Ich will es schaffen

  • Ich bin 40 Jahre, Mutter von zwei Jungs und Alkoholikerin

    Das erste mal Alkohol konsumierte ich so mit 17 Jahren. Ab und zu mal an einer Party, im Ausgang oder zu Hause beim Nachtessen mit der Familie. Ich würde sagen ein normaler Konsum.

    Das blieb so bis nach der Geburt meines zweiten Kindes mit 28. Während dieser Schwangerschaft hat mein Mann mich betrogen und völlig im Stich gelassen. Ich war zutiefst verletzt, traurig und wütend. Als mein Sohn dann auf der Welt war, flüchtete ich sehr oft in den Rausch. Ich war auch ständig abends und manchmal die ganze Nacht auf der Piste. Mit Müh und Not habe ich den Alltag mit den Kindern und den Job geschafft. Es kam dann so, dass ich über Jahre täglich abends getrunken habe! Manchmal Bier, mal Prosecco oder Wein. Oftmals auch einfach alles durcheinander.
    Die Beziehung mit meinem Mann lief mehr schlecht als recht. Es gab viel Streit wegen dem Alkohol aber auch wegen unserer schlechten Ehe.
    Ich kam dann irgendwann an den Punkt wo ich schon mittags beim kochen angefangen habe zu trinken und erst wenn ich zu Bett ging wieder aufgehört habe. Das ging bestimmt 5 Jahre so, bis ich es geschafft habe „wenigsten“ dann nicht zu trinken, wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss. Das heisst aber, ich trank immer noch ca. 5! Tage die Woche. Von der Menge her 1/2 bis ein Flasche Prosecco oder Wein oder mehrere Büchsen Bier.

    Nach einer Trennung und Ehetherapie haben mein Mann und ich uns wieder zusammen gerauft.
    Ich habe auch meinen Konsum auf Freitag bis Sonntag reduzieren können, mit wenigen Ausnahmen. Was natürlich immer noch zu viel ist, ich weiss….Das schlimmste daran finde ich aber, dass wenn ich das erste Glas intus habe, nicht mehr aufhören kann bis ich echt besoffen bin. Darf gar nicht daran denken wie oft ich auf Geburtstagen, Hochzeiten oder auch einfach an einem Abend mit Freunden total besoffen war und mich auch dem entsprechend aufgeführt habe.

    In den letzten 10 Jahren war ich unzählige Male an diesem Punkt wo ich mich jetzt befinde. Ich habe meinen Konsum zwar reduziert, das reicht aber nicht. Lese seit Jahren in Foren, lese Bücher, schaue Filme zum Thema und weiss genau, dass ich aufhören will und auch muss! Denn das mit dem kontrollierten Trinken kann ich vergessen. Das funktioniert nach einem Totalabsturz für kurze Zeit tip top. Komme aber in Kürze wieder ins alte Muster.

    Der grösste Witz ist, ich achte sonst sehr auf meine Gesundheit und meinen Körper. Ernähre mich gesund, mache viel Sport usw.. Wie dumm ist das denn? Ich könnte mir das alle sparen, bei dem Alk Konsum. Dem ständigen vergiften des Körpers mit dieser Scheiss Droge! Ein Wunder, dass meine Leberwerte normal sind.

    Ich starte hier und heute einen neuen Versuch! Ich will nicht mehr trinken! Ich hoffe, ich kann mich hier mit euch austauschen und mir Tips holen.

    Danke fürs lesen.

    Chloé

  • Hallo Chloé,

    :welcome: und herzlichen Glückwunsch zu deinem Entschluss. Ich gratuliere mir manchmal selbst, dass ich den Entschluss gefasst habe, meine Trinkerei zu ändern bzw. zu beenden.

    Ich bin jetzt 3 Jahre alkoholfrei und fühle mich super. Ich habe bis auf den Alkohol und Nikotin auch schon immer gesund gelebt. Ich muss völlig irre gewesen sein. nixweiss0 Heute alkohol- und auch nikotinfrei. Ich bin 60 Jahre jung und fühl mich max. wie mit 45. :klugsch:

    Also, erzähl oder frage was immer du möchtest. Auf einen guten Austausch.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • HERZLICH WILLKOMMEN, Chloé, hier bei uns im Forum :welcome:

    Und Willkommen im Club:

    Ich habe auch meinen Konsum auf Freitag bis Sonntag reduzieren können, mit wenigen Ausnahmen. Was natürlich immer noch zu viel ist, ich weiss…. Das schlimmste daran finde ich aber, dass wenn ich das erste Glas intus habe, nicht mehr aufhören kann bis ich echt besoffen bin.
    ...
    In den letzten 10 Jahren war ich unzählige Male an diesem Punkt wo ich mich jetzt befinde. ... Denn das mit dem kontrollierten Trinken kann ich vergessen. Das funktioniert nach einem Totalabsturz für kurze Zeit tip top. Komme aber in Kürze wieder ins alte Muster.

    Der grösste Witz ist, ich achte sonst sehr auf meine Gesundheit und meinen Körper.

    Damit ergeht es nicht nur Dir so. Mir erging es ähnlich. Und in meiner Selbsthilfegruppe (SHG) und auch bei den Krankenhausvorstellungen, die ich schon seit ein paar Jahren mache, höre ich auch sehr oft Ähnliches.

    Ich bin Ü50, männlich, Alkoholiker und seit fast 9 Jahren trocken. Meine "Trockenlegung" erfolgte auch nicht gleich beim ersten Anlauf. Ich hatte, nach einer Langzeittherapie, eine Trockenphase von fast 2 Jahren, dann aber einen heftigen, 4 Jahre dauernden Rückfall. In dieser Zeit habe ich mehrmals versucht, aus der Suchtspirale auszusteigen. Erst bei meiner (hoffentlich) letzten Entgiftung hat es irgendwie bei mir wirklich "Klick" gemacht. Tja, und nu bin ich schon ein paar Jahre trocken.
    Und komischer Weise fiel mir dieser letzte Ausstiegsversuch leicht - obwohl er nicht unbedingt leicht war. Wenn Du verstehst, was ich meine ...

    Raten kann ich Dir nur, Dich an eine Suchtberatungsstelle zu wenden (Beratungen sind kostenlos und ANONYM) und Dich mal über Unterstützungsmöglichkeiten - wie Entgiftungsmöglichkeiten, Standort und Zeiten von verschiedenen SHG etc - beraten zu lassen. Und auch der Besuch einer SHG kann für Dich sehr hilfreich sein - unabhängig davon, ob Du nun eine Entgiftung/Therapie machen musst/möchtest. Denn dort sind Leute, die WISSEN, was Du für Probleme, Fragen, Ängste, Sorgen Du hast. Weil sie das alles schon mehr oder weniger lange hinter sich haben oder mittendrin im Ausstieg sind.

