endgültige Trennung beschlossen

  • Hallo!
    Ich bin neu hier.
    Ich möchte eben meine Gedanken schildern.
    Mein Mann ist seit einigen Jahren alkoholabhängig. Es kam schleichend. Ich selbst ertrage es im stillen, und versuche ab und an auszubrechen, in dem ich mit einer Freundin den Abend verbringe. Denn mit meinem Mann außerhalb der 4 Wände kann ich keine Abende verbringen, es ist einfach nur nervig und peinlich. Meine 18 jährige Tochter ist mittlerweile zu ihrem Freund gezogen, sie wohnen noch bei seinen Eltern. Aber ich habe noch eine 14 jährige Tochter. Sie ist jetzt in dem Alter wo sie es sehr bewußt wahrnimmt, in welchem Zustand ihr Papa sich befindet. Ich muss noch hinzufügen, er geht einer geregelten Arbeit nach. Und er ist uns gegenüber verbal und physisch nicht gewalttätig. Aber der Zustand seines Körpers und seiner Psyche am Abend ist wirklich anstrengend. Einen richtigen Familienalltag hatten wir schon ewig nicht mehr. Im Februar diesen Jahres hatte ich den Mut und auch die Kraft mich von ihm zu trennen. Es gab viele Tränen, und seine Worte waren..."ich weiß, ich habe sehr viele Fehler gemacht." Er ist dann ausgezogen. Ihm war immer sehr wichtig das die Trennung nicht böse stattfindet, somit haben wir ein ordentliches Verhältnis gehabt.
    Wir haben während der Trennung viele Wochenenden verbracht, und er hat das Bild gezeigt das er daran arbeitet, das es wieder gut wird. Wir haben auch immer regelmäßig telefoniert, und es war immer gut. Ich muss noch erwähnen das wir einen gemeinsamen Arbeitgeber haben.
    Schlussendlich habe ich ihn im August gefragt ob er wieder zu uns kommen möchte, aber eben nur unter dieser einen Bedingung, das er an seinem Alkoholkonsum arbeitet. Alles gut, alles schick.
    Nun wohnt er wieder bei uns.
    Und NICHTS hat sich geändert!!!! Alles so, wie vor der Trennung. Ich war bei einer Suchtberatungsstelle. Dort habe ich zu hören bekommen, TRENNEN SIE SICH!!!
    Ich habe jetzt beschlossen mich endgültig von ihm zu trennen, und in eine andere Stadt zu ziehen, mit meiner Tochter. Und schon kommen die schlechten Gefühle, was ich ihm wohl damit antue. Denn ich bereite es im geheimen vor. Er weiß von nichts. Und ich möchte auch nicht, das er irgendwas erfährt.
    Aber jeden Tag plagt mich das schlechte Gewissen, denn über den Tag, bis zum Nachmittag erlebe ich meinen Mann in einem normalen Zustand, und denke mir, warum ist es nicht immer so?
    Alleine das Szenario, was ich mir vorstelle, wenn er nach Hause kommt, und die Wohnung ist halb leer geräumt, und wir sind WEG!!! Nicht auszuhalten, diese Vorstellung, er tut mir dann jetzt schon total leid. Aber... so ein Leben möchte ich nicht weiterführen.
    Mit ihm reden, nicht möglich, denn die Stimmung im Hause kippt sofort. Ich habe ihm schonmal angedroht, wenn sich nichts ändert, sind wir weg, ohne Vorwarnung.
    Nun meine Frage, ist es richtig? Einfach so abzuhauen???? Ich bin so unsicher ;(
    Könnt ihr mir bitte mal eure Meinung dazu schreiben?
    Ganz lieben Dank.

  • Hallo maja,

    erst mal herzlich Willkommen hier im Forum.

    Ganz kurz zu mir: Männlich, Ende 40 und nun schon einige Jahre trocken.

    Ich schreibe Dir jetzt also aus der Sicht eines Alkoholikers, nicht aus der eines Angehörigen. Ich habe viele Jahre getrunken, hatte Familie (2 Kinder), einen guten Job (den ich durch die Sauferei nicht verloren habe) und war das, was man einen funktionieren Alkoholiker nennen könnte. Nach außen sah alles ganz gut aus, nach innen war es etwas schwieriger, wobei ich ein heimlicher Trinker war und meine Frau und Kinder nicht wussten was genau los war. Dieses heimliche Trinken hat sehr lange sehr problemlos funktioniert.

