Trennungsmoment

  • Ich bin sonnenblume, 32 und verheiratet mit kürbis 31. Wir haben eine tochter die 1.5 jahre alt ist. Ich bin eine sehr ruhige, tolerante, kreative und lösungsorientierte Person. Er ist eine starke Persönlichkeit, lustig, sehr sportlich, chaotisch und lebt von heute auf morgen. Er ist schon sehr lange abhängig von Alkohol und kann den Konsum nicht mehr kontrollieren.

    Gestern ist mein Mann aus der Tür mit der Absicht nicht mehr wieder zu kommen. Möglicherweise werden meine Schilderungen sehr verwirrend sein, jedoch beschreibt das nur meinen momentanen Zustand.

    Der Moment jetzt gerade ist entscheidend. Meine Gefühle sind so wild durcheinander und ich bin gelähmt, kann nichts machen. Ich fühle mich wie nach einem Kampf verwundet am Boden liegend ohne Kraft, alles ist verloren. Doch in mir brennt auch das Feuer, endlich ist mein Leben nicht mehr vom Alkohol bestimmt. Trotzdem zerreisst es mir das Herz den Kampf aufzugeben und meinen Mann ziehen zu lassen, weg von seiner Familie und hin zum Alkohol.
    Der Abschied gestern fühlte sich an als würden wir an der Klippe hängen und ich müsste ihn loslassen um mich und meine Tocher zu retten. Es hat mich so traurig gemacht zu sehen wie mein Mann Abschied von seiner Tochter nehmen musste, weil ich ihn vor die Tür gesetzt habe.
    Ich sehe wie er leidet unter seiner Sucht und je mehr dass er versucht wegzukommen, desto mehr gefangen ist er und desto schlimmer wird es jedes Mal.
    Mein Mann und ich sind ein wirklich gutes Team, wir lieben einander sehr und hatten ganz viele unvergessliche Momente in unserem gemeinsamen Leben. In diesem Spirit haben wir auch gemeinsam versucht gegen seine Sucht anzukämpfen.
    Es wurde aber immer schwieriger für mich, dies zu ertragen und ebenso für ihn. Er hat sich unglaublich geschämt für seine Schwäche diese Sucht nicht loswerden zu könnnen und dadurch auch nicht für seine Familie da zu sein. Er hatte kurz vor der Trennung auch Albträume davon dass ich ihn verlassen könnte.
    Ich habe auch gemerkt dass ich einfach nicht mehr kann und meine Grenzen erreicht sind. Der grösste Ansporn jedoch war meine Tochter und ihr Wohlergehen. Ich will nicht, dass sie leiden muss unter der Sucht ihres Vaters.

    Ich weiss nicht was ich jetzt machen soll, ich weiss dass er bei Freunden ist und vielleicht Ende Woche wieder nach Hause kommen wird.. Obwohl er mir beim Abschied gesagt hat, dass er jetzt in sein Heimatland zurückgeht. Ich weiss nicht was ich ihm glauben kann, deshalb bin ich nervös wegen Freitag. Ich weiss nicht welche Schritte ich jetzt unternehmen soll ich habe immer noch heimliche Hoffnungen ihn wiederzusehen und vermisse ihn unglaublich stark. Gleichzeitig stehe ich jetzt mit unserer Tochter alleine da. Glücklicherweise habe ich noch zwei Wochen Ferien.. Aber ich arbeite und er ist zuhause... ich weiss echt nicht weiter.

  • Hallo, Sonnenblume, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ganz kurz zu mir: Ich bin Ü50, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken.

    Zunächst einmal (auch wenn es hart klingt): Glückwunsch dazu, dass Du Deinem Mann die Grenzen gezeigt und ihn vor die Tür gesetzt hast!

    Diese Gefühlswallungen, die Du jetzt durchmachst, sind normal (Ich weiß, dass Dir das wenig hilft, ist aber so)! Und vielleicht war dieser Rausschmiss ja auch für Deinen Mann soetwas wie ein Weckruf, sein persönlicher Tiefpunkt, der ihn dazu veranlasst, endlich etwas aktiv gegen seine Sucht zu unternehemen.
    Dass das schwer ist wissen wir. Aber es ist machbar.
    Und wenn er dies tatsächlich tut (etwas unternehmen) - dann kannst Du ihm dabei auch behilflich sein.

