Was tun bei tödlicher Krankheit oder hohem Alter?

  • Hallo Leute,

    ich lebe seit 3 Jahren abstinent und möchte diese Abstinenz auch nicht wieder aufgeben. Dafür hat sich zuviel in meinem Leben zum Positiven gewendet seit ich nicht mehr trinke. Hin und wieder denke ich jedoch schon noch daran, wie es wäre nochmal im Urlaub am Meer bei einem Sonnenuntergang ein Glas Wein zu trinken (natürlich würde es nicht dabei beleiben) oder nochmal früh morgens in die Kneipe zu gehen und dort den ganzen Tag zu saufen und die Leute zu beobachten.
    Dass ich das nicht umsetzen werde, sagte ich ja. Was ist aber, wenn ich mal eine tödliche Krankheit bekomme oder ein Alter erreiche, das ich mir wünsche und wofür ich aufgehört habe? Sagen wir mal 75 Jahre. Was sollte mich dann abhalten, wieder anzufangen? Vielleicht bin ich gedanklich weiter wenn es soweit ist. Aber was würdet ihr sagen?

  • Zitat

    Was ist aber, wenn ich mal eine tödliche Krankheit bekomme oder ein Alter erreiche, das ich mir wünsche und wofür ich aufgehört habe? Sagen wir mal 75 Jahre. Was sollte mich dann abhalten, wieder anzufangen?

    Die wertvolle Zeit, die Dir dann noch bleibt?
    Die Lust und das Vergnügen noch Dinge tun zu können, die im Suff nie möglich wären?
    Die Klarsicht noch über wichtige Dinge in Deinem Leben entscheiden zu können?
    Die Tatsache, dass die wenigsten Alkoholiker leid- und schmerzlos einfach nur im Suff sterben, sondern in aller Regel elendig verrecken?
    Das Selbstbild, dass Du von Dir haben möchtest, falls es nicht das eines besoffenen, sabbernden Alten ist?
    Die Freude "es" trotz aller Widrigkeiten geschafft zu haben?

  • Hallo!

    Vielleicht liege ich auch daneben, aber ich meine in deinen Zeilen so einen leisen Unterton herauszulesen, dass Du evt. doch nicht bedingungs- und rückhaltlos zu deiner Abstinenz stehst, da Du dir wieder Gedanken machst, wie schön doch Wein bei Sonnenuntergang ist.

    Oder handelt es sich evt. um einen perfiden Gruß deines Suchtgedächtnisses, dass dir den Konsum schönreden möchte?

    Ich mache mir jedenfalls über so etwas gar keine Gedanken. Warum auch? Sind "ungelegte Eier". Ich lebe jetzt und abstinent. Das ist mir persönlich wichtiger, als zu sinnieren, was wäre wenn in ein paar Jahren/Jahrzehnten......

    Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass mir der Vergleich von Dietmar gut gefällt: Der sabbernde Säufer. Das kann man noch toppen: Eingenässt, stinkend und "bekotzt". Nee danke. Kein Bedarf, mir dermaßen die Blöße zu geben. Ist auch eine Frage des persönlichen Selbstverständnisses.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Oli,

    interessante Gedanken - man könnte auch sagen: Gefährliche Gedanken....

    Warum denkst Du so? Klar, Du wirst es nicht umsetzen, Du wirst nicht mehr trinken aber unter bestimmten Voraussetzungen.... - ein interessantes und meiner Meinung nach aber auch gefährliches Gedankenspiel

    Ich denke so: Ob ich in 10 oder 20 Jahren wieder trinke oder nicht, ich weiß es nicht, genausowenig wie jemand der noch nie Alkohol getrunken hat nicht sagen kann ob er nicht in 20 Jahren aus irgend einem Grund Alkoholiker ist. Und ich will da auch nicht viel Zeit in könnte/was wäre wenn/ was wird sein in/ usw. investieren, denn ich lebe jetzt und bin zufrieden und glücklich.

    Das ich nicht mehr trinken möchte, dass ist für mich zur Lebenseinstellung geworden. Und was ich davon hätte wieder zu saufen, wenn ich schwer Krank wäre, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Und die Frage, wofür ich dann überhaupt aufgehört habe, wenn ich nun doch totkrank bin, die verstehe ich nicht.

