder fragten schon, warum ich schon wieder weg gehe.

    Und das ist glaube ich der punkt, an dem ich dann nicht mehr so weiter machen wollte.
    Hatte ich getrunken (und natürlich zu viel geraucht), war ich am nächsten Tag scheiße drauf, genervt von der Frau und den Kinder.
    Die bei weitem nichts dafür konnten.
    An den Tagen an denen ich zu Hause war, war ich scheiße drauf und genervt von der Frau und den Kinder,
    weil ich nichts trinken durfte / sollte.
    Also eine loose-loose Situation. Es ging mir mit saufen beschissen, und ohne auch.
    Und die Leidtragenden waren meine Frau und die Kinder. Shame on me.

    Somit wurde der Leidensdruck immer größer, ich war stark unzufrieden mit dieser Situation, was oftmals dann auch wieder in der Kneipe endete.
    Durch meine Laune war ich nicht gerade eine Hilfe für meine Frau mit den Kindern, ein richtiger Stinkstiefel halt.

    Als ich dann eines Abends mal wieder im Bus saß um auf Sauftur zu gehen, und ich um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen
    mit meiner Frau telefonierte (ich wollte wohl Absolution für diesen Abend), habe ich dann gesagt:
    " Das war jetzt das letzte mal das ich weg gehe, dann wird alles anders. Nächstes Jahr will ich ja auch wieder Sport machen bla bla bla..."
    Das war am 28.12.2017

    Und jetzt kommt es:
    ich bin seit diesem Tag nüchtern und clean (also auch ohne Zigaretten). Also inzwischen seit 41 tagen.
    Und irgendwie stolz wie Harry :)

    Ich weis gar nicht wie ich das gemacht habe, aber es ging. Die erste Woche war etwas hart, aber es ging.
    Die Entzugserscheinungen hielten sich in grenzen, Schwitzen war dabei, gereizt war ich sowieso, dezente Angstgefühle,
    aber alles erträglich. Kein Zittern.

    Das einzige was mir Angst macht ist gerade, das es so einfach war bzw. immer noch ist.
    Ich hätte das nie erwartet.
    Im Moment bin ich höchst motiviert diesen zustand zu bewahren.
    Ich bin nüchtern und clean ein besserer Rainer. Umgänglicher wie meine Frau sagt.

    So, das war es erst mal für den Moment.
    ich hoffe nicht all zu konfus rüber zu kommen, ich glaube es gibt strukturiertere Beiträge hier ;D
    Ich würde mich auch über Fragen und Reaktionen freuen.

    Gruß
    Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

  • Hallo, Rainer und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Einfach so, von heute auf morgen aufzuhören 44. Schafft nicht jeder!

    Und nun? Wie soll es jetzt weiter gehen, wie stellst Du Dir Deinen weiteren Weg vor? Willst Du dauerhaft abstinent bleiben oder irgendwann wieder "normal" trinken?

    Kurz zu mir: männlicher Berliner, Ü50, seit ca. 10 Jahren trocken.

    Ich habe mehrere Anläufe gebraucht und es (meiner Meinung nach) nur mit Hilfe einer SHG, die ich auch heute noch regelmäßig besuche, geschafft, bis heute trocken zu bleiben.

    Dein Plan?

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen Greenfox,

    vielen Dank für das Willkommen 44.

    Zitat

    Einfach so, von heute auf morgen aufzuhören 44. Schafft nicht jeder!

    Körperlich war es schon relativ einfach, ich glaube der Nikotinentzug hatte mehr Anteil an meinem, zwar erträglichem, aber dennoch vorhandenem Affen.

    Psychisch war es dann zugegebener Weise nicht immer ganz so leicht wie es sich anhört.
    Zwischendurch hatte ich schon üble Trigger die ich bekämpfen musste. Wie zum Beispiel, dass ich bisher nach dem Sport regelmäßig noch
    einen trinken (und rauchen) gegangen bin. Vom Kopf her sah ich mich dann schon Abends in der Kneipe sitzen.
    Das habe ich dann schon gemerkt, wie hibbelig/ nervös ich den ganzen Tag war. Nach dem Sport war der Drang dann zum Glück weg und ich bin einfach nach Hause.
    Eh total bescheuert Sport mit saufen zu verknüpfen .

    Von daher denke ich das wird das größte Problem werden: unerwartete Trigger und Situationen die ich mit Alkohol verknüpfe.
    Da gibt es bestimmt viel zu lernen für mich.

    Zum Glück habe ich nie zu Hause getrunken oder geraucht, weil ich das vor meinen Kindern und meiner Frau nicht möchte.
    Ich will meinen Kindern diesbezüglich Vorbild sein. Sie sollen später nicht sagen können: " Was willst Du, Du trinkst und rauchst doch selber "
    Sie sollen mich einfach nicht "so" sehen. Ich denke das ist eine gute Basis für später, wenn die Kids in entsprechendem Alter sind.
    Na ja, die Realität wird es dann zeigen, in wie weit meine zwei nüchtern und rauchfrei durchs leben gehen.
    Es gibt auch noch einen weiteren Grund, warum ich zu Hause nicht trinken will und werde. Das ist aber familiär behaftet.
    Lange rede kurzer Sinn: Zu Hause ist für mich ein relativ sicherer Ort, um nüchtern durchzukommen.

    Zitat

    Und nun? Wie soll es jetzt weiter gehen, wie stellst Du Dir Deinen weiteren Weg vor? Willst Du dauerhaft abstinent bleiben oder irgendwann wieder "normal" trinken?

    "Normal" trinken ?! Was soll das sein ? Ein Bier, oder zwei, drei, und danach nur noch Wasser oder ähnliches ? Nein, das bin nicht ich.
    Für mich gab es noch nie "normal", oder nur ein Bier. Was soll ich auch mit einem Bier/ Trink. Ich habe ja immer der Wirkung wegen getrunken. Wirkungstrinker habe ich mal
    irgendwo gelesen. Ich war ja auch angesoffen immer ein lustiger, unterhaltsamer, selbstsicherer Kerl. Glaube ich zu mindestens.
    (jetzt, wo ich das gerade schreibe fällt mir auf: ich war eigentlich in jungen Jahren nie sonderlich selbstbewusst, könnte schon ein Grund gewesen sein, das ich so gerne einen gesoffen habe).
    Für mich gab es nie reguliert, entweder hopp oder top.


    Nein, Normal gab es nicht, gibt es nicht und wird es auch nie geben. So viel ist mir, eigentlich schon immer, klar.
    Deswegen kann das Ziel nur dauerhafte Abstinenz heißen.

    Und da liegt bei mir der Hund begraben: es ist schwer mir das vorzustellen, nie wieder. Das hört sich ewig an.
    Wie kommt bzw. seid ihr damit klar gekommen, mit diesem "nie wieder". Ist es wirklich dieses "nur heute nicht".

    Ich will mir das bisher erreichte erhalten, auch wenn es bis jetzt nur 42 Tage sind, nichts im Vergleich zur versoffenen Zeit.
    Mir ist durchaus bewusst, dass das eine längere Reise wird. Aber ich will ankommen! Ankommen an einem Punkt an dem es für mich "normal" geworden ist, nicht zu trinken.
    Wenn ich meine Frau anschaue, für sie ist es das normalste und einfachste der Welt nichts zu trinken. Sie verschwendet nicht einen Gedanken daran.
    Das ist das Ziel. Mir einfach keine scheiß Gedanken mehr zumachen, ob ich jetzt trinke oder nicht, sondern einfach nur nicht trinken. Punkt.

    Zitat

    Ich habe mehrere Anläufe gebraucht und es (meiner Meinung nach) nur mit Hilfe einer SHG, die ich auch heute noch regelmäßig besuche, geschafft, bis heute trocken zu bleiben.

    Dein Plan?

    Ich habe schon geahnt, das die Frage oder der Hinweis zur SHG kommen wird.
    Im Moment sehe ich mich nicht in einer SHG sitzen und sagen "Hallo, ich bin Rainer und Alkoholiker."
    (und ja, bevor die Frage kommt: ich sehe mich als Alkoholiker).

