Hab mich nun angemeldet

  • Hallo,
    ich bin 47 Jahre und trinke nun seit Jahren täglich Alkohol. Meistens ist es Bier. Vor genau drei Wochen fasste ich den Entschluss, damit aufzuhören. Nach 14 Tagen besuchte ich einen Freund im Krankenhaus. Dort trank ich nochmals zwei Bier und seitdem wieder nichts. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Alkoholkrankheit dem Kranken vorgaukelt, nicht alkoholkrank zu sein.
    Das Aufhören fiel mir eigentlich nicht schwer, obwohl schon immer wieder Alkoholgedanken aufkommen.
    Gründe zum Aufhören gab es mehrere:
    1. Die Wirtshauskultur gefällt mir schon lange nicht mehr. Das Geschwätz mit Betrunkenen macht mir kein Spaß mehr. Kartenspielen habe ich auch aufgehört. Letzendlich war es ja doch nur immer Glücksache.
    2. Dadurch, dass ich abends immer betrunken war, fuhr ich nur noch mit dem Fahrrad. Wie schön es doch wieder ist, abends mit dem Auto durch die Gegend fahren zu können.
    3. Meine Frau und ich habe uns täglich gestritten. Seit der Abstinenz kam es kein einziges Mal wieder zum Streit. Man ist das schön, abends harmonisch ein Gespräch bei klaren Verstand führen zu können.
    4. Durch die tägliche Sauferei war ich irgendwie in einer Sackgasse gelandet. Jetzt sehe ich wieder neue Perspektiven, die mir Zuversicht und Freude geben.
    5. Früher bin ich abends einfach nur besoffen ins Bett gefallen. Jetzt reflektiere ich den Tag nochmals und schlafe dann ein. Ich schlafe auch wieder viel besser.
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    Jetzt wo ich nüchtern bin, frage ich mich, wie blöd ich eigentlich war. Ich finde auch keinen einzigen Grund, der die Sauferei rechtfertigen würde. Das Leben ist so schön und Saufen ist nichts anderes als in die Hölle zu gehen. Einen klaren Verstand zu haben, emotional ausgeglichen zu sein, nervlich wieder zur Ruhe zu kommen, das ist doch schön.
    Also deshalb habe ich beschlossen, nichts mehr zu saufen.
    Gruß Hugo

  • Hallo Hugo,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum. Und Glückwunsch zu Deinem Entschluss keinen Alkohol mehr zu trinken.

    Ich bin ähnlich alt wie Du, habe ca. 10 Jahre intensiv getrunken (vorher moderat "normal") und bin jetzt seit einigen Jahren trocken.

    Deine Liste der Vorteile des Nüchternseins kann ich nur bestätigen. Dazu möchte ich noch anfügen, dass die Sucht ja auch nicht stehen bleiben würde. Wenn Du weiter trinkst, wird noch einiges an negativ Punkten hinzu kommen. Ich beispielsweise musste zum Ende hin dann schon morgens mit dem Trinken beginnen, die Trinkmenge entwickelte sich langsam in Richtung "monströs", körperliche Symptome stellten sich ein, psychisch war ich ohnehin schon ein Wrack. Bei mir wäre es eine Frage der Zeit gewesen, bis ich richtig mit harten Sachen begonnen hätte was dann wiederum dazu geführt hätte, dass sich die Menge (reinen Alkohols) nochmal kontinuierlich gesteigert hätte. Heute würde ich vielleicht nicht mehr leben oder ich wäre ein einsamer Säufer. Ich war wirklich kurz vorm Komplettabsturz.... Dabei fing alles so harmlos an....

    Nun, ich denke so weit bist Du noch nicht und deshalb ist es umso besser, dass Du jetzt was unternimmst. Denn solltest Du schon Alkoholiker sein, dann ist Dein Weg vorgezeichnet, solltest Du weiter trinken.

    Zitat

    Also deshalb habe ich beschlossen, nichts mehr zu saufen.

    Was hast Du denn jetzt vor? Ich meine, super Beschluss nicht mehr zu saufen. Aber willst Du jetzt einfach mal nix mehr trinken oder planst Du weitergehende Maßnahmen? Siehst Du Dich als Alkoholiker? Planst Du zur Suchtberatung zu gehen? Reale Selbsthilfegruppe?

