Ich bin neu hier und brauche Rat... Meine Geschichte mit alkoholkrankem Ehemann

  • Hallo, ich bin Andain, heiße im richtigen Leben Natalie, bin 25 Jahre alt und wohne mit meinem (alkoholkranken) Mann in Dortmund. Wir haben seit Februar einen wunderbaren kleinen Sohn, der mein ganzer Stolz und mein Sonnenschein ist.
    Es ist übrigens auch unser Sohn, der mich aufgerafft hat und mich dazu bewegt hat, zu recherchieren und mir durch hoffentlich dieses Forum Hilfe zu suchen - ich hoffe, ich bin hier richtig.

    Ich hab lange die Augen vor der Krankheit meines Mannes verschlossen, wir haben im November letzten Jahres geheiratet, wohnen schon seit mehreren Jahren zusammen und haben eigentlich ein recht harmonisches Leben und eine "glückliche" Beziehung und Ehe, wenn denn da nicht seine Trinkerei wäre.

    Ich möchte euch hier meine Geschichte einmal erzählen und hoffe, ihr könnt mir Antworten auf meine vielen Fragen geben.

    Ich lernte meinen Mann 2011 übers Internet kennen, damals hatte er bereits das Alkoholproblem, hatte es auch als solches erkannt und war in stationärer Behandlung. Als wir uns kennenlernten machte er auch keine Anstalten und bekannte sich sofort und ohne Umschweife zu seiner Sucht und dass er dank der Therapie auch nun "trocken" wäre.
    Damals dachte ich mir nichts dabei und war mir auch der Tragweite, die eine Beziehung mit einem Suchtkranken hat, nicht bewusst. Er trank ja nicht, als wir uns kennenlernten. Er trank auch weiterhin nicht, als er nach der nach der Klinik in eine "Adaption zur Wiedereingliederung ins Leben" (oder so ähnlich) des Blauen Kreuzes in Hagen machte.
    Er trank auch nicht, als er nach dieser Adaption wieder zu Hause war. Sein Wille war damals doch recht stark. Ich war stolz auf ihn und seine Entscheidung, nicht zu trinken.
    Tatsächlich versuchte er lange Zeit stark zu bleiben und trank ausschließlich Malzbier.

    Das Problem, welches ich damals noch nicht kannte war, dass in seiner Familie gerne und viel Alkohol getrunken wurde und wird. Besonders auf Geburtstagen, Weihnachtsfeiern usw. - man kennt es ja: Einmal hier anstoßen; "ach komm, lass uns noch einen Drink nehmen"; bis hin zum totalen Besäufnis, weils Spaß macht.

    Auch damals waren wir bei einer Bekannten eingeladen, die ihm wie selbstverständlich Orangensaft mit Wodka anbot. Mein Mann wurde schwach, trank und am Ende lief er torkelnd neben mir den Weg nach Hause. Das war das erste Mal, dass ich meinen Mann besoffen erlebte. Ich wusste damals nicht, dass dies ein Rückfall war, ich hatte damals nicht den Hauch einer Ahnung, was für eine weitgreifende und schwere Krankheit sein Alkoholismus eigentlich ist.
    Nach diesem Ereignis wurde wieder öfters Bier konsumiert.

    Ich muss hinzufügen, dass mein Mann ein Biertrinker ist, er mag weder Wodka, noch Schnaps, noch sonstige andere Sachen, bei ihm ist es tatsächlich nur Bier. Wir haben in unserer Wohnung eine Vitrine, in welcher wir Likör und Wodka stehen haben, welchen ich aus meinen Urlauben vor unserer Beziehung als Erinnerung mitgebracht habe. Auch eine Flasche Wodka, welche er zu seinem Geburtstag bekommen hat, steht dort - ungeöffnet, noch mit Schleife und nichtmal aus dem Glanzpapier ausgepackt. Er rührt diese Flaschen nicht an. Sie stehen dort und haben wirklich nur die Aufgabe, dekorativ schön auszusehen.