    Es wurde erst richtig zum Problem, als ich bei Mengen von 8, später dann sogar 10 bis 12 Bier pro Tag angekommen war. Da wurde es für mich zunehmend schwer mein heimliches Trinken auch wirklich geheim zu halten. Alleine das Besorgen und Entsorgen des Alkohols und dann des Leergutes war ein logistischer Kraftakt. Bei diesen Mengen habe ich mich dann auch körperlich stark verändert (psychisch hatte ich mich schon viel früher verändert, natürlich zum Negativen). Ich wurde fettleibig und bekam bereits erste Anzeichen für typische Alkoholiker-Krankheiten. Mein Umfeld bemerkte nur, dass mit mir etwas nicht stimmte, was genau los war wussten sie wohl nicht. Vielleicht wollte es meine Frau auch nicht so genau wissen. Jedenfalls haben wir keine funktionierende Beziehung mehr geführt sondern jahrelang nebeneinander her gelebt. Wobei ich betonen möchte, dass sie immer wieder versucht hat unsere Beziehung irgendwie zu retten, zu erfahren was eigentlich los war, denn sie spürte natürlich ganz klar, dass sie schon lange nicht mehr mit dem Mann zusammen ist, den sie mal geheiratet hatte.

    Nun, ich will es mal abkürzen: Sie hatte nicht die geringste Chance an mich heran zu kommen. Die Sucht war zu starkt und nichts hat mich davon abbringen können. Natürlich habe ich anfangs, als es mir noch möglich war, immer mal mit viel Kampf Trinkpausen eingelegt. Anfangs sogar mal ein paar Monate, dann mal ein paar Wochen, später noch einige Tage. Die letzten Jahre allerdings konnte ich das nicht mehr, die Sucht war zu weit fortgeschritten. Ich musste sogar trinken wenn ich z. B. krank war und mit Fieber im Bett lag.

    Meine Kinder habe ich über alles geliebt (tue ich natürlich immer noch ;) ) und selbst diese Liebe vermochte es nicht mich vom Trinken abzuhalten.

    Ich schreibe Dir das deshalb, damit Du selbst einschätzen kannst, welche Möglichkeiten Du hast Deinen Mann trocken zu legen. Du hast da nämlich überhaupt keine Chance gegen den Alkohol. Auch wenn er es schaffen sollte mal eine Zeit lang Dir zu Liebe nichts zu trinken (was er sicher gerne tun würde), wird er doch wieder rückfällig werden. Für einen anderen Trocken werden zu wollen funktioniert normalerweise nicht. Ich bin ein gutes Beispiel dafür und ich glaube davon wirst Du hier im Forum noch mehr finden.

    Es kann also nur funktionieren, wenn er es selbst will. Diese Erkenntnis muss er aber erst mal erlangen. Es gibt nicht wenige, die diese Erkenntnis nie erlagen, wahrscheinlich sogar die deutliche Mehrheit.

    Also was bleibt Dir dann? Genau, Du kannst nur auf Dich und Deine Kinder schauen. Und das solltest Du unbedingt tun. Bringt Euch in Sicherheit! Ein Alkoholiker als Partner und Vater ist eine Katastrophe. Und da geht es nicht nur um diejenigen, die körperliche Gewalt anwenden und auch nicht nur um diejenigen, die verbale Gewalt anwenden. Das Problem ist eben auch der enorme psychische Druck dem die Anghörigen ausgesetzt sind. Und das oft viele Jahre lang. Das geht nicht spurlos vorüber, führt nicht selten dazu, das diese ebenfalls krank werden und dringend Hilfe benötigen. Kinder werden dadurch geprägt und schleppen das ihr ganzes Leben mit sich herum. Auch das kannst Du hier nachlesen.

    Deshalb kann es nur einen Weg für Dich geben. Nämlich Deinen eigenen Weg, ohne ihn. Und was die Schuldgefühle betrifft: Er ist ein erwachsener Mann und für sein Leben selbst verantwortlich. Er kann jederzeit aufhören mit dem Trinken und kann dafür sehr viel professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote die ihm den Ausstieg erleichtern oder möglich machen. Er muss es nur wollen. Das ist nicht Dein Problem!