    Hilfe und Zuspruch brauche ich aber schon, deswegen habe ich mich hier angemeldet.
    Ich hoffe das reicht. Ich werde es sehen. SHG ist mein letzter Weg.

    Danke nochmal Greenfox

    Grüße Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

  • Hallo Rainer

    Zitat

    es ist schwer mir das vorzustellen, nie wieder. Das hört sich ewig an.


    Ewig wird es nicht sein aber deutlich länger als wenn du weiter trinkst, die alkoholbedingten Krankheiten im Alter oder auch früheres Ableben sollten nicht unterschätzt werden. Ich werde demnächst 70, fühle mich fit, würde wenn ich die lt. 10 Jahre weitergetrunken hätte, deutlich schlechter oder gar nicht mehr leben.
    (Das Wichtigste, ich kann noch Pläne haben und verwirklichen, da der ständige Drang nach Alk wegfällt).

    LG Gerd

  • Hallo Gerd,

    Zitat

    Ewig wird es nicht sein aber deutlich länger


    Da hast Du mit Sicherheit recht ! 44.

    Da fällt mir gerade etwas ein: neulich war ich krank und beim Hausarzt, und er hat mir dann auch Blut abgenommen, weil das letzte mal schon ne Weile her ist.
    Habe mir dann schon Gedanken gemacht was da wohl raus kommt.
    Habe dann am nächsten tag gleich dort angerufen und das Ergebnis durchgesprochen, und was soll ich sagen, es waren alle! Werte im Toleranzbereich.
    Alle. Und zu der Zeit war ich noch nicht abstinent.

    Das war dann auch so ein Moment in dem ich mir gedacht habe: hey Alter, jetzt hast Du trotz deines Lebenswandels so gute Werte. Mach was draus und schau das es so bleibt.
    (jetzt muss ich nur noch 15kg abnehmen, dann bin ich Adonis ;) ;D)

    Ich hoffe das kommt rüber, was ich damit meine. ich seh´ das irgendwie als Chance und Ansporn.

    Gruß Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3


  • Ich habe schon geahnt, das die Frage oder der Hinweis zur SHG kommen wird.
    Im Moment sehe ich mich nicht in einer SHG sitzen und sagen "Hallo, ich bin Rainer und Alkoholiker."
    (und ja, bevor die Frage kommt: ich sehe mich als Alkoholiker).

    Hilfe und Zuspruch brauche ich aber schon, deswegen habe ich mich hier angemeldet.
    Ich hoffe das reicht. Ich werde es sehen. SHG ist mein letzter Weg.

    Sei bitte nicht sauer - aber wenn ich SOETWAS lese, werde ICH sauer.

    Lass mich raten: Deinem Spruch "ICH bin Rainer und Alkoholiker" interpretiere ich so, dass Du noch nie eine SHG besucht/ausprobiert hast, sondern Dein gesamtes Wissen darüber aus dem Fernsehen oder Filmen über die AA hast.
    Es gibt so viele unterschiedliche SHG, man glaubt es kaum. Nach meiner letzten Entgiftung habe ich 14 Tage lang jeden Tag eine andere SHG besucht (und die waren wirklich unterschiedlich, mehr geht kaum), bevor ich mich für eine (eigentlich waren es zwei, aber zufälliger Weise beide vom selben Verein) entschieden habe. Auch wenn beide dem selben Verein angehören, sind sie doch völlig anders. Nur der Ansatz ist gleich.
    Es gibt Monolog-, Dialog-Gruppen, von Therapeuten angeleitete Gruppen, reine Betroffenen-Gruppen, mit religiösem Touch und ohne ...

    Dieser bekloppte Spruch "SHG ist mein letzter Weg" erinnert mich an eine Begebenheit mit meiner Schwester: Sie mochte keine Bananen. Sie hat sich strikt geweigert, welche zu essen. Dabei hatte sie noch nie eine gegessen. Bis unsere Oma sie gezwungen hat - man, war das ein Geplärre und Gejaule. Nachdem sich meine Schwester wieder halbwegs beruhigt hatte, stieß sie unter großem Geschluchze hervor: "Kann ich noch eine haben?"
    Ähnliches erlebe ich in meiner Gruppe auch des Öfteren, wenn "Neue" kommen: "Ach, soo locker habe ich mir das garnicht vorgestellt! Ist ja garnicht so verkrampft, wie ich dachte."
    Und weil eben die Meisten noch nie eine SHG besucht haben/kennen, erzähle ich bei Krankenhausvorstellungen auch weniger über meine Gruppe, meinen Verein, sondern hauptsächlich darüber, was eine SHG überhaupt ist, was da abläuft, wozu sie dienen soll ...

    Und auch wenn dem Einen die Art der AA nicht gefällt - dem Anderen tut sie gut. Und wenn nicht, dann gibt es viele andere andersartige Gruppen.

    Man sollte also das Passende für sich finden.
    Leider muss ich ergänzen: ... wenn man nicht auf dem Lande wohnt, wo es nur eine Gruppe in erreichbarer Nähe gibt (Z.Bsp. Helgoland - aber die Truppe dort ist auch/trotzdem dufte ;) ).

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

  • uiuiui, da habe ich aber jemanden auf den Schlipps getreten...

    Dann zitiere ich mal:

    Zitat

    Ich habe mehrere Anläufe gebraucht und es (meiner Meinung nach) nur mit Hilfe einer SHG, die ich auch heute noch regelmäßig besuche, geschafft, bis heute trocken zu bleiben.

    Dein Plan?

    Du hast es so geschafft, mit Betonung auf Du.

    Zitat

    Dein Plan?


    Mein Plan ist, es ohne SHG zu schaffen. Ich neige dazu meine Probleme im allgemeinen selber auf die Reihe zu bekommen.
    Meistens funktioniert das auch, in Verbindung mit Austausch mit Frau, Freunden oder auch online in Foren, so wie hier.

    Zitat

    Lass mich raten: Deinem Spruch "ICH bin Rainer und Alkoholiker" interpretiere ich so, dass Du noch nie eine SHG besucht/ausprobiert hast, sondern Dein gesamtes Wissen darüber aus dem Fernsehen oder Filmen über die AA hast.


    Gut geraten 44. Wann hätte ich den auch eine besuchen sollen, da geht man ja nicht zum Spaß oder aus Langeweile hin.

    Zitat

    Dieser bekloppte Spruch "SHG ist mein letzter Weg"


    Zum bekloppt sage ich jetzt mal nichts.
    Der Rest bedeutet nicht das ich eine Abneigung gegen SHG hätte, gegen Bananen schon ;)
    und "mein letzter Weg" bedeutet schlichtweg : Sollte ich es nicht auf meinem Weg schaffen, werde/ würde ich die Hilfe einer SHG annehmen.
    Und ich weis auch, das die SHG als Baustein für dauerhafte Abstinenz betrachtet wird.

    Dennoch vielen Dank für Deine Antwort, ich gehöre zu den Menschen, die (selbst-) reflektieren können.
    Deine Worte werden bestimmt noch eine weile nachwirken.
    Vielleicht gibt es einen Nachtrag.

    MfG Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

  • Hallo und willkommen Rain3r,

    ich glaube nicht, dass sich Greenfox auf den Schlips getreten fühlt. Es ist ja nicht sein Schlips, auf den Du trittst, es ist Deiner. ;)

    Da ich beide Wege mit meiner Sucht, sowohl in langer Abstinenzzeit, als auch in Rückfallphasen bestens kenne: Natürlich kann man Alkoholismus auch ohne Selbsthilfegruppe zum Stillstand bringen.
    Der Weg alleine ist halt nur viel schwerer, und da viele Fallstricke lauern, weil eben Alkohol in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist, auch sehr viel risikoreicher.