    Jedenfalls, nach besagtem Ereignis bei dieser Bekannten wurde mein Mann rückfällig. Der immer größer werdende Konsum verlief schleichend. Erst war es ein Bier alle paar Wochen, dann alle paar Tage, schließlich waren es alle paar Tage, an denen er "nichts" trank. Damals wohnten wir bereits zusammen, jedoch noch in Hamm, bis wir 2012 nach Dortmund gezogen sind.
    Ich hätte damals schon die Reißleine ziehen müssen, denn ich war ja eigentlich stolz auf ihn, dass er "nicht" trank. Ich wollte es auch damals nicht wahr haben, dass er wieder in seinen alten Trott gefallen ist, ich kannte ihn damals einfach noch zu wenig.

    Nach unserem Umzug nach Dortmund ging es weiter mit seiner Trinkerei: Ich fand leere Bierflaschen hinter der Kloschüssel (es hab hinter der Kloschüssel eine Kleine Erhöhung, die aus Fliesen gemacht war) unter den Fliesen. Ich fand mehr und immer mehr Bierflaschen in unserer Abstellkammer, in unseren Wohnzimmerschränken. Ich fand Bierflaschen neben seiner Bettseite und in seinem Kleiderschrank. Diese Funde waren eigentlich eher zufällig, ich hatte nie gezielt nach Bierflaschen gesucht, auch wenn ich wusste, dass er sie irgendwo vor mir versteckte. Jedes Mal sprach ich ihn darauf an, was denn die Flaschen dort zu suchen hätten. Ich wollte diese Bierflaschen nicht wie Ostereier finden. Jedes Mal wimmelte er ab und sagte, dass diese Flaschen dort schon ewig stehen würden und warum ich denn aus einer Mücke einen Elefanten machen würde. Jetzt wäre er wieder der Depp usw. Warum er sie denn dann nicht wegnehmen würde, warum sie dort immer noch stehen würden, fragte ich ihn. Ach, das wäre doch egal, das wäre seine Sache, ich solle mich da raus halten. Bereits damals begann ich zu zweifeln: Habe ich hier den richtigen Partner gewählt? Ich liebte und liebe ihn nach wie vor.
    Ich beschloss, dass ich mit ihm reden würde, sein Problem vor Augen führen würde. Schließlich bin ich doch seine Freundin. Wir haben es geschafft, seine Beziehung zur Familie wieder zu verbessern, er hat es geschafft, das Rauchen aufzugeben, warum sollte er nicht auch sein Alkoholproblem wieder in den Griff bekommen? Hinterher würde er sich für die MPU vorbereiten und seinen Führerschein wieder zurück bekommen. Das war damals mein (Wunsch-)Denken.
    Es gab immer mehr Auseinandersetzungen, tränenreiche Abende für mich, Streitereien, die dazu führten, dass ich mich Abends alleine im Bett in den Schlaf weinte und er bis tief in die Nacht vor dem Fernseher saß und sein Bier weiter trank.

    Ich machte mir meine Gedanken und versuchte langsam zu verstehen, was denn der Alkoholkonsum eigentlich bei meinem Mann im Denken und im Körper bewirkte. Was führte meinen Mann dazu, zu trinken? Was war bei ihm anders als bei mir? Welche Reaktion ruft Alkohol in seinem Gehirn hervor, dass er trinkt? Was für eine Chemie ist das eigentlich? Warum geht es ihm mit dem Alkohol besser?

    Zu dieser Zeit war er auch schon Chronisch eifersüchtig auf alles und jeden. Wäre mir ein alter Mann, ein "Opa" auf der Straße begegnet und hätte mich gegrüßt, ohne dass ich ihn kennen würde, wäre dieser schon mein Liebhaber gewesen.
    Überhaupt hätte ich ja duzende Liebhaber und Affären, die ich ihm verheimlichen würde.
    War ich einen kurzen Moment bei Whatsapp online, ohne den Grund, ihm zu schreiben, so hätte ich bestimmt einem Liebhaber geschrieben und mich mit ihm verabredet. Es ging so weit, dass ich bei Whatsapp ihm dann auch tatsächlich schrieb, wenn ich online war, meistens waren es nur kurze Fragen: wie es ihm denn geht, was er denn gerade zu Hause macht, dass ich ihn lieben würde, usw. Irgendwann hatte ich jedoch auch davon genug und lud mir einfach eine andere App runter.

