Zufriedene Trockenheit – was bedeutet das für mich?


  • Ich nenn es lieber zufriedene Trockenheit als trockene Zufriedenheit.
    In Punkto Trockenheit bin ich zufrieden, aber im weiteren Leben gibt es immer Situationen in denen man unzufrieden ist.

    nixweiss0

    Nix anderes steht doch da?!

    Ich habe mich sehr viel mit meiner Sucht beschäftigt und irgendwann festgestellt, das ich mich eigentlich mit mir beschäftige

    Das ist doch Sinn und Zweck der Übung - um sich selbst so zu akzeptieren, wie man eben ist, muss man sich kennen. Und dann fällt es einem auch leichter, etwas zu ändern.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Jasper,

    ich glaube nicht, dass sich Sucht allein nur mit Disziplin zum Stillstand bringen lässt.
    Auch den Besuch von Selbsthilfegruppen sehe ich nicht als disziplinierte Maßnahme an. Sie ist viel mehr als bloße Disziplin.
    Genauso verhält es sich für mich mit Notfallplan und anderen „Sicherungsseilen“, die vor einem Rückfall bewahren sollen.

    Wenn jemand allein auf Druck von außen etwas gegen seine Sucht unternimmt, dann kann es schon vorkommen, dass er auf dem Weg dahin die richtige Einstellung findet.
    Aber wenn er tatsächlich „nur“ wegen Anderen mit dem Trinken aufgehört hat, dann wird es meiner Erfahrung nach im weiteren Verlauf sehr schwierig.
    Partner, Familie, Beruf etc. können eines Tages wegfallen. Dann fällt der Grund, weswegen er nicht mehr in den Alk flüchtet, weg. Was hindert ihn dann noch daran, den Konsum wieder aufzunehmen?

    Ich weiß schon, was Du meinst, wenn Du über die Zufriedenheit schreibst, die nichts mit der Sucht zu tun hat. Das hat nur – hier im Fall eines Süchtigen – einen Haken: Ohne erst einmal eine zufriedene Abstinenz erreicht zu haben, wird ein zufriedenes Seelenleben jenseits der Sucht schlicht nicht möglich sein.
    Um das eine (Zufriedenheit jenseits der Sucht) erreichen zu können, müssen erst einmal die Steine dahin (nasser Zustand, nasses Denken) aus dem Weg geräumt werden.

    Ich habe jetzt nirgends gelesen, wie Dein Weg dahin war, also ob Du Langzeittherapie, ambulante Therapie u.ä. durchlaufen bist, deswegen schreibe ich das hier mal:
    In den heutigen Therapien lernt man schon von Anfang an, dass ohne die Auf- und Abarbeitung der persönlichen Defizite und Problemfelder kaum ein dauerhaftes, abstinentes Leben möglich sein wird.
    Die Sucht hatte ja immer auch eine Funktion, nämlich genau diese Defizite aushalten und überdecken zu können, oder den Problemen entweder aus dem Weg zu gehen, oder sie (vermeintlich) klein zu saufen.

    Ich bin über Deinen Satz

    Zitat

    „es geht um Defizite, die man hat … die wir halt zufällig mit der Sucht gelöst haben“


    gestolpert.
    Bei mir war das kein Zufall, dass ich süchtig geworden bin.
    Und später war es auch kein Zufall, dass ich auf dem Weg in mein abstinentes Leben auf immer mehr Defizite und Probleme stieß, die es zu beseitigen galt.
    Das war auf diesem Weg eher ein fester Plan und, wie man oft in der Therapiearbeit sagt, „die Baustellen“, die erst einmal abgearbeitet werden müssen.

    Auch Dein

    Zitat

    „wenn man mit sich im Reinen ist braucht man auch über das Trocken sein nicht mehr nachdenken.... mit sich im Reinen sein ist glaube ich noch ein viel komplizierteres Thema“


    sehe ich etwas anders.

