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  • Hallo zusammen,
    ich nenne mich Amaretto, weil das mein bevorzugtes Getränk ist um meinen Frust runter zu spülen.
    Ich bin weiblich, 47 Jahre alt, unverheiratet lebe aber seit vielen Jahren in einer Beziehung, kinderlos und bin über 20 Jahre selbständig.

    Ich trinke heimlich, ich verstecke leere und angebrochene Flaschen. Und ich trinke täglich.
    Interessanter Weise brauche ich wenn ich aus gehe keinen Alkohol. Meistens bin ich sogar diejenige die fährt damit andere was trinken können.
    Ich kann auch sehr gut Party ohne Alkohol machen, und wenn ich in der Öffentlichkeit mal etwas trinke, dann gönne ich mir ein wirklich gutes Glas Rotwein welches ich auch genießen kann,
    oder mal mit Freundinnen 1-2 Gläser Sekt oder Sprizz oder Weißweinschorle. Ich mag keine harten Sachen wie Schnaps, Whisky oder was auch immer.
    Ich glaube nicht, daß ich bereits körperlich abhängig bin, psychisch aber mit Sicherheit.

    Wann ich trinke? Immer wenn ich nach Hause komme. Dann brauche ich erst einmal ein paar Schlückchen Amaretto, warum ausgerechnet dieses pappsüße Zeugs kann ich gar nicht sagen.
    Manchmal reichen mir ein paar Schlückchen, manchmal saufe ich ne halbe Flasche und obwohl ich gut gerichtet bin schaffe ich es trotzdem das er es nicht merkt.
    Ich trinke sogar während dem kochen. Mein Lebensgefährte sitzt im Wohnzimmer, ich koche und gönne mir nebenbei immer mal wieder einen Schluck.

    Ich glaube sogar zu wissen warum ich das tu. Weil ich so was von unglücklich mit meinem Privatleben bin. Mein Partner bedeutet mir nichts mehr, für mich ist das eine WG geworden.
    Ich erledige den Haushalt, kümmere mich um diverse Angelegenheiten in seiner und meiner Familie (Eltern), wir haben schon lange keinen Sex mehr, was von mir aus geht, und auch sonst keinen
    körperlichen Kontakt, außer das obligatorische Küsschen morgens wenn er geht und abends wenn er kommt. Und selbst das schmeckt schal und unangehen, und manchmal kann ich dem auch aus dem Weg gehen oder er vergisst es selbst. Ich liebe ihn nicht mehr, wenn ich ihn überhaupt jemals geliebt habe. Wahrscheinlich nicht. Und ich ertrage ihn eigentlich nur wenn ich mich, bevor er nach Hause kommt, vorher "entspanne". Und meistens ist es dann genau so viel, daß ich ab 20 Uhr so müde bin das er gar nicht auf die Idee kommt sich mir irgendwie zu nähern.
    Im Endeffekt ist unsere Beziehung der Knackpunkt meines Konsums. Und vielleicht sollte ich mir wo anders Hilfe suchen.
    Ich könnte hier jetzt einen riesen Roman über meine Beziehung schreiben, möchte aber erst einmal abwarten, ob hier jemand dieses Problem verstehen kann.
    Viele werden sich fragen "warum beendet sie diese Beziehung denn nicht?". Es ist nicht so einfach, manchmal wache ich morgens auf und nehme mir fest vor mir eine eigene Wohnung zu suchen.
    Und dann verlässt mich wieder der Mut.
    Ich denke auch, diese meine Unfähigkeit, mein Leben in die eigene Hand zu nehmen und diesen Schritt zu gehen, ist ein weiterer Grund warum ich zur Flasche greife. Ich ertrage mich selbst nicht.
    Ich kann jedem anderen Helfen, weiß zu jedem Problem einen Rat, aber mir selbst kann ich nicht helfen.
    Es ist nicht so, daß ich finanziell abhängig wäre, ich brauche diesen Mann nicht um ein schönes Leben zu haben.

    So geht das nun schon seit gut 5 Jahren. Ich komme am späten Nachmittag Heim, trinke was, und erledigen dann meinen Haushalt und was immer auch anfällt.
    Vor ungefähr 4 Jahren hat mein Partner mal meine "Leergutsammlung" in meinem Aktenschrank gefunden. Er war am Boden zerstört und ich habe mich geschämt.
    Er hat mich gefragt ob ich wegen ihm saufe, ob ich ihn nur so ertragen kann. Ich verneinte und sagte ihm es läge an geschäftlichem Druck, den es damals tatsächlich auch gab.
    Aber ich hätte schon wieder aufgehört, das war nur eine Phase, und ich hätte vergessen das Zeugs zu entsorgen. Wirklich nicht schlimm und er müsse sich keine Sorgen machen.