    Helfen kann Dir u.a. auch unsere Linksammlung - hier findest Du viele weiterführende Links, z.Bsp. um Suchtberatungsstellen und ambulante Therapie-Einrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu finden.

    Und wenn Du Fragen hast - immer raus damit. Hier im Forum findest Du die wahren Experten - Betroffene, die den Ausstieg in Angriff genommen haben bzw. ihn bisher geschafft haben; aber auch Betroffene, die noch vor einer Entscheidung stehen; und Angehörige, die Dir auch von "der anderen Seite" erzählen können.

    Das, was wir hier schreiben, ist nicht als Dogma oder die ultimative Wahrheit zu verstehen (auch wenn es vielleicht ab und an mal so rüberkommen mag ;) ). Es sind unsere Erfahrungen.

    Meine Erfahrung ist u.a.: Sich wie Baron Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen funktioniert NICHT. Wenn man aber externe Hilfe (dieses Forum, SHG, Suchtberatung, Therapeuten etc) annimmt, schon!

    In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg und uns allen einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Cloe,

    es ist dieses „Klickmachen“, von dem Greenfox schreibt, was letztendlich wirklich zählt.

    Auch ich habe viele Jahre lang „eigentlich“ nicht mehr trinken wollen, tat es dann aber doch. Denn immer dann, wenn ich den Alkohol reduzierte oder ganz wegließ, sorgten die Entzugserscheinungen ziemlich schnell dafür, dass ich meinen Entschluss umschmiss.

    Erst als ich eine Ahnung davon bekam, was ich gewinne, wenn ich mich vom Alkohol unabhängig mache, es also anging, die unvermeidbare Durststrecke des Entzugs durchzustehen, war es dann gar nicht so schwer, wie ich erwartet hatte.

    Ein Tipp: Lies die Berichte erfolgreich ausgestiegener Alkoholiker. So etwas motiviert.

    Alles Gute
    Bassmann

  • Hallo Chloe',

    ich bin auch neu hier und wir sind etwa gleichaltrig. Sehr interessant für mich, von Dir und Deinem Alkoholalltag zu lesen! Warum kannst Du nach dem einen Glas nicht mehr aufhören? Na klar - das ist die Sucht. Sicher! Aber ich bin auch süchtig. Ich kann aufhören. Nach einem Schluck, nach einem Glas oder nach zwei Gläsern, wie es gerade sein soll/muß. Was ich wissen will: was ist das für ein Gefühl? Warum musst Du dann weitertrinken? Warum kannst Du nicht einfach ins Bett gehen oder Wasser trinken oder Schokopudding essen? Was macht dieses Nicht-aufhören-können?

    Liebe Grüße Linda

  • Guten Morgen Chloé,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum. Schön das Du hergefunden hast.

    Ich bin männlich, Mitte 40, Alkoholiker und ein paar Jahre trocken.

    Du hast ja schon ein paar Rückmeldungen bekommen und ich möchte mich meinen Vorschreibern anschließen.

    Aber Dir auch gleich eine Frage stellen:

    Zitat

    In den letzten 10 Jahren war ich unzählige Male an diesem Punkt wo ich mich jetzt befinde.

    Was willst oder wirst Du dieses mal anders machen? Wie willst Du es dieses mal schaffen? Hast Du bereits einen Plan im Kopf, ich meine außer nur nichts mehr zu trinken?

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier und wenn Du Fragen hast, dann raus damit.

    LG
    gerchla

  • Guten Morgen an alle

    Ich danke euch für die interessanten, informativen und vor allem herzlichen Antworten!

    Betty
    Ich gratuliere dir zu 3 Jahren! Wow, da kannst ja echt stolz sein! Bin froh, dass ich nie geraucht habe, da muss ich mich wenigstens nicht auch noch damit beschäftigen. Dass du so fit bist glaub ich dir sofort! Immer wenn ich ein paar Tage nichts getrunken habe, könnte ich Bäume ausreissen, schon nur weil ich herrlich schlafe ohne Alk.

    Greenfox
    Danke für die wertvollen Infos und Tipps! Und natürlich Gratulation zu 9! Jahren!
    Wir haben hier in der nähe eine Suchtberatung und ich habe mir fest vorgenommen da hin zu gehen. Denn ich weiss Forum allein, obwohl ich jetzt zum ersten mal selber schreibe, reicht nicht. Ein wenig Hemmungen habe ich in eine SHG zu gehen. Bin eh von Natur aus sehr scheu. Auch da hatte ich oft das Gefühl Alk "hilft" mir lockerer zu werden.

    Bassmann
    Darf ich fragen, hast du in einer Klinik entzogen und was für Entzugserscheinungen hattest du? Ich wage zu behaupten, dass ich keine Entzugserscheinungen habe. Gut natürlich die Lust auf ein Glas oder anders gesagt Saufdruck. Geht das auch unter Entzugserscheinungen?

    Linda
    Muss nachher noch deine Geschichte lesen. Klingt als hättest du null Probleme mit Alkohol?
    Im Moment kann ich ganz easy die ganze Woche von Montag bis Freitag so gegen 16 Uhr auf Alkohol verzichten. Dann kommt langsam das Verlangen nach der Belohnung für die strenge Woche oder einfach das darauf anstossen, dass jetzt Wochenende ist. Wenn nicht ich die Initiative ergreife für das erste Glas, dann bestimmt mein Mann. Jetzt zu deiner Frage Linda, ich weiss es nicht! Nach dem ersten Glas kommt so ein Glücksgefühl und eine Gleichgültigkeit auf. So nach dem Motto alles ist super und toll. Mein Job stresst mich im Moment extrem. Bin sehr unglücklich und unzufrieden. Es wird mein nächstes Projekt sein, mir etwas neues zu suchen. Habe mir auch schon überlegt einfach zu kündigen, mal schauen... Ich kann dir nicht sagen was dieses nicht aufhören können genau ausmacht. Ich glaube es ist einfach diese Euphorie und das vermeintlich tolle Gefühl während dem Trinken. Ich bin mir auch voll und ganz bewusst, dass ich schlecht schlafen werde und mich am nächsten Tag miserabel fühle. Ist mir aber in dem Moment egal, unglaublich!