    Mit sich ins Reine zu kommen, also Beispielhaft „sich im Spiegel in die Augen schauen zu können“, ist das Eine.
    Das Andere sind bei vielen Betroffenen die Probleme, die das Leben schreibt, und die sie (ohne Hilfe) nicht bewältigen können. Dann folgt der fatale Trugschluss, mit Alkohol wären sie leichter zu ertragen – und dann ggf. die Sucht.
    Da denke ich gerade an ein Gespräch mit einem Gruppenfreund, der sinngemäß zu mir sagte: „Ich komme einfach nicht mir ins Reine, wenn ich daran denke, was ich meinen Kindern in meiner nassen Zeit angetan habe.“
    Der Freund ist jetzt schon viele Jahre trocken.

    Heute morgen las ich den Beitrag von Wolfsfrau in einem anderen Thread.

    Zitat

    Wir sind nicht verantwortlich dafür, diese Krankheit zu haben.
    Aber wir sind verantwortlich dafür, uns um Heilung zu bemühen, wenn wir uns selbst lieben.


    Dass wir diese Krankheit, und eine solche ist nun mal die Sucht, in uns tragen, meiner Meinung nach trotz allen neueren Selbstremissions-Gedanken sogar ein Leben lang, dafür können wir zunächst einmal gar nichts. Das kann jeden treffen.
    Auch irgendwie logisch, dass man in dieser Zeit der Sucht jede Menge Mist gebaut hat.
    Aber danach, also jetzt im abstinenten Leben kann, werde und will ich all diesen Mist wegräumen, im besten Fall sogar in wertvollen Kompost verwandeln.

    Das ist dann der fruchtbare Kompost, auf dem mein heutiges Leben fußt, und auf den meine Familie, meine Freunde und alle, die ich liebe, felsenfest bauen können.
    Ich weiß, dass es nicht jeder so sehen kann, schon gar nicht Menschen, die nicht von der Sucht betroffen sind. Aber ich als Betroffener weiß, was für eine grandiose Leistung dabei erbracht wird. Da sag ich dann zu meinem Gruppenfreund: „Schau dich an! Du hast dieser wahnsinnigen, unglaublichen Macht, der Sucht, den Rücken zugekehrt und hast sie hinter dir gelassen. Da willst du jetzt nicht mit dir im Reinen sein? Zeig mir die „Millionen“ Betroffene, die das fertig gebracht haben.“

  • Hallo Dietmar
    Ich würde alles was du geschrieben hast sofort unterzeichnen... ich schreibe manchmal einfach drauf los, bitte nicht alles so ernst nehmen, muß auch nicht alles stimmen.... und es ist ja nur meine Wahrheit, wie ich meine Sucht er- bzw durchlebe. Ich bin halt an einem Punkt angekommen (mit Hilfe der Sucht und daraus entstehende Selbsterkenntnis) das meine mir auferlegte Selbstdisziplin sich etwas auflöst und daher nicht mehr notwendig erscheint. wenn man so zusagen die Probleme nicht mehr hat (die man versucht hat mit Alkohol zu lösen) braucht man auch keine Lösung mehr. (ich weiß, das kann auch ein Trugschluss sein, doch ich bin mir meiner Abstinenz sehr sicher, weshalb ich auch über sowas nachdenken kann und darf)

    ich habe meinen Kindern auch sehr viel angetan und es tut mir auch unendlich leid... aber ich wusste es früher nicht besser oder konnte nicht anders reagieren (ich war ja auch meistens betrunken) die Kinder haben mir verziehen... und ich habe mir verziehen, denn ich konnte auch nichts dafür was der Alkohol bzw ich aus mir gemacht haben. inzwischen bin ich der glücklichste Vater von Allen hi, hi
    Lieben Gruß
    Jasper

  • Ich bin halt an einem Punkt angekommen ... das meine mir auferlegte Selbstdisziplin sich etwas auflöst und daher nicht mehr notwendig erscheint.

    Ich hätte es beschrieben mit "Selbstdisziplin hat sich in Selbstverständlichkeit gewandelt".

