Ich würde gerne weniger trinken - schaffe es aber nicht

  • Hallo zusammen,

    Ich habe mir schon vor längerer Zeit eingestanden, dass ich mit dem Alkohol ein Problem habe. Ich bin 49 Jahre alt und habe mit ca. 18 Jahren angefangen, Alkohol zu trinken. Zunächst nur am Wochenende, um bei Partys in Stimmung zu kommen. Irgendwann war der Alkohol dann jedes Wochenende und in jedem Urlaub, bei jedem Fest, ein fester Bestandteil.

    Seit ca. 5 Jahren trinke ich täglich Alkohol. Jeden Abend ca. 3 Flaschen Wein, am Wochenende auch mal zusätzlich eine Flasche Wodka.

    Das Problem dabei: Ich falle dabei kaum aus der Rolle. Meine Partnerin trinkt zum Essen immer Wein, und da fällt es ihr nicht auf, wenn ich zwischendurch noch heimlich ein bis zwei Flaschen Wein trinke. Morgens bin ich halbwegs fit und kann ordentlich zur Arbeit.

    Ich möchte meinen Konsum drastisch einschränken, schaffe aber immer nur 1 - 2 Tage. Dann überkommt mich die Lust, wenigstens ein kleines Gläschen zu trinken. Daraus werden dann aber 2 bis 3 Flaschen.

    Ich hoffe, dass ich über den Austausch hier mit Gleichgesinnten die Willensstärke entwickle, um wirklich weniger zu trinken

  • Erst einmal HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum!

    Es ist ja schon gut, dass Du Dein Problem erkannt hast.
    Aber aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass allein vom Wünschen sich nix ändert. Und auch nur vom Lesen/Schreiben in einem Forum auch nicht.

    Ich empfehle Dir, parallel zum Forum auch reale Hilfe/Unterstützung z.Bsp. bei einer Suchtberatung und/oder SHG zu suchen. Denn Deiner Schilderung entnehme ich, dass Du selbst es alleine nicht schaffst ...

    Trotzdem - gut dass Du hier bist und Dir Gedanken machst. Und wir liefern Dir unsere Erfahrungen, aus denen Du Dir Möglichkeiten ziehen kannst ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo!

    Du hast nicht nur ein ernstes Problem mit dem Alkohol, scheinbar hast Du die Kontrolle über ihn verloren. Das ist typisch für einen Alkoholiker.

    Mach einen Termin bei der Suchtberatung aus und vertraue dich deinem Arzt an. Steig bitte nicht auf eigene Faust aus dem Alkohol aus. Ein kalter Entzug kann tödlich verlaufen. Davon ist dringend abzuraten, insbesondere bei deinen Trinkmengen.

    Lies dich mal in Fachliteratur ein. Es gibt da einige interessante Werke, die dich unterstützen können, einen Weg aus dem Alkohol zu finden z.B.: "Alk" von Borowiak; "Lieber schlau als blau" von Lindenmeyer.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

  • Danke für die Rückmeldungen.

    Ich bin jetzt "schon" 20 Stunden ohne Alkohol. Mal sehen, wenn ich ohne Alkohol durch den Abend komme, hätte ich den ersten Schritt geschafft. Dann werde ich morgen mal nach einer Beratungsstelle suchen

  • Danke für den Hinweis 44.

    LiS: Würdest Du bitte den Link (DHS-Landesstellen Deutschland) in die Linksammlung einfügen?!! Danke!

    Gruß
    Greenfox

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  • Danke für die Tipps.

    Gestern habe ich leider doch ne Flasche Wein getrunken. Bin jetzt 10 Stunden ohne.

    Nächste Woche habe ich einen Termin bei meinem Hausarzt. Bis dahin möchte ich meinen Konsum runter reduzieren. Heute versuche ich, einen Termin bei einer Beratungsstelle zu bekommen.


  • Danke für die Tipps.

    Gestern habe ich leider doch ne Flasche Wein getrunken. Bin jetzt 10 Stunden ohne.

    Nächste Woche habe ich einen Termin bei meinem Hausarzt. Bis dahin möchte ich meinen Konsum runter reduzieren. Heute versuche ich, einen Termin bei einer Beratungsstelle zu bekommen.

    Hallo!

    Zum Glück hast Du 'ne Pulle getrunken. Ich habe mich ohnehin gewundert, dass Dietmar und Greenfox nichts zu deinem gestartetetn kalten Entzug geschrieben haben. Du wärst gut beraten, diesen Konsum erst mal beizubehalten. Der Entzug gehört in qualifizierte Hände.

    Schau dich mal im Netz nach den Risiken des kalten Entzugs um. Ich hoffe, dir gehen die Augen auf.