    Wenn aber nicht - dann tut es mir leid, aber ... im Meer des Lebens sollte man einen sinkenden Stein loslassen, sonst zieht er einen mit in die Tiefe. Und das hast Du ja schon mal getan.
    Sorge erstmal für Dich und Deine Tochter. Dein Mann muss sich jetzt erstmal um sich selbst kümmern.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen Sonnenblume,

    erst mal auch von mir :welcome: hier im Forum!

    Sonnenblume, ein sehr schöner Nikname - ich mag Sonnenblumen, sie stehen für mich für Sommer und Lebensfreude (unser Garten ist voll davon!)

    Lebensfreude ist bei Dir aber im Moment mal eher nicht vorhanden. Aber jetzt erst mal langsam und der Reihe nach.

    Kurz zu mir: Alkoholiker, männlich, Mitte 40, mehrere Jahre trocken.

    Deine Geschichte rührt mich zutiefst, ich musste sogar ein paar Tränen verdrücken. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie mich sehr an meine eigene erinnert. Auch ich hatte eine kleine Familie und auch eine kleine Tochter (+ einen damals schon fast erwachsenen Sohn). Ich liebte (und liebe) meinen Sohn natürlich sehr, aber wie gesagt, er war damals schon fast erwachsen. Meine Tochter war mein ein und alles - ein Leben ohne sie konnte ich mir gar nicht vorstellen. Wir hatten eine megaenge Beziehung.

    Ich erzähle Dir jetzt mal meine Geschichte:

    Ich heirate meine Frau in jungen Jahren, es war eine reine Liebesheirat. Wir hatten eine gute, sehr gute Zeit miteinander, bekamen unser erstes Kind, unseren Sohn, später, fast schon als Nachzüglerin unser zweites Kind, unsere Tochter. Da war ich bereits alkoholabhängig - wenn auch vom Trinkniveau noch auf niedrigem Level. Ich machte Karriere, kam im Job voran, war allseits anerkannt und beliebt. Ich hatte, mit normalen Menschenverstand betrachtet, keinerlei Gründe mit dem Trinken anzufangen. Trotzdem schlich sich die Sucht in mein, in unser Familienleben.

    Zunächst mal war das gar kein Problem. Relativ früh begann ich damit heimlich zu trinken. Lange Zeit auf sehr niedrigem Niveau so dass wirklich niemand etwas bemerkt hat und mein soziales und familiäres Leben noch recht gut und reibungslos funktiort hat. Nun, so zogen die Jahre ins Land und ich hatte gelernt Probleme aber auch positive Ereignisse immer mit Alkohol zu verbinden. Wie es eben so ist mit dieser Sucht, steigerte sich mein Konsum über die Jahre und der Aufwand es zu verheimlichen stieg stets an. Nebenher veränderte die Sucht mein Verhalten und auch meinen Charakter enorm. Meine Familie, die das sehr wohl wahr nahm, wusste nicht was los war. Sie war besorgt um mich und ich fütterte sie mit Lügengeschichten, die als Erklärung herhalten mussten.

    Es steigerte sich weiter, die Distanz zu meiner Frau nahm zu, wenngleich sie immer alles versucht hat um wieder an mich "heran zu kommen". Doch ich ließ es nicht zu - meine Liebe war nun der Alkohol und ich wollte und musste konsumieren. Nach wie vor heimlich mit höchstem Aufwand dieses auch tatsächlich gewährleisten zu können. Bei alle dem stand für mich meine über alles geliebte Tochter immer in meinem emotionalen Mittelpunkt. Aber selbst diese innige Liebe zu meiner Tochter vermochte es nicht, mich vom Trinken abzubringen....

    Irgendwann kam dann der Punkt (es funktionierte noch alles - meine Scheinwelt war noch in Takt), wo ich nicht mehr konnte und nicht mehr wollte. Es war plötzlich der Moment wo ich wusste, dass ich jetzt reinen Tisch machen werde und anschließend nie mehr trinken möchte. Ich weiß es noch genau, ich hatte zu diesem Zeitpunkt genau vier Bier intus, was für mein damaliges durchschnittliches Trinklevel quasi nichts war. Das waren die letzten vier Bier meines bisherigen Lebens. So betrat ich unser Haus und ich eröffnete meiner Frau, dass ich Alkoholiker bin und dass ich Abstand brauche und mich um mich und mein Leben kümmern muss. Sie fiel aus allen Wolken, ihre Welt brach zusammen - die Reaktionen meiner Tochter werde ich niemals in meinem Leben mehr vergessen... Aber sie glaubte mir auch nicht. Erst als ich meiner Frau dann alle meine zahlreichen Alkoholgeheimverstecke gezeigt habe, glaubte sie mir. Auch ihr Gesicht und ihre Reaktionen werde ich nie vergessen. Ich zog zügig aus und es folgte auch die "richtige" Trennung von meiner Frau - ausgehend von mir, nicht von ihr. Das Leiden meiner Tochter werde ich niemals vergessen, aber auch das meines Sohnes, das anders war, auch nicht.