    Tatsächlich traf ich mich weiterhin mit Freunden. Zwar nicht mehr so oft wie vor unserer Beziehung, aber dennoch.
    "Er darf alles essen, aber nicht alles wissen", war zu dem Zeitpunkt meine Devise. So sagte ich meinem Mann damals, ich ginge zur Arbeit, obwohl ich einen freien Tag hatte. Ich nahm meine Arbeitstasche, ging zum Auto und fuhr zu meinen Freunden los. Pünktlich zum "Feierabend" war ich wieder zu Hause. Nie fiel ihm etwas auf. Er weiß es auch bis heute nicht.

    Immer öfter kam das Thema "zweite Therapie" zum Gespräch, wenn er "nüchtern" war.
    Schließlich machte er im Oktober 2012 auf eigenen Wunsch eine weitere Endzugstherapie in der gleichen Klinik, in der er schon war, als wir uns kennenlernten. Auch ich war in einzelne Gespräche eingebunden, die zwischen mir, meinem Mann und der verantwortlichen Psychologin stattfanden. Sie öffnete mir die Augen und erklärte mir, was es mit dem Alkoholismus auf sich hat. Auch erklärte sie mir, dass einzig und alleine er für seinen Alkoholkonsum verantwortlich ist. Ich habe keine Schuld an seiner Trinkerei. Alkoholismus ist ein schleichender Prozess.
    Damals schon stand das Thema Hochzeit im Raum. Ich schlug ihm damals schon den Kompromiss vor: Wenn du es schaffst, ein Jahr lang nichts zu trinken, dann heiraten wir. Eine Sinnlose Aussicht: Mein Mann war und ist charakterlich zu schwach, als dass er dieses Versprechen hätte halten können. Zum anderen wollte und will er nicht auf sein Bier verzichten.

    Die Therapie ging 12 Wochen. In diesen 12 Wochen erlebte ich alleine zu Hause am Anfang einen sehr starken Einschnitt. Ich wusste nicht, was ich alleine mit mir anfangen sollte. Ich hatte auf einmal "zu viel Luft zum Atmen". Ich hatte die Verantwortung, meinen Mann vor sich selbst zu schützen, an andere abgegeben. Und ich fühlte mich jedes Mal niedergeschlagen, wenn ich abends aus der Klinik von einem Besuch wieder kam. Jedoch gab es dann auch einen Wendepunkt: Es ging mir nach und nach immer besser. Ich ging abends aus, blieb lange wach und schaute fern wenn ich Spätschicht hatte und genoss einfach Mal meine Zeit alleine. Zum Ende seiner Therapie hätte er meinetwegen auch noch einige Wochen länger dort bleiben können.
    Meinen Arbeitskollegen und Bekannten und auch meinen Eltern log ich damals vor, mein Mann würde wegen seinen Rückenproblemen eine Reha machen. Was bei mir zu Hause wirklich los war, ging sie meiner Meinung nach nichts an. Zum Zweiten schämte ich mich aber auch dafür, mit einem Alkoholiker zusammen zu sein. Ich wollte eine normale Beziehung, so wie jeder andere auch. Wenn es auf der Arbeit einmal in der Pause ums private ging, erzählte auch hier ein Anekdötchen oder dort eine lustige Szene. Diese waren tatsächlich auch wahr, jedoch verschwieg ich immer, dass mein Mann im Grunde sehr, sehr krank ist. Selbst als auf der Arbeit eine Kollegin weinend zusammenbrach, als sie vom Alkoholproblem ihres Partners erzählte, blieb ich stumm.