    Und manchmal ist es auch so, dass so ein entgültiger Schritt eines Partners genau der "Rüttler" ist, den der Süchtige braucht um etwas zu unternehmen. Oft auch nicht und es wird einfach weiter gesoffen. Aber das ist dann auch seine Entscheidung. Sollte er eine Entgiftung machen und anschließend in Therapie gehen, könntest Du immernoch überlegen, ob Du ihn unterstützen willst. Nur wenn er sich wirklich in professionelle Hilfe begeben würde hatte es Sinn einen Gedanken darüber zu verschwenden, ob Du ihm dabei zur Seite stehen willst. Und sei Dir auch dann darüber im Klaren, dass Du nach einer langen Therapie sicher einen Alkoholiker zurück bekommst, der nie mehr Alkohol trinken darf und der das auch erst mal verarbeiten muss. Du wirst dann einen ganz anderen Menschen vor Dir haben, zumindest dann, wenn die Therapie erfolgreich war und er dauerhaft trocken bleibt. Das kann ganz toll werden, das kann aber auch ordentlich in die Hose gehen. Nicht wenige trennen sich noch nachdem der Partner trocken wurde. War bei mir übrigens auch so.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und hoffe, dass Du die richtigen Entscheidungen für Dich und Deine Kinder treffen kannst.

    LG
    gerchla

  • Hallo, Maja!

    Auch von mir (m, Ü50, Alkoholiker, seit einigen Jahren trocken) ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich habe jetzt beschlossen mich endgültig von ihm zu trennen, und in eine andere Stadt zu ziehen, mit meiner Tochter. Und schon kommen die schlechten Gefühle, was ich ihm wohl damit antue. Denn ich bereite es im geheimen vor. Er weiß von nichts.

    Stimmt doch nicht:

    Ich habe ihm schonmal angedroht, wenn sich nichts ändert, sind wir weg, ohne Vorwarnung.

    Gerchla hat es ja schon geschrieben: Dein Mann wird das Blaue vom Himmel lügen, um einerseits Dich zu halten, aber auch um weitertrinken zu können.
    Wobei er vermutlich auch selbst an seine Versprechen glaubt - bis der innere Druck wieder da ist. Zumindest bei mir war es so.

    Also musst Du Deine "Drohung" auch durchziehen, zeigen, dass es auch Konsequenzen hat! Denn dann steht er wirklich vor der Alternative: Frau und Kinder - oder weiter saufen.
    Wobei die aus Deiner Sicht logische Entscheidung nicht getroffen werden muss. Oft genug war die Sucht stärker.

    Er ist für sich selbst verantwortlich - so wie Du für Dich UND Deine/Eure Tochter (Töchter). Also muss er die Konsequenzen auch selbst tragen.
    Was natürlich nicht heissen soll, dass Du den Kontakt mit ihm auch abbrichst. Wenn er denn ernsthaft (und nicht nur verbal) etwas gegen die Sucht unternimmt ...

    ... und er hat das Bild gezeigt das er daran arbeitet, das es wieder gut wird.

    ... und sich nicht nur kurzzeitig zusammenreisst und Potemkinsche Dörfer errichtet (schöne Fassade - nichts dahinter).

    Meine damalige Frau hat zu mir gehalten - weil ich mich bemühte, ernsthaft bemühte: Entgiftung, Therapie, eine Zeit der Trockenheit, Rückfall, wieder Entgiftung, Therapie, SHG und -Voila - bis heute trocken (Entgiftungen und Therapien habe ICH angeleiert). Und mir hat es sehr geholfen, dass sie zu mir gestanden hat.
    Und wenn sie sich damals getrennt hätte, dann würde ich es aus heutiger Sicht auch verstehen ;) (Wobei: Ich hätte es auch damals verstanden.) Denn es ginge hauptsächlich um das Wohl unserer Kinder.

    Meine Kinder habe ich über alles geliebt (tue ich natürlich immer noch ;) ) und selbst diese Liebe vermochte es nicht mich vom Trinken abzuhalten.

    Yepp - war bei mir auch so.

    Also: Zieh es durch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Maja,

    auch von mir ein Willkommensgruß im Forum.

    Für mich, als von der Sucht selbst Betroffener, ist es immer wieder schlimm, wenn ich miterlebe, wie Angehörige unter dieser Sucht leiden müssen.
    Leider ist das Netz für Angehörige nicht ganz so gut aufgestellt, wie für die Betroffenen selbst, sodass viele erst ziemlich hilflos herumirren und eben mit ihren gut meinenden Mitteln versuchen, den Alkoholiker dazu zu bewegen, etwas gegen seine Sucht zu tun.
    Oft ist das genau das falsche Tun.