    Das Argument „ich hab‘ meine Frau, Freunde uws.“ zum Reden, könnte von mir aus meiner Zeit ohne Gruppenanschluss stammen.
    Es gibt da halt nur einen feinen, aber dafür sehr großen Unterschied: Ich kann mit meinen Freunden, die keinen irgendwie gearteten Bezug zur Sucht haben, über (fast) alles reden. Das ist gar nicht das Problem.
    Das Problem ist: Wenn ich mit meinen Gruppenfreunden über meine Alltagsprobleme rede, dann sehen sie eine Bewältigung dieser Probleme unter ganz anderen Vorzeichen, wie Freunde, die mit Sucht nichts am Hut haben. Meine Gruppe ist für mich so eine Art „Warnlampe“ in meinem abstinenten Leben. Wenn bei mir eine Wesens- und Verhaltensänderung eintritt, die ich selbst erst mal gar nicht bemerke, dann bekomme ich in der Gruppe eine Reflektion. Ich kann dann bei mir selbst nachschauen, ob bei mir „da etwas querliegt“, das ich zuvor noch nicht gesehen habe.
    Eben die sogenannten Rückfallgefahren. Weil sich halt Rückfälle zwar bei mir selbst nicht freundlich lange zuvor ankündigen, sondern ihre Vorgeschichte von meinen Gruppenfreunden wahrgenommen werden. Und die machen mich darauf aufmerksam.
    Meine – guten! – sonstigen Freunde sehen da überhaupt keinen Zusammenhang zu meiner Suchtneigung.
    Das ist der Knackpunkt.

    Ansonsten, wie Greenfox schrieb, es gibt ebenso viele Unterschiede in den Gruppen, wie es Gruppen gibt. Wenn zu uns ein Neuer kommt, dann reicht’s, wenn er seinen Namen nennt, damit man ihn ansprechen kann. Sonst braucht er nichts erzählen, wenn er nicht mag. Manche kommen dann x-mal, bevor sie überhaupt etwas von sich aus über sich selbst sagen. Das ist bei uns völlig okay.
    Logisch: Von Interesse ist natürlich, ob man Betroffener oder Angehöriger ist. Ich denke, das verstehst Du.

    Wenn man sehr viele Jahre Sucht- und Abstinenzerfahrung hat, viele Betroffene kennengelernt hat, die es so oder so probiert haben, mit ihrer Sucht klarzukommen, leider sehr viele Betroffene, die regelmäßig rückfällig werden kennt, dann kann man oft wirklich nur rätseln, wieso sich viele in der Annahme vom niederschwelligsten Angebot, nämlich SHGs, so schwer tun.
    Da liegt schon die Annahme nahe, dass eine völlig falsche Vorstellung über Selbsthilfegruppen vorhanden ist.

  • Wie ich schon schrieb, habe ich es auch ohne SHG versucht. Ich war ja schließlich der Größte, the One-and-only ... Schietamboom - mörderisch auf die Fresse gefallen bin ich!

    ... dann kann man oft wirklich nur rätseln, wieso sich viele in der Annahme vom niederschwelligsten Angebot, nämlich SHGs, so schwer tun.
    Da liegt schon die Annahme nahe, dass eine völlig falsche Vorstellung über Selbsthilfegruppen vorhanden ist.

    Genau DAS ist mein "Problem" - die Leute denken anscheinend, dass die SHG der große Holzhammer sind, mit dem sie wieder "auf Spur" gebracht werden sollen. Blödsinn: hier können sie sich die Erfahrungen von Menschen anhören, die schon einen Weg gegangen sind - und sich dann entscheiden, ob sie denselben Weg gehen wollen, dieselben Fehler machen wollen ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo nochmal an alle, insbesondere greenfox

    habe mir über das Wochenende reichlich Gedanken gemacht über das Thema SHG, und bleibe dabei. SHG will ich nicht.
    Jedem das Seine.

    Es ist ja schön das ihr einem eine SHG empfehlt, basierend auf eurer Erfahrung, schön und gut. Nichts dagegen einzuwenden.
    Wogegen ich aber was einzuwenden habe ist die Art und Weise wie man behandelt wird, wenn man sich nicht zu seinem Glück zwingen lassen will.
    Wie hier bildlich beschrieben

    Zitat

    Dieser bekloppte Spruch "SHG ist mein letzter Weg" erinnert mich an eine Begebenheit mit meiner Schwester: Sie mochte keine Bananen. Sie hat sich strikt geweigert, welche zu essen. Dabei hatte sie noch nie eine gegessen. Bis unsere Oma sie gezwungen hat - man, war das ein Geplärre und Gejaule......

    Es sollte schon jedem überlassen werden, welche Hilfe er annehmen will, und welche nicht.

    Eine Hilfe, basierend auf (Erfahrungs)-Austausch, Ratschlägen und Zuspruch, wollte ich mir HIER im Forum suchen.
    Vielleicht wird es ja noch was.

    Bis jetzt hat mich das hier nur runtergezogen, weil ihr meine Leistung schmälert.
    Zwischen den Zeilen lese ich (Betonung auf ICH):
    "Wow, 45 Tage trocken, so ganz ohne SHG, da hast Du aber Glück gehabt. Du wirst scheitern."
    Mehr als 24h/Tag hätte ich auch mit SHG nicht sein können.

    Ich wünsche allen einen angenehmen Trockenen Tag


    P.S.: zu diesem Thema

    Zitat

    Lass mich raten: Deinem Spruch "ICH bin Rainer und Alkoholiker" interpretiere ich so, dass Du noch nie eine SHG besucht/ausprobiert hast, sondern Dein gesamtes Wissen darüber aus dem Fernsehen oder Filmen über die AA hast.

    Die Suche in der Internetsuchmaschine meiner Wahl nach " ich heiße und bin Alkoholiker " ergibt 76400 Ergebnisse.
    Habe mal ein paar durchgelesen und kann nicht erkennen was denn jetzt so falsch an meinem "Spruch" war.

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

  • Guten Tag Rain3r,

    Zitat

    Eine Hilfe, basierend auf (Erfahrungs)-Austausch, Ratschlägen und Zuspruch, wollte ich mir HIER im Forum suchen.

    Ich habe Dir, wie ich meine, auch nur meine Erfahrung mitgeteilt, oder?
    Ratschläge würde und werde ich ohnehin nie geben. Bestenfalls freundliche Empfehlungen.
    Ja, in einen Punkt hast Du recht: Ich bin jetzt in meinem Post nicht auf die großartige Leistung eingegangen, dass Du von Dir aus Gedanken über Deinen Alkoholkonsum gemacht hast. Das ist wirklich toll!
    Dass Du dann sogar einen absoluten Konsumstopp reingehauen hast, ist eher sehr selten und deswegen umso mehr zu würdigen!

    Zitat

    Bis jetzt hat mich das hier nur runtergezogen, weil ihr meine Leistung schmälert.


    Sorry, aber da Du von „ihr (hier)“ schreibst, ich habe bei niemandem gelesen, dass Deine Leistung geschmälert wurde. Wo liest Du das denn heraus?

    Zitat

    Zwischen den Zeilen lese ich (Betonung auf ICH):
    "Wow, 45 Tage trocken, so ganz ohne SHG, da hast Du aber Glück gehabt. Du wirst scheitern."

    Auch das ist – im Kontext zu Deinem neuerlichen Einwurf „basierend auf (Erfahrungs)-Austausch, Ratschlägen und Zuspruch“ – für mich momentan nicht nachvollziehbar.
    Du willst doch von unseren Erfahrungen lesen, oder?
    Meine sind eben so, wie ich es Dir geschrieben habe.
    Ich schrieb ja auch, dass ich beide Wege (den allein und den mithilfe einer SHG) kenne. Und dass (für mich) der Weg ohne SHG über viele Jahre möglich war, aber eben sehr viel schwerer, wie mit.
    Ob Du weiterhin erfolgreich abstinent bleiben wirst, ggf. auch wieder zurück zu einem normalen Konsum von Alkohol findest, kann ich wirklich nicht beurteilen. Das wird die Zeit zeigen.

    Ich fände es von mir aber verantwortungslos, wenn ich die Realität unterschlagen würde.
    So kenne ich die (statistisch erfassten) Rückfallzahlen, ebenso wie die letzte Erhebung der 5 größten Suchtselbsthilfeorganisationen. Aus letzterer geht hervor, dass ca. 74% Betroffene mit Anschluss an eine SHG dauerhaft abstinent bleiben.
    Das ist – im Verhältnis zu den bekannten Rückfallzahlen – eine enorm hohe Erfolgsquote.