    Als mein Mann aus der Klinik wieder nach Hause kam, spürte ich allmählich den Druck auf mir wieder. Anfangs hielt er sich wirklich zurück, trank massenhaft nur alkoholfreies Bier und war auch wieder der selbe Mann, den ich damals kennen und lieben lernte. Aber das erste Bier ließ nicht lange auf sich warten, der Rückfall war im Grunde schon vorprogrammiert. Ich hätte es eigentlich wissen müssen. 12 Wochen verschwendete Lebenszeit für ihn, es hatte nichts gebracht. Der ganze Sprit, der verfahren wurde (die Klinik war 100 km von uns entfernt), das viele Geld, das dafür investiert wurde, 2 Wochendenden hatte ich im Hotel verbracht, alles umsonst. Und dennoch ließ ich ihn nicht los.

    Tatsächlich fand er trotzdem Arbeit, verdiente Geld, fand wieder einen normalen Rhythmus, trank dennoch weiter. Nach der Arbeit. Abends zu Hause. Am nächsten Tag wieder "nüchtern" zur Arbeit. Bis heute. Zwischendurch wechselte er immer Mal wieder die Arbeitsstelle. Immer verlor er seine Arbeit durch ewig andauernde Krankenscheine. Einmal war es ein gequetschter Finger, dann war es sein Rücken, dann sein schon so lange ach so sehr schmerzender Ellbogen, dann sein Magen.
    Dank meinem Mann kenne ich mittlerweile sämtliche Krankenhäuser, Unfallkrankenhäuser und Notfallambulanzen samt Öffnungszeiten in Dortmund. Wir haben ein ganzes Waffenarsenal an Schmerzmitteln und meine Kenntnis über Medikamente, deren Wirkung und Wirkstoffen ist auch nicht gerade üppig.

    Letztes Jahr wurde ich dann schwanger und wir heirateten wegen meiner Schwangerschaft. Mein Mann ist bekennender Katholik und für uns stand es von Anfang an fest, dass wenn wir jemals Kinder bekommen sollte, wir dann auch heiraten würden. Damit hatte ich Anfangs kein Problem, jedoch war meine Familie von diesem Gedanken weniger begeistert.
    Im Februar kam dann unser Sohn - natürlich wieder ein Grund zu feiern, zu Saufen. Nicht nur alleine, auch fuhr er zu seiner Familie nach Hamm, besoff sich dort und fuhr wieder heim. Ich lag mit unserem Sohn im Krankenhaus und bekam alles nur halb mit. War vielleicht auch besser so.

    Dennoch nimmt mein Mann mit der Trinkerei keine Rücksicht auf unseren Sohn, wenn er zu Hause ist.
    Ich möchte nicht, dass er betrunken ins Schlafzimmer geht und schaut, ob unser Sohn schläft. Wenn er nicht schläft, nimmt er ihn dann auf den Arm - das will ich nicht.
    Ich habe mich schon öfters mit ihm unterhalten, was denn mal in einem Jahr sein soll, wenn unser Sohn größer ist, aber nicht versteht, warum sein Papa denn anders ist, wenn er Bier getrunken hat. Wie soll ich ihm erklären, dass sein Papa ihn heute Nacht und morgen Nacht und überhaupt, nicht ins Bett bringt, weil er dazu einfach nicht in der Lage ist?
    Was soll ich meinem Sohn sagen, wenn mein Mann betrunken ist, er ihn mit einer Kleinigkeit auf die Palme bringt und mein Mann dann schreiend vor ihm steht und unser Sohn die Welt nicht mehr versteht?
    Mein Mann weiß, dass dies schmerzliche Wahrheit ist, will aber nicht darüber reden. Scheinbar tut ihm diese Wahrheit zu sehr weh. Jedes Mal blockt er ab oder wird sauer. Dann jedes Mal die Frage: zieht es dich so sehr zum Trinken? Wie willst du denn sonst ein guter Vater sein? Wenn du schon nicht für dich aufhörst, dann tu es doch wenigstens für deinen Sohn!
    Ich weiß, dass das alles nichts bringt. Dass er alleine für sein Trinken verantwortlich ist. Mein Mann weiß, dass er Alkoholiker ist, aber bei ihm fehlt der nächste Schalter, der "Klick" machen muss, damit es voran geht.