    Ich freue mich wieder von Dir zu lesen und wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum!

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla

    Zitat

    Was hast Du denn jetzt vor? Ich meine, super Beschluss nicht mehr zu saufen. Aber willst Du jetzt einfach mal nix mehr trinken oder planst Du weitergehende Maßnahmen?


    Eigentlich habe ich nicht viel geplant. Es stehen noch acht Bierflaschen im Keller, die ich in nächster Zeit entsorgen oder verschenken werde und im Wohnzimmerschrank steht noch eine Rumflasche. Diese werde ich auch entsorgen. Ich muss aber dazusagen, dass der Alkohol zuhause nie eine besonders große Rolle gespielt hat. Zuhause habe ich oft wochenlang nichts getrunken. Dafür trieb ich mich jeden Tag in Vereinshäusern und Wirtshäusern rum. Dies ist nun endgültig vorbei. Pro Tag habe ich ca. 10 - 20 Euro versoffen. Oftmals habe ich mir danach noch einen Bic Mac oder Döner gekauft. Grob gerechnet dürften es ca. 20 Euro / Tag gewesen sein. Im Monat habe ich 600 Euro versoffen. Was für ein Wahnsinn. Auch finanziell hat sich nun Vieles zum Postiven geändert.

    Zitat

    Siehst Du Dich als Alkoholiker?


    Gute Frage. Das wenn ich wüsste. Betrachte ich meine Trinkmenge der letzten Jahre, dann wird mir Angst und Bange. So ganz verstehe ich diese Krankheit nicht. Wenn man bedenkt, dass es auch Jugendliche gibt, die alkoholkrank sind, dann müsste ich schon längst gestorben sein, denn kein 18 Jähriger kann soviel getrunken haben wie ich über viele Jahre. Dann gibt es wieder andere Säufer, die sind jenseits von 70 Jahren und machen noch einen recht guten Eindruck, während andere ganz böse abstürzen. Es scheint ein Spiel mit dem Feuer zu sein.

    Gruß Hugo

  • Letztendlich geht es mir darum, keinen Alkohol mehr zu trinken, unabhängig davon ob ich nun Alkoholiker bin oder nicht. Ich will einfach nicht mehr, weil es mir nichts bringt. Ich finde auch keinen einzigen Grund, der die Sauferei rechtfertigen würde. Jeder Tag, den ich alkoholfrei gelebt habe, war ein guter Tag.

  • Guten Morgen und auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN im Forum!

    Ich bin m/Ü50, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken.

    Eigentlich habe ich nicht viel geplant.

    Letztendlich geht es mir darum, keinen Alkohol mehr zu trinken, unabhängig davon ob ich nun Alkoholiker bin oder nicht. Ich will einfach nicht mehr, weil es mir nichts bringt.

    Wenn Du Dich hier ein bisschen einliest wirst Du merken, dass die überwiegende Mehrheit festgestellt hat, dass "einfach nur nix mehr trinken" zu kurz gedacht ist. Wenn das so "einfach" wäre, gäbe es keine vom Alkohol Abhängigen, keine Alkoholiker.
    M.E. muss man sein Leben und sein Denken ändern, um von einer Droge (und im Prinzip ist Alkohol für uns nix anderes) wegzukommen.
    Ich habe früher eine Therapie gemacht und danach ganz normal weitergelebt wie vorher. Nur eben ohne Alkohol. Es hat nicht lange funktioniert. Ich habe mir einfach keinen Kopp weiter gemacht über das wie und/oder warum - und irgendwann war es das berühmte "Ach, EIN Bier geht schon." Und ganz schnell war ich dann wieder über mein altes tägliches Level hinaus :(

    Ich kann Dir wirklich auch nur empfehlen, mal eine Suchtberatung und (aus meiner Sicht) besser noch eine reale SHG zu besuchen und Dich mit den Menschen dort auszutauschen. Dort wirst Du auch sofort Antworten auf viele Deiner Fragen bekommen.

    Gruß
    Greenfox

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