    Die man aber auch damit erklären könnte, dass Betroffene, die von sich aus zusätzlich einer Selbsthilfegruppe angeschlossen haben, zu ihrem eigenen festen Entschluss abstinent bleiben zu wollen, um sich weit über das „Normalmaß“ hinaus mit ihrer Sucht auseinanderzusetzen, den Wert ihrer Abstinenz sehr viel höher einschätzen, wie Betroffene, die „halt den Alkohol weglassen.“

    Natürlich gibt es heute dank Internet auch einen Interessenaustausch und die Unterstützung durch entsprechende Foren. Ich persönlich meine aber (eben aufgrund meiner Erfahrungen!), dass ein Internetforum eine real existierende Selbsthilfegruppe nicht ersetzen kann, oder gar gleichwertig wäre.
    Aber bitte: Das solltest Du immer unter den Anführungszeichen „dass es meine eigenen Erfahrungen sind“ betrachten!

    Ich wünsche Dir wirklich von Herzen kommend, weil ich die andere, die dunkle, nur abwärtsführende Seite der Sucht bestens kenne, dass Du Deinen Weg, egal welchen, findest und egal ob mit oder ohne Alkohol ein qualitativ hochwertiges, lebenswertes Leben führen kannst!
    Im Übrigen wirst Du von mir höchst selten, und wenn, dann meist nur auf eindringliche Nachfrage hin, irgendwo lesen oder hören, wie lange ich schon vom Alkohol weg bin.
    Die Wahrheit dahinter ist, dass ich es selbst erst recherchieren müsste. Für mich ist jeder trockene Tag ein gewonnener Tag. Vielleicht auch deswegen ist es für mich bezüglich Trockenheit – nicht bzgl. Erfahrung! – egal ob jemand 40 Tage oder 40 Jahre trocken ist.

  • Hallo Rainer,

    ein verspätetes herzlich Willkommen bei uns im Forum auch von mir. War leider fast drei Wochen krankheitsbedingt auf Eis gelegt und konnte hier kaum schreiben.

    Ich bin Alkoholiker, in Deinem Alter und nun seit einigen Jahren trocken. Ähnlich wie Dietmar spreche oder schreibe ich nicht im Detail darüber, wie lange ich schon weg bin vom Alkohol. Die Dauer meiner Abstinenz hat für mich keine wesentliche Bedeutung mehr. Das war am Anfang natürlich anders. Erst habe ich die Tage gezählt, dann die Monate und anfangs auch noch Jahrestag gefeiert. Meinen letzten Jahrestag hatten meine Frau und ich glatt vergessen. Fiel mir dann ein paar Tage später auf. Und es war für mich ein schönes Gefühl, denn es bedeutet für mich, dass ich komplett in mein abstinentes Leben hinein gefunden habe. Das bedeutet nicht, absolut nicht, dass ich meine Krankheit auf die leichte Schulter nehmen würde. Es bedeutet aber, dass mein jetziger (alkoholfreier) Zustand für mich ganz normal geworden ist und ich keinen Gedanken mehr an Alkoholtrinken verschwende. Und es ist für mich auch keine Leistung mehr, das ich keinen Alkohol mehr trinke. Ich bin darauf auch nicht mehr stolz. Ich möchte nicht auf etwas stolz sein was eigentlich ganz normal ist. Wie gesagt, anfangs war das ganz anders. Da war ich natürlich stolz auf mich und, das war auch gut so denn es hat mich motiviert dran zu bleiben. Heute sehe ich das, immer nur auf meine eigene Person bezogen, etwas anders.

    Und weil ich möchte, dass das für den Rest meines Lebens so bleibt, setze ich mich z. B. hier im Forum mit diesem Thema außeinander. Ich lese sehr viel darüber und ich schaue auch gerne Dokus zu diesem Thema an. Und, hin und wieder, diskutiere ich auch mit Menschen, die das möchten. Also in der realen Welt, nicht hier im Forum. Diese Außereindersetzung mit meiner Sucht ist mein Schlüssel zur dauerhaften Abstinez und mir wird dabei immer wieder bewusst, was für ein wunderbares Leben ich heute führe. Weil ich nicht mehr trinken muss. Wunderbar.

    Zum Thema SHG: Ich finde es schade, dass das in Deinem Thread jetzt so ein "Eigendynamik" bekommen hat - also, dass Du Dich z. B. angegriffen gefühlt hast von Greenfox und vielleicht auch von Dietmar. Ich kenne die beiden nicht persönlich, aber ich lese sie nun schon ein paar Jahre hier im Forum und bin sicher, sie wollten Dich nicht angreifen und auch Deine Leistung nicht schmälern. Ich kann Dir sagen, das ich z. B. keine SHG besuche. Und ich bin trotzdem schon lange trocken... Ja, es geht auch ohne. Wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, dass ich damals, keine 24 h trocken, sehr wohl bei einer SHG war (bei den hier schon zitierten AA). Und mir war das damals völlig egal was mich dort erwartet. Ich wollte einfach weg vom Alkohol und ich wollte ALLE Hilfe die mir in den Sinn kam nutzen. Eine dieser Hilfsangebote war dann eben eine AA-Gruppe in Fußnähme meiner damaligen Wohnung. Also nix wie hin, warum auch nicht? Hauptsache weg von dem Zeug.

    Nun, ich war dort dann einige Zeit. Durfte lernen, dass die ganzen Vorurteile nicht oder nur zu einem kleinen Teil stimmen und habe trotzdem relativ schnell bemerkt, dass das nichts für mich ist. Die AA sind eine Monologgruppe.... Phuuuuuu - jedes mal die gleichen Menschen die immer das Gleiche erzählen und man darf dazu nicht mal was dazu sagen.... Ne, das war nix für mich. Auf Dauer. Ich hätte mir eine andere Gruppe suchen können, eine Dialoggruppe, aber, ich hatte viele andere Menschen mit denen ich mich bezüglich meiner Sucht, bzw. der Aufarbeitung der selbigen, austauschen konnte. Und weil das so war, war das Thema SHG für mich erst mal keines mehr. Bis heute ist das so und ob das immer so sein wird, das weiß natürlich nicht.

    Ich finde Du hast großes Glück. Du hast es geschafft so mir nichts, dir nichts mit dem Trinken (und noch mit dem Rauchen) aufzuhören. Ohne große Probleme. Das ist toll und ich finde auch eine große Chance dauerhaft ohne Alkohol leben zu können! Dir ist dabei ein wenig mulmig zumute, weil es Dir so leicht gefallen ist... Kann ich verstehen. Wenn doch so einfach geht, dann war das Problem ja vielleicht noch gar nicht so groß? - solche Gedanken kommen einem dann da schon mal gerne in den Sinn.

    Ich denke Du hast sehr gute Voraussetzungen für ein Leben ohne Alkohol. Ich glaube das es sehr wichtig ist sich mit sich selbst und der eigenen Sucht, der eigenen Sucht- und Lebensgeschichte außeinander zu setzen. Aufarbeiten sage ich da immer - immer die gleiche Leier von mir aber für mich der Schlüssel. Wenn man die Gründe für das eigenen Saufen finden kann, dann ist das natürlich prima. Die findet aber nicht jeder - ich hoffe meine gefunden zu haben aber ob dem wirlich so ist?..... Ich hatte eigentlich gar keine Gründe - mir gings nämlich prima vorher.... Deshalb habe ich relativ bald damit begonnen mich mit dem Sinn meines eigenen Lebens außeinander zu setzen. Wer bin ich? Wer war ich? Wer will ich sein? Was will ich erreichen? Was will ich mal sagen, wenn ich vor der Kiste stehe, wenn mein letztes Stündlein geschlagen hat? Viele solcher Fragen habe ich mir gestellt und stelle ich mir immer noch. Ich stelle fest, dass sich Einstellungen und Meinungen von mir ändern. Das nennt man vielleicht "sich weiter entwickeln", ich weiß es nicht. Es ist schön sich mit sich selbst außeinander zu setzen und es gibt mir auch sehr viel Kraft um auch für andere da sein zu können. Bin ich mit mir selbst im Reinen kann ich auch für andere da sein.