    Meine Frau brauchte Monate um wieder einigermaßen klar zu kommen, meine Kinder ebenfalls. Sie suchte sich Hilfe, psychologische Hilfe und wir haben gemeinsam psychologische Hilfe für unsere Tochter gesucht und besucht. Diese Hilfe war es, die alles in ein ruhigeres, besseres Fahrwasser gebracht hat. Unabhängig davon habe ich selbst mich natürlich auch um mich und meine Sucht kümmern müssen, d. h. natürlich um die Aufarbeitung meiner Sucht und um die Gestaltung meines neuen Lebens. Darauf will ich im Detail jetzt nicht eingehen sonst wird das hier ein Roman. Jedenfalls holte auch ich mir Hilfe unterschiedlichster Art und nach und nach sah ich wieder Licht am Ende des Tunnels.

    Es dauerte eine lange Zeit, bis sich das Verhältnis zu meiner Frau aber auch der Umgang mit meiner Tochter wieder normalisierte. Monate, ja sogar Jahre zogen ins Land und Stück für Stück wurde es besser, schöner und normaler. Wir ließen uns irgendwann scheiden, es war klar das wir keine Zukunft mehr zusammen hatten - aber diese Scheidung tat nicht mehr weh. Sie war eine Konsequenz aus der Vergangenheit. Ich konnte vertrauen zurück gewinnen, gegenüber meiner Ex-Frau aber auch gegenüber meiner Tochter, die nun langsam in die Pupertät kam. Sie vertrauten mir wieder, weil ich nicht mehr trank. Weil sich mein Verhalten und mein Charakter wieder veränderten, dieses Mal aber zum Positiven. Nein, ich war nicht mehr der, der ich vor meiner Trinkerzeit war. Nicht der, den meine Frau damals geliebt und geheiratet hatte und mit dem sie alt werden wollte. Ich war ein ganz anderer Mensch geworden, mit der Erfahrung ein Alkoholiker zu sein, glücklicherweise ein trockener.

    Dieser Mensch, der ich nun war, war einer auf den sie sich verlassen konnte. Der sie unterstützte und zu dem Stand, was er gesagt hat. Ganz anders als der zur Trinkerzeit. Und obwohl ich mittlerweile wieder eine neue Beziehung hatte (mittlerweile auch wieder verheiratet bin) und obwohl aus dieser Beziehung dann auch noch weiteres wunderbares Kind entstand (unsere kleine Tochter) hat sich das Verhältnis zu meiner Ex-Frau und ganz besonders auch zu meiner Tochter immer weiter verbessert.

    Heute, gehen meine Kinder bei uns ein und aus - meine Tochte liebt ihre kleine Schwester, mein Sohn hat ein wunderbares Verhältnis zu mir und meiner Frau und mit meiner Ex-Frau kann ich wunderbare, auch tiefgreifende Gespräche führen. Sie ist heute deutlich glücklicher (eigene Aussage) als die vielen Jahre mit mir als Trinker an der Seite.

    Ich schreibe Dir das, weil meine Ex-Frau und ich ebenfalls in diesem tiefen Tal waren, in dem Du Dich jetzt gerade befindest. Ich werde das nie in meinem Leben vergessen können auch ich will es auch nicht vergessen, denn es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Aber ich will Dir sagen, dass auch ein Weg aus diesem Tal heraus führt. Er ist lang, er kann schwierig sein, aber Du kannst ihn meistern!

    Dein Mann ist für Dich verloren, so lange er weiter trinkt. Ein nasser Alkoholiker ist als Partner völlig indiskutabel. Ich sage Dir das aus der Geschichte heraus die Du eben gelesen hast. Du kannst mit einem nassen Alkoholiker keine Beziehung führen ohne immer nur zu verlieren. Leider. Es gibt nichts zu gewinnen. Eine Chance gäbe es nur, wenn er aktiv (also nicht nur reden und versprechen) etwas gegen seine Sucht unternimmt. Also z. B. eine Therapie beginnt. Nur dann könntest Du ihm zur Seite stehen und versuchen diesen Weg mit ihm zu gehen. Das bedeutet nicht automatisch, dass dannach alles gut wird. Das siehst Du sehr gut an meinem Beispiel - ich habe aufgehört und mich getrennt.... Aber es wäre zumindest eine Perspektive vorhanden. Wenn er aber weiter trinkt gibt es keine Perspektive.