    Mein Mann und ich hatten irgendwann die Abmachung getroffen, dass er mir ehrlich sagen möchte, wie viel Bier er am Abend getrunken hat, wenn ich ihn frage. Er hatte es selbst angeboten. Das ging auch eine ganze Zeit lang gut. Mittlerweile lügt er mich aber auch hier wieder nur an. Er sagt zwar, er hat "nur" 2 Bier getrunken, am nächsten Tag finde ich aber 6 leere Bierflaschen. Es ist einfach zum Mäuse melken. Ich weiß, dass ich am Alkoholkonsum meines Mannes nichts ändern kann.
    Mein Problem ist, dass mein Mann auch nicht wirklich eine "Fahne" hat. Wenn er nüchtern Todmüde ist, verhält er sich genau so bzw. ähnlich, als wenn er betrunken wäre.
    Manches Mal frage ich mich dann: Bin ich einfach zu blöd, um zu merken WIE SEHR er betrunken ist? Bin ich tatsächlich so doof und merke es nicht, wenn er trinkt? Ich kenne meinen Mann doch eigentlich. Aber er ist ein Organisationstalent und ein Schauspieler vor dem Herrn.
    Ich kann und möchte meinen Mann nicht verlassen. Im Grunde ist er ein sehr guter und liebenswerter Mensch, zwar mit einem schwierigen Charakter, aber denoch liebenswert. Ich habe ihm nie irgendwelche Sachen angedroht. Weder, dass ich ihn verlassen würde, noch, dass ich andere Sachen machen würde, wenn er nicht aufhört, zu trinken. Es hätte sowieso keinen Sinn und würde noch weiter dazu führen, dass er seine Trinkerei versteckt. Mittlerweile so gut, dass ich nicht Mal mehr sehe, wie er trinkt. Ich merke nur, wie er immer besoffener wird.
    Damals war es mir unglaublich wichtig, dass er, wenn er müde ist, ins Schlafzimmer ins Bett zum Schlafen kommt. Seit unser Sohn da ist, ist es mir lieber, wenn er im Wohnzimmer auf der Couch seinen Rausch ausschläft.
    Auch habe ich seiner Meinung nach wieder überall irgendwelche Liebhaber, die ich ihm verheimliche. Natürlich. Ich habe ja auch sonst nichts Besseres zu tun.

    Langsam aber sicher verzweifle ich. Mein Mann hat mir noch nie weh getan oder ist in irgendeiner Weise mir oder unserem Sohn gegenüber handgreiflich geworden. Eine dritte Therapie lehnt er ab. Er will auch zu keiner Selbsthilfegruppe gehen.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Er belügt sich, mich und alle anderen in seiner Umgebung. Er weiß ja, dass er Alkoholiker ist. Aber es bringt nichts, wenn er nicht weiter denkt.
    Damals, als er nach der 2. Therapie wieder zu Hause war und sagte, dass er nun "aber wirklich" aufhören wolle, zu trinken, bot ich ihm an, ihm zu helfen. Aber er muss mir sagen, wie ich ihm helfen soll. Und ich sagte ihm, dass er mir auch die Möglichkeit geben muss, ihm zu helfen, wenn er Hilfe will. Es bringt nichts, wenn ich ihm helfen möchte und er aber insgeheim doch weiter trinkt.
    Ich will auch nicht, dass unser Sohn durch sein Vorbild irgendwann in seine Fußstapfen tritt. Das würde ich mir im Leben nicht verzeihen.