    Co-Abhängigkeit, das ist das traurige, ist eine völlig verkannte Krankheit. Co-Abhängige sind meist aufgrund der Dauer, in der die Sucht alles Tun und Handeln sowohl vom Betroffenen, aber auch von den Angehörigen bestimmt, genauso krank, wie der Alkoholiker selbst.
    Das ist zunächst schwer einzusehen, aber die Mechanismen in der Co-Abhängigkeit sind denen der Suchtmechanismen sehr ähnlich.
    So teilt man unter Fachleuten die Co-Abhängigkeit genauso wie den Suchtverlauf beim Alkoholiker, in Phasen ein. Ich verlinke Dir HIER eine Seite, auf der Du das nachlesen kannst.
    Du scheinst in der Phase 3 angekommen zu sein. Jetzt gilt es für Dich konsequent zu bleiben.

    Wie meine Vorschreiber auch schon schreiben, ist konsequentes Handeln notwendig, um Deinen Mann zum Umdenken bringen zu können.
    Ich weiß, wie das bei mir vor vielen Jahren war. Meine Frau hat mir immer wieder gedroht, gebettelt, halblebig irgendwelche Dinge versucht zu ändern, auch damit gedroht auszuziehen.
    Ich wusste in meinem nassen Zustand aber ganz genau: Die zieht das niemals durch. Also kann ich mal eine kurze Zeit so tun, als würde ich etwas an meiner Sauferei ändern wollen (indem ich dann heimlich weitergetrunken habe), dann habe ich meinen guten Willen gezeigt. Und danach kann ich ja ruhig mal wieder in die Vollen gehen. (Das gab's dann sozusagen als Belohnung, weil ich mal ein paar Tage (angeblich) nichts getrunken habe.)

    Als Süchtiger verliert man i.d.R. den Respekt und die Achtung vor Anderen. Die Sucht vernebelt das Gehirn und lässt die Emotionen völlig fehlgeleitet ausufern. Logisch eigentlich, man hat ja in den wenigen lichten Momenten auch keine Selbstachtung mehr.
    Das ist für die Angehörigen sehr, sehr hart. Schließlich ist da meist Liebe vorhanden.
    Oft fühlen sich Angehörige sogar schuldig, zumindest aber mitschuldig an der Sucht des Alkoholikers.
    Du hast die absolut richtigen Schritte bereits unternommen: Hilfe für Dich annehmen mittels Suchtberatung. Aber aus Erfahrung schreibe ich Dir, dass es mit einem einmaligen Besuch nicht getan ist. Die psychischen Schädigungen durch Deine Co-Abhängigkeit stecken sehr viel tiefer und bedürfen ggf. sogar ebenfalls einer Therapie, genauso wie beim Alkoholiker selbst.
    Und selbst dann, wenn Du die Trennung durchziehst und meinst, damit wäre Dein Anteil an der Suchtgeschichte Deines Mannes erledigt, wird das noch lange nicht so sein.

    Die Suchtberatungen bieten dazu auch für die Angehörige eine Gesprächstherapie an.
    Selbsthilfegruppen für Angehörigen sind auch hilfreich. Dort kannst Du aus den Erfahrungen anderer Angehöriger lernen und für Dich die richtigen Schlüsse ziehen.

    Ich wünsche Dir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die Du nicht ändern kannst (die Sucht Deines Mannes), den Mut, Dinge zu ändern, die Du ändern kannst (Deine Verstrickung in seine Sucht), und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

  • Hallo!

    Ganz vielen lieben Dank Gerchla , Greenfox und @Dietmar.