    Ich habe nun noch eine Frage an euch. Wie seit ihr mit dem Umfeld umgegangen? Was erzähle ich, warum ich nichts trinke. Alle die mich gut kennen wissen dass ich gerne etwas trinke. Gut ich bin fast immer mit dem Auto unterwegs und trinke dann max. ein Glas. Aber gar nichts, da werden Fragen kommen.Mich beschäftigt auch, dass mein Mann schon öfters betont hat, dass er Mühe hätte wenn ich gar nichts mehr trinken würde, da er es sehr geniest mit mir einen guten Wein zu "geniessen".
    Schon komisch, wenn einer aufhört zu rauchen sind alle stolz auf ihn und gratulieren. Wenn einer aufhört zu trinken sind alle fassungslos und können es nicht verstehen, ausser natürlich wir hier im Forum. Drogenabhängige und damit meine Kokain, Heroin usw. werden bemitleidet, gehegt und gepflegt. Der Alkoholabhängige aber wird sofort verurteilt, so nach dem Motto, wie kann man sich nur so gehen lassen und so viel trinken...

    Bei uns schneit es! Werde aber trotzdem eine runde laufen gehen. Ich wünsche euch einen schönen Tag.

    Liebe Grüsse
    Chloé

  • Hallo Gerchla
    Danke für deine Antwort. Mein Plan ist erstmal hier im Forum aktiv mit zu schreibe und ich habe mir vorgenommen in eine Suchtberatung zu gehen. Muss noch ein wenig Mut sammeln. Braucht schon Überwindung sich einem Fremden gegenüber zu stellen und das Problem zu schildern finde ich.

    Lieb Grüsse
    Chloé

  • Ein wenig Hemmungen habe ich in eine SHG zu gehen. Bin eh von Natur aus sehr scheu. Auch da hatte ich oft das Gefühl Alk "hilft" mir lockerer zu werden.

    Kann ich nachvollziehen. Bei meinem ersten Besuch in einer SHG war mir auch etwas blümerant. Und heute sehe ich manchmal Leute auch mehrmals an dem Kiezladen, wo wir uns treffen, mehrmals betont unauffällig vorbeischlendern - bevor der-/diejenige sich dann doch einen Ruck gibt und reinkommt. Wir haben übrigens noch niemanden gebissen ;)

    Du siehst, auch das ist uns nicht fremd.

    ich habe mir vorgenommen in eine Suchtberatung zu gehen. Muss noch ein wenig Mut sammeln. Braucht schon Überwindung sich einem Fremden gegenüber zu stellen und das Problem zu schildern finde ich.

    Und auch das kenne ich/kennen wir. Aber meine Erfahrung (und auch die etlicher Gruppenfreunde) ist die, dass - wenn man sich wirklich darauf einlassen, Hilfe bekommen will - nur der Anfang Überwindung kostet. Und dann ist es wie bei einer guten Erdölquelle wie man sie aus Fernsehfilmen kennt: es sprudelt nur so. Und erleichtert.

    Es gibt aber eine Voraussetzung: man muss ehrlich sein, ehrlich zu sich selbst! Denn dem Suchtberater, Therapeuten, den SHG-Mitgliedern ist es letztlich mehr oder weniger egal, ob Du nun 1 oder 10 Flaschen pro Tag vertilgt hast ...

    Nur ein kleines Beispiel dafür, was ich meine: Es gibt doch manchmal diese Selbsttests (in Zeitschriften oder im I-Net), wo man herausfinden kann, ob man gefährdet, abhängig oder ungefährdet ist.
    Nun, ich habe solche Tests auch mehrfach mitgemacht, einfach so, nur für mich. NIEMAND hat das Ergebnis gesehen bzw. gewusst, dass ich überhaupt solch einen Test gemacht habe. Ging ja auch keine etwas an, dass diese schwachsinnigen Tests mir jedesmal Mal bescheinigten, dass ich bereits abhängig (im besten Fall: stark gefährdet) bin >:(! Und das, obwohl ich meinen WAHREN Konsum dabei mal locker halbiert habe ... Also habe ich sie dann nicht mehr gemacht.

    Wie gesagt: Es kostet Überwindung, den ERSTEN Schritt zu tun. Und den hast Du mit Deiner Anmeldung hier im Forum - dem "Mini-Outing" - getan.
    Du wirst in einiger Zeit sehen: ES LOHNT SICH, DEN WEG WEITERZUGEHEN! Wenn Du ihn gehst ...

    Also: Sammeln, Luft holen, Augen auf - und los und durch!

    Jede große Reise beginnt mit einem ersten Schritt.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Chloé,

    Zitat

    Mein Plan ist erstmal hier im Forum aktiv mit zu schreibe und ich habe mir vorgenommen in eine Suchtberatung zu gehen. Muss noch ein wenig Mut sammeln. Braucht schon Überwindung sich einem Fremden gegenüber zu stellen und das Problem zu schildern finde ich.

    Das finde ich erst mal einen sehr guten Plan. Damit willst Du jetzt etwas tun, was Du die vorher noch nie getan hast. Somit besteht zumindest die Chance, dass es dieses Mal anders ausgeht als die vielen letzten Male. Suchtberatung ist sehr gut, da kannst Du mit Menschen sprechen, die wirklich etwas von dieser Krankheit verstehen und die mit Dir zusammen einen möglichen Weg heraus erarbeiten. Eine reale SHG ist da auch nicht schlecht! Vielleicht wäre das auch noch eine Möglichkeit, eine weitere Möglichkeit für Dich. Selbstverständlich verstehe ich, wahrscheinlich alle hier, dass Du erst mal Bammel hast diesen Schritt zu gehen und mit einem fremden Menschen über Deine Krankheit zu sprechen. Ich glaube fast jeder von uns war mal an diesem Punkt, ich auch.

    Solange ich das abgelehnt habe, mir nicht habe helfen lassen weil ich mich eben nicht überwinden konnte oder weil ich dachte ich schaffe das schon selbst irgendwie, solange ging es bei mir schief. Also wahrscheinlich ähnlich wie bei Dir - unzählige Versuche heimlich mit dem Trinken aufzuhören, ohne das jemand etwas mitbekommt. Es ging IMMER schief.

    Lass Dir helfen, überwinde Dich - Du wirst sehen, es ist unheimlich befreiend. Und Du bist mit dieser Krankheit wahrlich nicht alleine. Schau uns hier an, blick Dich mal in Deinem Umfeld um, von der Dunkelziffer will ich gar nicht mal sprechen.