    Somit kann ich nur sagen, dass es vollkommen richtig ist, was Du getan hast. Auch wenn es weh tut, auch wenn Du zweifelst.... Eine Beziehung mit einem nassen Alkoholiker aufrecht zu erhalten bedeutet nur eine Verlängerung des Leidens, ohne Licht am Ende des Tunnels. Leider ist diese sch...ß Sucht so mächtig, dass Du es nicht in der Hand hast. Nur er selbst könnte etwas tun, aber das muss er dann von innen heraus auch wirklich wollen. Bei manchen kommt dieser Wille, diese Erkenntnis irgendwann mal, bei sehr vielen aber auch nicht.

    Schaue auf Dich und vor allem auch auf Deine Tochter. Ich habt ein Recht auf ein glückliches Leben. Alles Gute wünsche ich Dir und einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

    Einmal editiert, zuletzt von Gerchla (2. August 2017 um 11:39)

  • Hallo Sonnenblume,

    Alkoholismus ist eine Sucht, die sehr einsam macht.
    Leider oft sowohl die Betroffenen, als auch deren Angehörige, die zu einem großen Teil erst einmal in der Co-Abhängigkeit hängen, bis sie für sich etwas dagegen tun.

    Zitat

    Der Moment jetzt gerade ist entscheidend. Meine Gefühle sind so wild durcheinander und ich bin gelähmt, kann nichts machen. Ich fühle mich wie nach einem Kampf verwundet am Boden liegend ohne Kraft, alles ist verloren. Doch in mir brennt auch das Feuer, endlich ist mein Leben nicht mehr vom Alkohol bestimmt. Trotzdem zerreisst es mir das Herz den Kampf aufzugeben und meinen Mann ziehen zu lassen, weg von seiner Familie und hin zum Alkohol.

    Genau das sind die Symptome von Co-Abhängigkeit: Als Angehörige hat Du „gekämpft und gelitten“ und dabei verlernt die Verantwortlichkeiten strikt zu trennen.
    Für seine Sucht ist allein Dein Mann verantwortlich und nur er kann wirklich etwas dagegen unternehmen. Dazu muss er sich entscheiden.
    Vielleicht hast Du jetzt instinktiv gespürt, dass Dich die Sucht Deines Mannes mit in den Abgrund reißen wird, wie es auch Greenfox schreibt.
    Wichtig ist jetzt nur, dass Du für Dich etwas tust, nämlich für Deine Gesundung.

    Zitat

    Der Abschied gestern fühlte sich an als würden wir an der Klippe hängen und ich müsste ihn loslassen um mich und meine Tocher zu retten. Es hat mich so traurig gemacht zu sehen wie mein Mann Abschied von seiner Tochter nehmen musste, weil ich ihn vor die Tür gesetzt habe.

    Dein Mann musste keinen Abschied von seiner Tochter nehmen, sondern er wollte es so für seine Sucht.
    Viele tun immer so, als würde die Sucht allein das Handeln der Betroffenen bestimmen. Aber ganz so ist es nicht. Die Betroffenen können immer noch eine eigene, selbstverantwortliche Entscheidung pro/kontra ihrer Sucht treffen. Hilfsangebote gibt es reichlich, man muss nur wollen.
    Loslassen ist für Angehörige von Suchtkranken ein ganz großes Thema. Du kannst Dir dazu Hilfe in einer Suchtberatungsstelle, aber auch in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige suchen.

    Zitat

    Mein Mann und ich sind ein wirklich gutes Team, wir lieben einander sehr und hatten ganz viele unvergessliche Momente in unserem gemeinsamen Leben. In diesem Spirit haben wir auch gemeinsam versucht gegen seine Sucht anzukämpfen.

    Noch mal: Es ehrt Dich zwar, dass Du versucht hast mit ihm gegen seine Sucht zu kämpfen, aber das bringt überhaupt nichts. Er allein kann etwas gegen seine Sucht tun. „Der Spirit“ den Ihr gemeinsam aufgebaut habt, ist genau die Basis dafür, dass Süchtige in aller Regel auch Co’s um sich herum versammelt haben. (Co zu sein bedeutet nicht immer nur, dass sie den Nachschub für den Betroffenen besorgen.) Co zu sein bedeutet u.a. die Sucht des Betroffenen, wenn auch völlig unbewusst, durch mitleiden, mitertragen, mitkämpfen, mitfühlen, alles tun, damit er nicht trinkt, u.v.a.m. aufrecht zu erhalten und nicht klar und deutlich die alleinige Verantwortung für seine Sucht bei ihm zu belassen.