    Eure Meinungen, Erlebnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen, sowie euer Zuspruch haben mich noch mehr motiviert mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

    Das was ihr geschrieben habt, eure Sichtweise, das kommt mir alles so bekannt vor. Die Sicht aus den Augen des (ehemals) Süchtigen ist so wichtig für mich. Immer wenn ich meinen Mann erlebe wenn er ( wie ihr schreibt ) NASS ist, bin ich genervt, aber gleichzeitig tut er mir leid. Was ist der Grund warum er trinkt? Ich habe immer gedacht das er von uns als Familie genervt ist, und um Abstand zu gewinnen, trinkt er. Dann wieder seine Worte, das wir ihm als Familie total wichtig sind ( er doch aber alles tut damit wir uns immer weiter von ihm entfernen ). Der nächste Grund könnte vielleicht eine negative Erfahrung sein, im Berufsleben vielleicht. Aber auch die positiven Erlebnisse werden "gefeiert". Wir haben gar keine Handhabe mehr, wie wir seinen Tag steuern können, damit er mal NICHT TRINKT. Und es ist eine ganz gemeine Spirale nach unten, denn, wenn er trinkt, bzw. weil er trinkt, machen meine Tochter und ich schon viele Sachen ohne ihn. Und dann denke ich, genau WEIL wir was ohne ihn machen, nimmt er es zum Anlass um trinken zu können.

    Also mein Entschluss steht fest, und ich fange auch an unseren Weggang zu organisieren.
    Nur leider nimmt es noch einen (für mich) längeren Zeitraum in Anspruch. Denn ich möchte nicht ins NICHTS aufbrechen. Alleine schon wegen meiner Tochter. Finanziell muss noch einiges aufgebaut und hinterlegt werden. Also müssen wir nun leider noch ne Weile durchhalten.

    Ich bin sehr gerne hier, denn wie @Dietmar so schön geschrieben hat, ist es nicht leicht die richtigen Seiten zu finden.

    Auf bald und lieben Dank
    maja05

  • Ich habe immer gedacht das er von uns als Familie genervt ist, und um Abstand zu gewinnen, trinkt er. Dann wieder seine Worte, das wir ihm als Familie total wichtig sind ( er doch aber alles tut damit wir uns immer weiter von ihm entfernen ). Der nächste Grund könnte vielleicht eine negative Erfahrung sein, im Berufsleben vielleicht. Aber auch die positiven Erlebnisse werden "gefeiert". Wir haben gar keine Handhabe mehr, wie wir seinen Tag steuern können, damit er mal NICHT TRINKT. Und es ist eine ganz gemeine Spirale nach unten, denn, wenn er trinkt, bzw. weil er trinkt, machen meine Tochter und ich schon viele Sachen ohne ihn. Und dann denke ich, genau WEIL wir was ohne ihn machen, nimmt er es zum Anlass um trinken zu können.

    Nein, er trinkt nicht wegen Euch, wegen dem, was Ihr tut oder auch nicht tut - er trinkt, weil er süchtig/abhängig ist. So blöd sich das auch anhört, aber ihr habt nichts oder nur wenig damit zu tun.
    Was ihm wahrscheinlich fehlt, dass er den richtigen Motivationsschub bekommt, um den Suchtausstieg ernsthaft in Angriff zu nehmen (siehe Dietmars Schilderung).
    Und das könnte durchaus der berühmte Tritt in den Hintern in Form von "Auszug/Trennung durchziehen" sein.

    Wie gesagt: KÖNNTE ...

    Trotzdem wünsche ich Dir/Euch ein schönes Wochenende!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo
    Ich habe es ähnlich hinter und wieder vor mir. Mein Mann trinkt auch wieder.
    Ich habe ihm mitgeteilt das ich nur noch zu Besuch komme. Er versteht es nicht, er hat doch kein Alkoholproblem und so weiter. Ich habe ihm 3 mal die Chanse gegeben. Ich muss konsequent sein. Er meldet sich bei mir und tut so als wenn nichts sei. Ich habe ihm letztes We noch mal gesagt das ich in meiner 2 Wohnung bleibe und nur zu Besuch komme. Er solle sich über seine Alkohol Krankheit Hilfe holen. Wenn er dafür Unterstützung braucht würde ich helfen. MeinE Kinder stehen hinter mir. Aber es ist jetzt ein Punkt erreicht wo ich an mich denken muss. Mein Mann ist für sich verantwortlich.
    Ich weiss nur nicht ob ich ihm einen Brief schreiben soll das es entgültig ist. Vlt besser das er es schwarz auf weiß bekommt statt nur reden. Also gleiche Situation wie bei Maja.
    Ich wünsche viel Kraft für diesen Weg weil den braucht Mann /Frau
    Liebe grüße Chrissi

  • Liebe Chrissi,

    es berührt mich – als trockener Alkoholiker- immer sehr, wenn Angehörige so unter dieser Sch … sucht leiden müssen.