    Zitat

    Ich habe nun noch eine Frage an euch. Wie seit ihr mit dem Umfeld umgegangen? Was erzähle ich, warum ich nichts trinke.

    Das ist ein Klassiker. Auch wieder so ein Punkt vor dem wir fast alle standen. Ich habe ja schon geschrieben, dass ich viele Male versucht habe heimlich aufzuhören. Ich habe heimlich getrunken, also kann ich auch heimlich aufhören und keiner erfährt, dass ich ein Problem hatte - so dachte ich. Da hatte ich allerdings diese Krankheit komplett unterschätzt. Ich bin ja suchtkrank und die Alkoholsucht ist wie alle anderen Süchte auch einfach gnadenlos. Keine Chance da einfach so raus zu kommen.

    Deshalb habe ich auch hier meine Strategie geändert. Bei meinem letzten Austiegsversuch, der ja jetzt schon einige Jahre her ist und bisher erfolgreich war, wusste ich, dass ich mich outen muss. Ich habe deshalb unmittelbar nachdem ich aufgehört hatte mein näheres Umfeld informiert. Also meine Frau und Kinder, meine Eltern, meine Geschwister und auch meine engsten Freunde. Das war, wie Du Dir denken kannst, echt sehr schwer. Sich selbst eingestehen dass man Alkoholiker ist, ist ja schon mal nicht so einfach - es aber dann auch anderen gegenüber zu tun nochmal ne ganz andere Hausnummer. Ich kam mir ziemlich schäbig vor, wie ein ganz großer Verlierer. War ich doch vorher immer der tolle Papa, der erfolgreiche Sohn usw. usf. Und jetzt musste ich die Hosen runter lassen und zugeben, dass alles nur Fassade war und ich ein psychisch kranker Süchtiger bin..... hart, echt hart. Damit verbunden habe ich auch gleich alle meine Lügengebilde, die sich um Laufe meiner Saufkarriere so aufgebaut haben, gestanden. Da waren Lebensversicherungen, die es nicht mehr gab, weil ich heimlich aufgelöst (und die Kohle verprasst) hatte, da waren Sparkonten die nicht mehr gab und noch vieles mehr. Auch das kam gleich am Anfang auf den (jetzt dann reinen) Tisch.

    Es war wirklich eine schwere Zeit - denn ich musste reinen Tisch machen und gleichzeitig abstinent bleiben. Bei allem was ich zu hören bekam, berechtigterweise, bin ich im Nachhinein doch manchmal erstaunt wie leicht es mir letztlich eigentlich gefallen ist. Saufdruck hatte ich quasi fast nie, auch nicht in diesen ganz schweren Zeiten. Ich denke das lag daran, dass ich absolut unbedingt weg wollte von dem Zeug. Ich wollte es schaffen und ich wollte mein Leben zurück und das war für mich die Grundvoraussetzung, dass ich es dieses Mal schaffen konnte. Absolute Ehrlichkeit, keine Lügen mehr, nie mehr lügen. Unde es beinhaltete übrigens auch, dass ich dieses Mal sofort in eine SHG gegangen bin, dass ich zum Psychologen gegangen bin und dass ich noch weitere wichtige Dinge gemacht habe und mich anderen Menschen anvertraut habe.

    Ich habe meinem engeren Umfeld durch dieses Outing dann auch keine Geschichten mehr erzählen müssen. Von wegen, ich habe Magenprobleme und trinke deswegen nichts oder ich muss noch Auto fahren oder oder oder. Es war klar, ich bin Alkoholiker und will trocken werden. ABER: da gibt es ja noch das weitere Umfeld, z. B. die Arbeitswelt. Das war eine meiner ersten Fragen, die ich in der SHG gestellt habe. Muss ich meine Kollegen einweihen? Man hat mir damals davon abgeraten, bzw. mir gesagt es wäre abhängig von der Art meiner Arbeit. Hätte ich eine Job wo ständig die Gefahr besteht, dass ich zum Trinken animiert werde, dann ja - habe ich einen Job, wo trinken eigentlich nur in Ausnahmefällen passiert (also z. B. Weihnachtsfeier) dann nein oder nicht unbedingt. So habe ich es dann auch gehalten. Heute wissen alle Kolleginnen/Kollegen, dass ich keinen Alkohol mehr trinke. Mit vielen habe ich später auch mal darüber gesprochen, nicht im Detail, nur so, dass ich ihnen erzählt habe, dass ich mein Leben verändert habe. Die Frage, wieso trinkst Du nichts mehr, wurde mir nie gestellt. Eher die Frage: Wie hast Du soviel abgenommen? Du hast Dich so verändert und bist so positiv geworden, woran liegt das? Da habe ich dann erzählt, dass ich mein Leben umgestellt habe. Ich denke der ein oder andere wird sich seinen Teil denken, aber keiner ist mir jemals negativ gegeüber getreten.

    Auch in der Nachbarschaft (ich habe eine sehr gute wo man auch öfter mal zusammen sitzt) weiß jeder dass ich keinen Alkohol trinke. Keiner weiß aber, dass ich Alkoholiker bin. Ich glaube aber viele denken es sich - es ist aber völlig egal weil sie mich so nehmen wie ich bin und ich sie so wie sie sind. Trotz geselliger Abende sind es keine Trinker (mit solchen würde ich nicht zusammen sein wollen), nehmen aber trotzdem natürlich (ganz normal) mal das ein oder andere Gläßchen zu sich. Das macht mir nichts aus genauso wenig wie es ihnen etwas ausmacht, dass ich keinen Alkohol trinke. Ich muss mich nicht rechtfertigen, es ist einfach alles ganz normal!

    Ich weiß noch genau, dass dieses Thema "was sage ich wenn mir jemand Alkohol anbietet" sehr belastend sein kann. Besonders am Anfang. Tipp: Anfangs Gesellschaften bei denen zu erwarten ist, dass Alkohol getrunken wird meiden = Risikominimierung. Später, wenn die Abstinenz gefestigter ist, eine Strategie entwickeln, wie man mit allzu penetranten "Trink doch ein Gläßchen mit" Typen umgeht. Wahrscheinlich wirst Du feststellen, dass Du gar keine Lust mehr hast Veranstaltungen zu besuchen, wo Alkohol ein wichtige Rolle spielt. Wenn man nüchtern ist bekommt man erst mal mit wieveil Mist die Besoffenen eingentlich labern. Das kann echt nerven.