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  • so kann man das auch ausdrücken...
    aber eine selbstverständliche Disziplin bleibt trotzdem eine Art von Disziplin (echt schwer zu beschreiben) Es ist eine Art Überverstännis wo Sucht einfach keine Rolle mehr spielt (die ich aber brauchte um dahin zu kommen)
    jetzt bin ich selbst durchwirrt....heute hör ich erst mal auf zu schreiben
    Lieben Gruß
    Jasper

  • Als ich hier aufschlug, bereitete mir die Vorstellung, gänzlich auf Alkohol verzichten zu müssen, Angst, etwas zu verlieren, was ich als schön, angenehm oder wertvoll empfunden hatte.
    Und unsere Gesellschaft lebt ja gewissermaßen vor, dass Alkohol einfach zum Leben dazu gehöre.

    Ich denke, wer grundsätzlich im Kopf hat, auf etwas verzichten zu MÜSSEN, wird Schwierigkeiten haben oder bekommen, seine Abstinenz aufrecht erhalten zu können.

    Irgendwann schlägt bei so jemandem das Belohnungszentrum im Gehirn, das die abkürzende Wirkung von Alkohol ein für alle Mal gelernt hat, zu und er/ sie wird rückfällig.

    Das Geheimnis erfolgreicher Abstinenz dürfte demnach darin liegen, den Gedanken auf etwas Verzichten zu MÜSSEN gar nicht aufkommen zu lassen, sondern sich ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was das Leben eigentlich interessant und lebenswert macht, was tatsächlich zufrieden macht. - Und DAS dann in der Realität umzusetzen.

    Wenn ich inzwischen an Alkohol denke, betrachte ich ihn als das, was es eigentlich ist: Ein Nerven- und Zellgift, das, wie ich erst im Laufe meiner Abstinenz feststellen durfte, mehr Schaden in meinem Körper und meiner Psyche angerichtet hatte, als ich geahnt hatte.

    Ich denke daran, wie es tatsächlich war, wenn ich Alkohol konsumiert habe, was er mir wirklich gegeben und was er mir genommen hat, und wie ICH darüber die Kontrolle verloren habe.

    Mitunter beobachte ich Menschen, die Alkohol konsumieren, bemerke mit Missfallen, wie sich ihr Verhalten und ihre Sprache verändert, wie unangenehm, laut, unkontrolliert sie teilweise werden, und denke daran, dass das bei mir vermutlich nicht viel anders war. Und ich denke daran, dass ich gar nicht so sein WILL.

    Mitunter sehe Menschen an der Supermarktkasse ihren Alkohol und die dazugehörigen „Alibikäufe“ aufs Band legen, manchmal sind ihre Gesichter bereits vom Alkoholmissbrauch gezeichnet, manchmal wirken sie nervös. Und dann denke ich daran, dass es kein Verlust ist, keinen Alkohol mehr zu konsumieren.

    Ich habe schon eine Weile nicht mehr im Kopf, ich müsste auf etwas Schönes verzichten, weil ich keinen Alkohol mehr trinke, im Gegenteil fühle ich mich eher frei von einer Art Gehirnwäsche, denn ohne Alkohol führe ich nun das Leben, was mich tatsächlich zufrieden macht. - Und ich wache täglich ohne Kater oder sonstige Nebenwirkungen auf. ;)

    DAS ist für mich zufriedene Abstinenz.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Also ich glaube da könnte man noch so viel darüber schreiben.
    Aber vieles ist hier schon geschrieben worden
    Disziplin gehört meiner Meinung mit dazu, weil ohne wäre es ein leichtes wieder mit dem Alkohol anzufangen, wenn irgendwelche Problemchen auftreten.
    Denn unser Gehirn ist auf vergessen programmiert.
    z. B. Der Tod, eines nahen Angehörigen verursacht fast immer Trauer, aber jeder geht damit anders um.
    Manche Heulen, um das zu bewältigen, und andere greifen zur Flasche.
    Beides ist aber wiederum nur ein vorübergehender Zustand, den man meiner Meinung mit einem gewissen Grad an Disziplin in den Griff bekommt.
    Wenn hier nicht direkt gegengesteuert wird, ist man schnell da, wo man nicht hin möchte.