    Ich habe doch aufgehört, weil ich mein Leben zurück wollte und ich habe jetzt die schönste Zeit meines Lebens, seit ich nicht mehr trinke. Was hätte ich wenn ich weiter gesoffen hätte? Wahrscheinlich wäre ich schon in der Kiste... und wenn nicht wäre es ein elendes Leben, wie ich es zu meiner Trinkerzeit hatte - da gibts nun wirklich nichts was ich mir zurück sehen würde.

    Wenn Du Dir so eine Frage ernsthaft stellst, könnte das doch auch bedeuten, dass Du etwas vermisst, dass Du eigentlich gerne trinken möchtest aber eben weißt, das es nicht gut ist und Du es nicht "darfst".

    Ich kann nur für mich sprechen. Ich will nicht mehr trinken und ich vermisse nichts. Darüber bin ich sehr froh!

    Alle Gute weiterhin.

    LG
    gerchla

  • Hm, ist ja schon irgendwie ein rein theoretische Frage, oder?
    Gerchla hat da schon recht: Es weiß niemand, was er in 10 oder 20 Jahren in dieser oder in anderen Situationen tun wird, bzw. tun würde.

    Ich habe jetzt die Fragestellung an sich noch mal gründlich durchgelesen:

    Zitat

    „Hin und wieder denke ich jedoch schon noch daran, wie es wäre nochmal im Urlaub am Meer bei einem Sonnenuntergang ein Glas Wein zu trinken (natürlich würde es nicht dabei bleiben) oder nochmal früh morgens in die Kneipe zu gehen und dort den ganzen Tag zu saufen und die Leute zu beobachten.“

    Eigentlich ist die Antwort von Oli schon enthalten, nämlich „natürlich würde es nicht dabei bleiben“.
    Was wäre denn sonst anders wie früher, als Du noch getrunken hast, Oli?
    Oder was würde denn den Urlaub am Meer mit einem Glas Wein im Sonnenuntergang richtig begehrenswert machen?
    Und wie würdest Du Dich in der Kneipe vor einem Glas Bier fühlen, wenn Du „die Leute“ beobachten würdest, die ebenso früh morgens vor sich hin saufen?

    Zitat

    „Was ist aber, wenn ich mal eine tödliche Krankheit bekomme oder ein Alter erreiche, das ich mir wünsche und wofür ich aufgehört habe? Sagen wir mal 75 Jahre. Was sollte mich dann abhalten, wieder anzufangen? Vielleicht bin ich gedanklich weiter wenn es soweit ist.“

    Auch hier scheint die Antwort Oli schon selbst gegeben zu haben. „Für ein Alter, das Oli sich wünscht (z. B. 75 Jahre), und weswegen er zu trinken aufgehört hat.“
    Ich gehe mal davon aus, wenn man mit dem Saufen aufgehört hat, weil man (mindestens) 75 Jahre alt werden möchte, dann wird der Wunsch mit dem Erreichen von 75 eher noch getoppt.
    Bedenklich stimmt mich dieses „Vielleicht bin ich gedanklich weiter wenn es soweit ist.“, weil das irgendwie ausdrückt, dass Du heute noch nicht so weit bist, sagen zu können, dass es sich für Dich wirklich lohnt aufgehört zu haben, außer eben mindestens 75 Jahre alt zu werden?


  • „Vielleicht bin ich gedanklich weiter wenn es soweit ist.“, weil das irgendwie ausdrückt, dass Du heute noch nicht so weit bist, sagen zu können, dass es sich für Dich wirklich lohnt aufgehört zu haben, außer eben mindestens 75 Jahre alt zu werden?