    LG
    gerchla

  • Deshalb habe ich auch hier meine Strategie geändert. Bei meinem letzten Austiegsversuch, der ja jetzt schon einige Jahre her ist und bisher erfolgreich war, wusste ich, dass ich mich outen muss. Ich habe deshalb unmittelbar nachdem ich aufgehört hatte mein näheres Umfeld informiert. Also meine Frau und Kinder, meine Eltern, meine Geschwister und auch meine engsten Freunde. Das war, wie Du Dir denken kannst, echt sehr schwer. Sich selbst eingestehen dass man Alkoholiker ist, ist ja schon mal nicht so einfach - es aber dann auch anderen gegenüber zu tun nochmal ne ganz andere Hausnummer. Ich kam mir ziemlich schäbig vor, wie ein ganz großer Verlierer. War ich doch vorher immer der tolle Papa, der erfolgreiche Sohn usw. usf. Und jetzt musste ich die Hosen runter lassen und zugeben, dass alles nur Fassade war und ich ein psychisch kranker Süchtiger bin..... hart, echt hart. Damit verbunden habe ich auch gleich alle meine Lügengebilde, die sich um Laufe meiner Saufkarriere so aufgebaut haben, gestanden. Da waren Lebensversicherungen, die es nicht mehr gab, weil ich heimlich aufgelöst (und die Kohle verprasst) hatte, da waren Sparkonten die nicht mehr gab und noch vieles mehr. Auch das kam gleich am Anfang auf den (jetzt dann reinen) Tisch.

    Es war wirklich eine schwere Zeit - denn ich musste reinen Tisch machen und gleichzeitig abstinent bleiben. Bei allem was ich zu hören bekam, berechtigterweise, bin ich im Nachhinein doch manchmal erstaunt wie leicht es mir letztlich eigentlich gefallen ist. Saufdruck hatte ich quasi fast nie, auch nicht in diesen ganz schweren Zeiten. Ich denke das lag daran, dass ich absolut unbedingt weg wollte von dem Zeug. Ich wollte es schaffen und ich wollte mein Leben zurück und das war für mich die Grundvoraussetzung, dass ich es dieses Mal schaffen konnte. Absolute Ehrlichkeit, keine Lügen mehr, nie mehr lügen. Unde es beinhaltete übrigens auch, dass ich dieses Mal sofort in eine SHG gegangen bin, dass ich zum Psychologen gegangen bin und dass ich noch weitere wichtige Dinge gemacht habe und mich anderen Menschen anvertraut habe.

    Ich habe meinem engeren Umfeld durch dieses Outing dann auch keine Geschichten mehr erzählen müssen. Von wegen, ich habe Magenprobleme und trinke deswegen nichts oder ich muss noch Auto fahren oder oder oder. Es war klar, ich bin Alkoholiker und will trocken werden. ABER: da gibt es ja noch das weitere Umfeld, z. B. die Arbeitswelt. Das war eine meiner ersten Fragen, die ich in der SHG gestellt habe. Muss ich meine Kollegen einweihen? Man hat mir damals davon abgeraten, bzw. mir gesagt es wäre abhängig von der Art meiner Arbeit. Hätte ich eine Job wo ständig die Gefahr besteht, dass ich zum Trinken animiert werde, dann ja - habe ich einen Job, wo trinken eigentlich nur in Ausnahmefällen passiert (also z. B. Weihnachtsfeier) dann nein oder nicht unbedingt. So habe ich es dann auch gehalten. Heute wissen alle Kolleginnen/Kollegen, dass ich keinen Alkohol mehr trinke. Mit vielen habe ich später auch mal darüber gesprochen, nicht im Detail, nur so, dass ich ihnen erzählt habe, dass ich mein Leben verändert habe. Die Frage, wieso trinkst Du nichts mehr, wurde mir nie gestellt. Eher die Frage: Wie hast Du soviel abgenommen? Du hast Dich so verändert und bist so positiv geworden, woran liegt das? Da habe ich dann erzählt, dass ich mein Leben umgestellt habe. Ich denke der ein oder andere wird sich seinen Teil denken, aber keiner ist mir jemals negativ gegeüber getreten.

    Auch in der Nachbarschaft (ich habe eine sehr gute wo man auch öfter mal zusammen sitzt) weiß jeder dass ich keinen Alkohol trinke. Keiner weiß aber, dass ich Alkoholiker bin. Ich glaube aber viele denken es sich - es ist aber völlig egal weil sie mich so nehmen wie ich bin und ich sie so wie sie sind. Trotz geselliger Abende sind es keine Trinker (mit solchen würde ich nicht zusammen sein wollen), nehmen aber trotzdem natürlich (ganz normal) mal das ein oder andere Gläßchen zu sich. Das macht mir nichts aus genauso wenig wie es ihnen etwas ausmacht, dass ich keinen Alkohol trinke. Ich muss mich nicht rechtfertigen, es ist einfach alles ganz normal!

    Ich weiß noch genau, dass dieses Thema "was sage ich wenn mir jemand Alkohol anbietet" sehr belastend sein kann. Besonders am Anfang. Tipp: Anfangs Gesellschaften bei denen zu erwarten ist, dass Alkohol getrunken wird meiden = Risikominimierung. Später, wenn die Abstinenz gefestigter ist, eine Strategie entwickeln, wie man mit allzu penetranten "Trink doch ein Gläßchen mit" Typen umgeht. Wahrscheinlich wirst Du feststellen, dass Du gar keine Lust mehr hast Veranstaltungen zu besuchen, wo Alkohol ein wichtige Rolle spielt. Wenn man nüchtern ist bekommt man erst mal mit wieveil Mist die Besoffenen eingentlich labern. Das kann echt nerven.

    Hallo!

    Das hat garchia prima auf den Punkt gebracht. So ähnlich bin ich auch verfahren. Den wahren Grund meiner Abstinenz erfuhren ausschließlich Leute meines engsten Umfelds, denen ich auch von anderen Erkrankungen berichten würde. Der Kreis ist sehr überschaubar, halt die wahren Vertrauenspersonen. Meine Nachbarn, Arbeitskollegen und ggf. Vorgesetzte gehören nicht dazu. Was die von meiner Abstinenz halten oder mich als trockenen Alki sehen, interessiert mich nicht.

    Ich weiß, aus meiner ambulanten Therapie und R-SHG, dass andere Herrschaften einen wesentlich größeren Kreis incl. Arbeitgeber informiert haben. Aber das ist deren Entscheidung. Wem ich von meinen Krankheiten erzähle, entscheide immer noch ich; so sieht das auch mein ehemaliger Therapeut.