    Das gilt auch für eine Selbsthilfegruppe.
    Ob nun real oder wie hier.es wird unser Gehirn stimuliert und mit der Situation konfrontiert.
    Und meiner Meinung ein Schutz aufgebaut, um sich nicht in bestimmten Situationen direkt wieder gehen zu lassen.

    Wie die Zusammenhänge nun im Einzelnen zusammenhängen möchte ich gar nicht wissen, denn so wie es ist ,bin ich zufrieden.

    Ich für mich beschreibe diesen Zustand immer mit der Herdplatte.
    Als Kind habe ich mir mal die Finger daran verbrannt, und jedes Mal ,selbst in meinem Alter sagt mein Gehirn, Fass das nicht an,
    das ist heiß, und du verbrennst dir die Finger.

    Damit bin ich zufrieden.

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Zufriedene Abstinenz war mir immer unerreichbar in meiner Vorstellung.
    Wie soll das funktionieren?
    So ähnlich ging es mir auch ,als ich mit dem Rauchen aufhörte.
    Wie soll das Leben noch Spaß machen?
    Gibt es einen Sinn ohne Sucht ?

    Wie fühlt sich zufriedene Abstinenz an ?
    Heute bin ich unsagbar dankbar ,dass ich kein schlechtes Gewissen mehr haben muss.
    Ich trinke ja nicht mehr.
    Wie schlimm fühlte es sich immer an ,nachdem ich getrunken habe und manchmal auch schon beim Öffnen der Flasche.
    Davon bin ich befreit.

    Ich bin auch frei von Gedanken,die um den Alkohol kreisen.
    Das kontrollierte Trinken war so derart energieraubend.
    Heute muss ich mir keinen Gedanken mehr um mein Trinkverhalten machen.
    Ich bin frei davon.
    Endlich.

    Kein Kater mehr.
    Kein Gedanken kreisen um meine Sucht ,um mein Trinkverhalten...

    Und das schönste :
    Ich habe keinen Druck mehr ,etwas trinken zu wollen=müssen.
    Ich bin frei von dieser Sucht.

    Das ist ein riesen Geschenk.

    Und die Wahrnehmung zu mir und meiner Welt ist viel geschärfter und "geöffnet ".

    Orangina

  • Vielleicht verstehe ich Dich irgendwie miss - aber ich kann Dir irgendwie nicht zustimmen.
    Denn ZUFRIEDENE Trockenheit hat für mich nichts mit Disziplin in diesem Sinne zu tun.

    Natürlich muss ich mich zu Beginn disziplinieren, bestimmte Verhaltensweisen einzuhalten, um nicht wieder zur Flasche zu greifen - weil irgendwo ganz hinten im Hinterstübchen noch etwas sagt "Komm schon - ein Gläschen erleichtert das Ganze! Das wird Dir gut tun!"
    Aber damit bin (bzw. war) ich zwar trocken - aber noch nicht wirklich zufrieden, da es ja noch quasi "Arbeit" war.

    Mittlerweile ist die ganze "Trockenarbeit", wenn man es denn so nennen will, vollkommen zur Normalität geworden. Ich brauchen nicht mehr drüber nachdenken. Im Prinzip ist es so wie beim Autofahren - Routine.

    Eins möchte ich jedoch betonen: Diese Routine besteht unter anderem auch deshalb, weil ich NICHT vergesse/vergessen will, warum ich sie mir überhaupt erst "erarbeitet" habe!
    Ich habe einmal verdrängt/vergessen, dass ich alkoholabhängig bin, habe nicht mehr dran gedacht - und das hat dazu geführt, dass die Routine nicht mehr existierte, ich einen Rückfall gebaut habe, dieser 4 Jahre angedauert hat und ich schwer zu kämpfen hatte, um da wieder rauszukommen!

