Das bin ich

  • Hallo,

    ich bin 40, Mama von zwei Teenies, Ärztin, Mopsbesitzerin, Gartenfan, Leseratte, Sportmuffel und trinke zu viel Alkohol.
    Warum? Keine Ahnung. Hat sich einfach so entwickelt in den letzten Jahren neben dem Alltag. Ich trinke ausschließlich abends, dann aber manchmal ne ordentliche Menge. Und wenn auch nicht immer diese Mengen dann doch kleinere Portionen aber dafür täglich.
    Der Alkohol ist kein neues Phänomen bei mir. Eigentlich habe ich seit meiner eigenen Teenie-Zeit immer gerne etwas getrunken. Damals meist in Gesellschaft. Seit ein paar Jahren fällt mir aber auf, dass ich es eher heimlich mache und im Gegenteil bei Feiern mit Freunden und Familie strikt bei Cola und Wasser bleibe. Morgens komme ich daher schlecht in die Gänge. Ich bin eher erschrocken, dass ich überhaupt noch in die Gänge komme. Nach 6 Bier am Abend war ich vor paar Jahren noch tagelang kreislaufschlapp und konnte nur im Bett liegen. Mittlerweile gehe ich dann selbstverständlich morgens arbeiten. Nicht, dass das sie Regel ist aber es kommt vor.
    Vormittags kämpfe ich mich durch den Tag, habe ekelhafte Schweißausbrüche, Schwindel und bin nervös. Ab Nachmittag ist es eigentlich ok. Auf den Gedanken, ein "Konterbier" zu trinken, bin ich noch nie gekommen. Auch habe ich in meinem Zimmer auf Arbeit literweise Patientenwein und -sekt, die ich niemals während der Arbeitszeit anfassen würde.
    Trotzdem merke ich, dass dieses Gesaufe einen Keil zwischen mich und die Familie oder sogar zwischen mich und das Leben treibt.
    Hat jemand von Euch Erfahrungen mit solchen Situationen und kann mir praktische Tipps geben, wie ich den Alkoholkonsum reduzierern oder beenden kann?

    Lieber Greß,
    Aaltje

  • Zunächst einmal HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Hat jemand von Euch Erfahrungen mit solchen Situationen und kann mir praktische Tipps geben, wie ich den Alkoholkonsum reduzierern oder beenden kann?

    Yepp!
    Kurz zu mir: ich bin männlich, Ü50, geschieden, 2 Kinder - und seit 9 Jahren (nach mehreren Anläufen) trocken. Und damit auch sehr zufrieden.

    Gut, dass Du Dich mit Deinem Alkoholkonsum befasst. Denn Deine morgentlichen "Kämpfe", die Du beschreibst, sind Entzugserscheinungen.
    Ich kann Dir nur empfehlen, mal zu einer Suchtberatung zu gehen (die arbeiten anonym) und Dich über Deine Möglichkeiten beraten zu lassen.
    Hilfe hierbei findest Du u.a. auch in unserer Linksammlung, wo Du auch Links für die Suche nach Suchtberatungen in Deiner Umgebung findest.

    Zum Thema "Alkoholkonsum reduzieren" kann ich Dir keine Tipps geben, da es bei mir nicht funktioniert hat. Jedenfalls nicht auf längere Dauer.
    Zum Thema "Beenden" - mein Weg war: mit Hausarzt sprechen, Entgiftung, Selbsthilfegruppe (SHG), Langzeittherapie (LZT).

    Nicht jeder "braucht" eine LZT. Wenn Du Dich hier durchschmökerst, wirst Du diverse Wege finden.

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg für DEINEN Weg - egal, welchen Du wählst.

    Gruß
    Greenfox

    PS: Aaltje - klingt nach Hohem Norden nixweiss0

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Aaltje

    Auch von mir herzlich Willkommen im Forum.

    Ich bin auch 40 und hab 2 Teenager zu Hause. Auch ich hatte schon immer gerne und viel getrunken. Das erste Mal richtig Gedanken machte ich mir im 2009 darüber, als der Alkohlkonsum durch eine schwierige Situation plötzlich nochmals etwas mehr wurde - sonst habe ich auch wie Du immer "einfach so" oder aus Gewohnheit getrunken.

    Jedenfalls schleppte ich mich auch durch die Tage, schlief häufig auch tagsüber (mit Teilzeitjob und den Kindern in der Schule war das möglich). Etwa 5 Jahre probierte ich immer wieder, den Konsum einzuschränken, z.b. nur noch am Wochenende, mal einen Monat nichts, oder die Menge (nie mehr als...). Getrunken habe ich auch nur abends. Leider hielt das nie lange an und so wurde alles immer schlimmer. Jetzt sitz ich hier und kann es kaum fassen, was ich damals für ein Leben führte!

    Im August vor 3 Jahren, nach etlichen Versuchen aufzuhören, sagte ich mir dann: Jetzt oder nie.. oder besser gesagt jetzt und wenn es nicht geht, dann muss ich andereweitig Lösungen und Hilfe suche. Ich muss dazu sagen, dass ich mich wirklich schon sehr sehr unten fühlte, und ich mir vorkam, mein Leben einfach wegzutrinken. Dann hab ich einige Monate überhaupt nichts getrunken, an Weihnachten dann ein halbes Glas Wein als "Test". Es passierte nichts ich wollte dann nicht wieder gleich mehr trinke. So läuft es bis jetzt: Ich trinke so gut wie nie, und wenn, dann alle paar Monate mal ein Glas. Auch nicht wegen der Wirkung.