    Bei Leuten, die vom Arbeitgeber auf den Alkoholabusus angesprochen wurde oder ggf, eine Therapie auferlegt wurde, ist das natürlich anders zu beurteilen, da sie zeigen sollten, dass sie wieder den Anforderungen des Jobs gewachsen sind.

    Auch die Ausführungen zur Risikominimierung unterstreiche ich ausdrücklich. Veranstaltungen, in denen der Alkoholkonsum im Vordergrund steht, besuche ich ebenfalls nicht.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Cloe,

    zu deinen Fragen: Bevor ich endgültig ausstieg, brachte mich der Saufdruck als psychische Entzugserscheinung stets dazu, mein Vorhaben stets relativ schnell zu beenden.

    Ich kann also rückblickend feststellen, dass es die psychische Seite der Sucht war, die mir zu schaffen machte. Da sich außer Schwitzen und leichtem Zittern keine größeren Entzugserscheinungen zeigten, machte ich den Entzug -blauäugig wie ich war- zuhause und ohne ärztliche Aufsicht.

    Gruß
    Bassmann

  • Liebe Chloe',

    wie wird Dein Wochenende aussehen? Was machst Du am Freitag gegen 16 Uhr? Hast Du einen Plan? Oder belässt Du bis zur Suchtberatung alles wie es ist?

    Deine Situation ist viel schwieriger als meine und ich denke viel darüber nach! Ich bin bei Dir, auch wenn ich Dich nur aus diesen wenigen Zeilen kenne! Halt durch und geh Deinen Weg!

    Alles Gute
    Linda

  • Zu Deiner Frage, wie wir/ich mit meinem Umfeld umgehen, wie und was ich sage, warum ich nicht (mehr) trinke:

    Gerchla hat Recht: wem ich von meiner Krankheit erzähle und wem nicht, liegt ganz bei mir.
    Aber ich gehe damit sehr offensiv um - alleine schon, um mich selbst zu schützen.

    Natürlich habe ich es meiner Familie und meinen Freunden erzählt. Dachte, sie haben es ja vielleicht nicht so mitbekommen. Pustekuchen! Hauptsächlich meine Familie wusste es. Vermutlich teilweise schon länger wie ich. Auch meine Kinder haben mehr mitbekommen, als mir lieb war.
    Bei den Freunden gab es einige, die überrascht waren. Aber das kam daher, dass ich mich bei Treffen und Feiern meist zusammengerissen und zurückgehalten habe - aber nur, um dann zu Hause alles schleunigst (mittels Druckbetankung) nachzuholen. Sie haben mich also dann nicht mehr erleben dürfen.
    Ich habe bei der Gelegenheit dann auch alle darauf hingewiesen, dass es kein böser Wille oder gegen irgendjemanden gerichtet ist, wenn ich Feiern entweder überhaupt nicht besuche oder aber mittendrin ohne Verabschiedung gehe. Dann ist es mir einfach nur zu viel. Anfangs blieb ich auf Feiern, die ich dann doch besucht habe, teilweise nur bis zu einer Stunde. Mittlerweile können es durchaus 6-7 Stunden oder mehr sein.

    Auf Arbeit habe ich die Karten offen auf den Tisch gelegt. Ich muss dazu sagen, ich bin seit 34 Jahren Polizeibeamter und damals war ich noch größtenteils auf der Straße. Und da musss sich ein Kollege auf den anderen verlassen können. Ich habe zuerst meinen Vorgesetzten und anschließend ALLEN gesagt, dass ich Alkoholiker bin, für ein paar Monate auf Langzeittherapie gehe - und anschließend nicht mehr an gemeinsamen (Freizeit-)Aktivitäten wie Feierabendbier, Gruppenfahrten, -ausflüge etc mehr teilnehmen werde - da dies nach meinen Erfahrungen nur Besäufnisse mit Alibi waren (nicht alle Kollegen, aber ausser mir noch Einige). Und das muss ich mir nicht mehr antun. Auch kann ich an den Tagen, an denen ich meine SHG besuche, dienstzeitmäßig so gestalten, dass ich die Gruppen auch wirklich besuchen kann. Wenn natürlich der Mond brennt, geht's ausnahmsweise eben mal nicht. Abgesehen davon war und bin ich in einer Truppe, mit der ich äußerst gut klar kam. Hat und kann auch nicht jeder nixweiss0

    Zitat

    Ich weiß noch genau, dass dieses Thema "was sage ich wenn mir jemand Alkohol anbietet" sehr belastend sein kann. Besonders am Anfang. Tipp: Anfangs Gesellschaften bei denen zu erwarten ist, dass Alkohol getrunken wird meiden = Risikominimierung. Später, wenn die Abstinenz gefestigter ist, eine Strategie entwickeln, wie man mit allzu penetranten "Trink doch ein Gläßchen mit" Typen umgeht. Wahrscheinlich wirst Du feststellen, dass Du gar keine Lust mehr hast Veranstaltungen zu besuchen, wo Alkohol ein wichtige Rolle spielt.

    Wenn ich bei irgendeiner Gelegenheit mal Alkohol angeboten bekomme, lehne ich ihn einfach ab. Und wenn gefragt wird, warum, sage ich zunächst nur, dass ich ihn eben nicht trinke. Wenn dann aber solche Sprüche kommen wie: "Na, komm - ein kleines Gläschen zum anstoßen! Wird schon nicht schaden." und andere bekannte Labereien, und mein NEIN nicht akzeptiert wird - dann sage ich: "Danke, aber ich bin Alkoholiker, trocken - und trocken will ich auch bleiben!".
    Dann ist Ruhe im Karton und ich muss mir nicht irgendwelche Geschichten ausdenken wie Auto fahren, Medikamente nehmen, Allergie oder ähnlichen Quatsch.
    Oft haben sich dann daraus auch ganz interessante Gespräche ergeben. Meistens kannte derjenige dann jemanden, der wohl ein ähnliches "Problem" habe und ob ich den irgenwelche Ratschläge oder Tipps hätte. Holzauge - sei wachsam. Möchte nicht wissen wie oft dieser "Jemand" die Person selbst war. Soll mir aber egal sein ;)

    Zitat

    Wenn man nüchtern ist bekommt man erst mal mit wieveil Mist die Besoffenen eingentlich labern. Das kann echt nerven.