    Wie gesagt - kann sein, dass ich Dich mißverstanden habe und wir beide trotzdem dasselbe meinen.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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  • Greenfox
    Ja ich weiß auch nicht, wie ich das beschreiben soll, ich kann ja nur meine Gedanken wiedergeben.
    Das ist wie der Begriff liebe, den zu beschreiben, weiß ich auch keine Antwort so artok drauf.
    Vielleicht noch ein neuer Versuch:
    Zufrieden, bin ich mit dem Zustand, wo ich mich gerade befinde, im hier und jetzt.

    Habe zwar gerade den Fuß gebrochen, weil ein Bus darüber gefahren ist, mit Fahrerflucht, habe auch schmerzen, und einen Gips Fuß,
    aber ich bin zufrieden ,dass nicht noch schlimmeres passiert ist.
    Habe keine Hassgefühle gegen den Busfahrer, und das nenne ich Zufriedenheit mit mir selber.

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Habe zwar gerade den Fuß gebrochen, weil ein Bus darüber gefahren ist, mit Fahrerflucht, habe auch schmerzen, und einen Gips Fuß

    :o Warum machst Du denn sowas? nixweiss0

    Auf jeden Fall: Gute Besserung!!

    Vielleicht noch ein neuer Versuch:
    Zufrieden, bin ich mit dem Zustand, wo ich mich gerade befinde, im hier und jetzt.

    Yepp - das kann ich akzeptieren :)

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    können wir nur selber tun!

  • @ Greenfox

    Danke für die Besserung.

    Ja ich weiß es halt nicht besser zu umschreiben.


    Unzufrieden kann ich mir schon besser vorstellen, da kenne ich in meinem Bekanntenkreis genügend Beispiele.
    Partnerschaft, und Geld, das sind immer die Hauptthemen.

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.


  • Habe zwar gerade den Fuß gebrochen, weil ein Bus darüber gefahren ist, mit Fahrerflucht, habe auch schmerzen, und einen Gips Fuß,
    aber ich bin zufrieden ,dass nicht noch schlimmeres passiert ist.
    Habe keine Hassgefühle gegen den Busfahrer, und das nenne ich Zufriedenheit mit mir selber.

    Erst mal gute Besserung und rasche Genesung. Deine Haltung ist Klasse. Mein Respekt.

    Nur am Rande: Hat der Fahrer denn den Unfall bemerkt? Zwar mag objektiv ein Entfernern vom Unfallort vorliegen, häufig bemerken die Fahrer größerer Fahrzeuge wie LKW oder Busse kleine Rempler oder kleinere Erschütterungen nicht und halten sie z.B. für Schlaglöcher. Dann liegt auch keine Unfallflucht vor.


    Zufriedene Abstinenz setzt eine positive Einstellung zum Leben voraus und erfordert jedochr auch eine gewisse finanzielle Absicherung. Wer im Niedriglohnbereich schuften muss, nicht von Beruf Sohn oder Tochter oder einfach wohlhabender Erbe ist, der hat es deutlich schwerer, diesen Zustand je zu erreichen. Wer tagein-tagaus grübeln muss wie er die Strom-, Gas und Benzinrechnung bezahlen kann und jeden Euro 2x umdrehen muss, für den ist der Zustand der Zufriedenheit eine gewaltige Herausforderung.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Rekonvaleszent
    Ja erst mal Danke.
    Zum Unfall will ich jetzt noch nichts schreiben, da ist ab morgen ein Rechtsverdreher dran, wenn denn endlich mal ein Termin zu Stande kommt, Gott sei Dank habe ich eine Zeugin.