    Ansonsten Kompliment: Du fängst an, in die richtige Richtung (Arzt+Suchtberatung) zu laufen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Lotze,

    Zitat

    Das Problem dabei: Ich falle dabei kaum aus der Rolle. Meine Partnerin trinkt zum Essen immer Wein, und da fällt es ihr nicht auf, wenn ich zwischendurch noch heimlich ein bis zwei Flaschen Wein trinke. Morgens bin ich halbwegs fit und kann ordentlich zur Arbeit.

    Na das kenne ich nur zu gut. Ich bin einen Hauch jünger als Du und ich habe viele Jahre lang heimlich getrunken. Allerdings hat meine Ex-Frau kaum Alkohol getrunken, trotzdem konnte ich meine Trinkerei (bei mir zum Schluss hin ca. 10 - 12 Bier, ggf. noch ne Flasche Wein dazu) weitestgehend geheim halten. Zumindest hat mir meine Ex-Frau bei meinem Outing zunächst mal nicht geglaubt, dass ich Alkoholiker bin. Ich musste ihr erst mal alle meine, prall gefüllten, Geheimverstecke zeigen. Aber die heimliche Trinkerei war natürlich ein zunehmender psychischer Stress.

    Da hast Du es ja eigentlich ziemlich einfach mit der Vertuscherei. Wenn sie selbst trinkt riecht sie den Alkohol nicht mehr und Du kannst offenbar 2 - 3 Flaschen Wein in Dich reinschütten ohne auffällig zu werden. Ich würde mal sagen: Da hängst Du ganz schön in der Sch....e!

    Bei mir ging das richtig viele Jahre so, ich sag mal, mindestens 10 Jahre. Tägliches Trinken, langsam steigerte sich die Menge, ich begann immer früher am Tag (irgendwann morgens vor der Arbeit) und das Entsorgen der Hinterlassenschaften des Vortags erforderte immer mehr Aufwand. Ich glaube, die "ersten" 6 - 7 Jahre waren noch ganz "erträglich" - die Trinkmenge war Anfangs noch einigermaßen überschaubar (von 1 - 2 Bier auf 5 -6 Bier vielleicht), soziale Kontakte pflegte ich noch einigermaßen, Terminabsagen oder plötzliche erfundene Krankheiten um Saufen zu können war noch überschaubar, usw, usf. Aber die letzten paar Jahre waren dann die Hölle - sowohl für meine Familie als auch für mich. Denn plötzlich veränderte ich mich rapide - erst mal körperlich. Ich war immer schlank und wurde plötzlich von Woche zu Woche immer übergewichtiger. Zwischendrin sah ich aus wie eine Wasserleiche, aufgequollen, krank. Organe begannen zu schmerzen, vor allem im Bauchraum hatte ich immer wieder Schmerzen. Von Magen und Darmgeschichten will mal erst gar nicht anfangen. Dann die charakterliche Veränderung, Veänderung meines eigentlich gutmütigen Wesens bis hin zu depressiven Phasen. Lug und Trug begannen - Lügen und vertuschen stand täglich auf dem Programm.
    Und ich konnte einfach nicht mehr aufhören. Wenn ich tatsächlich mal geschafft habe nur 5 oder 6 Bier zu trinken kam ich mir am nächsten Tag wie ein Held vor. ..."gestern hast Du ja fast nichts getrunken"....
    Trinkpausen waren nicht mehr möglich, auch dann nicht, wenn ich richtig krank war und z. B. Fieber hatte. Ich trank mindestens 10 Bier am Tag und oft reichte das auch nicht aus und ich musste mir zum Schluss auch noch ne Flasche Wein reinschütten um mich komplett abzuschießen.

    Hätte ich den Absprung nicht geschafft würde ich heute entweder noch mehr trinken, ganz sicher mittlerweile harte Sachen weil mich die Entsorgungslogistik zunehmend überfordert hat oder ich wäre bereits tot. Letzteres wäre, glaube ich, gar nicht so unwahrscheinlich.

    Aber heute ist es so, dass ich bereits seit mehreren Jahren keinen Alkohol mehr trinke. Also trocken bin und sehr glücklich. Meine körperlichen Probleme stellten sich als alkoholbedingt heraus und waren noch reparapel und ich hatte damit großes Glück. Ich nahm 25 kg ab und bin seit einigen Jahren regelmäßiger Starter bei Marathon- und Halbmarathonläufen. Es nicht so, dass ich keinen Alkohol mehr trinken darf (wer will mir das verbieten?), es ist so, dass ich keinen Alkohol mehr trinken will. Und dass, weil ich im Zuge der Aufarbeitung meiner Sucht gelernt habe all das was ich vorher nur mit Alkohol geschafft habe auch ohne zu schaffen. Und nicht nur ohne zu schaffen sondern auch noch viel besser zu schaffen. Und sogar Spaß, z. B. bei Feiern oder ähnlichem, habe ich heute viel mehr ohne Alkohol als früher mit. Selbst wenn die anderen dabei trinken, es ist mir egal. Es sei denn, sie lassen sich komplett zulaufen, dann wirds mir zu peinlich und ich gehe. ABER: Das kommt so gut wie nie vor weil ich dieses Umfeld gar nicht habe.