    Das Schlimme ist ja, dass ich früher solche Labereien selbst als "tiefschürfend" angesehen habe schwitz. ;(

    Also, wie Du siehst, gehe ich damit sehr offensiv und ehrlich um. Und bin in all den Jahren damit sehr gut gefahren. Negative Erfahrungen habe ich damit keine gemacht.
    Aber letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was er wie macht.
    Insbesondere bei Arbeitgeber und Kollegen kann man keine generelle Empfehlung geben - mal "Ja" zu Outing, mal "Nein", sehr individuelle Einzelfallentscheidung ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo zusammen und danke für eure Antworten

    Betreffend Umfeld weiss ich eines ganz genau. Ich werde niemals meine Arbeitskollegen informieren. In all den Jahren war ich nicht einmal mit Alkohol intus am Arbeitsplatz. Wenn ich in meinem Job Fehler machen würde, könnte das für Patienten verheerende Folgen haben.Daher ist es mir nie schwer gefallen da nüchtern zu sein.
    Am Freitag gehe ich mit meiner besten Freundin essen. Ihr werde ich es erzählen. Wir kennen uns seit 30 Jahren und ich bin gespannt was sie dazu meint. Ansonsten lass ich es auf mich zu kommen. Bin mir echt nicht sicher ob ich es meinen Eltern erzähle, obwohl wir ein sehr enges und gutes Verhältnis haben. Dazu muss ich noch sagen, ich finde den Alkoholkonsum von meinem Vater ebenfalls sehr bedenklich, besonders seit er pensioniert ist.

    Ich möchte noch etwas zum kontrollierten Trinken schreiben. Ich habe mir das Buch von Allen Carr, Endlich ohne Alkohol!, angehört. Und ich stimme ihm zu, dass man beim KT einen ewigen Kampf hat. Das hört nie auf. Für mich wäre das zu anstrengend. Ich habe vor ein paar Jahren aufgehört Fleisch zu essen. Zuerst war es mein Vorsatz zu reduzieren, so nach dem Motto, zurück zum Sonntagsbraten, also ein mal pro Woche. Ich fand das aber sehr schwierig. Ständig hatte ich Lust auf Fleisch und ass darum natürlich mehr als ein mal pro Woche. Als ich ganz damit aufgehört habe, war die Lust noch eine Zeit da. Es wurde aber innerhalb kurzer Zeit normal kein Fleisch zu essen und heute könnte ich es mir nicht mehr vorstellen. Nur noch nebenbei, ihr könnt euch nicht vorstellen zu was für Diskussionen das ständig führt...
    Aus diesem Grund, liebe Linda, finde ich nicht, dass meine Situation schwieriger ist als deine. Klar ich stehe absolut am Anfang. Mein Weg ist noch weit. Aber ich bin sicher, ich werden ans Ziel kommen! Dein Weg hört ja irgendwie nie auf, oder?
    Nochmal zum Buch. Ich weiss nicht ob es jemand von euch gelesen hat. Er spricht ja immer davon, dass Alkohol nichts andres ist als ein Gift, stimmt ja auch. Dieser Gedanke hilft mir als Gesundheitsfreak natürlich sehr. Auch sonst fand ich das Buch gut.

    Muss los, liebe Grüsse
    Chloé

  • Eine Vegetarierin! Freu, du musst uns schon "erhalten bleiben".

    Was war deine Motivation? Für mich die Tierquälerei in Folge der Massentierhaltung. Es ist interessant, wie viele Leute relativieren ("ich kauf eh Biofleisch, früher hab ich viel mehr Fleisch gegegessen"), aber schätzomativ wird immer noch 80 bis 90% Fleisch aus Massentierhaltung (die wenigsten wollen einen fairen Preis für Fleisch bezahlen) konsumiert.

    Die Diskussionen habe ich auch bis oben hin satt. Gerade als Mann wird man noch schiefer angesehen. Weil Fleisch essen mache ja sooo männlich. ::) Es gibt viele, die sagen sie finden es gut, aber auch genug Verstockte ind Unbelehrbare oder die einfach nur provozieren wollen. Diese links liegen lassen ist am besten.

    Also Verzicht auf Fleisch war für mich eine relativ leichte Übung (ausser Fisch, den könnte ich hie und da vermissen), viel leichter als auf Alkohol (fand ich auch nicht sooooo schwer, aber leichter als auf Koffein und Nikotin zu verzichten). ZuckerverzIcht fiel mir auch etwas schwerer. Aber jetzt habe ich so gut die kein Gusto mehr auf Zucker und Fleisch. Wenns was deftigeres sein soll, manchmal Milchpridukte, Tofu, ...

    Ich finds interessant, wie sich der Körper umstellt, mir schmecken Obst, Gemüse, Nüsse (das den Körper im Ggs. zu Zucker und sonstigem Junkfood) gut tut. Ich habe ein gutes Gefühl dabei und mein Gewicht hat sich auch etwas reduziert. Entweder man bekommt eine feinere Nase oder es stimmt wirklich, dass Fleischesser wenig gustelige Ausdünstungen haben (die man vorher nicht wahrgenommen hat).

    Ich habe zwei zum Thema passende Bücher im Bücherthread erwähnt. Das Jonathan Safran Foer "Tiere essen" und das Buch von John Joseph "Meat is for pussies" (der Titel könnte abschrecken, da ist aber in etwa der Begriff Weichei, Warmduscher gemeint, und es ist eher doch sehr direkt, also eher nicht für zarbesaitete...). John Joseph hat u.a. geschrieben, die Welt heutzutage ist, nur wegen dem ähnlich einem Krebsgeschwür wuchernd wachsenden Anzahl der Menschen und seinem gierigen Verhalten, für die Tiere die Hölle auf der Erde. Wie wahr, da stimme ich völlig zu. Da ist etwas völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Ausserdem sind eine ganze Anzahl Extremsportler Vegetarier, oder zb. auch die österreichische Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner. Oder der Arzt/Autor Fred Bisci, seit Jahrzehnten Vegetarier und Rohköstler, der mit 84 Jahren noch täglich 10 Meilen lief/läuft.

    Bin wenig vom Thema abgekommen, aber das wolte ich jetzt dazu schreiben.

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (28. April 2017 um 08:33)

  • Nur ganz kurz, ich muß gleich weg ....

    Ich bin auch Vegetarier. Ovo-Lacto. Schon seit Ewigkeiten. Aus Tierliebe.

    Aber ich rede eigentlich nie darüber, im Gegenteil, ich versuche es in Ess-Gesellschaften geheim zu halten, weil ich diese bekloppten Kommentare so demaßen über habe, dass ich das nicht mehr aushalte.