    Ich hab lange die Augen vor der Wahrheit verschlossen, verschließe sie heute ebenfalls noch teilweise, weil ich nicht will, dass der Alkohol mein Leben und das Leben von unserem Sohn gänzlich kaputt macht. Ich lasse meinen Mann im Moment mit seiner Trinkerei alleine und mische mich da nicht weiter ein, es bringt sowieso nichts. Und immer noch habe ich diese kleine, sinnlose Hoffnung "vielleicht begreift er es irgendwann von allein."

    Ich weiß nicht mehr weiter.

    LG Andain

  • Hallo Andain

    Willkommen hier - vielleicht liest du erst mal in der Rubrik"Angehörige" denn da finden sich andere mit "deiner" Problematik.
    Und auch Ratschläge---denn die Lage ähnelt sich erstaunlich oft.
    Duldsame, wütende, gestresste und leidende Partner, die nicht mehr ein noch aus wissen, müssen alle lernen sich abzugrenzen, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen usw.
    Es gibt immer einen Ausweg - für dich!
    Für euch beide- dazu müsste man die Glaskugel befragen.
    Im Augenblick sieht es ja nicht so aus als wolle dein Partner aufhören.
    Ob dein Partner mitzieht, wenn du Konsequenzen ernsthaft durchziehst, wirst du merken.
    Bitte schau auch in die link-Liste. Da sind auch Seiten für Angehörige...
    Suche dir wenn möglich professionelle Hilfe. Du musst da nicht alleine durch. Echt nicht.
    liebe Grüße
    ennasu

  • Hi, Andain/Natalie - und auch von mir ein HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Das Verhalten Deines Mannes, dass Du hier beschreibst, ist das typische Verhalten eines Alkoholikers, der (noch) nicht bereit ist, etwas zu ändern. Er mag zwar erkannt haben, dass er Alkoholiker ist - aber den logischen Folgeschritt will er nicht gehen.

    Dieses Verhalten kenne ich nicht nur von mir :-[, sondern auch von den Erzählungen vieler Menschen, sei es in meiner SHG oder im Krankenhaus.

    Du schreibst

    Zitat

    Ich kann und möchte meinen Mann nicht verlassen.

    Aber vielleicht solltest Du gerade DAS in Betracht ziehen! Zum Einen für Dich und Euren Sohn. Denn Du gehst sonst kaputt. Und zum Anderen auch für Deinen Mann - denn vielleicht ist gerade das dann sein persönlicher "Tiefpunkt", der Knackpunkt, der bei ihm den Schalter umlegt ... Aber nur vielleicht. Und auch nur dann, wenn Du es auch wirklich durchziehst.

    Schau doch mal, ob es bei Euch keine Angehörigen-SHG gibt, z.Bsp. hier

    LG
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Andain,

    :welcome: auch von mir.

    Das Erste, was ich dachte: Er will nicht und er muss ja auch nicht wirklich. Du machst es ja immer noch mit. Also macht er weiter. Ich denke auch, dass du dich bei einer SHG für Angehörige informieren solltest. Ich wünsch dir ganz viel Kraft.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Andain,

    ich muss sagen, ein langes Posting und ein langer Leidensweg.
    Was mir aufgefallen ist, dass er so oft alkoholfreies Bier trank (nicht wegen Restalkohol, aber
    anscheinend hat er sich vom Bier "nicht verabschieden" können). Wir hatten einen Thread, wo
    die Ansichten gegensätzlich sind. Gut, das wird nicht der Hauptgrund sein, ich kenne auch Leute,
    die trinken schon zwei Jahre oder so regelmässig alkoholfreies Bier.

    Die extreme Eifersucht ist ein typische Symptom vom Alkoholismus, tritt aber sicher nicht bei jeder/m auf.

    Schwierig, wiederholt in Behandlung aber Ablehnung einer SHG.
    Vielleicht hab ichs überlesen, aber was ist sein Statement, wenn du ihn fragst,
    warum er immer wieder trinkt?