    Nein, ich möchte jetzt hier nicht alle Gründe aufführen, die zu meiner Abstinenz geführt haben, weil es mir zu lange dauern würde. Aber es gibt eben Erinnerungen, die nicht ausschließlich negativ behaftet, wie eben die eingangs genannten. In meiner heutigen Situation und auch in absehbarer Zukunft überwiegen die Gründe, warum ich aufgehört habe enorm. Die beschriebene Situation (tödliche Krankheit) würde nur einige der "Gegengründe" aufheben, daher dieses Gedankenspiel. Mehr ist es im Prinzip nicht, eine "vorbeugende" Sammlung von Gedanken, die auch dann noch eindeutig gegen einen Rückfall sprechen. Vielen Dank für die vielen Gedanken.

  • Hallo Oli,

    Zitat

    Nein, ich möchte jetzt hier nicht alle Gründe aufführen, die zu meiner Abstinenz geführt haben, weil es mir zu lange dauern würde. Aber es gibt eben Erinnerungen, die nicht ausschließlich negativ behaftet, wie eben die eingangs genannten.

    In meiner gesamten Suchtbiografie habe ich Betroffene kennengelernt, die mir erzählten, dass Alles, was sie während ihrer nassen Zeit erlebt haben ausschließlich negativ besetzt war.
    Ich habe auch Betroffene kennengelernt, bei denen das nicht so war, und die sich noch sehr gut an recht viele schöne Zeiten während ihrer nassen Zeit erinnern konnten.
    Ich gehöre zu Letzteren.

    Zitat

    In meiner heutigen Situation und auch in absehbarer Zukunft überwiegen die Gründe, warum ich aufgehört habe enorm.

    So ist es auch bei mir. Ich würde sogar sagen, dass die Vorteile, die ich durch meine Trockenheit erlangt habe, mein Leben erst richtig lebens- und lohnenswert machen.
    Vor vielen Jahren wurde bei mir eine „tödliche“ Krankheit diagnostiziert. Das war kurz vor meinem damaligen ersten, sehr langen Suchtausstieg. Damals stieg dann mein Konsum zunächst deutlich an, bis ich einfach nicht mehr weitertrinken wollte und merkte, dass ich im Fall, wenn ich weitertrinken würde, sehr elendig verrecken würde.
    Außerdem war da doch noch ein Fünkchen Hoffnung, dass das Leben, das mir lt. Diagnose der Ärzte noch blieb, vielleicht ohne Sucht noch ganz schön lebenswert sein könnte.
    Ich weiß nicht, ob mein Suchtausstieg dazu beigetragen hat, dass die Krankheit gestoppt werden konnte. Aber ich bin mir schon sehr sicher, dass meine Trockenheit zumindest wesentlich dazu beigetragen hat, dass ich wieder gesunden konnte – und heute noch lebe.

    Zitat

    Die beschriebene Situation (tödliche Krankheit) würde nur einige der "Gegengründe" aufheben, daher dieses Gedankenspiel.

    Inzwischen habe ich viele schöne Momente, die früher für mich immer gleichzeitig mit dem Konsum von Alkohol besetzt waren, ganz ohne Alkohol erlebt.
    Heute gibt es für mich keinen einzigen Grund, der all die Gründe, warum ich ein trockenes Leben bevorzuge, aufheben könnten.
    Ich verstehe Dich in Deinen „Gedankenspielen“. Ähnliche „Spielchen“ schwirrten mir auch schon im Kopf herum: Wenn mein Leben so und so wäre, was würde es dann noch eine Rolle spielen, ob ich trinken würde oder nicht? Wenn ohnehin Alles auf das Ende hinauslaufen würde, warum sollte ich mir dann nicht „ein Glas Alkohol gönnen“.
    Dabei muss ich sagen, dass Alkoholkonsum für mich immer auch Flucht aus der Gegenwart war. Mich wegbeamen und ausschalten, war das erklärte Ziel.
    Heute brauche ich nicht mehr zu fliehen, weder vor den Situationen noch vor mir selbst. Ich will meine Gegenwart bewusst wahrnehmen und bewusst Entscheidungen treffen können. Und weil ich weiß, in was für körperliche und psychische Zustände mich der Alkoholkonsum über kurz oder lang führt, will ich da einfach nicht mehr hin. Egal ob mir noch Stunden zum Leben bleiben oder sogar noch viele Jahre.

  • Inzwischen habe ich viele schöne Momente, die früher für mich immer gleichzeitig mit dem Konsum von Alkohol besetzt waren, ganz ohne Alkohol erlebt.

