Was Du hier beschreibst, hört sich ja auch wirklich vielversprechend an, was den Genuss angeht. Hähä. Sorry, ich bin da böse.
Ich war mal bis ca. 24 polytox. Nachdem ich das aufgehört habe, wurde ich zum Alkoholiker. Plus Cannabis, das war für mich gar keine Droge, sondern Spielzeug. Und 50 Kippen am Tag.
Gesoffen hab ich vorher auch schon, aber da lief das unter Beikonsum. War zwar auch zu viel, aber nicht die Haupt-Droge.
Möglicherweise war ich auch mal Bordeliner, bin ne andere Generation da war das noch kein gängiges Thema, hielt aber ein Therapeut viel später im Rückblick auf meine Lebensgeschichte für möglich.
Genuss-oder Gelegenheitstrinker.
Kann Dir niemand verbieten, das zu probieren.
Aber nach Deinem Eingangspost habe ich da Zweifel, ob das funktioniert. Den Suchtdruck wirst Du damit jedenfalls "füttern". Und du machst jetzt nicht gerade den Eindruck eines Menschen, der sich bremst, wenn er mal angefangen hat.
Kontrollverlust gehört zur Suchtentwicklung. Und die meisten, die irgendwann so schlau geworden sind, es ganz zu lassen, haben es erst mal mit Kontrolle versucht. Nur, weil das bei fast keinem klappt, wird man ja dann so schlau. Und bei vielen ist das dann zu spät, sie schaffens dann gar nicht mehr. Die wüssten dann zwar, dass sie aufhören müssten, aber es geht dann bei vielen nicht mehr.
Und die Argumente, warum man dann trinkt, werden dann um so ausgefeilter, je weniger man aufhören kann. Und Alkohol arbeitet sehr gründlich. Da ist dann bei vielen nichts mehr zu wollen. Aber vorher glaubt mans natürlich nicht, tja, Pech.
Ausserdem verstärkt Alkohol in sehr vielen Fällen Depressionen. Erst scheint er zu helfen, sie zu lindern, und dann wirds davon noch schlimmer. Auch das eigentlich ein Grund es besser zu lassen.
Wenn Du es unbedingt probieren willst, dann überleg Dir gründlich, was Du vom Genusstrinken überhaupt hättest. Wie groß wäre der Spaß, wenn Du Dich permanent kontrollieren müsstest? Würdest Du ein gesetztes Limit überhaupt einhalten? Und wie lange würde es dauern, bis dich das langweilen würde?
Oder anders gesagt: was würden Dir 2 oder 3 Bier oder Gläser Wein bringen? Alles was drüber rausgeht ist kein Genusstrinken mehr. Und bist Du da in dem Zustand, wegen dem Du trinken willst? Bei mir gings im Grund immer ums besoffen sein. Ich konnte mich über lange Phesen immer wieder kontrollieren, aber dann habe ich halt wieder zugeschlagen. Und auch das wurde immer schlimmer.
Und warum glaubst Du, dass Du nach 2 oder 3 Drinks mehr Selbstkontrolle haben könntest, wenn der Durst kommt, als nach gar keinem? Alkohol enthemmt, da gehts ja dann erst richtig los. Es ist eben nicht so, dass ein paar wenige Drinks den Druck nehmen.
So richtig gut wurde es erst, nachdem ich alles hinter mir gelassen habe. Ich hab das alles in allem mehr als 25 Jahre so getrieben. Und ich begegne noch heute Leuten, wo es mich bei deren Erzählungen immer noch wundert, wie viel Glück ich hatte, dass ich da überhaupt irgendwann raus gefunden habe.
Und ich kannte natürlich noch mehr solche Leute, mindestens die Hälfte davon ist schon lange gestorben.
Denk einfach mal drüber nach, ob Du Dir mit dem Versuch des Genusstrinkens wirklich einen Gefallen tust. Bei dem Saufdruck, den Du jetzt schon hast. Man darf auch mal ein Problem auslassen.
Letztlich ist es natürlich Dein Leben, damit kannst Du rumspielen wie Du Lust hast. Aber Du kannst dann natürlich schlecht behaupten, dass Du von nichts wusstest.