    Zufriedene Abstinenz setzt eine positive Einstellung zum Leben voraus und erfordert jedoch auch eine gewisse finanzielle Absicherung. Wer im Niedriglohnbereich schuften muss, nicht von Beruf Sohn oder Tochter oder einfach wohlhabender Erbe ist, der hat es deutlich schwerer, diesen Zustand je zu erreichen. Wer tagein-tagaus grübeln muss, wie er die Strom-, Gas und Benzinrechnung bezahlen kann und jeden Euro 2x umdrehen muss, für den ist der Zustand der Zufriedenheit eine gewaltige Herausforderung.

    Da möchte ich dir nicht widersprechen.
    Meiner Meinung spielen in diesem Zusammenhang aber noch viele andere Faktoren eine entscheidende Rolle.
    Unter anderem Medien. Es wird doch schon von klein auf diktiert, was du als Modebewusster anzuziehen hast.
    Das geht natürlich ins Geld, und der Rest folgt dann zwangsläufig.
    Danach kommen Hobbys, z. B. Reiten, ja ich gebe dir recht. Geld spielt eine grundsätzliche Rolle bei der Zufriedenheit.
    Aber auch für Geld kannst du nicht alles kaufen.
    Meiner Meinung zählt auch hier eine grundsätzliche positive Lebenseinstellung mit einem gesunden Menschenverstand.
    Wenn ich mal zurückblicke, dann fängt das ganze schon in der Erziehung im Elternhaus an.
    Genau so, wie mache Sucht auch schon aus dem Elternhaus mitgenommen wird.
    LG
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.


  • Zufriedene Abstinenz setzt eine positive Einstellung zum Leben voraus und erfordert jedochr auch eine gewisse finanzielle Absicherung. Wer im Niedriglohnbereich schuften muss, nicht von Beruf Sohn oder Tochter oder einfach wohlhabender Erbe ist, der hat es deutlich schwerer, diesen Zustand je zu erreichen. Wer tagein-tagaus grübeln muss wie er die Strom-, Gas und Benzinrechnung bezahlen kann und jeden Euro 2x umdrehen muss, für den ist der Zustand der Zufriedenheit eine gewaltige Herausforderung.

    Ich frag mich, wer hier der Adressat sein soll.

    Zudem scheint mir hier ein Missverständnis vorzuliegen zwischen den Begrifflichkeiten „Zufriedenheit“ und „zufriedener Abstinenz“. Nach meinem Verständnis besteht da ein Unterschied.

    Bei „zufriedener Abstinenz“ geht’s meines Erachtens um den Zustand, nicht darunter zu leiden, aus Krankheitsgründen nicht Alkohol trinken zu dürfen, sondern im Gegenteil tatsächlich zufrieden damit zu sein, nicht mehr Alkohol trinken zu MÜSSEN.
    Es geht um dieses Gefühl, den ganzen Schattenseiten der Sauferei entronnen zu sein und stattdessen das, was man sich erfolglos vom Trinken versprochen hat (z.B. Glücksgefühle hervorrufen, Probleme bewältigen, mit negativen Gefühlen umgehen) aus eigener Kraft schaffen oder zuverlässig in sich selbst hervorrufen zu können.

    Dass Alkoholmissbrauch die Lage von jemand, der „tagein-tagaus grübeln muss wie er die Strom-, Gas und Benzinrechnung bezahlen kann und jeden Euro 2x umdrehen muss“ nicht bessert, darüber dürfte hier wohl Einigkeit bestehen, oder?

    Es ist eine Weile her, dass ich selbst in einer derartigen finanziellen Lage steckte, mein bester Freund steckt krankheitsbedingt unverschuldet in dieser Lage und wird nicht mehr daraus entkommen, daher behaupte ich einfach mal, eine Ahnung davon zu haben, wie das ist, in einer solchen Lage zu sein.

    Gewiss ist das nicht einfach, aber in einer solchen Lage zufrieden zu sein, nicht auch noch saufen zu MÜSSEN ist möglich. Und wer in einer solchen Situation schätzt, in der Lage zu sein, mit klarem Kopf Lösungen für seine Probleme finden zu können, negative Gefühle bewältigen zu können und überhaupt einen Blick für das, was schön ist, haben zu können, den würde ich „zufrieden abstinent“ nennen.
    Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass er auch „zufrieden“ mit seinem Leben und seiner finanziellen Gesamtsituation ist.

    Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • @Daun
    Ich wünsche dir möglichst baldige gute Besserung und Genesung sowie Erfolg mit dem Anwalt.

    Grüße
    AmSee

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    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich hab jetzt ein bisschen auf dem Begriff herumgekaut.

    Ich bin eigentlich nicht zufrieden trocken in dem Sinn, wie es hier beschrieben wird.
    Mir ging es die letzten Jahre meiner Saufzeit so schlecht, dass ich es schon im ersten Moment, als ich mal auf die Idee kam, aufzuhören, als reine Erleichterung empfunden habe, dass ich ja gar nicht saufen MUSS. Sondern mir nur einbilde, dass ich saufen muss, weil ich irgendwelche total geisteskranken und gestörten Vorstellungen damit verbunden habe. Wegen der psychischen Abhängigkeit, aber sonst wegen gar nichts.

    Wenn ich mir hier und heute vorstelle, dass ich was trinke, dann

    - gibt es kein alkoholisches Getränk, was mir wirklich schmecken würde. Weder Bier, Wein noch Schnaps haben mir jemals wirklich geschmeckt, zumindest so weit ich mich erinnern kann, sondern das Zeug musste einfach rein, wegen der Wirkung. Schon aus dem Grund hab ich "Ersatzgetränke" immer mit einem innerlichen Würgen wahrgenommen. Alkoholfreies Bier oder Sekt, wer säuft die Pisse? Konnte ich noch nie nachvollziehen, ausser, dass die Geschmäcker wohl verschieden sind.

    - und was die Wirkung angeht...ein oder zwei Bier waren mir meistens so unangenehm, dass ich ja nicht mal Mittags getrunken habe, denn wenn ich mittags getrunken habe, war der Tag am Arsch. Weil ich persönlich von 2 Bier nämlich nur matschig in der Birne werde, einfach nicht besonders fit.
    Wenn ich mir heute vorstelle, dass ich zwei Bier trinke, dann kommt da in meiner Vorstellung überhaupt nichts dabei heraus, was ich will. Also nach zwei Bier könnte ich nur weitersaufen, um das "Gefühl nach zwei Bier" wieder wegzubringen, oder leicht angenervt zu warten, bis es von selbst vorbei geht.

    Ich hab vor 12 Jahren mal nen Nachtisch erwischt, der trotz meiner gegenteiligen Bestellung gut angereichert war. Ich hab ihn gegessen, weil es mir egal war und weil ich mir auch sicher war, dass nichts passiert, weil ich mir einfach sicher war, dass ich im Grund nicht trinken will. Ich hab sogar ein bisschen was gemerkt, und es war mir nur unangenehm. Nicht das geringste Bedürfnis, dieses Gefühl auszubauen. Nach ner halben Stunde war es vorbei (mehr wars nicht) und es war tatsächlich vorbei.

    Und was das "mehr trinken" angeht, verbinde ich das heute vor meinem geistigen Auge nur mit Unangenehmem.

    Die zufriedene Trockenheit ist bei mir sozusagen nur der Gegensatz dazu, dass ich unzufrieden wäre (was für eine Verharmlosung), wenn ich trinken würde. Und zwar egal , was sonst grade alles passt oder nicht passt.

    Mit Disziplin wäre ich nie trocken geworden, wenn ich noch hätte trinken wollen, dafür bin ich viel zu wenig diszipliniert. Wenn ich mich für irgendwas diszplinieren muss, suche ich immer nach dem Schlupfloch, die Disziplin zu umgehen. Das ist aber auch eine Erkenntnis.
    Bei mir läuft das nur über die Erkenntnis oder die Einsicht sozusagen, wenn ich selbst mein bester Freund wäre und wüsste, wie es mir gegangen ist, dann würde ich mir auch nichts einschenken.

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