    Das finde ich, ist eine ganz entscheidende Aussage: Dinge oder auch Gefühle erleben, die vorher nur in Verbindung mit Alkohol möglich waren nun auch ohne Alkohol genauso erleben zu können. Ich glaube diejenigen, denen das gelingt, die werden nichts vermissen. Warum auch?

    Bei mir ist das auch so. Ich habe auch das Glück, dass ich vieles von dem was ich vorher immer nur in Verbindung mit Alkohol als richtig positiv empfunden habe, auch heute ohne mindestens genau so positiv empfinde. Teilweise sogar noch positiver. Und mir fällt jetzt gerade auch tatsächlich nichts ein, wo das nicht so wäre. Das ist sehr schön und dadurch habe ich auch keinerlei Gefühl etwas zu vermissen.

    LG
    gerchla


  • In meiner gesamten Suchtbiografie habe ich Betroffene kennengelernt, die mir erzählten, dass Alles, was sie während ihrer nassen Zeit erlebt haben ausschließlich negativ besetzt war.
    Ich habe auch Betroffene kennengelernt, bei denen das nicht so war, und die sich noch sehr gut an recht viele schöne Zeiten während ihrer nassen Zeit erinnern konnten.
    Ich gehöre zu Letzteren.

    Ich auch!

    Und ich leide an einer tödlichen Krankheit - dem Leben. Denn das endet mit dem Tod.
    Ich möchte die Zeit, die mir noch bleibt, geniessen! Wenn ich Suizid begehen will, fange ich wieder mit dem Saufen an - und schiesse mich ab. Denn aus eigener Erfahrung weiss ich, dass ich nicht maßvoll trinken kann. Nur maßlos.

    Übrigens: Nachträglich noch ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome: und Glückwunsch zu 3 Jahren Abstinenz.
    Ich hoffe, es ist mittlerweile eine zufriedene Trockenheit ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Auf die Gefahr hin, mich hier unbeliebt zu machen und als uneinsichtiger Säufer zu gelten: Ich könnte es mir durchaus bei einer tödlichen Krankheit - vor allem, wenn man noch Schmerzen hat und leiden muss - vorstellen, wieder mit dem Alkoholkonsum anzufangen. Dann ist es ja eh Wurst und es soll alles erlaubt sein, was gefällt.
    Bei mir wird sich die Frage aber betreffend Alter gar nicht stellen, sondern nur falls ich tödlich krank würde, da ich aufgrund meiner psychischen Erkrankung eine 20 bis 30 Jahre kürzere Lebenserwartung habe.
    Dumm gelaufen wäre es, wenn es eine Fehldiagnose wäre oder die Diagnose richtig, aber man durch ein Wunder theoretisch wieder genesen würde, dann aber am Alkohol stirbt ...

  • Hallo lime juice,

    jedenfalls bei mir läufst Du keine Gefahr, Dich unbeliebt zu machen.
    Sehr viele Alkoholiker denken wohl so, wie Du es beschreibst.

    Zitat

    Denn ist es ja eh Wurst und es soll alles erlaubt sein, was gefällt.

    Für mich wäre dann nicht „eh alles Wurst“, weil meine Lebensqualität, die mir dann noch bleibt, mit Sicherheit nicht aufrecht zu erhalten wäre, wenn ich wieder saufen würde.
    Erlaubt ist schon Alles, aber die Frage ist doch: Ob es auch gefällt?

    Bezüglich Schmerzen habe ich bei mir festgestellt, dass diese durch Alkoholkonsum eher schlimmer wurden. Oder in anderen Worten: So viel hätte ich gar nicht saufen können, dass sie weg gewesen wären.
    Es tut mir leid, wenn Du durch Deine psychische Erkrankung eine kürzere Lebenserwartung hast. Aber diese würde mit Sicherheit noch geringer, wenn Du wieder konsumieren würdest.
    Wie ich allerdings aus Studien über Schizophrenie entnehmen kann, ist dabei höchstens von 12 – 15 Jahren die Rede. Herausgestellt wird auch, dass Betroffene, die an Schizophrenie erkrankt sind, meist an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs versterben.
    Beides Erkrankungen, bei denen in den letzten Jahren enorme Fortschritte bei der Behandlung erzielt wurden.
    Es besteht also bei wachsamer Eigenbeobachtung und regelmäßiger Vorsorge kein Grund zur Sorge.
    Auch hier wieder in Bezug auf Alkohol: Alkohol fördert in jedem Fall Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs verschiedener Arten.