    Und auch bei mir gibt es ein paar Kinder (wie bei Dir auch) die einen Papa brauchen und natürlich auch eine wunderbare Frau mit der ich mein jetzt wunderbares Leben führe. Wenn da zurück denke - mein Leben lag in Schutt und Asche, ich ein Wrack - aber damit bin ich ja nicht allein. Meinen Mitschreibern hier ging es ja auch nicht besser, manchen noch viel schlimmer als mir. Der Alk hatte uns im Griff.

    Also, ich wollte Dir nur ein paar Anregungen geben. Mach was damit oder auch nicht. Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles erdenklich Gute. Bleib' auf Deinem trockenen Weg und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir!

    LG
    gerchla

  • Hallo!

    Glückwunsch zur bisherigen Leistung. Darauf kannst Du aufbauen.

    Ich bin einen etwas anderen Weg gegangen mit ambulanter Therapie, ausgewählter Fachliteratur und anschließender SHG. Mir hat dieser Weg gut getan und er war für mich richtig.

    Zu deinem Thema SHG:

    Die wird mittlerweile standartmäßig überall empfohlen. Das ist gut so. Dieses Forum ist auch eine Art SHG. Und das 24/365.

    Wenn Du eine reale SHG "vor Ort" für dich -einstweilen- ausschließt, dann mach es.

    Es gibt für einen Alkoholiker nicht den einen und einzig richtigen Weg aus der Sucht. Wichtig sind das eigene Engagement und der Erwerb des nötigen Wissens über unsere Krankheit. Ferner die regelmäßige Auseinandersetzung mit ihr, sei es im Netz, mit Vertrauenspersonen oder in einer SHG "vor Ort". Ich rate zusätzlich als Begleitung zu diesem Forum die bereits angesprochene Fachliteratur.

    Für deinen Weg wünsche ich gutes Gelingen und das nötige Durchhaltevermögen.

    Apropos: Vor Ort besuche ich auch keine SHG mehr. Die letzte hat mir gereicht.

    Es grüßt
    der Rekonvaleszent

  • Hallo Gerchla,

    vielen Dank für Dein herzliches Willkommen und Deine weisen Worte,
    (und sorry für´s späte antworten)

    die abstinenten Tage zählen hilft mit im Moment tatsächlich, ist halt Motivation. Es gibt ja diverse Apps für das Handy, da kann man sich die Zeit bei Bedarf auch sekundengenau
    anzeigen lassen. Prinzipiell bin ich dazu übergegangen nur an die nächsten 24h zu denken. Als nächster Meilenstein wären dann die zwei Monate dran und dann die 90 Tage.
    Mehr "sehe" ich im Moment noch nicht.

    Zitat

    Es bedeutet aber, dass mein jetziger (alkoholfreier) Zustand für mich ganz normal geworden ist und ich keinen Gedanken mehr an Alkoholtrinken verschwende. Und es ist für mich auch keine Leistung mehr, das ich keinen Alkohol mehr trinke. Ich bin darauf auch nicht mehr stolz. Ich möchte nicht auf etwas stolz sein was eigentlich ganz normal ist.


    Super, ich denke da bist Du an einem Punkt angekommen, an dem viele andere betroffene auch gerne wären bzw. hin wollen. Mich eingeschlossen. Habe ich weiter oben auch schon geschrieben.
    Wie lange hat es denn bei Dir in etwa gedauert bis zu diesem Zustand ?

    Zum Thema SHG möchte ich nicht mehr viel sagen. Ich verstehe nur nicht an welcher Stelle ich tatsächlich so viel Unmut ausgelöst habe.
    Nirgends habe ich gesagt das SHG Schnickschnack oder Teufelswerk oder sonst wie unnötig oder scheiße oder sonstiges sind. Und ich habe auch keine Vorurteile.
    Ganz im Gegenteil, ich weis (nicht aus eigener Erfahrung, sondern "nur" durch lesen in den unterschiedlichsten Foren) das für die meisten die SHG ein (oder der) Schlüssel
    zur dauerhaften Abstinenz sind. Somit sehe ich das Thema für mich abgeschlossen.

    Zitat

    Ich finde Du hast großes Glück. Du hast es geschafft so mir nichts, dir nichts mit dem Trinken (und noch mit dem Rauchen) aufzuhören. Ohne große Probleme. Das ist toll und ich finde auch eine große Chance dauerhaft ohne Alkohol leben zu können! Dir ist dabei ein wenig mulmig zumute, weil es Dir so leicht gefallen ist... Kann ich verstehen. Wenn doch so einfach geht, dann war das Problem ja vielleicht noch gar nicht so groß? - solche Gedanken kommen einem dann da schon mal gerne in den Sinn.

    Ich denke Du hast sehr gute Voraussetzungen für ein Leben ohne Alkohol. Ich glaube das es sehr wichtig ist sich mit sich selbst und der eigenen Sucht, der eigenen Sucht- und Lebensgeschichte auseinander zu setzen. Aufarbeiten sage ich da immer - immer die gleiche Leier von mir aber für mich der Schlüssel. Wenn man die Gründe für das eigenen Saufen finden kann, dann ist das natürlich prima. Die findet aber nicht jeder - ich hoffe meine gefunden zu haben aber ob dem wirklich so ist?..... Ich hatte eigentlich gar keine Gründe - mir gings nämlich prima vorher.... Deshalb habe ich relativ bald damit begonnen mich mit dem Sinn meines eigenen Lebens auseinander zu setzen. Wer bin ich? Wer war ich? Wer will ich sein? Was will ich erreichen? Was will ich mal sagen, wenn ich vor der Kiste stehe, wenn mein letztes Stündlein geschlagen hat? Viele solcher Fragen habe ich mir gestellt und stelle ich mir immer noch. Ich stelle fest, dass sich Einstellungen und Meinungen von mir ändern. Das nennt man vielleicht "sich weiter entwickeln", ich weiß es nicht. Es ist schön sich mit sich selbst auseinander zu setzen und es gibt mir auch sehr viel Kraft um auch für andere da sein zu können. Bin ich mit mir selbst im Reinen kann ich auch für andere da sein.

    Diese zwei Absätze lese ich nun zum X-ten mal, wieder und wieder.
    Für mich 309 Worte die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss.
    Echt gute Anregungen die ich erst mal wirken lassen muss, und Fragen, die ich so aus der Hüfte gar nicht gleich beantworten kann.
    (ich nehme die Fragen die Du dir gestellt hast mal für mich auf, da ich den Ansatz echt gut finde).

    Zum Thema leichtes aufhören: Das ist schon immer so gewesen. In erster Linie mit dem Rauchen. Ich brauche ziemlich lange Anlauf, aber wenn ich mich entschieden habe aufzuhören,
    dann geht das. Von jetzt auf gleich. Und es ist tatsächlich eine Entscheidung. Rauch-technisch war ich schon oft clean, bis ich dann entschieden habe wieder zu rauchen.
    Als ich das letzte mal wieder angefangen habe zu rauchen, war es auch eine Entscheidung. Ich bin bei der Arbeit aufgestanden und bin einfach los und habe mir eine Kippe geschnorrt.
    Da ging kein Abwägen voraus, soll ich oder soll ich nicht.
    Im nachhinein betrachtet glaube ich aber, das mich irgend etwas völlig unbewusst getriggert hat.

    Und so war es auch diesmal. Abends besoffen aus dem Bus raus, noch eine auf dem Heimweg geraucht, und fertig.
    Was dann geradewegs dazu führt:

    Zitat

    Wenn doch so einfach geht, dann war das Problem ja vielleicht noch gar nicht so groß? - solche Gedanken kommen einem dann da schon mal gerne in den Sinn.


    Das ist ein großes Problem. Diesen Gedanken muss ich in den Griff bekommen. Wenn ich dem nachgebe, und dadurch rückfällig werde, bin ich ziemlich sicher
    gleich wieder da wo ich aufgehört habe. Da kenne ich mich zu gut.

    Ich möchte meinen Konsum oder "das Problem" auch nicht größenmäßig einordnen. Es gibt immer einen der noch mehr trink als man selber und meint kein Problem zu haben. Wenn man so manche Geschichte
    hier von anderen liest, da bin ich ja ein Mauerblümchen dagegen. Aber jeder, egal wie viel er getrunken hat, hatte einen Punkt an dem es für ihn zu viel war.
    Es gibt da keine "besseren" Alkoholiker. Meine Meinung.