    Zitat

    Er hat sich unglaublich geschämt für seine Schwäche diese Sucht nicht loswerden zu könnnen und dadurch auch nicht für seine Familie da zu sein.

    Ist nett, dass er sich geschämt hat, aber es gibt den Spruch „Alkoholiker zu werden ist keine Schande, aber nichts dagegen zu unternehmen, ist eine.“

    Zitat

    Doch in mir brennt auch das Feuer, endlich ist mein Leben nicht mehr vom Alkohol bestimmt.

    Das ist die richtige Voraussetzung dafür, dass Du jetzt wirklich gesundest - vielleicht sogar wirklich für Dich etwas tust. Weil genauso wie der Süchtige müssen (erkrankte) Angehörige für sich aktiv etwas unternehmen. Von ganz alleine wird Deine Erkrankung nicht verschwinden.

  • Vielen Dank aus tiefstem Herzen für eure Beiträge, es hat mir unendlich gut getan zu lesen, was ihr schreibt.
    Ich bin froh um die Offenheit und Ehrlichkeit. Es hilft mir zu sehen, was eigentlich passiert ist und das das Leben trotzdem weitergeht.
    Ich habe diesen Namen ausgesucht, weil dies meine Lieblingsblume ist, sie symbolisiert für mich das Gute und die Freude in dieser Welt. Und ich möchte mich daran festhalten, ich möchte Glück verspüren und froh sein. Ich habe vieles eingesehen, wohl weil ich auch schon lange vor diesem Moment Angst hatte und die Einsicht lange nicht zulassen wollte.
    Den Alkoholiker aus meinem Leben zu haben bedeutet auch meinen Mann, den ich über alles liebe, zu verlieren.
    Es tut weh, zu erkennen, dass ich meinem Mann nicht helfen kann und ihm auch nicht gut tue, dadurch, dass ich mit ihm abhängig bin.. in der Co Abhängigkeit. Es stimmt, ich habe immer wieder versucht die Löcher zu stopfen, die Lücken zu füllen, die Ausreden glaubhaft zu machen und die ganze Situation besser aussehen zu lassen, als sie eigentlich ist. Jetzt zum Schluss habe ich alles selbst gemacht, ich habe für uns gearbeitet, gekocht, die Wohnung sauber gehalten, allen Papierkram erledigt usw... Ich habe so gelitten und nicht verstanden, dass ich selber die Entscheidung treffe, ob ich das machen will oder nicht. Ich habe mich selbst in diese Situation gebracht und verharrt in völligem Selbstmitleid und Schmerz.
    Danke Gerchla für deine Geschichte. Ich habe so weinen müssen, es tut so weh wenn auch Kinder unter dieser Krankheit leiden müssen. Ich habe deine Geschichte gleich mehrmals gelesen, es macht mir Angst und macht mich traurig, weil es mir die Realität zeigt


    Dein Mann ist für Dich verloren, so lange er weiter trinkt.


    Doch du gibst mir ganz viel Hoffnung. Nicht nur im Bezug darauf, dass meine Tochter und ich wieder ein geregeltes normales Leben führen können - inklusive Papaliebe. Nein besonders auch im Bezug darauf, dass mein Mann die Chance hat wieder ein Leben zu führen, das ihn glücklich macht.
    Ich hoffe so sehr für ihn, dass er den Weg findet, acuh wenn ich dann nicht bei ihm sein kann, aber für ihn. Er soll kein solches Leben führen es tut so weh zu sehen, wer er geworden ist. Leider ist auch Gras ein grosses Thema bei ihm und in den letzten Monaten habe ich einige Male bemerkt, dass er Koks genommen hat, letzte Woche sogar hier bei uns Zuhause... Er war immer ein Rebell und wollte sich keinen Regeln, Vorschriften oder auch Gesetzten unterwerfen. Ich weiss nicht ob er es wirklich schafft einzusehen, dass er ohne Hilfe nicht aus diesem Sch.. rauskommt. Oft hatte ich Angst, dass er sich zu Tode trinkt oder in seinem Suff wieder agressiv wird und sich mit den falschen Leuten anlegt. Vor zwei Wochen habe ich ihn ins Krankenhaus geschickt, ich hatte Schiss, dass er eine Überdosis an Drogen und Alkohol intus hatte. Er war aber nicht dort. Einige Male habe ich unsere Tochter mit zur Arbeit genommen, weil ich sie nicht bei ihm lassen konnte, immer noch betrunken vom Vorabend. Diese Episoden könnte ich in einer endlosen Liste aufzählen und erst jetzt wird mir klar, dass es auch an mir lag die Situation zu beenden, ich kann nicht warten, bis er etwas unternimmt.
    Greenfox, danke für deinen Beitrag, ich habe ihn als erstes nach dem Aufstehen gelesen und danach meinen Tag ganz gut meistern können mit deinen Worten im Hinterkopf. Ich schaue jetzt auf meine Tochter und mich.
    Dietmar, danke dass du so ehrlich bist. Es war etwas hart für mich deinen Beitrag zu lesen, viel Wahrheit auf einen Streich, ich musste ziemlich schlucken. Doch es bringt mir ganz viel Klarheit, vorallem im Bezug darauf, was ich am Anfang dieses Posts geschrieben habe, dass ich meine Co-Abhängigkeit erkennen muss und vorallem auch daran arbeiten muss.