    Vor 3 Jahren hatten wir eine ganz schlimme Zeit, es ging nicht um den Alkohol sondern um andere Dinge. Wir stritten nur und irgendwann bin ich ausgezogen. Ich hatte die Chance, diese
    Geschichte zu beenden, aber er tat mir leid. Er hat gelitten wie ein Schwein, und ich stellte fest das er in der Zeit richtig gesoffen hat, Whisky und andere harte Sachen.
    Ich war nur 14 Tage weg, erst in einem Hotel und dann in einer Ferienwohnung. Und dann bin ich zurück zu ihm. Das hätte ich nicht tun sollen. Ich war zu feige und unfähig diesen Schritt zu gehen.
    Ich weiß nicht warum das für mich eine so enorm große Hürde bedeutet. Trennungen passieren täglich, und ich weiß das ich mit diesem Mann nicht alt werden möchte, Trennungen nach vielen gemeinsamen Jahrzehnten, ja selbst im gehobenen Alter sind nicht außergewöhnlich und die meisten überleben es, manche sehen nach einer Zeit im dunklen Tunnel sogar wieder die Sonne und sehen diesen Bruch als Chance für sich selbst. Also ich meine jetzt die Verlassenen damit.
    Ich kriegs nicht hin. Ich lähme mich selbst, ich weiß nicht warum ich das tu.

    An dieser Stelle höre ich jetzt erst einmal auf. Ich hoffe auf ein kleines Feedback und würde dann gerne mehr über mich, mein Leben und leider auch meine Trinkgewohnheit schreiben.
    Danke erst einmal an alle die bis hier gelesen haben.

  • Hallo Amaretto,

    eigentlich hast Du ja vorrangig kein Alkoholproblem, sondern wohl eher ein Partnerschafts- bzw. Beziehungsproblem.

    Nach allem, was Du schreibst macht es wenig Sinn, Dir in der jetzigen Partnerschaftssituation einen Rat zu geben. Solange wie dieses Problem nicht gelöst ist, wirst Du es wohl nur mit Alkohol weiter ertragen können.

    Insofern erschließt sich mir auch nicht, was Du hier von diesem Forum erwartest?

  • Hallo Dietmar,

    Du hast bei RoseG etwas geschrieben, was mich wie ein Donnerschlag getroffen hat. "Eine der größten Schwierigkeiten, bei der Selbstveränderung ....".
    Ich kann mich nicht immer mit Problemen sachlich und vernünftig auseinander setzen. Das ist nicht nur in der Beziehung so, sondern auch in anderen Bereichen.
    Wenn mich etwas total annervt, ist mein 1. Gedanke: ich könnt stundenlang reinschlagen und der 2. Gedanke: ich muss jetzt erst mal was trinken um wieder runter zu kommen.
    Die Entspannung oder eher Gleichgültigkeit, die ich in schwierigen Momenten durch den Alkohol erfahre, setzte ich immer öfters ein, statt vielleicht mal wirklich auf den Tisch zu hauen.

    Sicher habe ich nicht die schlimmen Alkoholprobleme wie andere in diesem Forum, aber wenn ich es so zulaufen lasse dann bewege ich mich genau in diesen Teufelskreis rein.
    Emotionen, Gefühle, Enttäuschungen und Wut auf mich und andere richtig abbauen, damit habe ich meine Schwierigkeiten. Das ich jedes Mal wenn es mir zu viel wird etwas zu trinken gönne,
    heimlich, ist definitiv der falsche Weg. Ich habe sehr oft die Einstellung: was solls ich kanns ja doch nichts ändern, da trink ich doch lieber was und wenn es dann den Hals runter läuft, im Bauch ein bisschen wärmt, und sich diese angenehme Schwere, der Käseglockeneffekt (ihr da draussen, ich hier drinne) einstellt geht's mir doch gut. Morgen ist ein neuer Tag.
    Und dann könnte ich mir wieder selber in den Arsch treten wenn ich meine leeren Flaschen entsorge.
    Wir haben ja sehr viel Alkohol Zuhause, wenn ich etwas fast leer gemacht habe, kaufe ich das gleiche neu und tausche es aus. Da ich den Inhalt aber auf den gleichen Stand bringen muss, trinke ich es manchmal gleich ab, und manchmal leere ich so viel weg bis es wieder passt.

    Es ist ein beschämendes und furchtbares Gefühl die leeren Flaschen in den Container zu werfen. Und wenn ich nachkaufe, schau ich immer das ich nicht 2 x zur gleichen Kassiererin gehe, die könnte ja was merken, schließlich kennt man sich von sehen.
    Ich bau mir ständig einen zusätzlichen organisatorischen Druck auf, in dem ich drauf achten muss das immer in allen Flaschen einigermaßen so viel drin ist, daß es mein Partner nicht merkt.