  • Wie viel früher ich wegen der Schizophrenie sterben werde, wird sich ja dann früh genug herausstellen. Gemäss meiner Quelle (ÄrtzeZeitung, die sich auf die JAMA Psychiatry-Zeitschrift bezieht), sind es knapp 30 Jahre ...

  • Hallo Oli

    Was ich dazu sagen würde?

    Als erstes ist mir in den Sinn gekommen, dass Deine Beispiele - also ein schöner Sonnenuntergang oder einen Tag lang nichts weiter tun, als irgendwo zu sitzen und Leute zu beobachten - doch genau so gut ohne Alkohol möglich sind. Was hält Dich davon ab? Der Sonnenuntergang wird nicht noch besser oder intensiver mit einem Glas Wein, auch wenn es von der Werbung her (Bacardi und Co.) so suggeriert wird.

    Und zweitens finde ich Deine Gedankengänge interessant, weil es bei mir exakt umgekehrt ist: Die Vorstellung, dass ich jederzeit eine schlimme Diagnose oder gar einen tödlicher Unfall haben könnte, war eine wichtige Triebfeder für meinen Ausstieg. Es wurde mir allmählich bewusst, wie wertvoll und endlich so ein Leben ist. Wir haben vermutlich nur eines. Und ich musste aufhören, weil ich mir vorkam, mein Leben einfach zu verleben, wegzutrinken, und das ging so einfach nicht mehr weiter.

    Übrigens habe ich auch ziemlich genau vor drei Jahren (und das merke ich erst jetzt!) aufgehört.

    Wenn Du das Gefühl hast, Dir fehlt etwas, dann ist das evtl. ein Anhaltspunkt näher hinzuschauen. Bestensfalls kannst Du andere Sachen finden, die diese Lücke füllen. Der Alkohol lullt Dich ein, Du fühlst Dich gut ohne irgendwas dafür tun zu müssen. Von alleine gibt es das nicht mehr, aber es ist doch viel befriedigender, wenn Du herausfindest, was Dir gut tut. Leider kann ich das nicht besser beschreiben, ich hoffe Du verstehst ungefähr, wie ich das meine. Ich weiss ja nicht, wie schlimm es bei Dir war. Vielleicht blendest Du das Negative auch etwas aus?

    Lg Mira

    P.S. Ich habe schon von Süchtigen gelesen, denen es mit Alkohl wirklich besser ging als ohne. Aber in diese Kategorie scheinst Du nicht zu fallen.

  • Das finde ich, ist eine ganz entscheidende Aussage: Dinge oder auch Gefühle erleben, die vorher nur in Verbindung mit Alkohol möglich waren nun auch ohne Alkohol genauso erleben zu können. Ich glaube diejenigen, denen das gelingt, die werden nichts vermissen. Warum auch?

    Bei mir ist das auch so. Ich habe auch das Glück, dass ich vieles von dem was ich vorher immer nur in Verbindung mit Alkohol als richtig positiv empfunden habe, auch heute ohne mindestens genau so positiv empfinde. Teilweise sogar noch positiver. Und mir fällt jetzt gerade auch tatsächlich nichts ein, wo das nicht so wäre. Das ist sehr schön und dadurch habe ich auch keinerlei Gefühl etwas zu vermissen.

    LG
    gerchla

    Das kann ich allerdings auch bestätigen. Bei einer 3-wöchigen Busrundreise durch Marokko, die ich bereits trocken gemacht habe, fiel mir im Nachhinein folgendes auf:
    1. Ich konnte mich nach der Reise an ALLES erinnern!
    2. Bei den doch teilweise recht langen Busstrecken hätte ich den Busfahrer früher des Öfteren bitten müssen, anzuhalten, damit ich meine Notdurft verrichten kann. Das hätte auch die Mitreisenden genervt. Trocken kein Problem.
    3. Ich kam mit den Mitreisenden in Kontakt und erntete teilweise in Gesprächen Anerkennung und Respekt. Nass hätte man am ersten Tag bereits gemerkt, dass ich Vollalki bin und der Kontakt und die Blicke wären ganz anders gewesen.