    Ich habe einen Ort gefunden, wo ich professionelle Hilfe bekommen werde. Ich werde das schaffen.

    Sonnenblume

  • Hallo Sonnenblume :sun:

    :welcome:

    Bei diesem Thread kam mir als allererstes der Gedanke "So wunderbar jung - noch alle Wege offen"

    Liebe Sonnenblume,

    sicher ist die Situation im Moment nicht einfach. Allerdings bin ich der Meinung, dass der Weg in die richtige Richtung geht. Damit es dir und deiner Tochter gelingt, ein fröhliches und unbeschwertes Leben zu führen, gab es keine andere Möglichkeit als die Trennung. Ich finde es außerordentlich gut, dass du Hilfe annimmst. Es ist jetzt ganz wichtig, dass dir objektive und geschulte Menschen zur Seite stehen. Findet euch neu ihr beiden Damen. Es wird euch gut tun, denn manchmal steht man ja einfach so hilflos und ahnungslos vor so manchem Problem.

    Deinem Mann wird sicher auch geholfen, wenn er es denn will. Er häng ja anscheinend schon recht tief im Schlamassel. Die Sucht ist schlimm. Unter Umständen besinnt er sich, etwas für sich und sein Leben zu tun. Wünschen wir es ihm. Nichtsdestotrotz bist du für dich erst einmal sehr viel wichtiger und deine Tochter braucht eine zufriedene und fröhliche wie auch ausgeglichene Mami. Du machst das richtig. Ich bin mit meiner Tochter (damals 9) nach dem Unfalltod (keine Drogen oder Alkohol) meines Mannes für längere Zeit in eine Therapie gegangen. Wir haben uns helfen lassen. Mein Herz wurde damals immer freier und ich konnte wieder zu mir finden.

    Ich wünsch dir alles Gute und geh deinen Weg, denn du und auch deine Lüttje ihr habt es verdient.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Sonnenblume,

    Zitat

    Ich habe einen Ort gefunden, wo ich professionelle Hilfe bekommen werde. Ich werde das schaffen.

    Das ist doch mal eine gute, sehr erfreuliche Nachricht!
    Viele bleiben leider trotz aller Hilfsangebote und Warnungen in ihrem alten Zustand sitzen und tun nichts für ihre Genesung.

    Du warst bisher die "Managerin" für Eure Familie, jetzt bist Du sie mal in eigener Sache.
    Trauer und Schmerz über die Situation und die Trennung ist völlig normal. Gleichzeitig gehört auch Loslassen dazu, wie Du es ja bereits für Dich erkannt hast. Das ist ein schwerer Prozess, der aber u. a. mit professioneller Hilfe zu schaffen ist.
    Bei allem Leid wirst Du gestärkt und gereift aus dieser Situation hervorgehen, und der Weg in ein befreites, glücklicheres Leben für Dich Deine Tochter steht offen.
    Hohen Respekt zolle ich Dir dafür, dass Du in keinem Wort Hass, Aufrechnung, Vergeltung usw. zum Ausdruck gebracht hast, wie es oft in solchen Beziehungen zu einem Süchtigen geschieht.
    Man kann jemand verlieren, man kann sich ob der Notwendigkeiten trennen müssen - aber man kann sich bei allem auch die Liebe, eine andere dann, bewahren.

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