    Mir ist schon klar, daß ich in meiner Beziehung etwas ändern muss, es läuft mit Sicherheit auf eine Trennung hinaus, und das ich hier mit diesem Problem falsch bin.
    Und dennoch, weiß ich jetzt selber wie schnell man in denn Irrglauben "mit einer schönen Dröhung lässt sich vieles leichter ertragen" fliehen kann.
    Es wird einfacher beim ersten Problem, und wenn ein neues, weiteres auftaucht, dann lässt sich das genauso gut schön oder weg saufen.
    Dieser Selbstbetrug, dieses sich Ausklinken und die Augen und Sinne vor der Realität vernebeln, ist eigentlich das Schlimmste was man sich selbst antun kann.
    So etwas kann ein anderer Mensch einem eigentlich nicht antun, da würde man sich vorher wehren.
    Und dennoch, wenn man mal damit angefangen hat und merkt "wie gut es tut", dann wird es sehr schwer diese (bei mir wahrscheinlich noch) schlimme und dämliche Angewohnheit wieder abzulegen
    und sich den Schwierigkeiten, die das Leben und der Alltag für jeden von uns parat hält, offen und wachsam zu stellen.

  • Hallo Amaretto,

    Zitat

    Sicher habe ich nicht die schlimmen Alkoholprobleme wie andere in diesem Forum, aber wenn ich es so zulaufen lasse dann bewege ich mich genau in diesen Teufelskreis rein.

    Das ist wohl wahr.
    Jedoch, nach Allem, was Du schreibst, wirst Du aus diesem Teufelskreis nicht herauskommen, solange Dein primäres Problem, nämlich die schwierige Partnerschaft, nicht zufriedenstellend gelöst ist.

    Zitat

    Ich habe sehr oft die Einstellung: was solls ich kanns ja doch nichts ändern, da trink ich doch lieber was

    Es ist immer am einfachsten zu sagen: Ich bin halt so, ich kann’s nicht ändern.

    Zitat

    Ich bau mir ständig einen zusätzlichen organisatorischen Druck auf, in dem ich drauf achten muss das immer in allen Flaschen einigermaßen so viel drin ist, daß es mein Partner nicht merkt.


    Das passt dann zu dem Zitat, das ich bei Rose reingestellt habe. Viel verschwendete Energie.

    Zitat

    Und dennoch, weiß ich jetzt selber wie schnell man in denn Irrglauben "mit einer schönen Dröhung lässt sich vieles leichter ertragen" fliehen kann.
    Es wird einfacher beim ersten Problem, und wenn ein neues, weiteres auftaucht, dann lässt sich das genauso gut schön oder weg saufen.

    Du meinst dann wohl, Du könntest Deine Probleme ersäufen. Leider hast Du dabei vergessen, dass Probleme schwimmen können.

    Zitat

    Dieser Selbstbetrug, dieses sich Ausklinken und die Augen und Sinne vor der Realität vernebeln, ist eigentlich das Schlimmste was man sich selbst antun kann.

    Konkret: Was Du Dir antust!

    Zitat

    Und dennoch, wenn man mal damit angefangen hat und merkt "wie gut es tut", dann wird es sehr schwer diese (bei mir wahrscheinlich noch) schlimme und dämliche Angewohnheit wieder abzulegen
    und sich den Schwierigkeiten, die das Leben und der Alltag für jeden von uns parat hält, offen und wachsam zu stellen.

    Och, eigentlich ist es recht einfach: Zuerst entgiften (wenn nötig), dann die Probleme abarbeiten, sich Strategien zurechtlegen, mit denen man gut leben kann – das war’s dann eigentlich schon.
    Alkohol tut bestenfalls ein paar Stunden gut. Eine Problemlösung kann Dir ein neues Leben eröffnen.

    Da Du offensichtlich Dein Alkoholproblem erkannt hast, würde Dir vermutlich ein Besuch bei der nächsten Suchtberatung gut tun. Da erhältst Du dann aus erster Hand weiterführende Hilfe.
    Nur: Du musst hingehen. Von alleine, so wie sich Dein Bericht liest, wird sich nichts ändern.

  • Hallo Amaretto,

    Du bist richtig in diesem Forum! Du hast ein Alkoholproblem. Vielleicht oder sicher (das vermag ich nicht zu beurteilen) ist der Grund Deines Alkoholproblems Deine Beziehung, aber das tut nichts zur Sache. Du trinkst. Du bist psychisch abhängig. Du leidest. Gut, dass Du hier schreibst! Bleib dran!

    Gruß Titus

  • Zitat

    ist der Grund Deines Alkoholproblems Deine Beziehung

    Oder das die Kindheit? Oder die Arbeit? Oder das Wetter? Oder aber einfach ...
    Montag, Dienstag, Mittwoch ..... ;D

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