Guten Morgen Ina,
Leider bin ich dort als "Erfolg versprechend" entlassen, kann mich aber in schwierigen Situationen noch mal melden.
aber forciert wurde der Gedanke bei den AAs, da hieß es, ich sei kein richtiger Alkoholker weil ich keine Abstürze etc. zu verzeichnen habe.
warum vertraust nicht einfach mal auf Dich! Lass doch mal die anderen denken was sie wollen. Ich kann mich nur wiederholen: Entscheidend ist nur was Du WILLST. Ich finde Camina hat es sehr gut auf den Punkt gebracht. Man kann diese Krankheit zuverlässig nur selbst diagnistizieren. Es gibt eben keine ganz klare Grenze, die man überschritten haben muss um ein "richtiger" Alkoholiker zu sein. Es gibt eben "nur" die vielen Anzeichen, die, wenn man sie erfüllt, dafür sprechen, dass man einer ist.
Doch das alles ist nicht entscheidend aus meiner Sicht. Du hast doch selbst erleben dürfen, was der Alkohol mit Dir gemacht hat. Du wirst gute Gründe gehabt haben, weshalb Du gesagt hast: Jetzt ist schluss. Du weißt doch selbst, warum und zu welchen Anlässen Du ihn konsumiert hast und was Dir das dann unter dem Strich gebracht hat. Und jetzt lässt Du Dich verunsichern, weil "Erfolg versprechend" entlassen wurdest (darüber könntest Du Dich alternativ auch freuen) oder weil die AA (was ich ehrlich gesagt nicht richtig nachvollziehen kann) meinen, Du wärst keine richtige Alkoholikerin. DU weißt doch, dass Du ein großes Problem mit Alkohol hast. Sonst würdest Du diesen ganzen Aufwand doch gar nicht erst betreiben, oder? Vertraue doch mal auf Dich.
Die Sucht ist es, die Dir diese Gedanken einflüstert. Da gibt es ja auch andere Beispiele. Der Alkoholiker, der zum Arzt geht um seine Werte checken zu lassen um dann ein super Ergebnis zu bekommen. Alles im grünen Bereich, das kommt trotz Sucht oder Missbrauch nicht so selten vor. Und was macht dann das Suchthirn daraus? Alles bestens, dann kann ich ja kein Alki sein. Genau das passiert in Deinen Gedanken gerade.
Ich wiederhole mich, aber beschäftige Dich doch lieber mal damit, warum Du so nach einen Gläschen Wein gierst. Ein Glas, einmal die Woche, von mir aus zweimal die Woche. Was ist daran besser als ohne Alkohol zu leben? Und Du weißt doch auch, dass Du, wenn Du Dir die Menge gibst, die Du eigentlich brauchst um Wirkung zu spüren, sofort wieder da hinkommst, wo Du vor Deinem Ausstieg warst. Also gib dem Alkohol doch nicht diesem Raum in Deinem Leben. Er ist doch im Grunde zu nichts zu gebrauchen, außer vielleicht zum Konservieren von Medikamenten, zum Reinigen, etc. Aber doch nicht zum Trinken.
Versuche die positiven Assoziazionen die Du im Kopf hast, das Positive das Dir der Alkohol gegeben hat, genau zu analysieren. Und überlege Dir dann, was nötig ist, diese Gefühle ohne Alkohol zu erreichen. Ich habe es so gemacht und es ist mir wirklich in allen Punkten gelungen. Ein wichtiger Punkt bei mir war z. B. "das mit mir und meinen Gedanken allein sein können". Einen Sonnenuntergang am Meer beispielsweise, oder auch gute Musik entspannt am Abend, ohne Alkohol genießen zu können. Aber mit dem gleichen Gefühl und ohne etwas zu vermissen. Da brauchts schon ein wenig Beschäftigung mit sich selbst. Aber ich habe hier die Erfahrung gemacht, dass das unheimlich erfüllend sein kann. Anfangs musste ich es regelrecht "trainieren", aber das kann man auch lernen.
Ich wei8 nicht genau, wie ich Dir das jetzt beschreiben könnte. Ich hoffe einfach mal, dass Du verstehtst was ich meine.
Eben nicht darüber nachdenken, ob Du Alkoholikerin bist oder nicht, ob Du vielleicht nicht doch ein Glas trinken könntest oder nicht, sondern Dir grundsätzlich darüber klar werden, dass kein (geistig) gesunder, kein ausgeglichener und mit sich selbst im reinen befindlicher Mensch Alkohol braucht. Auch nicht in geringsten Mengen. Ein Nichtsüchtiger KANN zwar ab und an mal was trinken, er bräuchte es aber nicht und er giert auch nicht danach. Ein Süchtiger trockener läuft allerhöchte Gefahr rückfällig zu werden wenn er es tut aber erreicht er den o. g. Zustand, dann hat er gar kein Verlangen mehr danach.
Ok, das ist das was ich Dir noch schreiben wollte.
Alles Gute weiterhin und verabschiede Dich mal davon, dass Du unbedingt einen Rückfall bauen musst um eine richtige Alkoholiker zu sein. Man kann auch wunderbar ein Alkoholiker sein ohne Rückfall und Absturz.
LG
gerchla