    Franz

  • Hallo Andain,

    herzlich Willkommen hier im Forum. Eine lange, traurige Geschichte Deines aktuellen Lebens, die Du da erzählt. Und doch so typisch für das Zusammenleben mit einem Alkoholiker. Viele solcher oder ähnlicher Geschichten kannst Du hier im Forum oder auch in anderen Foren lesen. Und Du wirst immer wieder auf gleichen Ratschläge stoßen. Nämlich das Du DEIN Leben in die Hand nehmen musst und auf Dich (in Deinem Fall auch Deinen Sohn) achten musst. So lange Du Deinen Partner unterstützt oder auch einfach nur gewähren lässt wird sich nichts ändern. Wenn Du Konsequenzen ziehst und ihn z. B. verlässt, heißt das zwar noch lange nicht, dass er dann mit dem Trinken aufhört, aber letztlich darf es Dir dann darum auch gar nicht gehen.

    Es geht ja um DEIN Leben und das Deines Kindes. Du bist für DEIN Leben verantwortlich, für das Deines kleinen Jungen. Dein Mann ist für SEIN Leben verantwortlich, er alleine und nicht Du. Liebe bedeutet nicht die Verantwortung für das Leben des anderen zu übenehmen. Liebe bedeutet natürlich für den anderen da zu sein, ihm zu helfen, zu unterstützen. Aber nur wenn der andere das auch will, denn Liebe darf keine Einbahnstraße sein.

    Ich bin selbst Alkoholiker und kann Dir aus meiner Erfahrung nur sagen, dass ich erst aufhören konnte, als ich es unbedingt wollte. Ich wusste das ich Alki bin, ich wusste das ich viel zu viel trinke, ich wusste das ich mein Umfeld damit kaputt mache, das mein Kartenhaus zusammen fallen wird, das dann alles kaputt sein wird, all das wusste ich. Wollte es natürlich nicht wahr haben aber wusste es innerlich. Aber das hat mich nicht dazu gebracht aufzuhören.... Ich habe erst aufgehört, als die Seifenblase geplatzt ist...

    Und das wirst Du von den meisten so hören. Deshalb kannst Du Dich hier nur um Dich kümmern. Vielleicht magst Du auch einfach mal eine reale SHG besuchen, Dich dort austauschen, Dir dort auch Rat holen. Für Deinen Partner kannst Du nichts tun, außer konsequent sein. Das kann vielleicht den berühmten "Klick" auslösen, muss aber natürlich leider nicht unbedingt.

    Ich wünsche Dir viel Kraft, gehe Deinen Weg in ein neues Leben.

    LG
    Gerchla

  • Hallo,

    erstmal danke überhauüt für euer Interesse und dass ihr euch die Zeit genommen habt, meinen langen Thread zu lesen.
    Ich hab auch schon öfters darüber nachgedacht, eine SHG aufzusuchen, bin auch mittlerweile bereit, eine aufzusuchen und mir dort Hilfe zu holen. Es hilft mir im Moment schon ungemein zu wissen, dass ich nicht alleine bin mit diesem Problem.

    Ich bin mittlerweile den Weg gegangen und hab mich auch dem einen oder anderen Freund/Bekannten anvertraut, und diese sagen mir auch, ich sollte mit meinem Sohn zu meinen Eltern gehen, ihm die Pistole auf die Brust setzen und sagen, wenn er sich JETZT keine hilfe holt, dann ist unser gemeinsames Leben vorbei. Ich weiß, dass sie Recht haben. Alleine der Gedanke, diesen Schritt zu gehen, tut mir weh, aber ich denke mehr und mehr darüber nach, es tatsächlich in Betracht zu ziehen. Mir fehlt im Moment einfach noch die Kraft dazu. Ich denke im Moment "und was dann? Dann hätte ich ihn ja letztes Jahr garnicht heiraten brauchen" und ähnliches. Ich hab auch seine Familie sehr liebgewonnen, es trinken ja nicht ausnahmslos alle dort. Das alles aufzugeben ist für mich ein sehr großer Schritt.