    So, für heute soll es das erst mal gewesen sein. Sonst artet das noch zur monolog-Gruppe aus ;)
    Ich würde und werde aber gerne noch was zum "Rest" schreiben.

    @ Rekonvaleszent.

    auch vielen dank an Dich und Deine Willkommensgrüße 44.


    Kannst Du mir damit

    Zitat

    Ich rate zusätzlich als Begleitung zu diesem Forum die bereits angesprochene Fachliteratur.


    noch auf die Sprünge helfen. ??
    Wo genau muss ich da suchen ?

    Gruß Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

  • Hallo Rainer,

    erst mal freut es mich, dass Du aus meinen Gedanken was für Dich mitnehmen konntest.

    Jetzt will ich mal auf ein paar Sachen eingehen:

    Zitat

    Wie lange hat es denn bei Dir in etwa gedauert bis zu diesem Zustand ?


    Das war ein schleichender Prozess bei mir. Ich kann Dir nicht sagen, dass es dann am Tag x soweit war und dass ich da dann genau 1 Jahr, 2 Monate und 5 Tage trocken war. Es war bei mir so, dass ich die erste Zeit meiner Trockenheit, also so das erste halbe bis dreiviertel Jahr schwer mit mir selbst beschäftigt war. Über diese Zeit sage ich heute, dass ich viele Teile davon wie im Nebel wahrgenommen habe. Es ist für mich eine ganz undurchsichtige Zeit gewesen wo ich im Nachhinein so viele einschneitende, schmerzhafte und wirklich für mich auch hammer schwere Entscheidungen treffen musste. Z. B. die Trennung von meiner Familie.

    "Nebenher" wollte ich auch noch trocken werden. Vielleicht verstehst Du was ich meine. Also das, was ich damals alles für mein zukünftiges Leben habe entscheiden müssen, die vielen vielen Tränen die sehen musste, z. B. von meinen Kindern - alle verursacht durch meine Entscheidungen - die hätten eigentlich gute Gründe geliefert weiter zu saufen. ABER: Das war schon damals keine Option mehr! Also war es wohl dieser oft zitierte "Klick" - ich wusste: dieses Mal will ich nicht mehr. Ich WILL NICHT mehr trinken. So durfte ich mein durchaus selbstverschuldetes Elend in den ersten Monaten meiner Trockenheit bei vollem Bewustsein ohne die Wegbeamdroge Alkohol erleben.

    Ich habe mir natürlich helfen lassen. Psychologe, ein Mönch, der mir wohl mit am meisten geholfen hat. Ich wusste ja gar nicht mehr wie das geht, für sich selbst und für mein eigenes Leben und für meine Entscheidungen die Verantwortung zu übernehmen. Diese Menschen halfen mir dabei, gaben mir einen gewissen Rückhalt. Trotzdem ist das alles heute wie in Watte gepackt. Was ich aber sicher weiß ist, dass ich schon damals keine Gedanken an wieder trinken gehabt habe.
    Doch gab es Situationen, die mich unruhig werden ließen. Z. B. wenn ich wo übernachtet habe wo Alkohol im Haus war. Ich hatte mir zwar von Anfang an gesagt, dass es nicht sein kann, dass mich das triggert und dass ich mir ja zu jeder tages- und nachtzeit Alkohol besorgen könnte, wenn ich das möchte (nächste Tankstelle um die Ecke). Und das stimmte ja auch, aber trotzdem war es ein sehr unangenehmes Gefühl zu wissen, dass in diesem Kühlschrank jetzt z. B. Wein steht.

    Auch später, viel später, als ich bei meiner jetzigen Frau wohnte, gab es diese Situationen. Sie trinkt quasi nichts, also fast nichts, hatte aber immer was im Hause, wenn mal Gäste kommen. Das Zeugs war da monatelang in irgend einer Ecke und ich hab's gar nicht wahr genommen. Ich habe mich damals auch schon als absolut gefestigt bezeichnet. Aber trotzdem, irgendwann stieß ich auf das Zeug und ich wollte, das es dort bleibt. Weil es kann ja nicht sein...siehe oben.... - Es hat aber so in mir gearbeitet, dass ich dann mit meiner damals noch Freundin gesprochen habe und dann das Zeug weg geschüttet habe. Danach gings mir besser!

    Heute ist das nicht mehr so. Also wir haben "aktiv" keinen Alkohol im Haus, kaufen aber mal welchen wenn wir zu irgend einem Anlass einladen. Wird der nicht ganz ausgetrunken, kommt was übrig bleibt bei uns in einen Schuppen. Da steht das Zeug dann - ich kann vom Küchenfenster genau auf diesen Schuppen blicken. In der Praxis ist es so, dass gekauftes Bier irgendwann von mir weggeschüttet wird, weil es abgelaufen ist. Wein etc. wird dort zwischengelagert und wir geben ihn dann irgendwann mal jemanden von dem wir wissen, dass er was damit anfangen kann (allerdings niemals jemanden von dem wir vermuten würden er hätte ein Alkoholproblem). Du kannst hier jetzt heraus lesen, dass wir ein sehr alkoholarmes Umfeld haben. So ist das auch tatsächlich. Trotzdem wollen wir, wenn wir mal Gäste haben von denen wir wissen, dass sie z. B. gern ein Bier zum Essen trinken, das auch ermöglichen. Und zwar nur deshalb, weil ich damit kein Problem habe. In den ersten paar Jahren hat es bei mir für NIEMANDEN Alkohol gegeben. Jetzt muss ich noch dazu sagen, dass mit meiner andauernden Abstinenz diese Situationen, wo wir mal Alkohol anbieten, immer seltener werden. Denn, die Menschen wissen mittlerweile alle, dass ich (wir, meine Frau ja auch nicht) keinen Alkohol trinken. Und sagen dann meist: "Ach übrigens, wenn wir dieses Wochenende bei Euch sind, kommt bloß nicht auf die Idee für uns Alkohol zu kaufen. Wir verzichten gerne und trinken was ihr auch trinkt." Das ist dann so eine sehr angenehme "Nebenwirkung" die sich einstellt, wenn das Umfeld irgendwann mal geschnallt hat, das man alkoholfrei lebt. Das spricht sich halt rum. Denn ich habe aktiv "nur" meiner Familie und meinen engen Freunden gesagt, dass ich Alkoholiker bin. Und Menschen, die mich von sich aus danach gefragt haben, also die mir die Frage stellten: "Sag' mal, warum trinkst Du eigentlich keinen Alkohol?" - Das waren aber gar nicht so viele, aber ich denke viele denken sich ihre Teil. Das ist für mich auch absolut ok. Also, lange Rede kurzer Sinn, ich glaube im Moment ist in diesem Schuppen gar kein Alkohol, ich weiß es nicht mal genau ;D

    Aber, wie schon gesagt, man entwickelt sich weiter. Das wichtigste für mich war und ist immer meine Abstinenz, denn verliere ich diese, habe ich mein Leben verloren. Da habe ich nix von und das vom mir geliebte Umfeld auch nicht. Mein jetziges Verhalten stellt für mich aber kein Risiko mehr da und somit das ist das jetzt so in Ordnung. Diese Situationen werden auch, wie schon gesagt, immer weniger.

    Ich wage zu behaupten es gibt ganz viele Alkoholiker, die das ganz anders sehen und bei denen das auch ganz anders ist. Und das respektiere ich auch! Ich kann immer nur von mir sprechen.

    Also, um auf Deine Frage zurück zu kommen: Gewusst, dass ich nie mehr trinken will, das habe ich von Anfang an - das war eben anders als die vielen male vorher. Warum kann ich Dir nicht sagen, vielleicht hatte ich den oft beschworenen persönlichen Tiefpunkt erreicht. Meinen jetzigen Zustand, also ganz normal alkoholfrei zu Leben und dem selbigen für mich überhaupt keine Bedeutung mehr zuzumessen, das ist über die Jahre so gewachsen. Immer ein Stückchen mehr. Wie ich Dir oben beschrieben habe.