    Du hast Dich m. E. toll entwickelt!
    Es ist egal, ob er versteht oder nicht, was zählt und gut und richtig ist, was Du für Dich machst, damit Du Dich aus dem Netz der Sucht befreien kannst.
    Dazu gehört absolute Konsequenz!
    Du weißt selbst, wie gut Dein Mann als Alkoholiker schauspielern kann. Ich bin mir sicher, er weiß, dass der Bogen längst überspannt und Deine Geduld zu Ende ist. Aber er möchte – genauso wie es bei ihm ist – sehen, wie Du „einbrichst“ und all Deine konkreten, konsequenten Maßnahmen wieder rückgängig machst.

    Es liegt jetzt allein in seiner Hand, was er aus seinem Leben, und mit seiner Sucht macht – oder halt nicht.
    Du bist allein für Dein Handeln und Tun verantwortlich und hast daran weiß Gott genug zu tragen.

    Die Sache mit dem Brief fällt Dir vielleicht leichter, wenn Du den Brief unter einem anderen Aspekt betrachtest.
    In den Suchttherapien wird oft den Betroffenen vorgeschlagen, einen Abschiedsbrief an „den Alkohol“, also an sich selbst und seine Alkoholkarriere zu schreiben.
    Auch Du willst ja im Grunde genommen „Abschied“ von Deinem Leben als Co-Abhängige nehmen.
    Ich würde es, wäre ich in einer ähnlichen Situation so machen: Ich würde ganz ohne Vorwürfe oder Vorhaltungen ganz bei mir bleiben, all die erfolgten Verletzungen und Demütigungen niederschreiben, meinen primären starken Wunsch endlich „frei“ sein, und ohne die Suchtfolgen leben zu wollen, niederschreiben. Einschließlich der sich daraus für mich endgültig ergebenden Konsequenzen.
    Und wahrscheinlich würde ich dann, so wie Du es auch andeutest, noch das Angebot machen, für ihn da zu sein, wenn er aktiv etwas gegen seine Sucht tut.

    Allerdings, da bin ich hellhörig geworden, weil ich zur Zeit ein Paar begleite, das in einer sehr ähnlichen Situation ist (Er trinkt wieder, kurz nach der 3. LZT – sie ist jetzt endlich konsequent ausgezogen): Offenbar wird das Hilfsangebot oft von Betroffenen falsch interpretiert. D. h., sie „tun dann so“, als würden sie etwas gegen ihre Sucht unternehmen – aber in Wahrheit geben sie nur „ein bisschen“ nach, damit die Partnerin wieder einzieht und alles wieder beim Alten ist. Kurze Zeit später geht’s dann wieder von vorne los.
    Also, Chrissi, wenn er tatsächlich endlich etwas gegen seine Sucht macht, dann warte ab, ob das auch ehrlich und beständig gemeint ist!
    Auch Dir viel Kraft und die nötige Konsequenz um „frei“ zu werden.

  • H
    Alle Dietmar,
    Danke für die Antwort und die mutmachenden Worte.
    Er meldet sich und tut so als wenn nichts wäre. Es ist anstrengend standhaft zu sein. Aber dank toller Freunde Kollegen Chefs und meiner Jungens schaffe ich es hoffentlich durch zu halten.
    Ich habe Heiligabend und den 2 Feiertag Dienst worauf ich mich freue. Dann werde ich in Ruhe darüber nachdenken was ich ihm schreiben will und mir Notizen machen in meinen Standzeit en. (Ich bin Busfahrerin)
    Werde dann berichten.
    Lg Chrissi

  • Hallo, Chrissi!

    Auch ich finde die Idee mit dem Brief sehr gut.
    Auch ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Zum Einen habe ich meinen Abschiedsbrief an den Alkohol geschrieben. Hier findest Du eine kleine Auswahl ... Aber auch als ich mal ziemliche Probleme mit meinen Eltern hatte, habe ich alle meine Gedanken mal in einem Brief zusammengefasst - hier kann man seine Gedanken geordnet rüberbringen, ohne überbordende Emotionen (kommt natürlich auf den Schreibstil an ;) ). Und ganz wichtig: Man wird nicht dauernd durch irgendwelche Einwürfe/Widersprüche unterbrochen.

    Ich wünsche Dir - und auch allen anderen Forumseln - ein geruhsames, friedliches Weihnachtsfest und einen guten, gesunden Rutsch!!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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