    Dein Unwohlsein tagsüber schätze ich eher als Hangover ein, nicht als Entzugserscheinungen. Gegen Abend bist Du ja wieder erholter und es kann wieder von neuem losgehen... Aber genau wissen kann ich es ja nicht.

    Was soll ich Dir raten? Du könntest auch probieren, den Konsum einschzuschränken, wenn Du das bisher noch nie probiert hast. Und genau beobachten, was dann passiert, ob Du das langfristig so durchziehen kannst oder ob Dir dann immer etwas fehlt. Oder Du hörst mal ein paar MOnate ganz auf. Nur, was ist dann, wenn Du wieder anfängst? Ich war immer sehr bald wieder am täglich trinken, Vorsätze hin oder her. Geklappt hat es bei mir erst, als ich eingesehen habe, dass ich wirklich ein Problem habe nixweiss0 . Auch wenn man nicht körperlich Abhängig ist und der Alkohlkonsum "nur" Gewohnheit ist - ich finde das kann auch sehr schlimm sein! Aber es gelingt zum Glück, die Gewohnheit umzuprogrammieren :)!

    Lg Mira

    PS. Was auch wichtig ist: Mit einfach nicht mehr trinken ist es meistens nicht getan. Oft steckt auch ein Grund dahinter, einen, den man vielleicht nicht auf den ersten Blick sieht. Und Du solltest eine Idee haben, was Du anstatt zu trinken tun willst. Denn zuerst - so war es bei mir jedenfalls - ist dann einfach ein Gefühl der Leere, es fehlt einfach was. Also gilt es, aktiv was zu tun. Dinge, die Du vielleicht vernachlässigt hast und früher gerne tatest, oder ein neues Hobby, Bekanntschaften auffrischen etc etc.

    Einmal editiert, zuletzt von Mira (11. Juni 2017 um 10:02)

  • Danke für Eure Rückmeldungen. Ich habe mich die letzten zwei Wochen echt am Riemen gerissen und nur in homöopathischen Mengen getrunken. Das klappt ganz gut und ich fühle mich tagsüber deutlich besser. Ganz ohne Alkohol habe ich es aber noch nicht geschafft oder probiert. Ich versuche ganz bewusst, Dinge im Alltag anders zu machen, vor allem abends. Mich zu beschäftigen. Sicherlich muss ich nach so langer Zeit aus mancher Routine ausbrechen. Ich bin froh über den Austausch hier und werde weiter berichten.
    Lieber Gruß von Aaltje

  • Hi aaltje,
    eine Alternative wäre, mal einige Wochen oder Monate komplett auf Alk zu verzichten und dann dein weiteres Vorgehen neu zu überdenken.
    Tief im Entzug wirst du ja noch nicht stecken!? Ohne konsequente Abstinenz wirst du auch nicht herausfinden, wie weit du bereits drin hängst. Die Alarmglocken läuten auch für dich bereits.

    LG Gerd

  • Hallo, Aaltje!
    Das hört sich ja bis jetzt gut an.

    Du schreibst, dass es Dir tagsüber deutlich besser geht, Du Dich besser fühlst - Dich aber abends "am Riemen reissen" musst, um nur in "homöopathischen Mengen" zu trinken. Heisst das, dass Du abends eigentlich mehr trinken willst? Warum? Um Dich zu belohnen, beruhigen, herunterzuholen ...?
    Weiter schreibst Du, dass Du es abends noch nicht ohne Alkohol geschafft bzw. probiert hast. Dann probier es doch mal. Ganz ohne ist echt einfacher, als sich selbst bremsen zu müssen 44.

    Schönes Wochenende!

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Aaltje,

    worum geht es dir in Kern?

    Besteht dein Ziel darin, ein alkoholabstinentes Leben zu führen, oder zielst du darauf ab, keinen Alkohol trinken zu müssen?
    Welche positive Vorstellung verbindest du mit der Zielerreichung? Also ganz konkret: Haut dich die Vorstellung vom Hocker, dein restliches Leben keinen Schluck Alkohol mehr zu trinken, oder begeistert dich die Vorstellung, nicht mehr abhängig zu sein?
    Vielleicht besteht für dich zwischen diesen Vorstellungen aber auch überhaupt kein Unterschied?
    Oder du hast ganz andere Vorstellungen?

    Ich stelle diese Fragen (die ich vor Jahren mir selber stellte) , weil ich es für wichtig halte, dass man (das gilt nicht nur, aber auch für den Suchtausstieg) weiß, wo man hin will, damit genug Motivation für ggfs. auftretende „Durststrecken“ vorhanden ist.

    Alles Gute

    Bassmann

  • Komisch. Wir sind uns nicht unähnlich. Ich bin Katzenbesitzerin und der Rest, bis auf die Kinder und der "Ehe"-Mann, ist dann wieder identisch.
    Ich geh jetzt mal von mir aus. Bist Du mit Deinem Leben glücklich? Liebst Du Deinen Mann, Deine Kinder, Deinen Job?
    Hattest Du früher andere Träume und Vorstellungen von Deinem Leben? Dein Job ist doch sicher manchmal schwierig, also demprimierend wenn Du nicht helfen kannst?
    Trägst Du viel Verantwortung, bleibt viel an Dir hängen? Und bist andererseits manchmal unterfordert oder sogar gelangweilt?
    Hast Du einen intakten Freundeskreis?
    Ich stell Dir all die Fragen, weil ich das alles Faktoren in meinem Leben sind, die nicht passen. Vielleicht ist es bei Dir ja ähnlich.

    Alles Gute, Amaretto

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