Liebe Tine,
Dankeschön für Deinen Beitrag, Deiner Offenheit und deinem Vertrauen in uns!

Ich bin Proky, 43 Jahre alt, trocken bzw suchtfrei seit über 16 Jahren.
Ja der Spiegeltrinker, eine inoffizielle Bezeichnung - offizielle Bezeichnung: Delta-Alkoholiker - umgangssprachlich auch der "funktionierende Alkoholiker" genannt.
"Funktionierend" deswegen, weil dieser Typ von Alkoholiker trotz Rausch bzw Pegel/Spiegel seine täglichen Pflichten wie z.B. Arbeit, Haushalt etc ganz "normal" nachkommt, oftmals ohne Ausfallerscheinungen und das sogar jahrelang...
...die Kehrseite:
Er säuft sich dabei langsam aber sicher zu Tode! Und der Abstieg zur letzten Kategorie, dem Gamma-Alkoholiker (totaler Kontrollverlust der Trinkverhaltens und des sozialen Lebens) ist auch noch möglich.
Liebe Tine, meine persönliche Meinung:
Rede offen und ehrlich mit deinen Kindern. Sag und erkläre ihnen, dass der Papa krank ist und Hilfe braucht.
Warum schreibe ich das so?
Zum einen:
Früher oder später musst Du deinen Kindern die Wahrheit sagen. Denn auf Dauer wird dein Mann immer mehr und größere Ausfallerscheinungen haben, seine Sucht sich verschlimmern, sofern er nicht aufhört. Kinder (denk dabei an deine eigene Kindheit) bekommen so etwas mit. Denn Kinder haben ganz feine Antennen wenn es um non-verbales Verhalten geht. Sie bekommen so oder so mit, dass mit dem Papa etwas nicht stimmt...
Kinder haben zwar eine sehr simple, aber doch auch effektive Logik. Gerade diese Logik kann dabei helfen deinen Mann zum umkehren zu bewegen. Z.B.: "Papa bitte trink nicht, wir wollen das du gesund wirst" o.ä. Aussagen wie diese können dazu beitragen das dein Mann umschwenkt...
...das führt mich aber auch zu Dir.
Vorausgesetzt dein Mann hört nicht zum trinken auf, bist du dir darüber im klaren, dass er dann früher oder später unter der Last der Krankheit psychisch wie körperlich zusammenbrechen wird? Was ist dann? Was ist dann mit der Familie, mit dir und den Kindern? Wenn alles in Scherben liegt und die Wahrheit sich nicht mehr kaschieren lässt?
Deine Kinder werden ihren Respekt vor ihrem Papa nicht verlieren wenn sie die Wahrheit wissen. Ganz im Gegenteil. Sie werden sich Sorgen machen und wollen das er aufhört.
Respektlos werden sie erst, wenn sie merken, dass die Krankheit quasi innerhalb der Familie "unausgesprochen" bleibt, der Papa sich verkommen lässt, die Mama nicht eingreift...
Also, es ist besser mit den Kindern zu reden, besser jetzt als später...
Aber nicht nur mit dem Kindern...
...auch mit eurem Hausarzt...
...einer Suchtberatungsstelle...
...einer weiteren realen Selbsthilfegruppe vor Ort...
und last but not least:
mit deinem Mann!
Sag ihm das Du dich um ihn sorgst und das es dein Wunsch ist das er doch damit aufhören möge...
Kannst Du damit etwas anfangen liebe Tine?