    Trotzdem habe ich noch Grenzen. Z.B. nehme ich keinen verkochten, verbackenen Alkohol zu mir. Auch wenn es mir wahrscheinlich nix ausmachen würde. Da sage ich dann: Ich will alkoholfrei leben, aus meiner eigenen Entscheidung heraus. Und wenn ich weiß, das in einen Kuchen z. B. Rotwein ist, dann esse ich ihn nicht. Auch wenn ich ihn, hätte man es mir nicht gesagt, nicht mal bemerkt hätte. Das ist mir egal, denn ich lebe ja aus eigener Entscheidung alkoholfrei und wenn ich weiß, dass irgendwo Alkohol drin ist, dann kommt das für mich nicht in Frage.

    Nun, natürlich ist es mir schon mehrmals passiert, dass ich, gerade beim Kuchen, ein Stück gegessen habe, wo ich vom Gastgeber hinterher erfahren habe: uuuups, ähhhh da war jetzt Wein drin - ähhhh habe ich gar nicht dran gedacht dir das zu sagen. Und ich auch ausnahmsweise vorher nicht gefragt hatte, weil dieser Gastgeber ja weiß das ich Alkoholiker bin und noch nie was mit Alkohol angeboten hat. Nun, das ist mir dann egal, denn ich weiß, dass deshalb nichts in mir ausgelöst wird.

    Es würde nur etwas in mir auslösen, wenn ich noch Gedanken hätte wie: Oh, schau mal, du hast Kuchen mit Alkohol gegessen.... Hmmm, ist ja gar nix passiert... hmmm, vielleicht könntest du ja auch mal ein kleines, ein gaaaanz kleines Bierchen trinken.... und wenn dann da auch nix passiert .... hmmmm, na vielleicht hast du dir da ja was eingeredet.... ach und überhaupt, wenn doch schief geht kannst du ja wieder aufhören.... hast es ja jetzt auch geschafft....

    Du verstehst was ich meine? Ich kenne diese Gedanken nicht mehr. Trotzdem würde ich niemals etwas essen von dem ich weiß, dass Alkohol drin ist (selbst in geringsten Mengen), weil es ja meine Entscheidung ist, keinen Alkohol mehr zu mir zu nehmen. Über diese Situation bin ich sehr froh und glücklich.

    Zitat

    Diese zwei Absätze lese ich nun zum X-ten mal, wieder und wieder.


    Ja schau halt mal, ob Du mit so einem Ansatz weiter kommst. Es braucht alles seine Zeit und jeder geht einen anderen Weg. Vielleicht kommst Du so ein Stück weiter.

    Zitat

    Das ist ein großes Problem. Diesen Gedanken muss ich in den Griff bekommen. Wenn ich dem nachgebe, und dadurch rückfällig werde, bin ich ziemlich sicher
    gleich wieder da wo ich aufgehört habe. Da kenne ich mich zu gut.


    Damit hast Du sicher Recht. Mit allem was Du geschrieben hast. Du musst sie in den Griff bekommen und wenn Du rückfällig wirst, bist schnell da wo Du vorher warst. Ich durfte die Erfahrung machen, dass ich nach längeren Trinkpausen auch immer noch was drauf gesattelt habe. Meist war mein Trinkniveau dann dauerhaft höher als vor der Pause.

    Aber was heißt nun in den Griff bekommen. Ansich musst Du Dir darüber Gedanken machen, warum die Alkohol trinken möchtest. Was es Dir bringt Alkohol zu trinken. Welche Nachteile Du davon hast, aber auch welche Vorteile. Auch ich habe durchaus positive Erinnerungen am Alkoholkonsum - Aber, diese beschränken sich ausschließlich auf die ersten zweitdrittel meiner Sucht. Im letzten Drittel, als ich dann mal am Tag jenseits der 5 Biere, zum Ende hin dann bei 10, 12 Bier + Wein, angekommen war, da gibts nix mehr Positives. Gar nix mehr.
    Und stell Dir die Frage, was Du eigentlich verlierst wenn Du keinen Alkohol mehr trinkst? Und überlege Dir mal ernsthaft, ob das was dann da auf Deiner Liste steht, auch tatsächlich stimmt oder ob Du das nur so empfindest weil Du Dir all diese Dinge nur mit Alkohol vorstellen kannst. Denke mal drüber nach, wie Menschen die nie Alkohol trinken, diese Situationen auf Deiner Liste eigentlich meistern. Also überlege mal, wie der allergrößte Teil der Menschheit diese Situationen dann meistert, wenn sie doch Deiner Meinung nach nur mit Alkohol gut zu bewältigen sind / Spaß machen usw.

    Bisl abstrakt jetzt, aber ich hoffe Du verstehst.

    Vielmehr ist es so, dass Du ALLES ohne Alkohol mindestens genauso gut /intensiv/mit Spaß tun kannst wie mit Alkohol. Du hast es nur verlernt oder erst gar nicht gelernt oder kannst es Dir nicht vortellen. Da Du süchtig bist, tut Dein Suchtgedächtnis sein übriges und suggeriert Dir noch kräftig, dass dieses oder jenes ohne Alkohol ja undenkbar ist, dass Du Dich dann ja gleich in die Kiste legen kannst, das man ja schließlich auch noch ein wenig Spaß am Leben haben will usw. usf. .... Ja, so ist das, ich erinnere mich noch gut....

    Alles Quatsch. Es ist völlig egal was, es geht alles ohne, ich sage jetzt mal bewusst: BESSER - Bspl.: Nach ein paar Bier war ich offen, redseelig, positiv diskussionfreudig, hatte viel Spaß, schön war's - Heute bin ich ohne Alkohol redseelig, positiv, diskussionfreudig und habe mega viel Spaß - und kann mich sogar noch daran erinnern am nächsten Tag. Ich gebe aber zu, ich musste etwas "üben" so zu sein, wie gerne sein möchte, ohne das "Hilfsmittel" Alkohol - das ist das was ich meinte mit "an sich arbeiten". Aber es war nicht so schwer.... Und es ist ein tolles Gefühl das alles ohne Droge zu, also ECHT, zu erleben und zu tun.

    Zitat

    Ich möchte meinen Konsum oder "das Problem" auch nicht größenmäßig einordnen. Es gibt immer einen der noch mehr trink als man selber und meint kein Problem zu haben. Wenn man so manche Geschichte
    hier von anderen liest, da bin ich ja ein Mauerblümchen dagegen.


    Ja, das solltest Du auch auf keinen Fall tun. Du wirst immer jemanden finden, der viiiiieeeel mehr trinkt als Du. Die Menge ist nicht ausschlaggebend - es ist die Frage, ob Du ohne kannst. Die Menge steigert sich von selbst, beim einen geht das schneller, beim anderen langsamer.

    Die ersten Jahre, nicht wenige, meiner Abhängigkeit trank ich täglich ein- bis zwei Bier. Bei uns in Bayern also quasi eine homöopathische Menge. Aber ich war bereits süchtig! Denn, wenn ich mal eine Pause machte, kreisten meine Gedanken um Alkohol. Oh, ich konnte damals noch monatelang pausieren. Bewusst, weil ich mir ja beweisen wollte, dass ich kein Problem habe. Tja, merkst was? Wennst Dir beweisen musst, dass Du kein Problem hast hast schon ein Problem.

    Als ich damals, nach meinem Ausstieg dann am ersten Abend in der SHG aufschlug haben die Mitglieder dort von ihren eignenen Alkoholkarrieren berichtet. Die meisten davon hatten weit härtere Zeiten hinter sich als ich. Zig Entgiftungen, dem Tod von der Schippe gesprungen, Mengen, die meine 12 Bier am Tag bei weitem topten.... Ich bin damals nicht auf die Idee gekommen, es könnte bei mir ja gar nicht so schlimm sein. Nee, ich wusste genau wo ich stand, nämlich am Abgrund. Egal ob mir da jetzt Menschen erzählten, dass es noch viel tiefer gehen kann. Ich war froh, nicht so weit absteigen zu mussen bzw. hoffte zu diesem Zeitpunkt, nicht erst so tief absteigen zu müssen.