    Das Neuste, was ich zu hören bekommen habe: "Ich bin ja auch Vegetarier, Sekundärvegetarier, ich esse die Tiere, die vorher nur Gras und so gegessen haben!" Wie lustig!!!!Und wie intelligent!!!! Einfach nur schrecklich.

    Das dazu von mir.

    Schönen Abend
    Linda

  • Oder: Du Vegetarier du, wie kannst du nur meinem Essen das Essen wegessen? Den Spruch find ich aber im Ggs. zu vielen anderen auch ganz lustig. Ich als Nahrungsmittelkonkurrent für 1) die Tiere und 2) (was wohl für die Fleischtiger wichtiger ist, aber sekundär) für die Fleischfresser? :)

  • Guten Morgen Chloé,

    also zur Vegetarier-Diskussion kann ich nichts weiter beitragen - ich bin kein Vegetarier, gehöre aber keinesfalls zu der Fraktion, die sich darüber lustig macht. Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich niveaulos, wie sich teilweise über Vegetarier lustig gemacht wird. Ein paar der "tollen" Sprüche habt Ihr ja schon genannt.... Auch hier geht es meiner Meinung nach mal wieder darum, den anderen zu respektieren. Respekt und Achtung anderen Gegenüber ist leider mittlerweile vielen etwas abhanden gekommen.

    Aber zurück zum Alkohol:

    Zitat

    Am Freitag gehe ich mit meiner besten Freundin essen. Ihr werde ich es erzählen. Wir kennen uns seit 30 Jahren und ich bin gespannt was sie dazu meint.

    Das könnte eine sehr gute Idee sein! Mein bester Freund, mit dem ich aufgewachsen bin und die komplette Schulzeit usw. verbracht habe, hat mir sehr geholfen. Auch er hat meine Sucht nicht mitbekommen - er fiel aus allen Wolken als ich mich geoutet habe. Und hat mich fortan unterstützend begleitet. Ich möchte sagen bis heute. Natürlich ist das Thema Alkohol jetzt nicht mehr so präsent wie am Anfang, wo ich eigentlich fast immer mit ihm darüber gesprochen habe und er mir seine Sicht auf die Dinge geschildert hat. Aber ab und an sprechen wir dann doch noch mal drüber - manchmal auch mit viel Humor, manchmal auch, weil er jemanden kennt der vielleicht ein Problem hat und meine Einschätzung haben will. Neben der professionellen Hilfe kann ein guter Freund oder natürlich auch eine gute Freundin wirklich eine wichtige Säule auf dem Weg in die Trockenheit werden. Bei mir war das so.

    Zitat

    Bin mir echt nicht sicher ob ich es meinen Eltern erzähle, obwohl wir ein sehr enges und gutes Verhältnis haben. Dazu muss ich noch sagen, ich finde den Alkoholkonsum von meinem Vater ebenfalls sehr bedenklich, besonders seit er pensioniert ist.

    Auch da kann ich mal wieder mitreden. Mein Vater hat definitiv auch ein Alkoholproblem, eigentlich schon immer. Nicht ganz schlimm aber definitiv zu viel. Mir war das egal - ich wollte und musste mich outen. Alleine schon deshalb, weil es bei Besuchen bei meinen Eltern immer Alkohol gab und ich immer mitgetrunken habe. Darüber hinaus ist mein Vater ein begnadeter Koch und kocht bei Familientreffen immer groß auf. Und da ist dann kaum eine Soße ohne Alkohol... Da ich bewusst niemals Alkohol zu mir nehme, fallen für mich natürlich Soßen oder auch Kuchen, Torten etc. die mit Alkohol "verfeinert" wurden flach. Übrigens auch Medikamente, Mundwasser ect. Da meine Eltern von meiner Krankheit wissen, muss ich hier jetzt nicht irgendwie rumeiern, warum ich dieses oder jenes nicht esse. Falls Du jetzt denkst, mein Vater würde dann mir zu liebe seine leckeren Soßen ohne Alkohol zubereiten hast Du weit gefehlt. Er macht das trotzdem, ich bekomme dann halt eine Tütensoße. Meine Eltern, speziell mein Vater, hat sich mein Outing zwar angehört, er kann damit aber nicht umgehen. Er ingorniert das Thema so gut er nur kann. Er nimmt keinerlei "Rücksicht" auf mich und meine Krankheit - trinkt ungehemt seine Biere oder Weine und schwadroniert darüber, wie gut ihm das gerade schmeckt, manchmal denke ich er macht das in meiner Gegenwart sogar absichtlich.

    Damit musste ich lernen umzugehen. Anfangs war ich getroffen, fühlte Unverständnis - dachte, dass ich meinen Sohn nach so einem Outing sicherlich anders gegenüber treten würde. Aber mit der Zeit (und andaurnder Trockenheit meinerseits) bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass er machen kann was er will. Er ist mein Vater und ich nehme ihn so wie er ist. Er ist kein böser Mensch, er kann einfach nicht anders. Und ich kann da mittlerweile echt komplett darüber stehen - denn ich sehe was ich erreicht habe für mich und für meine Familie durch meine Abstinenz. Und ich sehe wie gut es mir geht. Und ich sehe auch, wie schlecht es ihm eigentlich geht... Eigentlich müsste er auch etwas machen gegen sein Trinkverhalten. Aber ich weiß, dass ich ihn nicht dazu bringen kann und ehrlich gesagt auch nicht bringen will. Denn das würde zum Zerwürfniss führen. Sein Leben - Seine Entscheidungen. Wenn es mal zuviel ist bei ihm mit der Trinkerei, dann fahre ich einfach wieder...

    Kleiner Exkurs, aber ich denke gerade das Verhältnis von alkoholkranken Kindern zu den Eltern, noch dazu wenn ein oder beide Elternteile auch ein Problem haben, ist meist nicht so einfach. Bei meiner Mutter habe ich manchmal das Gefühl sie glaubt etwas falsch gemacht zu haben und ich wäre deshalb zum Alkoholiker geworden. Aussprechen tut sie das nicht aber in manchen Situationen ist es schon mal so rausgekommen. Leider gehört auch sie zu denjenigen, die darüber lieber schweigen als zu reden. Vielleicht war das sogar das Grundsatzproblem meiner Kindheit und Jugend, das nie über Probleme gesprochen wurde sondern sie immer wegignoriert wurden.... Später habe ich sie dann auch wegignoriert und, da sie mich aber doch belastet haben, zusätzlich noch weggesoffen.

    Alles Gute weiterhin!

    LG
    gerchla

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