Hallo Topolino,
herzlich Willkommen bei uns im Forum.
Ich bin Anfang 50, Alkoholiker und trinke jetzt schon lange keinen Alkohol mehr. Und ich bin heute ein sehr glücklicher Mensch, obwohl mir die aktuelle Situation vor allem beruflich sehr zu schaffen macht. Ich trank über 10 Jahre abhängig, die meiste Zeit davon heimlich. Ich hatte Familie (Frau und 2 Kinder) und funktionierte bis zum Schluss. Jedoch stand mein totaler Untergang kurz bevor (da war ich übrigens in Deinem Alter) , nur die Tatsache dass ich den Absprung geschafft habe, hat mich gerettet.
Kurze Vorstellung, damit Du weißt wer Dir schreibt.
Ich will jetzt auch nicht viele Worte machen. Einfach nur:
Nun stehen viele Entscheidungen an.
Ja, das stimmt und Du hast vollkommen Recht! Aber die wichtigste Entscheidung, wahrscheinlich die wichtigste Entscheidung Deines Lebens, die hast Du bereits getroffen! Du hast Dich dazu entschieden Deiner Sucht den Kampf anzusagen! Dazu kann ich Dir nur gratulieren!
Keine idealen Ausgangspunkte ich weiss.
Mein Weg begann damit, dass ich mich kurz nach meinem Outig von meiner Frau und damit auch von meinen von mir über alles geliebten Kindern getrennt habe. Ich stand vor den Trümmern meines Lebens. Ich ging durch die Hölle, emotionale Hölle (wobei ich hier betonen möchte, dass meine Familie durch eine noch viel schlimmere Hölle ging, weil sie die Opfer waren und ich der Täter). Sollte ich jemals einen Grund gehabt haben zu saufen, dann wäre das zu diesem Zeitpunkt der Fall geswesen. Ich tat es aber nicht, weil ich plötzlich wusste, dass genau das mich hierher geführt hatte. Ich wollte endlich mein Leben zurück, ich wollte irgendwann mal wieder fröhlich sein können, auch wenn ich mir das damals überhaupt nicht vorstellen habe können.
Du siehst, ich hatte auch keine idealen Ausgangspunkte und wenn Dir hier noch andere schreiben, dann wirst Du merken: Schlimmer geht immer!
Vielleicht werde ich mich auch spirituellen Themen öffnen müssen.
Müssen? Wieso müssen? Meinst Du das tut weh? Am Ende geht es doch nur darum das zu tun, was Dir hilft diese verdammt mächtige Sucht zu überwinden. Und glaube mir, sie ist unglaublich mächtig, aber ich denke, dass hast Du bereits am eigenen Leib erfahren.
Sollte Dir also Spirituallität helfen, sollte sie Dir etwas geben, Dich weiter bringen, dann ist das doch wunderbar. Wenn nicht, dann kümmere Dich um andere Hilfen. Was ich Dir in jedem Fall empfehlen kann, weil ich es bei mir selbst so erlebt habe, sei unbedingt offen für jede Art von Hilfe. Probiere aus, schließe nicht von vorneherein Dinge aus. Das kannst Du immernoch tun, wenn Du entsprechend (negative) Erfahrungen gesammelt hast. Habe ich auch so gemacht.
Tja, am Ende war es bei mir dann ein Mönch, der mir bei meinem Weg heraus aus der Sucht wie ein Anker war. Der mich begleitet hat und mir das Laufen neu gelernt hat. Ein Mönch, zu dem ich ging, weil mir mein Psychologe (aus meiner damaligen Sicht) nicht helfen konnte und obwohl ich mit dem Glauben überhaupt nichts am Hut hatte. Aber ich war offen, ich wollte es schaffen und dieser Mönch war sozusagen mein Mentor, über viele Monate hinweg.
Wenig erbaulich es aber es ist der Anfang eines Weges
Ja, jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Und jeder Schritt ist wichtig, der erste jedoch der wichtigste, denn ohne ihn, geht die Reise erst gar nicht los. Und den hast Du getan! Jetzt bleib dran und wenn Du Fragen hast, dann immer her damit.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles alles Gute und eine guten Austausch hier im Forum!
LG
Gerchla