    Warum dieser Vortrag von mir? Er soll Dich motivieren den Ausstieg anzugehen. Es lohnt sich. Funktioniert aber nur, wenn Du ernsthaft dazu bereit bist. Einfach mal nichts zu trinken reicht nicht aus. Du kannst auch 4 Wochen einfach nichts trinken und auch das reicht nicht aus. Um dauerhaft trocken zu bleiben musst Du tiefer gehen, musst aufarbeiten, Dir dabei helfen lassen. Deshalb ist es genau richtig die Hausarzt zu informieren und auch die Suchtberatung aufzusuchen. Und es ist auch richtig zu reduzieren aber nicht komplett aufzuhören. Denn Du weißt sicher, dass ein kalter Entzug schlimmste Folgen haben kann. Den Entzug dann mal lieber mit ärztlicher Begleitung machen.

    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du alles so umsetzen kannst wie Du es planst. Und ich wünsche Dir eine guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Hallo Rekonvaleszent,

    Zitat von "Rekonvaleszent"

    Zum Glück hast Du 'ne Pulle getrunken. Ich habe mich ohnehin gewundert, dass Dietmar und Greenfox nichts zu deinem gestartetetn kalten Entzug geschrieben haben.

    Ich hab doch gar nichts dazu geschrieben, außer dem Hinweis an Greenfox wegen der veralteten Links nixweiss0

    Ich möchte das Thema „Gefahren beim Entzug“ nicht herunterspielen, bin aber schon sehr dafür, dass man bei der Realität und den Tatsachen bleibt. ;)
    3 Prozent der Bevölkerung sind (formal=statistisch erfasst) alkoholkrank. 3 bis 15 Prozent davon erleiden Delirien.
    Das bedeutet, dass von ca. 2,7 Millionen erleiden ca. 84.000 – 418.000 ein Delirium Tremens.
    Bei den Krampfanfällen sind es 11,4 Prozent. Also ca. 318.000.

    Wobei man korrekterweise dazu sagen muss, dass beim Auftreten eines Delirium Tremens im Krankenhaus lediglich fixiert wird, und bei einem Krampfanfall nichts weiter getan wird, wie abgewartet bis er vorüber ist. Die vorsorglich verabreichten Medikamente, wie z. B. Clomethiazol oder Benzodiazepine können zwar die Entzugssymptome mindern, aber Delir und Krampfanfall nicht unbedingt verhindern.

    Ich glaube nicht, dass die Argumentation, wie gefährlich ein Entzug Zuhause werden kann, Betroffene dazu bewegt sich ins Krankenhaus zu begeben. Zu groß ist die (falsche) Scham und die Angst, öffentlich „aufzufliegen“ in Bezug Sucht.
    Genau dort setze ich den Hebel an, wenn ich Betroffene dazu motivieren möchte wegen einer Entgiftung das Krankenhaus aufzusuchen. (Wobei ich nur die hiesigen Kliniken beurteilen kann!)
    Die Angst ist völlig unbegründet. Suchtkliniken sind heute sozusagen „weltoffen“ und es ist völlig „normal“, dass es jeden in unserer Gesellschaft treffen kann. Folglich ist auch die Scham nicht angebracht. Betroffene, die aktiv etwas, auch mittels stationärer Entzugs- und Motivationsbehandlung, gegen ihre Sucht unternehmen, sind die heutigen „Helden“.
    Ich würde mir jedenfalls mit meiner Erfahrung mit und in meiner Sucht heute niemals einen „Home“-Entzug antun, weiß ich doch, dass ich in einer spezialisierten Klinik in den besten Händen bin. Und darüber hinaus auch noch psychologisch bestens betreut und versorgt werde.

  • Habe es auch mal versucht weniger zu trinken, aber irgendwie wurde es nicht weniger. Schaffte ich es mal 2-3 Tage ohne Alkohol, so war der wieder Einstieg umso heftiger. Mit jeder Trinkpause, habe ich im Anschluss meinen Konsum gesteigert. Suche Dir Hilfe bei Ärzten, Sucht Beratungen, alleine vom Alk. wegzukommen ist verdammt schwer. Den Konsum nur runter zufahren ist nicht zu schaffen. Ich habe es probiert, bin immer wieder auf die Schnauze gefallen. Meine Rettung war mit Hilfe von meinen Arzt, Psychologin und Sucht Beratung, Entwöhnungsklinik die absolute Abstinenz zu Erreichen.
    Ich wünsche dir viel Glück auf deinen Weg und die richtigen Entscheidungen,
    woko

    Das Leben leben ohne Alkohol und Medikamente!

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