    Ich denke, bei mir muss einfach irgendwann der Geduldsfaden reißen, damit ich sagen kann "jetzt ist Schluss damit".

    Die Argumente, die mein Mann im Suff bringt, von wegen "wenn ich dich mit einem deiner Liebhaber erwische, mache ich dich fertig! Und unser Sohn bleibt bei mir, egal was du machst!" machen mir da noch ein wenig Angst und Frust.
    Natürlich weiß ich, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe.
    Und auch wenn wir uns scheiden lassen sollten, weiß ich, dass alleine das Argument, mein Mann ist Alkoholiker, ihm den K.O.-Schlag versetzt, was das Sorgerecht angeht. Oder?? Ich weiß, ihr seid keine Anwälte. Aber das sind im Moment so die Gedanken, die in meinem Kopf kreisen.

    Im Moment ist mein Mann an einem Punkt angelangt, an dem er selbst sagt "aber nur eins mit Cola", weil er denkt, dass in Mischbier weniger Alkohol ist. Ich weiß nicht, ob ich es richtig einschätzen kann und ob ich es richtig sehe; aber seinem Reden nach zu urteilen versucht er selbst, seinen Alkoholkonsum etwas einzudämmen. Inwieweit das stimmt oder auch nicht, kann ich leider nicht einschätzen.
    Ich sage mir immer, dass ich mir das noch eine zeitlang anschauen möchte, und dann eine Entscheidung für unseren Sohn und mich treffen möchte. Aber wie gesagt, mir fehlt im Moment einfach noch die Kraft zum einen dazu, und zum anderen darüber nachzudenken, was dann "danach" wäre.

    @ franz68:
    das letzte Mal als ich ihn fragte, warum er denn trinkt sagte er, dass es der Alkohol ist, den er braucht.

    LG Andain

  • @ franz68:
    das letzte Mal als ich ihn fragte, warum er denn trinkt sagte er, dass es der Alkohol ist, den er braucht.


    Hallo Andain,

    so so, dein guter Mann *braucht* also den Alkohol. Das ist eine Antwort, die zeigt, dass er keine Veränderung will und abblockt. Was sagt er, wenn du fragst, warum er Alkohol braucht?

    (Wahrscheinlich, dass er es sonst nicht aushält, die Lebensumstände, ...)
    Da wirds schwierig, wenn er nicht selbst über seinen Konsum reflektiert. Niemand *braucht* den Alkohol, um
    leben zu können. Als Kinder kamen wir ja auch gut ohne Alkohol, Niktotin, Koffein & Co aus.

  • Ich hab auch seine Familie sehr liebgewonnen, es trinken ja nicht ausnahmslos alle dort. Das alles aufzugeben ist für mich ein sehr großer Schritt.

    Ihn zu verlassen heisst ja nicht unbedingt, alle anderen aus dem Gedächtnis zu streichen. Ich mache auch gerade eine Trennung durch (allerdings nicht alkoholbedingt) und habe trotzdem noch einen sehr guten Kontakt und Draht zu "ihrer" Familie und den meisten unserer Freunde. Na klar wird es den Einen oder die Andere geben, die eher auf seiner Seite steht und Dich als die Böse ansieht. Na und? Freunde kann man sich zum Glück selber aussuchen.

    Und dass er versucht sich selbst "runterzufahren" ... Ich habe es so oft versucht - und nie auf Dauer geschafft ...

    Im Übrigen ist diese Drohung "Das Kind bleibt auf jeden Fall bei mir!" eine leere.

    Ich wünsche Dir, dass Du stark bleibst. Und nimm alle Hilfe in Anspruch, die Du kriegen kannst (z.Bsp. SHG).

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Für Deinen Partner kannst Du nichts tun, außer konsequent sein. Das kann vielleicht den berühmten "Klick" auslösen, muss aber natürlich leider nicht unbedingt.

    Werde ich auch befolgen

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