    Somit tust Du gut daran, Dich nur auf Dich selbst zu konzentrieren.

    Alles Gute weiterhin!

    LG
    gerchla

  • Kannst Du mir damit
    noch auf die Sprünge helfen. ??
    Wo genau muss ich da suchen ?

    Hallo!

    Ich rate dem Anfänger zu folgenden Werken:

    1.) "ALK" von Borowiak
    2.) "Lieber schlau als blau" von Lindenmeyer
    3.) "Sucht-Hintergründe und Heilung" von Röhr
    4.) Die Suchtfibel

    Nr.4 ist sehr breit und fundiert, jedoch schwerer zu lesen.

    Viel Spaß

    wünscht der Rekonvaleszent

  • Hallo Zusammen,

    ich wollte mich mal wieder melden, es sind doch tatsächlich 5 Monate vergangen seit ich mich vorgestellt habe.

    Nun, was soll ich sagen. Ich bin noch immer clean und nüchtern :)

    Inzwischen zähle ich die Tage nicht mehr, obwohl ich immer weis wie lange ich nun nicht mehr trinke.
    Es ist nicht immer leicht (gewesen), aber es geht. Ich denke nicht an das "nie wieder", muss mich aber auch nicht jeden
    Tag aufs neue motivieren. Es läuft einfach gerade so gut, ich möchte das nicht weg werfen.


    Ich war seither in keinerlei Kneipe oder ähnliches mehr, was bleibt sind noch zwei alte (Sauf)-Kumpels, die halt nun ohne mich auf Tour gehen. Ich habe den Eindruck das die zwei nur darauf warten, das ich wieder "normal" werde, als wäre das nur eine Saufpause,
    praktisch nur so eine Phase. Weit gefehlt, Jungs.
    Obwohl das bei den meisten so ist, auch unter Kollegen oder Freunden. Die wissen gar nicht so richtig wo ich sauf-mäßig herkomme
    und haben das nicht als problematisch gesehen.

    Manchmal denke ich mir trotz allem: Hey alter, geh doch mal wieder einen saufen, ist und war doch alles nicht sooo schlimm.
    Ich beende diesen Gedanken aber gleich wieder, weil es keinen Sinn ergibt. Was wäre danach besser, oder von irgend einem Vorteil ?
    Oft habe ich diese Gedanken, wenn ich gestresst oder genervt bin, oder kaputt und müde. Das ist aber Suchtgedächtnis, da ich Saufen immer als Entspannung betrachtet habe. Einfach schön resetten.

    Ich musste auch damit klar kommen, das sich, außer der Tatsache, dass ich nicht mehr trinke, nichts ändert.
    Ziemlich unfair das Leben. Da sauf und rauch ich nicht mehr, und was ist der Dank: Es sind immer noch die gleichen Idioten und die gleichen Sachen die mir tierisch auf den Sack gehen. Und das macht mich wütend. Und Wut ist ein guter Grund einen zu trinken,
    den davon geht sie weg und alles wird gut ;)
    Jetzt mal ohne scheiß, was habe ich erwartet ? Das auf einmal alles und alle unproblematisch sind ? Schön wärs. Alles gleich wie vorher.
    Nur in Klarsicht.

    Apropos klar. Es ist der Hammer was einem über die Zeit alles klar wird, wenn man trocken ist. Sein verhalten, seine Partnerwahl, selbst Wohnort, alles im Zusammenhang mit Alkohol. Ich habe doch tatsächlich Entscheidungen so getroffen, das sie auch zu meinem Saufleben passen. Wahnsinn.
    Wenn man zur Selbstreflexion neigt, so wie ich, da fässt man sich oft an den Kopf.
    Nun, alles in allem sieht man die Dinge nüchtern einfach klarer, als das was sie sind. Aber wem sag ich das ?

    So viel mal von mir. Wollte einfach mal eine Wasserstandsmeldung geben. Es sind ja doch die allermeisten, die hier kurz auftauchen
    und schnell wieder verschwinden.

    Gruß Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

  • Hallo, Rainer!

    Schön, dass Du Dich mal für eine Wasserstandsmeldung gemeldet hast.
    Freut mich, dass Du nach wie vor clean & trocken bist 44.

    Ich musste auch damit klar kommen, das sich, außer der Tatsache, dass ich nicht mehr trinke, nichts ändert.
    Ziemlich unfair das Leben. Da sauf und rauch ich nicht mehr, und was ist der Dank: Es sind immer noch die gleichen Idioten und die gleichen Sachen die mir tierisch auf den Sack gehen. ... Jetzt mal ohne scheiß, was habe ich erwartet ? Das auf einmal alles und alle unproblematisch sind ? Schön wärs. Alles gleich wie vorher.
    Nur in Klarsicht.

    ;D Stimmt. Ohne die rosarote Flaschenbrille sieht man alles nur klarer. Oder, wie ein Gruppenfreund sagte: Ohne Klarer ist alles klarer.

    Und genauso hast Du recht, was die süchtigen Entscheidungen betrifft, die man vorher als "objektiv" gesehen hat ...

    Weiter so :) :clap:

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,

    vielen Dank für Deine Rückmeldung, Glückwünsche und Dein "weiter So"

    Freut mich wirklich sehr. 44.

    Gruß Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

  • Einen wunderschönen guten Morgen,

    ich wollte mal wieder was von mir hören lassen.

    Inzwischen bin ich über ein Jahr (genaugenommen 385 Tage) trocken 44.
    Und es geht mir gut dabei, ich würde mal sagen zu 98% zufrieden Abstinent. Es ist nichts besonderes mehr
    nicht zu trinken, also irgendwie "normal" geworden.
    Was nicht heist das es keine Trigger mehr geben würde. Ab und zu erwischt es mich doch. Meist unerwartet, wie z.B an Sylvester.
    Oder irgendwelche "Kumpels", oder sogar Vorgestzte !! die es gut mit einem meinen und gar nichts kapiert haben.
    Neulich musste ich mir anhören: " Schau mal was nichts trinken aus Menschen macht". Vor versammelter Mannschaft. Was für ein Ar...l...
    Den hab ich mir im neuen Jahr zu Brust genommen, der wird nie wieder ein Wort über mich bzw. mein Nichttrinken verlieren. Bo ey war ich sauer.

    Ich habe auch gemerkt, das es mir umso besser geht, je weniger ich übers Nichttrinken rede. Keine Ahnung, zieht mich irgendwie runter, triggert mich geradezu.
    Liegt vielleicht daran das ich heulen könnte wenn ich darüber nachdenke was ich bzw. wie ich meine besten Jahre verbracht habe.
    Da steht man(n) voll im Saft, ist voller Energie und das einzige wofür man seine Energie verbraucht ist Saufen, rauchen und sich davon zu regenerieren. Das ist echt traurig.

    Auf der anderen Seite bin ich natürlich stolz wie Hary auf das trockene Jahr. Was dagegen etwas fehlt ist die Anerkennung von meiner Frau, da gab es kein einziges lobendes oder anerkennendes Wort zu meiner "Leistung". Eine Zeit lang war ich deswegen echt sauer, ich musste aber feststellen, das sie es einfach nicht besser weis, für sie ist es nichts besonderes nicht zu trinken oder zu rauchen. Sie hatte nie ein Problem damit (geraucht hat sie eh noch nie).

    Was gibt es noch zu berichten ?? Ich gehe wieder regelmäßig ins Studio, höchst motiviert, muss aufpassen das ich mich nicht umbringe. Man merkt halt schon das man
    mit 50J. nicht mehr so regeneriert wie mit 20 :o
    Für dieses Jahr hab ich mir vorgenommen 15 -20 kg abzunehmen. Das soll dann praktisch der zweite Teil meiner Veränderung werden. Mal schauen ob es klappt.
    Die Kinder wachsen und gedeien prächtig, sind gesund und munter, was will man mehr.
    Also alles in allem kann man sagen, alles doch recht positiv 44.

    So, das soll ´s erst mal von mir gewesen sein. Wollte mich nur mal wieder melden.

    Ich wünsche allen ein erfolgreiches, trockenes und zufriedenes Jahr.

    Viele liebe Grüße
    Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

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