    Das hätte ich beinahe vergessen, danke nochmal an alle, die hier so zahlreich geschrieben haben. Ich glaube, ich bleibe auch im Alter abstinent. :)

  • Ich glaube, Deine Liste wirst Du bei längerem erinnern noch wesentlich erweitern können.
    Wobei ich Punkt 1 am gravierendsten finde - dass man sich an ALLES erinnern kann. Und das auch noch ohne schlechtes Gewissen ;D

    Das ist FÜR MICH das Schönste!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Zitat


    Das kann ich allerdings auch bestätigen. Bei einer 3-wöchigen Busrundreise durch Marokko, die ich bereits trocken gemacht habe, fiel mir im Nachhinein folgendes auf:
    1. Ich konnte mich nach der Reise an ALLES erinnern!
    2. Bei den doch teilweise recht langen Busstrecken hätte ich den Busfahrer früher des Öfteren bitten müssen, anzuhalten, damit ich meine Notdurft verrichten kann. Das hätte auch die Mitreisenden genervt. Trocken kein Problem.
    3. Ich kam mit den Mitreisenden in Kontakt und erntete teilweise in Gesprächen Anerkennung und Respekt. Nass hätte man am ersten Tag bereits gemerkt, dass ich Vollalki bin und der Kontakt und die Blicke wären ganz anders gewesen.

    Das hätte ich beinahe vergessen, danke nochmal an alle, die hier so zahlreich geschrieben haben. Ich glaube, ich bleibe auch im Alter abstinent. :)
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    Das ist doch toll. 44. Einen schönen Sonntag noch.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Das erinnert mich an die Frage an einen 70 Jährigen warum er ungeschützten Verkehr im Bordell hat. Ob er keine Angst vor AIDS hätte. Seine Antwort war. Mit AIDS würde ich noch 20 Jahre leben. Dann wäre ich 90. Noch Fragen ?

    Klar kannst du zugreifen wenn die Uhr abläuft. Warum nicht. Wen würde es dann noch interessieren. Gehört doch zu den letzten Tagen wenn alle Hausaufgaben gemacht sind. Denke im Rausch fährt es sich leichter ins "Werk 2 " nach oben.

    "Ironie aus" .

    Gruß
    Michael

    Einmal editiert, zuletzt von Blaumann (7. Oktober 2017 um 05:47)

  • Hallo Oli71,

    würde das Thema noch mal gerne aufgreifen. Es sind einige Punkte dabei, über die ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht habe. Beachtet ( Mitleser ) aber bitte das ich gerne einmal zur Ironie greife um einige Punkte näher zu betrachten bzw. das ich gerne einmal eine Aussage als Metapher sehe. Deshalb habe ich meinem vorherigen Text das "Ironie aus" angefügt. Ich schreibe auch nur aus meiner eigenen Betrachtung und nur von meinem Blickwinkel aus. Also nicht Allgemeingültig. Die Erfahrungen und Betrachtungen bzw. die Lebenswege sind zu verschieden.

    Ich meine wenn man soweit gesund ist das trotz vorangegangener Alkohol Abuses und anschließend erfolgreicher Abstinenz einem erneuten gemäßigten Konsum im letzten Lebensabschnitt nichts im Wege stehen würde. Man sollte aber gefestigt sein. Welches Ziel hat man noch mit 75 Jahren, ausser noch ein schöne paar Jährchen zu leben. Gesund gestorben ist auch gestorben. Wer nicht trinkt stirbt halt gesünder. Nicht das jemand meint ich wolle im Alter zum trinken animieren. Das sollte man ab einem gewissen Alter besser mit dem Hausarzt abklären. Glaube das der das besser beurteilen kann als ein Forum.

    Gruß
    Michael

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